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beiden Zimmer, die er im Hause des Kaid Djedid inne hatte. Der ganze Ort ist auf, ihn zu begleiten, auch der Kaid, und ehe er den Ort verliess, betete er in mehreren der kleinen Tempel seiner Vorfahren, namentlich in dem Sidi Scheich's, und sprengte dann mit seinen Gumm (unregelmässige Reiterei) zwei Mal vor dem Grabmal dieses Marabuts vorbei, im Laufen die Flinten abfeuernd.

Mittlerweile ist die Karawane für Gurara aufgebrochen und ich werde nun wohl die grosse abwarten, die alljährlich vom Tell nach Gurara sich begiebt, um gegen Korn, Wolle u. s. w. Datteln einzutauschen.

Den 16. Oktober. Heute Morgen um 5 Uhr stand das Thermometer unter 9° R. Des Morgens ist es jetzt meistens kühl, bei Tage aber herrscht noch bedeutende Hitze, welche durch den fast immer wehenden Samum erhöht wird. Auch die Abende sind kühl, doch noch zu warm, um Feuer im Kamin zu gestatten. Die frostigen Wüstenbewohner unterlassen es aber nicht, jeden Abend in meinem Zimmer, das eine Art von Kamin besitzt, ein Feuer anzuzünden. Da kauern sie sich denn so dicht wie möglich davor und erzählen sich unglaubliche Dinge. Das Kamin ist durch die Franzosen bis hierher eingeführt, während man in dem sonst viel luxuriöseren Fes eine solche Einrichtung vergebens suchen würde.

Meine Bücher bringen mich in den Ruf eines grossen Gelehrten oder Thaleb und alle Augenblicke kommt Jemand, um ein Amulet geschrieben zu haben oder über sein künftiges Loos Etwas zu erfahren u. s. w. Auch einige medizinische Praxis habe ich, doch will ich meine Medikamente hier nicht verbrauchen, da sie mir später bessere Dienste leisten können. Die Aufregung, die mein Hiersein unter der Bevölkerung hervorgerufen hat, fängt an sich zu legen. Man gewöhnt sich daran, mich als einen Muselmann zu betrachten, während man Anfangs daran zweifelte. Die Leute bringen mir Früchte, Melonen, Pastinaken und andere, gewissermaassen zur Belohnung dafür, dass ich zum Islam übergetreten sei. Wie sie mich zerreissen würden, wüssten sie den Grund meiner Reise!

Den 18. Oktober. Bis zum 11. November werde ich wohl hier bleiben oder vielleicht noch einige Tage länger, da man um diese Zeit die Karawane für Gurara aus dem Tell hier erwartet.

Bei dem Kaid Djedid - ben-Naimi, in dessen Haus ich jetzt logire und der, obgleich nicht viel älter als Sidi Sliman, dessen Grossonkel ist, habe ich schon ein Mal eine Nacht zugebracht, als ich von Marokko zurückkam. Damals lebte er in seinem grossen Zeltlager, wo auch jetzt seine Heerden sich befinden, während er mit seiner Familie den Winter in seinem Hause zubringt. Der älteste Sohn, der 20 Jahre alt sein mag, ist bereits verheirathet und Vater eines Töchterchens. Zwischen ihm und seinem

Neffen Sidi Sliman-ben-Hamsa gab es neulich eine hübsche Scene. Er hatte diesen nämlich auf seiner Tour nach Schellala begleitet und auf dem Rückweg in irgend einem Duar einen Esel gestohlen oder erpresst. Am anderen Morgen, als wir gerade beim Kaffee sassen, fanden sich die Eigenthümer klagend ein und der Baschagha Sidi Sliman-ben-Hamsa, sein Neffe, befahl ihm, den Esel herauszugeben oder zu schwören, dass er ihn bezahlt habe. Da schwur er denn bei dem Haupte Abd-el-Kader-ben-Mohammed's, eines ihrer Vorfahren, dass er dem Eigenthümer 35 Francs gegeben habe; bald darauf aber überwies ihn sein Neffe, dass er falsch geschworen, und liess den Esel zurückgeben. Dabei blieben sie aber ganz gute Freunde, denn ein falscher Eid ist bei den Arabern so wenig, als wenn bei uns Jemand unterlässt, seinem Freunde guten Tag zu bieten. Im Hause selbst scheint eine unordentliche Wirthschaft zu herrschen, denn bald erhalte ich mein Frühstück ganz früh Morgens, bald, wie heute, um 4 Uhr Nachmittags. Die Kost ist mager, heisses auf Stein gebackenes Brod, el-schabs genannt, und Morgens und Abends Kuskus. So lange der Baschagha hier war, gab es Kaffee und Fleisch, seitdem hat diess aber aufgehört. Den 19. Oktober. Heute hat mir der Kommandant von Geryville wieder sehr freundlich und verbindlich geschrieben und mir sämmtliche Gegenstände, die mir noch fehlten, auf meinen blossen Wunsch hierher geschickt, wie einen recht warmen Burnus, ein Kilogramm Kaffee, Zucker, einige Kleidungsstücke, Tabak, Medikamente u. s. w. Er schreibt mir nicht einmal, wie viel es kostet. Ich möchte ihn gern persönlich kennen lernen, aber obwohl ich Zeit genug hätte, nach dem nur 2 Tagereisen nördlich von hier gelegenen Geryville zu reiten, so verbietet meine Lage mir zurückzukehren. Der Kommandant schickte mir auch einen warmen Empfehlungsbrief für den Kaid Djedid und nun steht Alles im Hause zu meinen Diensten. Ich schwelge bei einer Tasse Kaffee und einer Cigarette, Dingen, die ich schon bis St.-Louis aufgegeben hatte 1).

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,,Hätte sich Herr Rohlfs an einen der jüdischen Bewohner Agadir's mit seiner Frage um Auskunft gewandt, so würde ihm diese wohl geworden sein, da jener alttestamentliche Bibelspruch wahrscheinlich von einem Holländisch-Spanischen Juden herrührt. Auch die Juden in Marokko sind nämlich von Spanischer Abkunft und standen im 17. und 18. Jahrhundert mit ihren Glaubensgenossen in Holland in vielfacher socialer und geschäftlicher Verbindung. Namentlich gab es vor 150 Jahren viele jüdische Konsuln Hollands in der Berberei. In Tarudant besitzen die Juden Spanischer Abkunft ebenfalls eine alte Synagoge und Schule."

Produktion und Handel von Chorassan').

Obgleich vor etwa 25 Jahren die westlichen Distrikte Simnan, Damghan und Schahrud-Bastam von Chorassan abgetrennt worden sind, bildet letzteres doch noch die grösste Provinz Persiens, seine Bewohnerzahl kann man auf etwa 1.500.000 anschlagen, und zugleich könnte sie zur produktivsten gemacht werden, wenn sie es nicht schon ist. Die prächtige Strasse von Mesched nach Teheran, die nur in ihrem nördlichsten Theile zwischen Schahrud und Mesinan von den Turkomanen beunruhigt wird, erleichtert den Transport ausserordentlich und die unsichere Strecke könnte durch Errichtung einiger mit Reiterei besetzter Dörfer leicht geschützt werden.

Mesched ist der grosse Markt für Europäische Waaren, welche von da nach Afghanistan, dem Turkomanen - Land und Buchara gehen; sie geben 35 in Münze oder Waare ab. Baumwollenstoffe werden in Mesched sehr schön gedruckt, auch ist daselbst eine gute Shawl-Fabrik, welche 11 pence Steuern per Stück bezahlt. Der Boden der Umgegend ist ausserordentlich fruchtbar, er trägt gutes Getreide und ausgezeichnetes Obst. Wein von bester Qualität könnte bereitet werden, da die Trauben an diesem Orte sich ganz besonders hierzu eignen.

Bis vor 200 Jahren war Nischapur die Hauptstadt von Chorassan und Stadt wie Umgegend muss einst dicht bevölkert gewesen sein, jetzt zählt sie nur noch 10.000 Einwohner. Auch dort ist der Boden sehr fruchtbar, es wird vortreffliche Baumwolle producirt, und da es nicht an Wasser fehlt, könnte ihr Anbau sehr ausgedehnt werden.

Die Methode der Kultur, Ernte und Reinigung der Baumwolle ist in Chorassan noch möglichst schlecht und dennoch findet das Produkt einen günstigen Markt in Russland und anderen Nachbarländern. Man ist daher zu der Ansicht berechtigt, dass in Chorassan Baumwolle gezogen werden kann, die jeder ausser der Sea Island gleich steht, und der Boden ist auf grosse, jetzt wüste Strecken so gut geeignet für diese Kultur, dass die gegenwärtig 31 Millionen Pfund betragende Menge der zu exportirenden Baumwolle leicht bis zu jedem beliebigen Betrage gesteigert werden könnte. Am besten ist die zu Nischapur und Kain gezogene, am geringsten die von Sebsewar. Der gewöhnliche Preis gereinigter Baumwolle in Chorassan ist 11⁄2 pence per Pfund, die Abgaben betragen pence per Pfund, der

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Transport von Nischapur zum Aschuradeh-Hafen am Kaspischen Meer etwa 1 penny per Pfund, so dass der Artikel an dem Platze, von dem er zu Wasser bis nach England gebracht werden kann, 2 pence per Pfund kostet. Das grösste Hinderniss für einen vermehrten Transport liegt darin, dass es in der Gegend von Nischapur und Sebsewar nur eine beschränkte Anzahl von Kameelen und Maulthieren giebt, welche die Baumwollenballen nach dem Kaspischen Meere tragen müssen; würden aber die Lastthiere bedeutend vermehrt, so müsste man eine viel grössere Menge Getreide zur Fütterung bauen. Das Zweckmässigste wäre daher, eine Schienenbahn nach Amerikanischem System von Gez am Kaspischen Meere bis Sebsewar anzulegen, die mit Pferden betrieben werden könnte und nicht mehr als 240.000 Pfd. Sterling kosten würde.

Ausser Baumwolle sind die Hauptexport - Artikel Chorassans Wolle, Häute, Metalle, Edelsteine, andere Mineralien und getrocknete Früchte.

Die Wolle aus Chorassan steht auf den Indischen Märkten höher im Preis als die von Indien oder Sindh, sie verkauft sich in Mesched gewöhnlich zu 3 pence das Pfund und zahlt wie die Baumwolle 4 penny per Pfund Steuer. Bedeutende Quantitäten könnte man aus dem TurkomanenLande beziehen, seit 12 Jahren ist jedoch der Weg nach Merw den Persischen Händlern verschlossen.

Unter den Häuten sind die wichtigsten die berühmten Lammfelle von Buchara, welche seit einigen Jahren über Herat nach Mesched eingeführt werden, weil der Weg nach Merw verschlossen ist. Diese Lammfelle zahlen zu Mesched 4 shilling 7 pence Steuer auf jedes Packet von 10 Stück. Sie finden leicht Absatz in Persien, da sie zu den nationalen Hüten und zur Einfassung der Winterkleider gebraucht werden, und verkaufen sich zu 5 bis 15 shilling per Stück. Die theuersten sind die ,,karpak" genannten, von denen 10 Stück 7 Pfd. St. kosten und die von vorzeitig geborenen Lämmern herkommen. Wie man sagt, werden die Mutterschafe einen Monat vor der Zeit der Geburt in kalter Nacht etwa 1 Stunde weit getrieben und dann plötzlich in einen sehr warmen Stall gebracht, wobei der Temperaturwechsel die Frühgeburt veranlasst. Ein Hut aus solchen Häuten kostet fast 10 Pfd. Sterl., da nur ausgesuchte Theile der besten Häute dazu verwendet werden. Gewöhnliche Sorten sind die „abguli" und die „jan-i-farih", wovon die ersteren wieder in eine geringere, mittlere und bessere Klasse eingetheilt werden. Die Qualität der Häute wechselt mit den Jahren, besonders gut gerathen sie, wenn der Winter in Buchara

ungewöhnlich kalt ist. Ausser Lammfellen werden auch Pelzmäntel aus Kabul nach Mesched gebracht und zahlen dort 2 sh. 4 p. Steuer. Wenn die Strasse von Herat her offen ist, werden etwa 50.000 Fuchs- und 2- bis 4000 Marder-Felle jährlich von Chorassan nach Westen ausgeführt. Die ersteren kosten in Mesched 1 bis 2 sh. das Stück, die letzteren 4 bis 6 sh. In Russland verkauften sich dieses Jahr die Fuchsfelle aus Chorassan zu 4 sh., die Marderfelle eben daher zu 12 sh. das Stück.

Chorassan ist reich an Blei, Eisen, Kupfer, Antimon, Kohlen, Marmor, Alabaster, Schwefel und Steinsalz. Auch Silber kommt vor und etwa 20 Engl. Meilen westlich von Mesched ist es seit den letzten 12 Jahren bergmännisch gewonnen worden. Goldkörner finden sich in einigen Flüssen. Von allen Bergwerken liegen die auf Kupfer für den Handel am bequemsten, einige sind dicht an der grossen Strasse zwischen Teheran und Mesched. Gegenwärtig bearbeitet ein intelligenter Kaufmann in Schahrud Kupferminen bei Zaidah, wenige Meilen von Meiamei, der ersten Station östlich von Schahrud. Das Erz ist dort sehr rein. Er zahlt den Bergleuten 5 pence täglich und verkauft das Kupfer 7 Pfund zu 8 sh. 3 p., so dass er an jedem Pfund 1 sh. reinen Gewinn hat. Hier wie in allen anderen Metallminen Persiens wird der Gewinn durch den Mangel an gut gebauten Öfen bedeutend geschmälert.

Kohlenminen giebt es ohne Zweifel in der ganzen 800 Engl. Meilen langen Bergreihe von Rescht bis Mesched. Die für den Bedarf des Arsenals zu Mesched bearbeitete liegt ungefähr 24 Engl. Meilen von dieser Stadt. Ausgezeichneter Salpeter kommt überall in Chorassan an der Oberfläche in Menge vor. Der in der Pulverfabrik zu Mesched verwendete kommt von Tahat Chan, etwa 28 Engl. Meilen nördlich von der Stadt. Er wird zwei Mal an Ort und Stelle gereinigt und verkauft sich dann auf dem Markt zu Mesched zu 10 sh. der Centner. Für die Pulver-Fabrikation ist er jedoch noch nicht rein genug, dazu muss er noch drei bis vier Mal gereinigt werden und giebt dann ungefähr 65 Prozent reinen Salpeter. Die in der Fabrik gebrauchte Holzkohle wird aus der Weissen Weide gebrannt.

Schwefel findet sich in Menge in allen Bergen bei Mesched und innerhalb 5 Engl. Meilen von der Stadt. Ungereinigt kostet er 1 penny per Pfund, beim Reinigen giebt er nur 30 Prozent Schwefel. Das in Mesched fabricirte Pulver steht dem besten Englischen gleich oder übertrifft es noch. Die Fabrik liefert jetzt 700 Pfund in 36 Stunden, soll aber nächstes Jahr bedeutend erweitert werden, so dass sie drei Mal so viel liefern kann.

Bei Schandiz, 20 Engl. Meilen von Mesched, hat man begonnen, einen Steinbruch von gelblich-weissem Marmor auszubeuten, und der Prinz-Gouverneur wird 100 Kameel

ladungen davon nach Teheran schicken, um ihn bei seinem neu zu bauenden Hause zu verwenden. Er gleicht dem bei Jezd gewonnenen.

Eine ausgezeichnete Bleigrube, deren Erz 60 Prozent reines Metall enthält, findet sich 16 Engl. Meilen von Ahuwan zwischen Simnan und Damghan.

Die hauptsächlichsten in Chorassan vorkommenden Edelsteine sind Karfunkeln und Türkisen, mit beiden wird lebhafter Handel getrieben. Der Pächter sämmtlicher Edelsteingruben Chorassans zahlte voriges Jahr gegen 7000 Pfd. St. Pacht und musste ausserdem Geschenke an einflussreiche Personen im Werth von 3000 Pfd. St. machen und doch hat er noch bedeutenden Profit. Aus den Türkis-Gruben allein wurden für fast 20.000 Pfd. Sterl. Steine gewonnen, wenn auch nicht alle verkauft. Gegenwärtig ist ihre Bearbeitung theilweis sistirt, weil sich die Gruben mit Wasser gefüllt haben. Der Schah besitzt einen kegelförmigen Türkis von ungefähr 1 Zoll Durchmesser, dessen Werth auf mehr als 20.000 Pfd. Sterl. veranschlagt wird, doch sind Türkisen selbst nur von 500 Pfd. Sterl. Werth schon sehr selten. Der Stein ist sehr geschätzt, besonders wenn sich die Farbe dem Indigo nähert, wogegen hellere Schattirungen nicht in Ansehen stehen. Ein gewinnreicher Handel liesse sich mit Saphiren und Smaragden treiben. Diese Steine kauft man in Chorassan zu einem Preis, der volle 50 Prozent Gewinn in Europa erlaubt. Sehr hoch geschätzt sind in Persien die „,lal" genannten Topase von dunkel-rosenrother Farbe und stehen so im Preise, dass der Europäische Importeur 200 Prozent gewinnen würde.

Getrocknete Früchte kann man aus Chorassan in jeder beliebigen Menge beziehen. Der Zoll beträgt nur 1 sh. 4 p. für die Kameelladung. Hauptsorten sind Feigen, Pflaumen, Rosinen, Aprikosen, Jujuben und Mandeln, alle ausserordentlich billig. So kann man vortreffliche Rosinen in Turschis für weniger als 1 penny das Pfund haben. Grosse Massen werden nach Russland exportirt. Die AskariyaTraube eignet sich vorzüglich zur Champagner-Fabrikation.

Der Tabak ist in Chorassan von geringer Qualität, wahrscheinlich wegen der Art seines Anbaues. Tebes allein producirt einen besseren, wegen seines Parfums sehr beliebten Tabak, der mit dem Schiras gemischt wird, um das Aroma zu erhöhen.

Der Weizen von Chorassan ist gut und 700 Pfd. werden in Mesched mit 13 sh. bezahlt. Gerste kostet 8 sh die gleiche Quantität. Aus Mangel an Nachfrage wird kein Getreide ausgeführt, ausser in Chorassan selbst könnte man aber aus Seistan die grössten Quantitäten beziehen, denn dort wird so viel mehr gezogen als verbraucht, dass das Getreide kaum irgend einen Preis hat. Die Strasse von Mesched nach Seistan ist 476 Engl. Meilen lang und geht über folgende Orte:

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Die Regenverhältnisse der Argentinischen Republik im Allgemeinen und der ungewöhnlich starke Regenfall in Tucuman zu Anfang des Jahres 1863 im Besonderen. Mitgetheilt von Dr. Herm. Burmeister.

Die Beobachtungen, welche ich über die Regenhöhe der verschiedenen Punkte der Argentinischen Republik, wo ich mich längere Zeit aufhielt, angestellt habe, sind im Auszuge in meinem Reisebericht und ausführlicher in einer Abhandlung niedergelegt, welche im VI. Bande der Schriften der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle erschienen ist. Seitdem nach Buenos Aires zurückgekehrt fand ich daselbst einen sehr sorgfältigen Beobachter, Herrn Manuel Eguia, mit Aufzeichnung aller meteorologischen Phänomene jedes Tages schon seit Jahren beschäftigt. Sehr bald mit diesem vortrefflichen Manne befreundet stellte derselbe mir seine Beobachtungen für ähnliche Mittheilungen zur Verfügung und daraus wie aus älteren, eben so sorgfältigen, von Theod. Mosotti leitete ich die Resultate ab, welche als ein Nachtrag zu jenem Aufsatze in den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft im VII. Bande veröffentlicht wurDie Zusammenstellung dieser Beobachtungen geschah im Januar des Jahres 1862. Seitdem hat Herr M. Eguia hier in den öffentlichen Blättern seine Resultate für das Jahr 1862 bekannt gemacht, welche noch nicht der wissenschaftlichen Welt Europa's zugegangen sein dürften; diess und der ganz ungewöhnliche Regenfall, welcher sich im Februar des laufenden Jahres (1863) über die Provinz Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1864, Heft I.

Tucuman ergossen hat, veranlassen mich zu den folgenden Bemerkungen, in denen ich einleitungsweise die bereits gewonnenen Resultate zusammenstelle.

Beginnen wir mit Buenos Aires, als der am besten bekannten Örtlichkeit, so ist das Resultat von sieben hier beobachteten Jahren mit den allgemeinen Erfahrungen auf der Erdoberfläche ziemlich genau im Einklange. A. Mühry setzt in seiner Allgemeinen Geographischen Meteorologie S. 163 die jährlich fallende mittlere Regenmenge für die Zone vom 25° bis 40° Br. zu 35 Zoll Wasserhöhe an und die Beobachtungen in Buenos Aires ergeben 34,2 Zoll. Aber freilich ist der Ausfall in den sieben verschiedenen Jahren ein sehr verschiedener, er wechselt von 16,8 Zoll bis auf 51,5 Zoll, als den beiden Extremen, die hier in dieser Zeit wahrgenommen wurden. Unter den sieben Jahren sind nur 3 mit annäherungsweise normaler Regenhöhe, nämlich 1830 zu 35,3, 1832 zu 35,9 und 1834 zu 32,5; die vier anderen Jahre zeigen sehr grosse Schwankungen, nämlich 1831 mit 16,8, 1833 mit 51,5, 1861 mit 24,2 und 1862 mit 43,6. Hierbei fällt auf, dass das regenreichste Jahr 1833 keineswegs auf das regenärmste 1831 folgt, sondern erst ein normales Jahr zwischen beiden liegt, was die Nachtheile einer grossen Dürre, wie sie hier

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von Zeit zu Zeit sich einstellt, für den Landbau und die Viehzucht erhöht. Freilich scheint diess nach den Erfahrungen von 1861 und 1862 nicht immer der Fall zu sein, aber das laufende Jahr 1863 ist wieder ein trocknes, obgleich die Regenhöhe etwas grösser ausfallen wird als die. vom Jahre 1831, aber wohl schwerlich grösser als die von 1861. Dieselben Erfahrungen sind in allen östlichen Provinzen der Argentinischen Konföderation gemacht worden; dürre Jahre wechseln weit öfter mit normalen als mit übernassen und es ist überhaupt ein recht nasses Jahr nur ein sehr ausnahmsweises Vorkommen.

In Bezug auf die Vertheilung des Regens über die verschiedenen Jahreszeiten gilt als Regel, dass der Frühling die regenreichste Jahreszeit ist, der Winter die regenärmste und dass Sommer und Herbst einander ziemlich nahe kommen, in der Regel aber im Sommer noch etwas mehr Regen fällt als im Herbst. Als Mittelzahlen der sieben Jahre ergeben sich nachstehende Resultate:

1830.

1831.

1832.

1833.

Frühling

Sommer Herbst. Winter.

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1834. 1861. 1862. Mittel. 16,63 2,98 15,19 13,16 14,03 9,4 12,3 12,0 8,55 4,40 2,42 8,82 8,32 6,5 11,5 7,0 5,46 7,73 8,26 20,75 7,12 4,5 10,9 9,2 4,72 1,77 10,06 8,80 2,98 3,8 8,9 5,9 35,36 16,88 35,93 | 51,53 | 32,45 24,2 43,6 34,1 In dieser Aufzählung erscheint zwar das Mittel des Herbstes höher als das des Sommers, aber nur weil der ungemein nasse Herbst des Jahres 1833 ein solches Übergewicht hervorbringt, von den übrigen sechs Jahren haben vier einen regenreicheren Sommer als Herbst und darum darf man wohl diess Verhältniss als das normale ansehen, zumal wenn man bedenkt, dass in dem Falle die Abnahme der Regenmenge vom Frühlinge bis zum Winter eine ziemlich regelmässig fortlaufende ist, was sich auch nach der Beobachtung normaler Jahre als Mehrzahl und Norm ergiebt; darum habe ich mich für diese Auffassung entscheiden müssen. Für die einzelnen Monate lässt sich übrigens durchaus kein sicheres Resultat aus den vorliegenden Beobachtungen ableiten, indem bald der September, bald der Oktober der regenreichste Monat ist, mitunter aber auch der November. Der Januar ist gewöhnlich regenärmer als November und Februar und der regenärmste Monat in den meisten Fällen der Juli, in anderen der August oder gar der Mai (1861), selbst der April (1832). Die grösste Regenmenge während eines Monats beträgt 10,3 für den September 1830, die geringste 0,09 für den Februar 1831, ein in jeder Hinsicht abnormes Verhältniss, weil übrigens der Februar nicht regenarm zu sein pflegt. Die trockensten Herbst- und Wintermonate (August 1831 und April 1832) haben noch 0,2 Regenhöhe. Ein Monat ganz ohne allen Regenfall ist endlich in den sieben Jahren nicht vorgekommen.

Mit den für Buenos Aires maassgebenden Verhältnissen stimmen die Resultate meiner Beobachtungen in Paraná, der damaligen Hauptstadt der Konföderation, ziemlich gut überein; ich fand während des Jahres 1858 bis 1859 eine auf 33 Zoll Wasserhöhe geschätzte Regenmenge, welche sich über 53 Regentage vertheilte. Von diesen 53 Tagen fielen 23 auf den Frühling, 17 auf den Sommer, 8 auf den Herbst und 5 auf den Winter. Nehmen wir an, dass die Regengüsse im ganzen Jahre ziemlich gleichmässige gewesen wären, was der Wahrheit nahe kommt, so beträgt die Regenhöhe des Frühlings 12,5 Zoll, die des Sommers. 9 Zoll, des Herbstes 7,5 und die des Winters 4 Zoll, was ziemlich genau mit den Mittelwerthen, die wir für Buenos Aires aufgestellt haben, übereinstimmt. Wir können uns, glaube ich, mit diesem Ergebniss einstweilen, in Ermangelung umfassender Beobachtungen, zufrieden geben und danach annehmen, dass die atmosphärischen Niederschläge in Entrerios noch eben so fallen wie bei Buenos Aires, was dann weiter zu dem Schlusse einer allgemeinen Übereinstimmung der östlichen Seite des ganzen extratropischen Paraná - Beckens einigermaassen berechtigt. Auch ist es hier im Lande sehr wohl bekannt, dass die jährlichen Regengüsse in Corientes, in Santa Fé und der Provinz Cordova bis an die Sierra nicht zahlreicher oder heftiger sind als etwa bei Buenos Aires oder Paraná; im Gegentheil, man schreibt allgemein den letztgenannten Örtlichkeiten zahlreichere und stärkere Regengüsse zu als den zuvor erwähnten.

Anders stellen sich die Verhältnisse, wenn man weiter nach Norden und Westen in das auf dieselbe Weise sanft ansteigende Argentinische Tiefland hinaufgeht; dort begegnen wir völlig verschiedenen und zum Theil ganz eigenthümlichen Erscheinungen.

Zuvörderst habe ich eine gute Beobachtungsfolge aus dem Jahre 1857 bis 1858 für Mendoza, wo ich mich damals 13 Monate lang aufhielt. Es gab während des ganzen Jahres nur 39 Regentage, deren gesammte Regenhöhe ich auf 8 Zoll Wasserstand anschlagen konnte. Von den 39 Regentagen fielen 14 auf den Frühling, 18 auf den Sommer, 7 auf den Herbst, aber keiner in den Winter; diese Jahreszeit war ohne alle Regen, nur einige Male stellten sich starke Nebel ein, die einen sichtbaren Feuchtigkeits-Niederschlag bewirkten, aber zur tropfbaren Kondensation kam es nicht. Indessen ist das dort nicht ganz allgemeine Regel; ein anderer Beobachter, welcher mir seine Ergebnisse mittheilte, fand zwar nur 37 Regentage, aber davon fielen 5 auf den Winter, 4 in den Herbst, 20 auf den Sommer und 8 auf den Frühling. Hiernach scheint der Sommer die regenreichste Jahreszeit zu sein und ihm in der Regel der Frühling an Höhe des Wasserfalles

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