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nünftiges aus ihm werden dürfte, derselbe Professor, der einige Jahre später zugleich mit Vámbéry Mitglied der Ungarischen Akademie wurde und ihn als Kollegen zu begrüssen hatte. Vámbéry versuchte nun bei Ungarischen Kavalieren Unterstützung zu erlangen, wurde aber nicht einmal von jenen Herren vorgelassen, die ihn später so patriotisch fêtirten, nachdem er ohne ihre Unterstützung eine Berühmtheit geworden war. Einzig Baron Josef Eötvös bot dem Unbekannten geringe, aber herzlich gemeinte Beihülfe. So ging er denn 1854 zu Fuss nach Posega in Slavonien, Wo er eine Weile in einem Bureau diente. Dann aber machte er sich muthig nach Konstantinopel auf. Dort im grössten Elende, trat er absichtlich förmlich zum Islam über, um in die Schulen des islamitischen Klerus zu gelangen und Sprache, Religion und Sitten gründlich zu lernen. Er machte sich gegen 20 orientalische Sprachen zu eigen, so dass er zuletzt sogar die Aufmerksamkeit der Türken erregte, indem er besonders das Türkische wie ein Eingeborner schrieb. So gelangte er von Stufe zu Stufe, von Dienst zu Dienst bis zu Fuad-Pascha, dessen Sekretär er wurde, und zwar mit bedeutendem Gehalt. Er bekam alle Staatsschriften zu lesen und zu beantworten, hatte zu allen Archiven Zutritt und benutzte diese noch nicht dagewesene Gelegenheit wucherisch. Vámbéry kopirte Hunderte der wichtigsten historischen Dokumente, machte die Ungarische Akademie auf das Vorhandensein der Reste der berühmten Bibliothek des Königs Matthias Corvin aufmerksam, in Folge dessen die Akademie die Herren Ipolyi, Kubinyi und Dr. Hensselmann als Kommission nach Stambul schickte, und war bei vielen anderen Forschungen dem K. K. Legations-Rath Baron Schlechta und dem Dr. Mordtmann behülflich. Nicht minder korrespondirte er viel für Ungarische, Österreichische und Deutsche Journale. Daneben publicirte er: „Abuska, Csagatajtörök szógyüjtemény" (Abuschka, Tschagatai Türkische Wörtersammlung, aus Türkischer Handschrift), Pest, Emich, 1862 (107 Seiten), ferner eine Türkische Übersetzung von Vörösmarty's Ungarischer Nationalhymne und ein Türkisch - Deutsches Wörterbuch, Konstantinopel 1858 (800 Seiten). Seit 1860 war er Mitarbeiter an Paul Hunfalvi's Ungarisch-philologischer Revue und daraus sind im Separat - Abdruck erschienen: „Hatszáz török példabeszédek" (Sechshundert Türkische Sprichwörter, Türkisch und Ungarisch), Pest, Emich, 1862 (60 Seiten), und,,Egy csagatajtörök - magyar mese" (Eine Tschagataitürkisch Ungarische Sage), Pest, Emich, 1861 (10 Seiten). Im Jahre 1860 ernannte ihn die Akademie zum Mitgliede und gab im folgenden Jahre 1000 Gulden Banknoten Beitrag zu einer Reise nach Samarkand, zu der sich Vámbéry erhot. Er verschwand also eines Tages aus Konstantinopel und verlor sich unter den Bettel

mönchen. Vollkommen den frommen Muselmann spielend, schloss er sich im März 1863 in Teheran der Gesellschaft armer Pilgrime an, die von Mekka kommend nach der Tartarei zurückkehrten, und führte auf diese Weise die Reise durch das Turkomanen-Land, Chiwa, Buchara, Samarkand und andere, zum Theil seit Marco Polo nicht wieder von Europäern betretene Gegenden Central-Asiens aus, über die er kurz nach seiner Rückkehr im Juni 1864 in der Geographischen Gesellschaft zu London berichtet hat. Seine Erzählungen haben ungewöhnliches Aufsehen erregt und sind durch die Zeitungen allgemein bekannt geworden (s. auch,,Geogr. Mitth." 1864, Heft VIII, S. 313), auch werden binnen Kurzem bei Murray in London die,,Travels and Adventures of Arminius Vámbéry" im Druck erscheinen 1).

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1) Ohne den Verdiensten Vámbery's, über die sein bei Murray erscheinendes Buch entscheiden wird, zu nahe treten zu wollen, müssen wir doch bemerken, dass die meisten der von ihm bereisten Landschaften, namentlich auch Chiwa und Buchara, in älterer und neuerer Zeit ziemlich häufig von Reisenden besucht worden und daher verhältnissmässig gut bekannt sind. Selbst in Samarkand ist er keineswegs der erste Europäer seit dem 15. Jahrhundert gewesen, wie wir (Heft VIII, S. 313, dieses Jahrgangs) einem Sir Henry Rawlinson und anderen Koryphäen der Londoner Geogr. Gesellschaft in einem schwachen Augenblicke nachgebetet haben, sondern im Jahre 1620 kam der Russische Gesandte Iwan Danilow Chochlow ebenfalls nach Samarkand, um 1780 berührte der in Bucharische Gefangenschaft gerathene Russische Unteroffizier Jefremow wahrscheinlich die berühmte Stadt, allerdings ohne Nutzen für die Wissenschaft, und 1841 hielt sich die Russische wissenschaftliche Expedition, aus dem Bergingenieur-Oberst Butenjew, dem Stabskapitän Bogoslowskji, dem bekannten Geographen N. Chanykow und dem Naturforscher Alexander Lehmann bestehend, vom 1. bis 4. September und vom 18. September bis 15. Oktober in Samarkand auf, indem sie in der Zwischenzeit sogar die Gebirgsgegend östlich davon bereisten. Chanykow gab bald nach seiner Rückkehr eine Beschreibung des Chanats Buchara in Russischer Sprache heraus (St. Petersburg 1843), woraus W. Mahlmann einige die klimatischen und Vegetations-Verhältnisse betreffende Abschnitte Deutsch wiedergegeben hat (Monatsberichte der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, N. F. 2. Bd. SS. 132-140); Butenjew und Bogoslowskji theilten ihre geologischen, bergmännischen und meteorologischen Beobachtungen in dem Russischen Gorny-Journal (1842, Nr. 10 und 11) mit und Erman hat in seinem Archiv (1842, SS. 683-709) Auszüge veröffentlicht; den Lehmann'schen Nachlass endlich ordnete und publicirte G. v. Helmersen im 17. Bd. der,,Beiträge des Russischen Reichs" (mit Karte und einem zoologischen Anhang, bearbeitet von J. F. Brandt) und speziell die botanische Ausbeute Bunge in den ,,Mémoires des savants étrangers de l'Académie de St.-Pétersbourg" (1852), auch sind die Resultate noch weiter bekannt geworden durch die Auszüge, welche A. Grisebach's ,,Bericht über die Leistungen in der geographischen und systematischen Botanik während des Jahres 1852" und daraus die ,,Geogr. Mittheil." (1855, SS. 163-167) gebracht haben. A. P.

wagte nie zu schreiben. Auch sogar seine reichen Notizen machte er nur verstohlen, gelegentlich gewisser Bedürfnisse, da solchen Falles sich nie ein Orientale der Person naht, welche er mit über den Kopf gezogenem Mantel sitzen sieht. Er entwarf seine Notizen mit Bleistift, Mongolisch geschrieben, nahm sogar ganze Karten und Situations-Pläne auf, welche Papiere er zugleich sorgsam in seinen Mantel einzunähen hatte, der dadurch zuletzt so schwer wurde, dass er bei jedem Schritt fürchtete, sich zu verrathen. Auf dem Rückwege sprach er auch beim Schah von Persien vor, gab sich zu erkennen, ward sehr human aufgenommen

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Die Manna der Israeliten,

Geographische Notizen.

Es ist in neuester Zeit, namentlich durch Sir Rod. Murchison, die Vermuthung ausgesprochen worden, die Essbare Flechte (Parmelia esculenta, Sprengel) möchte die Manna gewesen sein, von der sich die Israeliten beim Auszug aus Ägypten 40 Jahre lang fast ausschliesslich genährt haben sollen. Wenn nun auch diese Flechte, die zuerst Pallas unter dem Namen Lichen esculentus beschrieben, in NordAfrika einschliesslich der Sahara, in Persien und an den Ufern des Schwarzen Meeres sehr gewöhnlich ist, hie und da selbst als Nahrungsmittel benutzt wird und ihr Niederfallen in grosser Menge öfters beobachtet worden ist, so unter Anderem von Eversmann in den Kirgisen-Steppen, 1829 bei Urumiah, 1846 bei Jenischehr, 1864 bei Charput nordwestlich von Diarbekir, so bleibt doch die frühere und allgemeinere Ansicht, dass Tamarix Gallica var. mannifera mit Hülfe des Insektes Coccus manniparus, Ehrbg., die Manna der Israeliten lieferte, die wahrscheinlichere. Wie Berthold Seemann im „Reader" (13. August 1864) und W. Houghton ebendaselbst (20. August 1864) bestätigt, passt das Exsudat von Tamarix Gallica von allen Manna-Arten bei weitem am besten auf die Beschreibung im Exodus, manche daselbst angeführte Eigenschaften freilich wird man bei keinem irdischen Stoff finden, z. B. dass sie jeden Tag der Woche ausgenommen am Sabbat herabkam, dass sie in der Woche nach zweitägigem Aufbewahren ungeniessbar wurde, am Sabbat aber nicht.

Zustände in Abessinien.

Es ist bekannt, dass der Französische Konsul in Massaua, der um die Geographie von Nordost-Afrika hochverdiente G. Lejean nach längerem Aufenthalt in Abessinien vom Kaiser Theodor gefangen gesetzt wurde und nach seiner Freilassung der Englische Konsul Cameron ein gleiches Loos erfuhr. Auch ist durch die Zeitungen die Misshandlung des Missionär Stern und einiger seiner Kollegen zur Kenntniss gekommen. Über diese barbarischen Zustände des von der Natur so herrlich ausgestatteten Abessiniens schrieb uns kürzlich Lejean:

,,Ich werde Ihnen Nichts von meiner Odyssee erzählen, aber ich will sagen, dass die Zustände Abessiniens in

einer höchst ernsten Phase sich befinden, und ich fürchte sehr, dass durch die Indifferenz Europa's dieses bewundernswürdige Land und dieses interessante Volk auf immer verloren sind. Theodor II. verfällt aus einer Thorheit in die andere, aus einem Verbrechen ins andere. Gondar ist ohne ernstlichen Grund geplündert, ein Englischer Missionär (Stern) ausgepeitscht worden, mehrere Deutsche und Englische Missionäre schmachten in Ketten, eben so der Englische Konsul, ganze Provinzen, nicht einmal aufständische, werden mit Feuer und Schwert verwüstet und die natürliche Folge davon ist der bewaffnete Aufstand überall in Woggara, Takade, Schoa, Godjam und um Adua. Der Handel stockt gänzlich, die Karawanen kommen nicht mehr nach Massaua, seit 7 Monaten habe ich keinen einzigen Brief von meinen Freunden im Inneren von Abessinien erhalten. Es betrübt mich, einen Mann von wahrem Genie, der geboren zu sein schien, um das Abessinische Reich zu regeneriren, auf solche Weise enden zu sehen.”

Vorstudien zu Eisenbahnen im Ägyptischen Sudan.

Der Bau von Eisenbahnen am oberen Nil, von dem schon in den Zeitungen die Rede war, ist nicht leeres, prahlerisches Projekt, es sind vielmehr zu diesem Zweck schon ernstliche Vermessungen ausgeführt worden. Wie uns Herr G. Lejean schreibt, hat Hassan-Bey-Damiâty, ein Zögling der Polytechnischen Schule zu Paris und sehr tüchtiger Ingenieur, die ganze grosse Linie von Korosko über Berber, Chartum und Kassala nach Suakin aufgenommen und ausserdem noch zwei Linien, nämlich von Suakin nach Berber und von Berber längs Bruce's Route von 1772 nach Assuan. Lejean selbst half die Strecke zwischen Kassala und Togoy (auf der Route nach Suakin, 6 Stunden jenseit Fakeda-tanyan oder Fakedol Burckhardt's) mit der Messkette aufnehmen. Er hofft den Vicekönig von Ägypten zur Publikation dieser bedeutenden Arbeiten zu bestimmen, welche an die Stelle unsicherer Itinerarien regelrechte Aufnahmen setzen.

Die Tuamotu-Inseln.

In einem,,Annuaire des établissements français de l'Océanie", welches die Französische Regierung der Gesellschafts-Inseln im August 1863 zu Papeete herausgegeben hat und welches unter Anderem die vollständige Namenliste der 80 Inseln des Pomotu-Archipels enthält, wird über die offizielle Veränderung des Namens dieses dem Französischen Protektorat unterworfenen Archipels berichtet. Abgeordnete der Inseln, die zu einer von Admiral Bonard veranstalteten Versammlung nach Papeete gekommen waren, protestirten energisch gegen den Namen Pomotu (Unterworfene Inseln), den die Gruppe einst von den Taitiern als Eroberern erhalten hat. Nach dem Wunsche der Abgeordneten wird der Archipel daher offiziell Tuamotu (Entfernte Inseln) genannt.

Projekt einer Telegraphen-Linie zwischen Frankreich

und Neu-Fundland.

Das Bedürfniss einer telegraphischen Verbindung zwischen Europa und Nord-Amerika wird von Jahr zu Jahr grösser und es tauchen daher seit dem verunglückten Versuch von 1857 fort und fort neue darauf bezügliche Projekte auf. Im Juli d. J. brachte die ,,Ocean Telegraph Company", deren Vorsitzender Admiral Elliott ist, bei der Liverpooler Kaufmannschaft den Vorschlag ein, das Kabel von Brest nach Kap Finisterre (300 Engl. Mln.), Terceira, Azoren (780 E. M.), Flores und dem südlichsten Punkt der grossen Neu-Fundland-Bank (800 Engl. Meilen) zu führen. Auf dieser Bank würde dann das Kabel in verhältnissmässig seichtem Wasser 300 Engl. Meilen weit nach der Insel St. Pierre an der Küste von Neu-Fundland und von da nach Kap Breton geführt werden, wodurch es eine Gesammtlänge von 2300 Engl. Meilen erhält. Die Koncession der Französischen Regierung ist bereits eingeholt und es hat dieselbe eine namhafte Unterstützung in Aussicht gestellt. Die Kosten des Unternehmens würden nach vorläufiger Berechnung 400.000 Pfd. St. oder 2.670.000 Thaler betragen und für das Gelingen hegt die Kompagnie um so mehr Hoffnung, als ihr Mitglied W. Rowett eine wesentlich verbesserte Konstruktion des Kabels erfunden hat.

Höhenlage der Ost-Afrikanischen See'n.

Unter den Nachrichten, welche über Dr. Livingstone's Erforschung des Nyassa-See's bis jetzt veröffentlicht worden sind (s.,,Geogr. Mittheil." 1864, Heft VI, S. 233), befand sich keine Angabe für die Höhenlage dieses See's. Erst in dem Bericht über die Sitzung der Geogr. Gesellschaft zu London vom 16. Juli d. J. wird in einer Anmerkung kurz erwähnt, dass Dr. Kirk, der Begleiter Livingstone's, jene Höhe zu 1520 Engl. Fuss angebe. Wir hätten hiernach für die Ost-Afrikanischen See'n folgende Höhenzahlen: Schirwa-See . 2000 Engl. F., von Livingstone geschätzt.

Nyassa Tanganyika

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Kirk mit dem Kochthermometer gemessen. Speke mit dem Kochthermometer gemessen.

Speke 1858 am Südende mit

dem Kochtherm. gemessen.

Für den letzteren See fand Speke im J. 1862 bei den Ripon-Fällen die Höhe von 3308 Fuss ebenfalls mit dem Kochthermometer. Diese ziemlich bedeutende Differenz könnte als eine Stütze für die Ansicht gelten, dass der Ukerewe-See oder Victoria Nyanza Speke's nicht ein einziges grosses Becken ist, wie es Speke auf seiner Karte darstellt, sondern dass an seiner Stelle mehrere See'n vorhanden sind, aber Speke selbst belehrt uns im neuesten Bande des,,Journal of the R. Geogr. Society", dass seine Instrumente fehlerhaft waren und beide Höhenzahlen für den Ukerewe-See so wie die für den Tanganyika durchaus unzuverlässig sind. Die im Jahre 1862 gefundene Zahl (3308 Fuss) ist wahrscheinlich viel zu niedrig, denn mit demselben Instrument erhielt Speke für die Höhe von Gondokoro den Werth von 1298 Engl. F. oder 1218 Par. Fuss), während schon Chartum nach denjenigen Messungen, die eine sachkundige Berechnung erfahren haben, 1262 Par. Fuss über dem Meere liegt und die Höhe von Gondokoro nach den bisherigen Beobachtungen über 1900 Par. Fuss beträgt (s.,,Geogr. Mittheil." 1864, Heft II, S. 68). Die Kirk'sche Höhenangabe für den Nyassa soll grösseres Vertrauen verdienen, weil die auf der letzten Livingstone'schen Expedition benutzten Thermometer hinterdrein in Zanzibar genau mit anderen verglichen wurden.

Die Rockingham-Bai an der Küste von Queensland und die Herstellung einer Verbindung zwischen ihr und dem Inneren. Nachdem der Gouverneur von Queensland, Sir George Bowen, mit Commodore Burnett im September 1862 die Rockingham - Bai untersucht und zur Anlage eines Hafenortes geeignet gefunden hatte, begab sich Captain Richards, jetzt Hydrograph der Britischen Admiralität, im August 1863 auf der ,,Hecate" dahin, um genauere Aufnahmen zu machen. Nach seiner Ansicht 2) ist der von ihm Port Hinchinbrook genannte südlichste Theil der Bai, zwischen dem Festland und der Hinchinbrook - Insel, ein ausgezeichneter Hafen, weit vorzüglicher als die Moreton-Bai, was geschützte Lage, geeignete Tiefe und leichte Zugänglichkeit anbetrifft, auch fand er am festländischen Ufer ein vortreffliches Terrain für die Gründung einer Stadt. Darauf hin hat sich bereits eine junge Ansiedelung an jenem Punkte gebildet, mehrere grosse Grundbesitzer, wie der bekannte Erforscher des Burdekin, Dalrymple, und die Brüder Scott, welche 75 Engl. Meilen westlicher, auf dem von Leichhardt entdeckten schönen Basalt-Plateau beim ,,Valley of Lagoons" (zwischen 18 und 19° S. Br.), mehr als 25.000 Schafe und Rinder besitzen, bauten sich Wohnhäuser und Magazine am Port Hinchinbrook, ein Mr. J. Morrissey richtete ein Hôtel ein, Arbeitskräfte zogen bei und es stehen jetzt etwa 20 Häuser. Vielleicht schon in wenigen Jahren, sicher aber in späterer Zukunft wird sich dort eine grosse, rührige Stadt hinter einem Mastenwalde ausbreiten.

1) Auch Petherick soll als Mittelwerth von drei hypsometrischen Beobachtungen am 25. Februar 1863 für Gondokoro die Höhe von 1265 Engl. Fuss oder 1187 Par. F. gefunden haben, doch ist Näheres darüber nicht bekannt.

2) Nautical Magazine, März 1864, pp. 144-150.

Der Hafen ist der beste an der Ostküste von Australien, mit einziger Ausnahme von Sydney, bei 25 Engl. Meilen Länge und 2 Engl. Meilen Breite wechselt er in seiner Tiefe zwischen 4 und 12 Faden. Ringsum vollständig geschützt öffnet er sich nach dem stets ruhigen Binnenmeer, welches durch das Grosse Barrière-Riff vom Ocean abgetrennt und von Capt. Richards und Anderen der sogenannten äusseren Passage (östlich vom Barrière-Riff) nach der Torres - Strasse weit vorgezogen wird. Durch seine nördliche Lage (181° S. Br.) hat er für die Verbindung mit Java und Indien, welche gegenwärtig durch Gründung der Station am Kap York befördert wird, einen bedeutenden Vorsprung vor den übrigen Häfen an der Ost- und Südküste. Das Klima ist tropisch, aber nach den bisherigen Erfahrungen nicht ungesund, zwischen dem Hafen und dem zu einer Höhe von 3- bis 4000 Fuss aufsteigenden Küstengebirge dehnt sich ein 2 Engl. Meilen breites Uferland aus, welches trockenen Kiesboden für die Stadt und fruchtbare Ländereien mit trefflichem Gras und zerstreut stehenden Bäumen in nächster Nähe derselben, so wie Trinkwasser in reichlicher Menge bietet. Die Landschaft wird als sehr schön geschildert, malerische hohe Berge erheben sich am Festland, eingeschnitten von fruchtbaren Thälern, während die felsigen Gipfel und Wände der Hinchinbrook-Insel einen grossartigen Abschluss des Panorama's gegen Osten geben. Entscheidend aber für das Aufblühen der Ansiedelung ist das reiche Hinterland, die als vorzügliches Weideland bekannten und schon zum Theil benutzten Hochebenen an den Quellen des Burdekin, Mitchell, Gilbert, Norman, Flinders und Thomson. Für dieses Land, welches jetzt schon durch die erst begonnene Viehzucht eine beträchtliche Produktion hat, und für die Thäler des Küstengebirges, die nach Dalrymple's Urtheil der günstigste Boden für Zucker- und Baumwollenbau in Queensland sind, bildet die Rockingham-Bai den natürlichen Ausfuhrhafen, während bis jetzt Alles nach Port Denison, das über 300 Engl. Meilen vom Valley of Lagoons entfernt ist, transportirt werden musste.

Es fragte

sich nur, ob man einen praktikablen Weg durch das Küstengebirge auffinden würde, und diese Frage ist in diesem Jahre von Dalrymple und Scott günstig entschieden worden 1). Am 15. Februar 1864 verliess Dalrymple, begleitet von G. M. Farquharson, Ewant und zwei Eingebornen, die neue Ansiedelung und ging der die Rockingham-Bai einfassenden Bergkette entlang bis an deren Südende, dann um Mount Leach herum nach Westnordwest. Das Wetter

war

nass und der Weg zum Theil schwierig wegen der Sümpfe, welche das Uferland zwischen Mount Leach und der Halifax - Bai bedecken. Hinter der Rockingham - Bai - Kette entdeckte man ein schönes Thal, das zwischen ihr und dem längs der Halifax-Bai verlaufenden Theil des Küstengebirges eingesenkt ist und in westnordwestlicher Richtung landeinwärts sich erstreckt. Es wird von einem Fluss bewässert, der so gross wie der Bowen, aber reissender und wasserreicher sein soll, auf dem Basalt-Plateau entspringt und durch das breite fruchtbare Thal der Halifax-Bai zuströmt. Die Reisenden konnten ihn nur schwer durch

1) Port Denison Times, 29. Juni 1864, und Proceedings of the R. Geogr. Soc. of London, Vol. VIII, Nr. 4, pp. 110-113.

schwimmen. Er erhielt den Namen des Kolonial-Sekretärs Herbert. Beim Übergang über die zweite oder innere Küstenkette musste man sich durch viel Skrub durchhauen, dann kam man aber auf offenes Hügelland und erreichte am 1. März die Station im Valley of Lagoons.

Am 8. März trat die Expedition, verstärkt durch A. J. Scott und 16 seiner Leute, den Rückweg an, diess Mal mit 3 Ochsenkarren, 61 Arbeitsstieren, 63 Stück fetten Rindviehs für die Niederlassung und 18 Pferden. Ein Theil der Gesellschaft marschirte zunächst auf den Mount Lang, welcher 30 Engl. Meilen von den See'n entfernt ist, um von dessen Gipfel aus den gangbarsten Weg auszukundschaften. Mount Lang erhebt sich steil bis 800 Fuss über das Plateau und besteht aus Basalt und Lava; Scott glaubt drei Lava-Ströme überschritten zu haben, die von Norden in das Valley of Lagoons herabkommen, tief zerklüftet, wasserreich und mit üppiger Vegetation, namentlich grossen Bäumen und zahllosen blühenden Sträuchern, bekleidet sind. Vom Gipfel des Berges sah man deutlich die 40 Engl. Meilen entfernte Küstenkette. Leichhardt hat den Mount Lang mehrere Meilen zu weit westlich angesetzt, was wohl daher kam, dass hier die Magnetnadel bei Berührung mit dem Felsen um 4 Punkte nach Osten abgelenkt wird.

Das Land zwischen den See'n (Valley of Lagoons) und der Küstenkette ist wellenförmig, licht bewaldet und von langen schmalen Streifen üppigen Weidelandes durchzogen. Eine kräftig gebaute, ziemlich hellfarbige Race Eingeborner jagt hier das Känguru. Auf einem geraderen Wege als bei der Hinreise kam Dalrymple mit seinen Begleitern am 15. März zum Gipfel der inneren Kette, blieb aber hier 3 Wochen lang gelagert, indem er einen fahrbaren Weg durch den dichten Skrub zu bahnen begann und durch den angeschwollenen Zustand des Herbert von der Rockingham - Bai abgeschnitten war. Als endlich der Weg bis an den Herbert hergestellt und der Fluss passirt war, ging man 18 Engl. Meilen im Herbert-Thal abwärts bis an eine Lücke in der Rockingham-Bai-Kette zwischen dem 4000 Fuss hohen Mt Leach und dem fast eben so hohen Mt Arthur Scott. Durch diese Lücke gelangte Dalrymple mit einigen Begleitern am 24. April nach der Küste und bahnte dann mit Hülfe der Ansiedler einen Weg durch dieselbe, bis er auf die zurückgebliebene Expedition stiess. So wurden die Karren und das Vieh sicher in den Hafen gebracht und bald darauf kehrten die Karren schwer beladen nach dem Valley of Lagoons zurück, begleitet von Arbeitern, welche die Flussübergänge und Durchhaue verbesserten. Der Weg soll schon jetzt ganz brauchbar und mit geringen Kosten in guten Stand zu setzen sein, die ganze Entfernung zwischen dem Valley of Lagoons und dem Hafen beträgt auf ihm 96 Engl. Meilen und er führt durch reich bewässertes, Viehfutter in Überfluss bietendes Land.

Scott soll Positions-Bestimmungen gemacht haben und so dürfen wir wohl noch nähere Aufschlüsse über die Topographie jener Gegend erwarten.

Geographische Literatur.

Vorbericht.

Über den Stand der Keil'schen Reliefkarten, deren wissenschaftliche und künstlerische Vorzüge wir öfters, namentlich bei Besprechung der beiden Sektionen Berchtesgaden und Saalfelden hervorgehoben haben (s.,,Geogr. Mittheil." 1861, S. 444), erhielten wir neuerdings von dem Verfasser selbst Nachricht. Das Werk schreitet rüstig vorwärts, 12 Sektionen sind bereits vollendet und 12 andere, nach dem neuen, gegen Ost und West erweiterten Plan, so weit vorbereitet, dass die Hälfte davon bis Mai künftigen Jahres fertig werden kann, während 10 Sektionen noch nicht in Angriff genommen wurden. Die vollendeten sind: Reichenhall, Salzburg, Lofer, Berchtesgaden, Saalfelden, Werfen, Zell, Lend, Gross-Glockner, Wildbad - Gastein, Winklern und Lienz. Ein wesentlicher Vorzug in der Ausführung ist in neuester Zeit dadurch erzielt, dass die Abgüsse in einer Masse geschehen, die, ohne der Schärfe Eintrag zu thun, weit leichter im Gewicht und weniger zerbrechlich ist als die früher verwendete. Wir benutzen diese Gelegenheit, um nochmals auf die Schönheit und wissenschaftliche Bedeutung dieser, zum guten Theil nach Keil's eigenen vieljährigen und gewissenhaften Forschungen und Messungen gearbeiteten Reliefkarten der Deutschen Alpen aufmerksam zu machen und sie dringend zu empfehlen.

Eine regelmässige Aufnahme von Jerusalem und Umgegend lässt die Britische Regierung durch fünf ihrer Royal Engineers vornehmen, die Mitte September von Southampton über Alexandria dahin abgereist sind.

Der bekannte Französische Konsul zu Massaua und wissenschaftliche Reisende G. Lejean arbeitet gegenwärtig in Paris an einem grossen Atlas seiner Reise in den Nil-Ländern von 1860–61, der aus 18 Blättern grössten Kartenformates bestehen soll:

1. Itinerar der Reise nach Chartum, mit einem Plan. 2. Itinerar von Chartum nach der Grenze von Darfur, mit einem Plan.

3.) Itinerar von Chartum nach der Abessinischen Grenze, 4.) 1:300.000, mit einem Plan.

5.)

6.

7.

8.

9.

Der Weisse Fluss von Gondokoro bis Duem (Insel unter 131° N. Br.), mit 2 Plänen und 3 Profilen.

Karte von Taka, Barka und Harendoa, 1:200.000, mit 3 Plänen und 10 Profilen.

10. Aethiopia antiqua.

11. Karte des Samhar und des Senneheit (Bogos, Mensa), 1:200.000, mit 6 Profilen und 2 Plänen.

12. Karte des Bahr el Ghasal, Bl., und Übersichtskarte der Länder im Westen des Weissen Flusses, Bl. 13. Geologische Karte des oberen Nubien. 14. Ethnographische Karte von Nordost-Afrika. 15. Agronomische Karte von Nubien und Abessinien. 16. Karte von Wadai, 1:700.000, mit 1500 bis 1700 17.) Namen.

18. Übersichtskarte von Kordofan und Sennaar.

Vier dieser Blätter, nämlich 2, 5, 6 und 14, sind bereits gestochen, so dass das grossartig angelegte Werk, zu dem auch drei Bände Text gehören, seiner Vollendung entgegengeht. Später beabsichtigt der ungemein eifrige, Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1864, Heft X.

für geographische Forschungen begeisterte Verfasser, auch ein grösseres Werk von 2 Bänden Text und einer Karte in 14 Blättern über Abessinien herauszugeben; 16 Provinzen dieses Landes hat er im Maassstab von 1:200.000 mit reichem Detail mappirt, darunter auch das kleine, seit 1859 unter Französischem Protektorat stehende Gebiet der Zenadegle oder Tsanadegle bei Massaua (s. Tafel 1 im Ergänzungsheft Nr. 13 der ,,Geogr. Mitth.").

Die Karten von dem Ost-Afrikanischen Gebiet zwischen Nil und Rothem Meer und von Abessinien nordwärts bis zum Parallel von Suakin werden in nächster Zeit wieder mehrfache Bereicherungen erfahren. Th. v. Heuglin hat auf seiner Reise von Berber nach Suakin sicherlich Nichts versäumt, um zur genaueren Kenntniss jener Länder beizutragen. Ferner wird der Botaniker Dr. Schweinfurth binnen Kurzem von Suakin nach Kassala reisen. Er schrieb uns darüber aus Kairo vom 1. Oktober: „Das 13. Ergänzungsheft der,,Geogr. Mittheilungen" wird mir von ausserordentlichem Nutzen sein, indem ich bei meiner Reise nach dem Sennaar wieder den Seeweg einzuschlagen gedenke, da mir in jetziger Jahreszeit die Route am Nil entlang keine Zeitverwerthung gestattet, die Gebirge der Bischarin aber neue Attaquen erheischen, weil sich nachträglich unter den dort gemachten Sammlungen viel mehr Neues und Überraschendes vorgefunden hat, als ich anfänglich vermuthete. So gelange ich dann wieder nach Suakin und begebe mich von da auf der den Kaufleuten gewohnten Strasse nach Kassala, von wo ich wohl direkt nach Chartum reisen werde. Diese Strasse erscheint für mich lohnender als die von Suakin nach Berber." Endlich hat auch bereits W. Munzinger dort wieder gearbeitet. Er kam am 2. Januar d. J. in Massaua an, machte noch in demselben Monat einen Ausflug nach den Bogos, die bisher mangelhaft bekannte Strasse über Asus, Gaba und Maldi nehmend, und trat Mitte Februar von Keren eine Reise über Dunguaz, Kassala, Qedaref und Doka nach Metamma an, von welcher er am 9. Juli nach Massaua zurückgekommen ist. Als Frucht dieser Reise hat er uns eine Reihe hypsometrischer Beobachtungen und ein vollständiges Itinerar zugesendet, zur Ausarbeitung des ganzen Materials hatte sich aber noch keine Zeit gefunden, da er ausser seinen Handelsgeschäften auch die Funktionen des Französischen Konsuls in Massaua, die ihm Lejean interimistisch übertragen, zu besorgen hat; zudem erlaubte im Juli und August die grosse Hitze (Tag und Nacht 33° bis 38° C.) nur wenig geistige Beschäftigung.

Bei Übersendung der Itinerare und Höhenmessungen schrieb uns Herr Munzinger von einem anderen Schweizer, Emil Golay, welcher während der letzten Jahre die Gegenden am Gasch, Barka und Anseba bereist hat. ,,Ich bin im Besitz von drei kleinen Kartenskizzen über den Zusammenfluss des Anseba mit dem Barka. Emil Golay, Uhrmacher von Morges am Genfer See, langte im März 1862 in Massaua an. Nach kurzem Aufenthalt reiste er nach Adua mit dem Vorsatz, den Kaiser Theodor zu besuchen; er traf dort am 23. Mai zusammen mit Mr. Cameron ein und blieb bis Ende Juli. Da er seinem Vorsatz entgegen sich entschloss, nach dem Meere zurückzukehren, wurde er kurze Zeit von den Abessinischen Behörden festgehalten. Dann machte er von Massaua einen Ausflug nach Mensa

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