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Wissenschaftliche Reisen im Süden von Ost-Sibirien, im Sommer 1864.

Die Sibirische Sektion der Kaiserl. Russischen Geogr. Gesellschaft fährt in ihrer rastlosen Thätigkeit fort. Ein Brief aus Irkutsk zählt die Expeditionen und Exkursionen auf, welche während des gegenwärtigen Sommers Statt finden:

1. Der Fürst Krapotkin ist von Zuruchaitu am Argun über die Mandschurische Provinz Merghen nach Blagowestschensk am Amur gereist. Er kommt somit durch sehr wenig bekannte Gegenden und soll hauptsächlich Nachforschungen für die Anlage eines direkten Fahrwegs von Zuruchaitu nach Blagowestschensk anstellen, da der Wasserweg den Argun hinab wegen der vielen Stromschnellen, Untiefen und Felsen sehr beschwerlich ist.

2. Herr Schischmareff ist aus Urga in der Mongolei zu den Quellen des Onon gereist, um darauf diesen Fluss bis zu seiner Mündung in die Schilka zu verfolgen. Nach den Aussagen der Eingebornen sollen die Quellen des Onon auf den Karten falsch angegeben sein.

3. Herr Ussolzeff ist nach dem Amur-Lande gereist, um astronomische Beobachtungen anzustellen; er wird insbesondere sein Augenmerk auf diejenigen Zuflüsse des Amur richten, welche von früheren Reisenden wenig besucht worden sind,

4. Herr Lopatin ist für mineralogische Zwecke ebenfalls nach dem Amur-Lande gegangen.

5. Herr Stukoff soll nach der Tunkin'schen Gegend (am Irkut-Fluss westlich vom Baikal) abreisen, um ethnographische Studien unter den Burjäten anzustellen.

Erklärung des Flussnamens Obj.

Von Pastor Bruno Treu zu Oppekaln in Lievland.

Die verwittwete Frau Obrist v. Kiel, welche die Zeit ihrer Ehe in Sibirien, in der Stadt Biisk, zugebracht hat, wo ihr Mann ein Kosaken-Regiment kommandirte, erzählte mir neulich aus eigener Anschauung Folgendes:

Die Katunja (der Name ist offenbar abzuleiten vom Russischen Worte katatj, wälzen) entspringt aus den Ausläufern des Altai und ist ein reissender Gebirgsstrom. Die Bija entspringt im Kusnetzkischen Kreise aus dem Teletzkischen See im Südosten von Biisk 1). Zwölf Werst (circa 3 Stunden Weges) unterhalb Biisk vereinigen sich diese beiden Flüsse in der Nähe der Stelle, an welcher für die Poststrasse eine Überfahrt über den Fluss gemacht ist, fliessen aber noch eine Werst hindurch, wenn auch schon in Einem Bett, doch mit fast unvermischtem Wasser neben einander her, die Katunja schäumend und milchig, die aus. der Ebene kommende Bija klar und bläulich. Offenbar ist den anwohnenden Völkerschaften diese Eigenthümlichkeit so auffällig gewesen, dass sie den ganzen, durch den Zusammenfluss dieser beiden Flüsse entstandenen Strom darnach Ob(i)e, „die Beiden", nannten.

Auf den mir zu Gebote stehenden Karten finde ich den Namen Obj auch für den oberhalb des Zusammenflusses mit der Bija befindlichen Lauf angegeben. Daraus folgere ich, dass obige Notiz für die Kartographie nicht überflüssig sein werde.

1) S.,,Geogr. Mitth." 1863, S. 236.

Die Expeditionen auf der Hinter-Indischen Halbinsel.

Die Reise- Unternehmungen von Pegu und Burma aus, von denen im II. diessjährigen Hefte der,,Geogr. Mitth." (S. 72) die Rede war, sind sämmtlich gescheitert, wie die ,,Rangoon Times" berichten. Dr. Williams, welcher mit dem Bischof Bigandet nach Bamno gehen wollte, ist durch den Widerstand des Königs von Burma gezwungen worden, zurückzubleiben; der Bischof setzte seinen Weg allein fort, doch zweifelt man, ob er sein Projekt ausführen kann. Die Lieutenants Watson und Sconce, die den oberen Lauf des Salwin aufnehmen wollten, sind durch Burmanische Beamte zurückgewiesen worden. Dr. Marfels, nach den Schan - Staaten und dem Me - kong unterwegs, wurde ausgeplündert und sah sich genöthigt, nach Mandalay zurückzukehren. Bixby endlich ist schon wenige Tagereisen von Tonghu umgekehrt, da er fürchten musste, ermordet zu werden. Die Abneigung des Königs von Burma gegen Erforscher seines Landes ist bekannt.

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als

,,Der Bascha erhält drei Dampfboote, die bereits unterwegs sind. Er will vor Ausbruch der hiesigen Regenzeit noch mittelst des Remorqueurs, den unsere Expedition benutzte, auf den Weissen Nil und so weit vordringen, zu Schiffe möglich ist. Er hat mich eingeladen, ihn zu begleiten. Der Vorschlag ist so übel nicht, namentlich wenn der General-Gouverneur zu bewegen ist, den Sobat, der gerade jetzt weit schiffbar ist, zu befahren.

,,Sultan Nasr von Téqélé wird dieser Tage hier ankommen. Er hat nicht weniger als 1200 Personen in seinem Gefolge und soll grosse Reichthümer mit sich führen. In Senár, Fazogl u. s. w. wurden von den dortigen AraberSchechs grosse Ghasua (Raubzüge) gegen die Dinka, Hamedj u. s. W. unternommen und Ali Kaschef von Kedaref hat einen Einfall in Dunqur in das Land eines gewissen Emfras gemacht. Lejean war kürzlich in Kassala, um eine Angelegenheit zwischen der Regierung der Provinz und den Bogos zu ordnen, und soll von dort nach Massaua gehen. Über Konsul Cameron's Schicksal ist nichts Näheres

1) Zeitschrift für Allgem. Erdkunde, Februar 1863.

bekannt, Kaiser Theodor dürfte ihn wohl wieder auf freien Fuss gesetzt haben. Von Baker haben wir noch keine Kunde.

,Fräulein Tinne sowohl als ich haben bei der hiesigen Regierung einen Prozess gegen die Sklavenhändler am Djur anhängig gemacht und wir haben uns der Person Ali Amuri's bereits versichert. In Chartúm und der Umgegend wird so eben eine neue Konskription eröffnet. Man greift da so ziemlich Jeden, den man auf der Strasse oder in den Merissa-Kneipen findet, auf und registrirt ihn ohne Weiteres als Soldat ein. Von den Feldzügen dieses Jahres sind mehrere tausend Sklaven in der Schébah (Gabel) mit Militärbegleitung als ,,Volontairs" in die neu zu errichtenden Regimenter in Chartúm eingezogen, unter Anderem auch einige 60 Sklavinnen zum Brod backen für die neu Engagirten. Diesen fehlten natürlich die nöthigen Hülfsmittel zu ihrer Arbeit (Mahlsteine, Platten von Eisen und Thon, Wasserkrüge und andere Gefässe), weshalb heute der ganze Marktvorrath in diesen Artikeln von zu diesem Zweck ausgesandten Soldaten geplündert wurde. Seitdem sind alle Boutiquen geschlossen! Der Militärstand scheint auf eine ganz ausserordentliche Höhe gebracht zu werden. Laut den Verträgen darf die Militärmacht des Bascha von Ägypten nicht stärker sein als 15.000 Mann, die aktuelle Armee des Sudan allein soll sich aber bereits auf 20.000 Mann belaufen und jeder Schech der Djesirah angewiesen sein, 1000 Sklaven (die er bei den Dinka raubt) als Soldaten zu stellen. So wird derzeit das Tansimat und die feierliche Aufhebung der Sklaverei hier im Sudan gehandhabt. Durch diese Soldatenwirthschaft ist unter den Eingebornen ein solches Misstrauen entstanden, dass kein Korn, Holz, Butter u. s. w. zu Markt gebracht wird und wir Europäer sogar oft in der grössten Verlegenheit um unser tägliches. Brod sind. Dabei steigen die Preise der Viktualien natürlich enorm und gewöhnlich ist es unmöglich, für sein gutes Geld Etwas einzukaufen. Überdiess wollen die Araber nur Thaler und kein Gold als Bezahlung annehmen, die Regierungskassen aber, die fast ausschliesslich Thaler für die Kontributionen einnehmen, geben solche nicht aus, sie dienen, sagt man, einigen Koptischen Schreibern, die sie mit 15 Prozent Gewinn gegen Gold verkaufen, als bescheidene Erwerbsquelle!

,,Ich sprach so eben mit Petherick über Ihre neue Karte von Inner-Afrika, namentlich Blatt 8. Da er auf seiner letzten Reise in Mondu am Jeï-Fluss war, so kann er aufs Bestimmteste erklären, dass letztere Landschaft nicht im geringsten Zusammenhang steht mit seinem Mundu im Njamjam-Lande. Die Djur Baqr Ihrer und meiner Karte (nach Poncet als südöstlichstes Glied der Djur-Stämme westlich von den Mandari angesetzt) seien keine Djur, sondern gehörten zu einem eigenthümlichen grösseren Volksstamm der Moro. Der Jei ergiesst sich nach Petherick bei den südlicheren Nuehr, südlich von einem Punkte, der auch Eliáb genannt wird, in den Kir, der Nam etwas nördlicher davon bei Eliáb selbst, doch sind die Mündungen ganz versumpft. Petherick's neue, sehr interessante Karte seiner Reise über den Jeï wird vielen Aufschluss über jenes Flusssystem geben."

26. Mai. -,,Ich muss um Entschuldigung bitten, dass seit meiner Rückkunft vom Bahr el abiad keine Berichte

und Arbeiten von mir an Sie befördert werden konnten, aber die Folgen meiner Krankheit, die schwere Chartúmer Atmosphäre, viele Privatangelegenheiten und endlich das von Zeit zu Zeit mich quälende und so fatiguirende Fieber hielten mich fast von jeglicher ernstlichen wissenschaftlichen Beschäftigung ab.

,,Leider beginne ich dieses Schreiben wieder mit einer Trauerkunde. Am 19. d. M. starb hier Baronesse A. van Capellen unerwartet schnell, nach kaum dreitägiger Krankheit am Typhus. Sie hatte, wie Ihnen bekannt ist, mit ihrer Nichte und verstorbenen Schwester im Jahre 1861-62 eine längere Reise auf den oberen Bahr el abiad gemacht und war in Folge ihrer zu anstrengenden Landreisen nicht geeigneten Konstitution während unserer unglücklichen Expedition nach Westen hier in Chartúm zurückgeblieben. Auch das erste, vor etwa 14 Tagen vom Weissen Nil zurückgekehrte Handelsschiff lief mit Trauerflagge in Chartúm ein, es brachte die Leiche eines Neffen Andrea Debono's, der während der Reise in Qaba Schambil gestorben war.

,,Vorgestern kamen weitere 5 oder 6 Schiffe Debono's, Churschud-Agha's und die Dahabieh, welche Petherick für Baker nach Gondokoro gesandt hatte, zurück. Debono's Leute sollen am Nyanza gewesen sein, jedoch auf einem östlicheren Wege als dem von Speke und Grant eingeschlagenen. Sie wollen eine lange Fahrt in westlicher Richtung über den See gemacht haben nach einer Stelle, wo man ihnen von Speke's Gesellschaft erbaute Hütten zeigte, die Angaben dieser Leute halte ich aber für sehr unzuverlässig. Dagegen gebe ich Ihnen einen besonderen Bericht über die Aussagen einiger Soldaten und Geschäftsführer von Churschud-Agha, welche den braven Baker schon gegen Ende der vorigen Regenzeit zu Kamrasi (dem König von Unyoro nördlich vom Nyanza) begleitet und, durch die freundliche Aufnahme veranlasst, daselbst ein Etablissement für Elfenbeinhandel gegründet haben '). Ich zweifle nicht an der Wahrheit dieser Aussagen. Die Gesellschaft ging von Gondokoro zuerst ostwärts und lenkte dann nach und nach in südliche und endlich während der 3 bis 4 letzten Marschtage in südwestliche Richtung ein; sie überschritt den Fluss Ascheh (Asua Speke's, Atschoa Miani's) und später bei Karuma, nördlich von Kamrasi's Residenz, einen Fluss, den meine Berichterstatter, auch ohne durch meine Fragen auf dieses Kapitel aufmerksam gemacht zu sein, aufs Positivste für den Bahr el djebel (d. h. den bei Gondokoro vorbeifliessenden Arm des Weissen Nil) erklären und von dem sie erfuhren, dass er jenseit Karuma einen grossen Bogen nach West und sogar Südwest macht. Eben so erzählte man ihnen viel von dem See (Nyanza), den Baker vom Kamrasi aus besucht hat; dieser Reisende war jedoch beim Abgang der Soldaten Churschud's nach Norden noch nicht von jenem See zurück. Bei Kamrasi fanden sie zwei Leute von Zanzibar, die mit Speke und Grant gekommen und diesen entlaufen waren. Das Itinerar der Soldaten Churschud Agha's bestätigt ebenfalls Speke's Ansicht gegenüber derjenigen, die Miani uns producirt.

,,Diesen Morgen ist Musa-Bascha mittelst Dampfers nach

1) Der hier erwähnte Bericht, enthaltend Baker's Itinerar nach den Aussagen seiner Leute, wird in dem Ergänzungshefte über Th. v. Heuglin's Reise im Gebiet des Bahr el Ghasal Verwendung finden. A. P.

Senár abgegangen. Er will der vorgerückten Jahreszeit halber seine beabsichtigte Reise auf den Weissen Nil auf kommenden Herbst verschieben. Wir hatten hier wirklich schon einige, von Sandstürmen und einer wahren Ägyptischen Finsterniss begleitete, schwere Regen, in Kordofan und im Inneren der Halbinsel soll es schon sehr viel gewittert haben, SO dass das Steppengras bereits sprosst. Südwinde waren schon im Mai sehr vorherrschend, Nordwinde treten nur noch zuweilen in der zweiten Hälfte der Nacht und früh Morgens ein. Höchste Mittagstemperatur des Monats 32° R., gewöhnlich 28° R., niedrigste nie unter 22° beobachtet. Eine meinen Fenstern gegenüber stehende grosse Tamarinde hat binnen 2 oder 3 Tagen nach dem ersten Regenguss ein wunderschönes FrühlingsLaubdach entwickelt. Auch andere Vorboten eines früheren Eintritts der Regenzeit haben sich gemeldet. Am 16. kamen unter freudigem Geklapper grosse Züge von AbdimStörchen (Ciconia oder Sphenorhynchus Abdimii, Ehr.) mit ihren Begleitern, den weissen Kuhreihern (Ardea Bubulcus) in ihre Charif-Residenz Chartúm eingezogen und erstere Art hat bereits stark mit Nestbau begonnen. Eben so auffallend ist mir der frühe Federwechsel der Feuerfinken, den ich sonst niemals vor Anfang Juli beobachtet habe.

,,Zwischen dem 24. April und 24. Mai ist der Blaue Fluss um fast 4 Fuss gestiegen, seit heute trübt sich das Wasser desselben auch beträchtlich. Der Unterschied zwischen dem höchsten Nilstand des vorigen Sommers und dem niedrigsten dieses Frühlings beträgt nach meiner sehr sorgfältigen Messung 22 Wiener Fuss.

,,Ich habe keine Lust, die Regenzeit in Chartúm auszuhalten, und werde wohl binnen Kurzem über Berber nach Sauakin gehen, doch zuvor müssen Steudner's Sammlungen und Effekten expedirt werden."

5. Juni.

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,,Gestern kam der Dampfer Musa-Bascha's von Senár zurück, mit dem Befehl, einige Mannschaft auf den Weissen Fluss zu bringen, wohin der Bascha von Senár über Abut zu Lande gehen will. Es sind, wie man sagt, Nachrichten von grossen Plünderungszügen der vereinigten Raub-Barken unfern der Djebelen eingegangen, die den General-Gouverneur zu diesem Schritt veranlassten..

,,Gestern langte auch ein Deutscher, M. Wagner, früher Handelsmann in Massaua, hier an. Er war vor 6 Monaten mit Armee-Provisionen von hier nach Senár gegangen und hatte sich dann der Ghasua eines Obersten Adem Beg angeschlossen, der von Fazogl aus gegen die Beni Schangol, Bertat, Abu Ramlah und sogar die Hamedj operirt und dort unter dem Vorwande, er ziehe die Abgaben der Nachbarschaft ein, einige tausend Sklaven einfangen liess, die, so weit sie tauglich, zum Militärdienst verwendet werden. Sobald ich Zeit finde, will ich versuchen, das Itinerar von Wagner's Reise zu konstruiren.

,,In 8 Tagen hoffen wir hier flott zu werden. Die Bereinigung aller Abrechnungen der Tinne'schen Expedition ist vorzüglich der Grund der Verzögerung unserer Abreise gewesen. Man glaubt hier, dass wir in Berber oder Damer im jetzigen Augenblick, wo die Regierung eine grosse Menge von Lastthieren für Kriegsrüstungen in Bewegung setzt, Schwierigkeiten haben werden, die nöthigen Kameele für die Tour nach Sauakin zu erhalten. Es ist daher sehr leicht möglich, dass wir den direkten Weg von hier über

Abu Qeli (F. Werne's Cheli, siehe die Karte von Ost-Afrika im 1. Ergänzungsband der ,,Geogr. Mittheil.") nach GosRadjeb nehmen müssen. Es ist jedenfalls nicht viel Zeit

zu verlieren, denn die Regen etabliren sich im Süden schon überall. Ich habe nun die Effekten Steudner's alle verpackt. Von Pflanzensammlungen finde ich, mit Ausnahme von Sämereien, gar Nichts mehr vor, Steudner muss vor seiner Abreise von hier Alles nach Europa expedirt haben und auf der letzten Reise hat er, wie es scheint, nicht gesammelt. Auch die Sammlung Abessinischer Schmetterlinge, die der Verstorbene von dem Maler Zander erhielt, muss schon früher nach Europa geschickt worden sein."

Einwanderung Weisser Ameisen auf St. Helena.

Die Termiten, deren Verheerungen in tropischen Ländern hinlänglich bekannt sind, haben sich seit etwa 20 Jahren auf der Insel St. Helena eingenistet, wohin sie jedenfalls auf Schiffen ihren Weg gefunden, und sich dergestalt vermehrt, dass der Gouverneur im vorigen Jahre eine Art Hülferuf erliess, indem er einen Preis von 50 Pfd. Sterling auf ein wirksames Mittel zu ihrer Vernichtung aussetzte. In der kleinen Stadt James Town, die, in einem engen, von kahlen Felsen eingeschlossenen Thale gelegen, ungefähr 3000 Einwohner und 400 bis 500 Häuser zählt, haben die Termiten oder Weissen Ameisen wenigstens die Hälfte der Häuser gänzlich zerstört. Alles Holzwerk, wie Fussböden, Dächer, Schwellen, Thüren, Fenster, Holzwände, ist vollständig zernagt worden, die Kirche und andere öffentliche Gebäude liegen in Ruinen oder gehen ihrem Untergang entgegen, so dass der Schaden, den sie bis jetzt angerichtet, an den Gebäuden allein über 40.000 Pf. Sterling, an Möbeln und Waaren mindestens eben so viel beträgt. Zudem werden die neu zu erbauenden Häuser das Doppelte der früheren kosten, da man nur Steine und Eisen anzuwenden gezwungen ist 1).

Die Preisfrage der Leipziger Geographischen Gesellschaft.

Nachdem auf die Preisfrage, welche der Verein von Freunden der Erdkunde zu Leipzig im November 1862 gestellt hat 2), bis zu dem angesetzten Termin (30. November 1863) nur Eine, nicht in allen Stücken genügende, Beantwortungsschrift eingelaufen war, ist unter Erhöhung des Preises auf 150 Thaler der Termin für die Beantwortung bis zum 30. November 1865 verlängert worden. Zugleich macht der Vorstand des Vereins bekannt, dass nicht unbedingt eine vollständige Beantwortung der ganzen Frage verlangt wird, dass es vielmehr genügen wird, wenn auch nur eins oder einige derjenigen Länder, welche vorzugsweise als Ziel der Deutschen Auswanderung gedient haben oder als solches zu empfehlen sind, diese dann aber freilich mit solcher Gründlichkeit und solchem praktischen Eingehen geschildert werden, dass die Bewerbungsschrift z. B. dem gebildeten Auswanderungslustigen wirklich als

1) Nach Allen's Indian Mail, 5. Novbr. 1863 und 7. April 1864. 2) Siehe,,Geogr. Mitth." 1863, S. 65.

Rathgeber mit gutem Gewissen in die Hand gegeben werden kann. Die übrigen Bedingungen, namentlich in Bezug auf die Veröffentlichung der mit dem Preis gekrönten Arbeit, bleiben dieselben; die Bekanntmachung der motivirten Urtheile erfolgt im März 1866.

Aufforderung an Alterthumsforscher und Geologen von Rudolph Wagner in Göttingen.

Wir erfüllen noch einen letzten Wunsch des am 13. Mai d. J. zu Göttingen verstorbenen Prof. Rudolph Wagner, indem wir seiner letzten Arbeit, die derselbe in den Göttinger Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georgia-Augusta-Universität 1864, Nr. 5, SS. 87-99, niederlegte, in unserer Zeitschrift eine, wie er meinte, weitere Verbreitung verschaffen, als sie die Schriften Gelehrter Gesellschaften finden können.

Es handelt sich nämlich um ein grösseres kartographisches Unternehmen, das der historischen Anthropologie von wesentlichem Nutzen wäre. Der Verf. tadelt zunächst die Aufbewahrung von einzelnen Grabesschädeln in den Sammlungen ohne genaue Angabe des Fundortes, ohne Beschreibung der Umgebung und ohne Beifügung der in demselben Grabe gefundenen Gegenstände, da solche Schädel fast ganz ohne Werth seien, und glaubt nun, dass durch Herstellung eines Kartenwerkes, dessen allgemeine Umrisse er im Folgenden angiebt, die Übersicht über die bisherigen Funde bedeutend erleichtert, die systematischere Durchsuchung nach solchen wesentlich gefördert werden würde.

Er richtet demnach an Alterthumsforscher und Geologen, die sich für die Anthropologie interessiren, die Aufforderung, ein solches Unternehmen ins Leben zu rufen. Die Karten, welche hier in Betracht kämen, müssten das ganze mittlere Europa umfassen, denn in diesem allein sind ja bis jetzt derartige Funde gemacht worden. Die Karten müssten ferner nach verschiedenen Zeiträumen ausgeführt sein, welcher Umstand besonders die Geologen mit in ein derartiges Unternehmen hineinziehen würde. Der Gliederung, in welche nach der Ansicht des Verfassers die Darstellung ungefähr zerfallen müsste, wollen wir hier noch kurz gedenken.

1.,,In die erste Karte müssten alle diejenigen Stellen eingetragen werden, an welchen Menschenknochen in den Höhlen und aus dem Diluvium der Thäler zugleich und unmittelbar mit Knochen solcher Thiere zusammen gefunden wurden, die jetzt gänzlich ausgestorben sind und den tertiären Formen angehören."

2.,,Die zweite Karte müsste eine Darstellung der Pfahlbauten in dem betreffenden Bezirke bieten, wo zugleich die höchst sparsamen, zu ihnen gehörigen Schädelfunde bezeichnet werden könnten. Ich will diese Periode etwa 2- bis 3000 Jahre v. Chr. legen."

3.,,Zeit der Finnen im Norden und der Iberer im Westen Europa's. Dahin gehört die Bevölkerung, welche den alten Germanen und selbst den Celten voranging. Etwa die Zeit, wo die kleinköpfigen und kurzschädeligen Menschen, wie sie sich jetzt in den Lappen vorfinden, über Dänemark und einen Theil Nord-Deutschlands ausgebreitet waren."

4.,,Die Celten, die in Frankreich und England mehr oder weniger reine Niederlassungen hinterlassen haben. Sie würden ungefähr das 5. Jahrhundert vor unserer jetzigen Zeitrechnung zum Mittelpunkt haben."

5.,,Die Germanen in den ersten Jahrhunderten vor und nach Chr. Geb. Ihre westliche Grenze fällt an den Rhein, nördlich und östlich ist sie nicht genau bekannt." 6.,,Grosse Schwierigkeiten würden die Nationen der Völker Wanderung und die ewigen Verschiebungen der Volksstämme verursachen. Theilweise lassen sich aber schon jetzt die alten Grabstätten mancher Völker bestimmen."

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7.,,Den Schluss würden die Slaven bilden mit ihrer äussersten westlichen Ausbreitung weit nach Deutschland bis an den Main und die westliche Seite der unteren Elbe. Sie ragen mit ihrer selbstständigen Gestaltung und Absonderung bis in unser Jahrtausend herein."

Das sind im Wesentlichen die Vorschläge des Verfassers, die er zur weiteren Beachtung und Ausführung allen Männern, die sich für historische Anthropologie interessiren, empfiehlt.

Wir ergreifen diese Gelegenheit, um, nach eingezogenen Nachrichten, über das nächste Schicksal der internationalen Schädel - Ausstellung zu berichten, eines Unternehmens, das von R. Wagner angeregt im In- und Auslande sich der vollsten Beistimmung zu erfreuen hatte. Dieselbe war für dieses Jahr in Göttingen beabsichtigt, hätte aber auch abgesehen von der Krankheit und dem Tode des Unternehmers in diesem Sommer doch nicht Statt finden können, weil der Dänische Krieg der Ausstellung die reiche Zufuhr an nordländischen Schädeln, die ein Hauptgegenstand der ersten Ausstellung bilden sollten, entzogen hätte.

Indessen müssen wir leider jetzt an ein vollständiges Scheitern dieses für die Entscheidung so mancher Fragen, die nur durch die Masse der Beobachtungen gelöst werden können, sehr wichtigen Unternehmens glauben. Wenigstens gilt diess für Deutschland. Die anthropologischen Studien sind bei uns noch nicht ein Gegenstand so allgemeinen Interesses geworden, dass dasselbe die Gründung einer anthropologischen Gesellschaft erforderlich gemacht hätte. Die Franzosen und Engländer sind uns hier durch die Gründung der Société d'anthropologie und der Anthropological society vorangegangen, freilich durch den Umstand begünstigt, dass in ein und derselben Stadt eine Reihe von Männern sich befinden, die sich für die betreffenden Fragen interessiren. Die internationale Schädel - Ausstellung war ein rein auf den Schultern des verstorbenen Prof. Wagner ruhendes Unternehmen, das für eine Reihe von Jahren wohl mit ihm zu Grabe getragen ist, denn es wird schwierig sein, zur Zeit Jemanden zu finden, der die von dem Verstorbenen angeregte Idee mit Energie ergreifen und ins Dasein rufen könnte. Einer Gesellschaft würde diess weit eher gelingen.

Tafel der zuverlässigsten Breitengrad- Messungen.
Von Prof. Rogg in Ehingen.

In der Kolumne A bezeichnen:

a und b die Polhöhen der Endpunkte des gemessenen Meridianbogens;

c und d die Bogenlänge und Polhöhe der Mitte.

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