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Theil ausgefüllt, war ihrem Bette gefolgt, eben so ihren unteren Armen, bis er die Thalfläche erreichte, wo durch die eigene Schwere eine Art Stauung im Flusse eintrat, die Strom-Enden flacher und dicker wurden. Eins dieser abgerundeten, stumpfen Enden zeigte deutlich, dass verschiedene Ströme über einander hingeflossen waren. Die oberste Schicht war hart, ziemlich eben, wenn auch für das Gefühl peinlich scharf, ungleich in Mächtigkeit, von 1 bis 6 Zoll, und wie der Rest der blasigen erkalteten Lava viel dunkler von Farbe als der obere Sand, nahezu wie thonhaltige Magneteisenstufen. Diese Decke zeigte mannigfaltige Sprünge, die sich wohl beim Erkalten gebildet haben, und besonders schön waren sie am Ende der Ströme, wo sie dem Spaltennetze glichen, das eine durchbrochene Eisdecke zeigen kann. Die unteren Lagen waren auf alle mögliche Weise gesprungen und zerklüftet. Der längste Arm hat sich bis nahe an den Fusspfad durch das Thal ausgebreitet.

Lässt sich nach dieser Seite hin der Lauf eines ununterbrochenen Lava-Stromes mit grosser Gemächlichkeit verfolgen, so gewahrt man nach Osten hin die Wirkungen aufgestauter Ströme in ihren höchst seltsamen und mannigfaltigen Erscheinungen. Der Weg nach dem See führt hart am Fusse der Felswand des Aussenringes entlang, da der ganze Raum zwischen dem Dorfe und dem See mit Lava-Massen ausgefüllt ist. Man wendet sich vom Dorfe zuerst südostwärts und findet einige liebliche Thälchen, aus welchen man wieder auf und über die Lava-Blöcke gelangt. Zuweilen haben sich die Ströme bis in die Buchten der Gebirgswand verlängert, zuweilen den Thalgrund noch unbedeckt gelassen. Da aber, wo die Tuffwand wie eine Mauer sich senkrecht erhebt, da steht ihr auch die aufgerichtete Lava-Masse wie ein Gemäuer gegenüber und lässt nur die Breite des Weges offen, die von 4 bis zu 10 Fuss wechselt, während die Höhe der Lava - Massen links bis zu 30 Fuss ansteigt. Dieser Hohlweg ist entschieden nicht durch Menschenhände hergestellt worden, der indolente Eingeborne hätte das Bedürfniss einer solchen Arbeit gar nie gefühlt, sondern wäre über die Lava weggeschritten wie heut zu Tage auch noch. Alle seine mechanischen Hülfsmittel hätten nie ausgereicht, die grossen, furchtbar in einander geklemmten Blöcke zu beseitigen. Der Boden des Pfades ist überdiess, wenn auch ausgetreten, doch so uneben und holperig wie überall die Oberfläche der umgebenden Massen.

Landgrebe (Geschichte der Vulkane, II, S. 83) erwähnt eine ganz ähnliche Erscheinung vom Etna. Er sagt: „Die Lava, welche sich den Mauern eines Benediktiner-Klosters genähert hatte, erreichte dieselben nicht, sondern blieb unmittelbar vor ihnen stehen und hinterliess einen mehrere Zoll breiten leeren Zwischenraum zwischen ihrer vorrückenden Fläche und der Mauer" und fährt dann fort: ,,Die eine grosse Spannung besitzenden, aus der Oberfläche der Lava sich fortwährend entwickelnden Dämpfe können nämlich, wenn sie in die Nähe des vor ihnen in senkrechter Stellung aufgerichteten Hindernisses gelangen, nicht nach allen Seiten hin entweichen, dadurch erhöht sich ihre Spannkraft; im vorliegenden Falle können sie nur vor der Mauer in die Höhe steigen, sie hindern die Lava am weiteren Vordringen und so entsteht zwischen jener Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1864, Heft VII.

und dem Lava-Strom eine vertikale, mehr oder weniger hohe, unausgefüllte Spalte." Etwas Ähnliches muss auch hier Statt gefunden haben, aber nach einem weit grösseren Maassstabe und die Dämpfe der Lava-Masse allein dürften kaum zur Erklärung ausreichen. Es entsteht die Frage, ob nicht der See eine Rolle mitgespielt hat. Mir scheint es wahrscheinlich, dass der See einst eine grössere Ausdehnung nach Westen hin hatte, und vielleicht mag das Dorf sogar an seinem Ufer gelegen haben. Lava-Ströme wälzten sich quer durch sein Bett und drängten ihn so vom Dorfe zurück nach Osten. In einem solchen Falle kann das Wasser bis zum Sieden erhitzt worden sein, die Dampfmasse das Vorrücken des Lava-Stromes bis zur Kesselwand unmöglich gemacht, ja durch ihr gewaltsames Emporsteigen auch mit zur Gestaltung der abenteuerlichen Formen beigetragen haben, welche viele der Lava-Blöcke längs des Weges besitzen. Nicht nur stehen sie oft senkrecht empor wie eine Mauer, häufig ist ihr Ende weit höher aufgerichtet als die dahinter liegende Lage. Eine der Säulen am Wege ist besonders auffallend durch Grösse und Gestalt. Sie gleicht einer aufwärts gerichteten Tatze mit deutlich geschiedenen Zehen. Andere nehmen die Gestalt von Thürmchen und Obelisken an, noch andere überhängen mit bedeutenden Massen die Höhlung des Weges und überall ist die untere Fläche glasig scharf, in unzählige Tropfen, Zäpfchen und selbst längere Massen ausgezogen, wie die Wölbung einer Tropfsteinhöhle. Man sieht deutlich, dass eine streng flüssige Masse rasch erkaltet ist und die Formen, welche sie vermöge ihrer Schwere anzunehmen anfing, durch die Erstarrung erhalten blieben. Die Massen haben sprechende Ähnlichkeit mit den neuesten halbflüssigen Massen, welche der Bromo auf Ost-Java stückweise herausgeschleudert hat. Jedoch ist die Lava des Bator schwerer, reicher an Blasen, die aber viel kleiner und gleichmässiger sind als in der Lava des Bromo. Die Färbung wird an der Luft allmählich etwas heller, graulich-roth, hingegen wo der Mensch beständig darüber schreitet, wird die Fläche zuletzt glänzend, fast schwarzbraun. Am Ende des See's ziehen die Lava-Massen vorüber bis in ein Thal gegen Süden hinein und erreichen fast eine Höhe von 40 Fuss über dessen Spiegel. Drei Ströme lassen sich von Süden her deutlich als neuere in den übrigen Massen unterscheiden. Der erste und jüngste ist der bereits geschilderte im Westen des Dorfes Bator, der zweite war gegen das nördliche Ufer des See's gerichtet, in welchem er mit drei deutlichen Armen endete, er entquoll unterhalb des dritten, östlichen Kraters einer tiefen Spalte. Ganz gegen die nordöstliche Biegung des See's ist der dritte, östlichste Strom gerichtet, dessen Ursprung indess gegen Westen durch Vorsprünge des Berges bedeckt ist. Die älteren wie die neueren Lava-Ströme sind alle seitwärts aus dem Berge zwischen 3600 und 4400 Fuss Höhe hervorgebrochen und keiner ist den Gipfelkratern entquollen, die nur Sand und Asche und ausnahmsweise halbflüssige Blöcke auszuwerfen scheinen. Auch aus den Seitenkratern strömten sie nicht über, sondern bahnten sich eine Öffnung durch. Spalten am Fusse derselben.

Beim Dorfe Bator hat der Mensch einen eigenthümlichen Gebrauch von der Lava gemacht. Nach dem Hügel Padung Sila hin fanden wir an den Seiten des Weges weithin

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zahlreiche viereckige Abtheilungen des Bodens, die mit 3 bis 4 Fuss hohen losen Mauern aus Lava-Blöcken umgeben waren, also Höfe bildeten, die durch kleine, schmale Öffnungen unter einander in Verbindung standen. Die Einwohner erklärten, dahin flüchteten sie sich zur Zeit von Kriegsnoth mit Hab und Gut bei einem Angriff auf das Dorf. Und wahrlich, wo keine Feuerwaffen mit ins Spiel kommen, ist das eine fast unnahbare Festung. Wurde doch uns Europäern mit Strümpfen und Schuhen an den Füssen das Gehen auf der oft messerartig scharfen Lava schwer und peinlich. Was muss es für nackte Füsse werden, die hier fechtende Krieger tragen sollen!

So kahl und nackt auch die Lava dem Blicke scheint, sie dient doch als Wohnstätte einiger eigenthümlicher Gewächse oder hat hie und da eine schattige Ecke mit einigem Sand und Anfängen von Humus, wo kümmerlich einige Pflanzen sich ernähren können. Zahlreich sind die Steinflechten (Parmelia), die an der Lava haften, und mit ihnen ein Stereocaulon in ungeheueren Massen; allein sie wie eine Moosart zerfielen in Staub, sobald man sie berührte und abnehmen wollte. An sonnigen Stellen zeigte sich eine Grasart, ganz frei auf den Blöcken, und auch nur da, wächst dagegen die prächtige Gynura batorensis, R. Z. Eben so auffallend ist an ähnlichen Stellen das Vorkommen der merkwürdigen Horsfieldia aculeata, Benn., hier Tunjung langit genannt, d. h. das Nelumbium, das gen Himmel gerichtet ist. Eine prächtige Wendlandia strömte süsse Wohlgerüche aus. Nicht selten war auch eine kleine - Zornia. In den schattigen Höhlungen zeigten sich Adiantum- und Oleandra-Arten, die Dianella montana, Bl. In sandigen Becken wuchsen eine Eriosolena (Wickströmia), die Dodonaea triquetra, eine Hymenachne und eine Nephrolepis (,,Paku pidpid rambat" der Balier) mit essbaren Knollen, die jedoch selbst gebraten noch herb säuerlich schmeckten. Das ist Alles, was ich von Pflanzen auf dieser Wüste entdecken konnte.

Das Wasser im Gebirge. Ich erzählte schon, dass wir zu Bator Mühe hatten, genügendes Wasser zu erhalten. Im Dorfe ist auch kein Tropfen, die Leute holen ihr Trinkwasser von einem 1/2 bis 1 Pal entfernten, am Wege nach dem See gelegenen Punkt, wo es an einzelnen Stellen aus der Tuffwand hervorträufelt und sich in ausgehöhlten Löchern oder in Bambu-Röhren, aus denen es aufgefangen wird, sammelt. Die Frauen bringen es dann in mittelgrossen rundbauchigen Töpfen nach Hause. Man sieht sie schon am frühen Morgen in Reihen bei den Brünnlein sitzen und ihre Folge abwarten. Das dauert lange, denn es bedarf 1 bis 1 Stunden, um einen Topf voll Wasser zu sammeln. Diese Stellen sind grüner als der Rest des Thales und einzelne gar lieblich gelegen. Es wachsen dabei freudig grüne Moose, Adiantum, ferner Galium und Plantago und mehrere Ficus-Arten gewähren reichlichen Schatten. Eine Erhöhung dabei ist ein beliebter Platz für Hahnenkämpfe. Das Wasser hat eine Temperatur von 16° C., ist krystallhell und kommt sicher höher herunter. Schon beim Herniedersteigen vom Kamme nach Bator fanden wir in halber Höhe eine Stelle, wo ebenfalls Wasser durchsickerte, wenn auch nicht genug, um es sammeln zu können. Aus dem See kann es nicht wohl kommen, da die Stellen, wo es gesammelt wird, alle noch höher liegen als der Spiegel des See's.

Den 9. September besuchten wir diesen letzteren. Nachdem wir über das Lava-Labyrinth gezogen waren, gelangten wir in ein Thal, welches sich da ins Gebirge einsenkt, wo die obere Staffel ihr östliches Ende erreicht und die hohen Wände des Aussenringes hoch emporsteigen. Am Ufer des See's entlang ziehen sich Felder, weiter einwärts Gebüsche, besonders viele Vitex - Sträucher. Um 9 Uhr langten wir im Dorfe Kadissan an, wo wir am See Halt machten und einige Aussichtspunkte aufnahmen und zeichneten, besonders den gerade gegenüber liegenden Bator. Eine sandige, sanft geneigte Fläche führte zum See hinunter, der um 9 Uhr eine Temperatur von 17° C. besass. Seine Tiefe haben wir nicht gemessen, denn die kleinen ausgehöhlten und morschen Baumstämme, auf denen die Umwohner ihn befahren, vermochten uns nicht zu einer Fahrt zu verlocken. Die Eingebornen behaupten, sie betrage 100 Faden. Wer aber hier je ein Senkblei in die Tiefe hätte niederlassen können, weiss ich nicht und vorläufig scheint mir jene Angabe mehr ein Ausdruck für: Der See ist sehr tief. Als Bewohner hat er ausser zahmen Enten und Strandreihern auch zwei wilde EntenArten, eine kleinere (Melibis) und eine grössere (Majong). Von Fischen brachte man uns eine Art von Silurus (Kujuch), die ziemlich gross wird. Mollusken, die den See in Menge bewohnen, sind kleine bekannte Arten von Plan orbis, Limnaeus und Melonia in grosser Menge. An Pflanzen fanden sich vor: 2 bis 3 Algen, ein hoher nackter Scirpus, die Typha angustifolia, R. Br., 1 Nistella, 1 Ceratophyllum (?) und 1 Potamogeton. Die Dörfer haben am See eine äusserst liebliche Lage, sind aber leider verunstaltet durch Unmassen von herumliegendem thierischen Koth und die vielen höllischen Nesseln, die überall den Durchgang verwehren. Zu den krautartigen gesellt sich auch noch eine baumartige, die um Nichts besser ist als die anderen. Sie wird Latung njin, die Kokosnessel, genannt. Das herrliche Clerodendron odoratum (Kumbang baus), das hier in üppigster Fülle gedeiht, vermag für jene Unannehmlichkeiten nicht zu entschädigen.

Um 10 Uhr langten wir im Dorfe Abang an. Der Weg dahin führt erst längs des niedrigen Gestades, dann über grosse, wild durch einander geworfene Blöcke von Trachyt-Lava. Der Fusspfad stieg hie und da bis zu 50 Fuss über den See und rechts erhoben sich die 1000 und mehr Fuss hohen Gebirgswände. Abang liegt auf einer kleinen Fläche etwas landeinwärts und hart am Fusse des Tuluk biu, der dann nach dem Dorfe Gunung Abang genannt wird. Gerade dem Dorfe gegenüber endet der mittlere der neuen Lava-Ströme, der nach der Behauptung der Einwohner ebenfalls im J. 1849 entstanden sein soll. Der See muss je nach den verschiedenen Jahreszeiten, einen verschiedenen Wasserstand haben. Das war jetzt beim niedrigen Wasserstande deutlich zu beobachten. Zwischen Abang und Kadissan waren an steilen, aber doch angespülten Uferstellen deutliche Bänke von todten SüsswasserMollusken zu sehen, dergleichen jetzt seine Gewässer bevölkern. Es waren lauter Schalen der schon genannten Geschlechter. Vermuthlich sammelt sich zur Regenzeit mehr Wasser im Becken, als verdunstet, während in der trockenen Jahreszeit das Umgekehrte Statt findet. Dass sich aber das Niveau im Laufe der Zeiten im Allgemeinen gesenkt

hätte, davon fand ich keine Spuren. Ich glaube mit den Umwohnern, dass die ungeheueren Dampfwolken, welche die Krater fortwährend ausstossen, aus dem Wasser des See's gebildet werden, das durch das Innere in die Schlöte der Krater durchsickert, vielleicht gar bis zum Heerde des Feuers durchdringt. Die Balier halten den Berg für die Behausung des Gottes (Dewa) Bator, den See aber für die Wohnung von dessen Gemahlin, der Dewi Bator. Eine halbe Stunde weiter nach Osten liegt das Dorf Truni-jan und am nördlichen Ende Songan. Wir kehrten aber von Abang desselben Weges nach Bator zurück.

Ausflug nach dem Gunung Abang. Den 10. Septbr. wollten wir diesen Gipfel besteigen, um von ihm aus bessere Einsicht in den Bau der nördlichen und östlichen Theile des Gebirges und seiner Aussengehänge zu erhalten. Frühe brachen wir auf und ritten gerade nach Süden im Zickzack einen steilen Pfad bis auf die erste Staffel hinauf. Der Weg war mit grossen Trachyt- Platten wie belegt, wie ich es schon vom Hohlwege bei Kotta dalam erwähnte. Ich vermuthe, es sei diess Nachhülfe von Menschenhand, um die Passage über die lose Asche zu erleichtern, denn rundum zeigt es sich, dass der Tuff die Gebirgsmasse bildet. Oben auf der Staffel sah es viel freundlicher aus, als ich mir gedacht hatte. Es waren Hütten und Felder da und ziemlich viele Kaffee-Bäume unter schon blühenden Erythrinen. Bald erreichten wir nahe am Kamme das Dörfchen Panolokkan (was nach Herrn Waanders,,schöne Aussicht" bedeuten soll), umgeben von tiefen Gräben, Pallisaden und Hecken aus Bambu und Nesseln, einer Wehr gegen menschliche Feinde und Tiger. Das Dörfchen verdient seinen Namen, denn hier ist einer der herrlichsten Punkte für den Gesammtanblick des Bator-Gebirges und auf dem nahen Kamme geniesst man auch die Aussicht auf das herrliche Tiefland in Osten und Süden bis zum blauen Ocean. Wer aber von Süden, von Bangli kommt, den erwartet beim Austritt aus dem oberen Hohlweg ebenfalls die Überraschung, welche der plötzliche Überblick des Inneren hervorruft. Wir jedoch genossen von Allem Nichts, weil der Südostwind schwere Wolken über das Gebirge herein wälzte, liessen den Weg nach Bangli zur Rechten und folgten nun einem schmalen Fusspfade, der mit geringen Ausnahmen der Höhe des Kammes folgt. Hohe nasse Gräser schlugen über uns zusammen und durchnässten uns mehr, als Regen gethan haben würde. In grosser Menge erblickten wir auf dem Pfade frischen Tigerkoth, wie ich auf meinen Zügen nie so viel beisammen gesehen. Das stimmte auch nicht besonders fröhlich, um so weniger, als uns ein Blick in die Tiefe, sobald nämlich der Wolkenschleier auch nur ein wenig sich lüftete, den Abgrund schauen liess, über dem wir schwebten. Ein unglücklicher Seitensprung eines Pferdes hätte den Reiter in mehr als 1000 Fuss Tiefe stürzen und ihm Tod und Grab zugleich bereiten können. Kuppe um Kuppe umgingen oder überritten wir, immer in der Hoffnung, es werde endlich die Steile des Berges selbst vor uns sein, und immer und immer folgten sich im Wolkenspiel neue Kuppen, die Enden der Rücken, die am Aussenabhange sich verlaufen. Da fanden wir die Haut eines ganz frisch zerrissenen Stachelschweines; es scheint, dass es ein Tiger in der Nacht verzehrt hatte. Weiter unten auf einem kahlen Vorhügel stand ein junger

Hirsch, den der Ruf eines Bauern bald verscheuchte. Auch Eichhörnchen kamen uns zu Gesicht, aber nur sehr wenig Affen, welche doch auf Java noch in 8000 Fuss Höhe zu finden sind. Der Grat wurde nun so schmal und steil, dass wir um 9 Uhr die Pferde verlassen mussten und zu Fuss durch Gras und Gestrüpp weiter emporstiegen. Der steile Aussenhang war mit Wald bekleidet, der dichter war als die unteren Waldungen und dessen Flechten, Moose, Farne und Orchideen grössere Feuchtigkeit andeuteten. Die letzteren waren sammt und sonders in Früchten.

Bald wurde mir das Steigen beschwerlich, die kranke Leber erschwerte mir das Athemholen und zuletzt musste ich nach je 4 bis 5 Minuten und noch öfter anhalten oder mich niedersetzen, um Athem zu schöpfen. Herr Waanders sah es meinem Äusseren an, dass meine Kräfte erschöpft seien und weiteres Steigen mir Unglück drohe. Er drang in mich zurückzukehren und erbot sich zur Begleitung, wenn ich es nicht allein vermöge. Ich übergab ihm das Barometer, ruhte aus und trat dann langsam den Rückweg an, indem ich hie und da einige Pflanzen sammelte. Auf der ersten einigermaassen grasfreien Kuppe streckte ich mich nieder und bald erquickten und trockneten mich einige Sonnenstrahlen, zuweilen auch erfreute mich die Aussicht auf die herrliche Scene vor und unter mir, denn es fing an, wolkenloser zu werden, nur der Berg blieb in Wolken gehüllt. Nachdem ich mich am Anblicke des BatorGebirges gesättigt, ritt ich noch etwas tiefer nach einer Hütte auf einem Acker am äusseren Abhang des Berges. Sie erwies sich als Viehstall, der freilich auch Spuren zeigte, dass Menschen da gehaust hatten. Ein Bischen Regenwasser in einem hölzernen Troge unter der Traufe des Strohdaches erlaubte mir wenigstens, mich zu waschen und zu kühlen. Die Ränder des Ackers lieferten mir eine Equisetum-Art und um die Hütte wuchs ein Chenopodium, das als Gemüse dient. Bald aber gab ich mich dem dolce far niente hin und ruhte an der Sonne, bis Herr Waanders zurück war. Sein Zug war sehr mühsam und wenig fruchtbar an Belehrung gewesen. Der Berg wurde höher hinauf sehr steil und die Wolken hüllten ihn vollständig ein, gingen selbst halb und halb in Regen über. In 5708 Fuss fand er eine dampat dewa (ein Götterhäuschen), auf dem Gipfel gleichfalls, aber leider hatte er auch dort keinen Augenblick freie Aussicht. Er brachte mir verschiedene Pflanzen zurück, darunter einen herrlichen Fund, eine jener festonartig herunterhängenden Cystandraceen (ehemals Bignonia), die für die Indischen Inseln so charakteristisch sind. Schon auf dem Rindjani auf Lombok hatte ich ein Exemplar gefunden, jetzt brachte mir Herr Waanders zwei weitere mit ihren dunkel blutrothen Blüthen. Die Pflanze ist neu und ich nannte sie ihrem Wiederauffinder zu Ehren Agalmyla Waandersiana, R. Z.

Wir schlugen einen anderen Rückweg ein und eilten über den Felsabhang hinunter, der zwischen den Dörfern Abang und Kadissan sich erhebt. So halsbrechend der Pfad von unten erschien, so war er es doch nicht, denn meist lag er in die Tuffmassen eingesenkt und zweckmässig im Zickzack gezogen. Wir waren gegen Abend zu Hause, unser Führer aber, Dewa Hokka, der stets zurückgeblieben war, kam erst in der Nacht. Er hatte oben lange gebetet, geopfert, geruht und den Rückweg über das Dorf Abang genommen.

Besuch auf dem Sukawana. Um mit dem BatorGebirge zu schliessen, reihe ich hier noch den Besuch auf dem Sukawana an, den wir auf der Heimreise bestiegen. Von Kotta dalam ist es ein Leichtes, den nahen Gipfel zu Fuss oder zu Pferd zu erreichen, obwohl der letzte Theil durch Wall und Graben vom Abhang geschieden ist; solche Gräben finden sich häufig hier im Gebirge quer über die Wege, ein sprechendes Zeugniss der traurigen politischen und socialen Zustände des Landes. Eigentlich sind es zwei grasige Gipfel, die den Namen Sukawana tragen, wenig verschieden in Höhe. Der westliche allein ist Gebetsstätte (dampat dewa) geworden. Es standen gar hübsche Bilder umher, wie ich sie auf Bali selten künstlerisch besser gesehen. Einige hatten Inschriften am Fussgestell, andere waren umgestürzt oder verstümmelt, was uns sehr verwunderte, da eine solche Schändung des Heiligthums nicht in den Sitten des Volkes liegt. Kriegsgreuel allein in einer Art Grenzbefestigung lassen die Sache erklären, um so mehr, als Bangli und Buleling in alter Feindschaft stehen. Die Aussicht ist prächtig und ausser dem Inneren des Gebirges bietet sich auch das ganze Nordgehänge dem Blicke dar; das Land bis zur Südküste, das Gebirge in Westen bis zu den Bergen von Banjuwangie war uns dagegen verhüllt. In Osten erblickten wir noch deutlich den Rindjani auf Lombok. Es war der Abschiedsgruss, den wir von hier aus dem wundervollen Gelände zuriefen.

Letzter Aufenthalt. Landbau. Ehe wir gänzlich scheiden, muss ich noch das Eine und Andere von dem mittheilen, was wir beobachteten. Die Bevölkerung von Bator, wenigstens ihr jüngerer Theil, fiel uns nur durch Neugierde lästig, die ausserhalb auf der Strasse einige Mal in ziemliche Unanständigkeit ausartete, welcher etwas unhöflich gesteuert werden musste. Sonst scheinen die Leute friedlich und verträglich, mehr aus Indolenz als guter Sitte. Den Weibern muss ich das Zeugniss abschreckender. Hässlichkeit geben, fast durchweg durchs ganze Gebirge, wie denn auch die Weiber des Tengger-Gebirges zu den hässlichsten und dunkelsten Java's gehören. Ich erinnere mich nicht, auf unserem Zuge hier oben auch nur Ein hübsches Gesicht bemerkt zu haben. Ärmlich und schmutzig sehen Leute und Häuser fast überall aus, allein leider trägt dazu

der Opium-Genuss, Regierungsart und Faulheit mehr bei als Arkadischer Sinn. Die Landwirthschaft, welche im Thale getrieben wird, beruht vorzüglich auf der Zucht von Pferden, Rindvieh, Ziegen und Schweinen, auf dem Anbau von Zwiebeln und Mais. Die kleinen weissen und rothen Timoresischen Zwiebeln (Allium ascalonicum) dienen als erstes Tauschmittel für die Bedürfnisse, welche die Leute heraufbringen. Zwei Zwiebeln kosten Deut, eine Kokosnuss 6 Deut (31⁄2 Kreuzer) und so werden 24 Zwiebeln gegen eine Kokosnuss getauscht. Gesucht sind ferner Reis, Baumwollenwaaren, Opium, Töpfer-, Eisen- und Messingwaaren. In geringerer Menge findet man Tabak, Ricinus (2 Arten), Bohnen, Gurken, Coriander, Kaffee und den mit grosser Sorgfalt gepflanzten unentbehrlichen Bambu, der im Bator - Gebirge nicht wild vorzukommen scheint. Die häufigsten Früchte sind die Manga (Mangifera indica und foetida), Pisang, Papaya, Gujaven, Granaten, Pompelnuss und Apfelsinen. Jedoch sind manche der letzten 4 Arten kaum mehr geniessbar; der Betelpfeffer kommt auch hier vor. Das Paritium tiliaceum liefert grobes Tauwerk. Als Zierpflanzen sind wohl zu betrachten der schöne Hibiscus venustus (Kumbang pidhmò der Balier), die Plumiena obtusifolia bei Gräbern, Morus nigra, Rosa indica und centifolia, die weisse Varietät. Mehrere dieser Pflanzen sind wohl durch Indische Priester hierher gebracht, wie in der Tiefe die Nymphaea lotos und Cochlospermum gossypium, DC.

Das Klima des Thalkessels mag nicht gerade ein freundliches sein und sicher hängen in der Regenzeit die Wolken oft Wochen lang in dem Kessel, ohne dass die Sonne durchscheint. Hatten wir doch selten eine Stunde, wo nach allen Seiten hin die Aussicht frei war, und die Dampfwolken des Kraters verhüllen oft wunderbar schnell das ganze Thal oder wälzen sich in ungeheueren Säulen über den Rand hinaus. Der Krater begnügte sich während unseres Aufenthaltes, nächtlicher Weile einige Mal dumpf zu rollen. Der tiefste Thermometerstand, den ich beobachtete, war 16° C., der höchste 24° C., beides wohl in Folge der beständigen Bewölkung. Die Winde waren sehr unstet, doch meist SO., im Thalgrunde hat man sie indess selten heftig zu gewärtigen.

Neue Karte vom Mittelländischen Meer u. Nord-Afrika (östl. Blatt), von A. Petermann').

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2. Quellen.

in

Das Osmanische Reich zählt nach dem Gothaischen Hofkalender über 86.000 Deutsche Quadrat - Meilen der reichsten Gegenden der Erde zu seinem Gebiet, also beinahe halb so viel als ganz Europa, und es ist ihm in der Aufnahme eines so weiten und geographisch so interessanten Territoriums eine grosse und lohnende Aufgabe gestellt, um die das Russische Nachbarland neidisch sein könnte, wenn es bei seinen grossartigen Aufnahmen eigene Schwierigkeiten in der Naturbeschaffenheit seiner Gebiete vorfindet, in den baumlosen, moosbedeckten Eiswüsten der Tundren eben so sehr als in den weiten Urwäldern, denen Theodolite und Messtische gar nicht zur Anwendung kommen und nur astronomische Beobachtungen die nöthigsten Fixpunkte zur Kartirung des Landes bieten können, oder in den See-Labyrinthen Finnlands, wo die Vermessungs-Corps jede einzelne trigonometrische Station mit ausserordentlicher Mühe aus und auf Felsentrümmern erbauen müssen. Und doch hat Russland ausgezeichnete, wahrhaft musterhafte und höchst umfangreiche Aufnahmen aller Art ausgeführt. Aber nicht Russland allein, jedes auch nur erst von der Kultur beleckte Land der Erde hat seine Aufnahmen, in der heissen und in der kalten Zone; welche vortrefflichen Aufnahmen giebt es von Indien, von den West-Indischen und Ost-Indischen Inseln, von dem Französischen Hinter-Indien, von Brasilischen, Peruanischen, Mexikanischen und anderen Landen, von Sibirien und Island, ja selbst von Grönland, wo eingeborne Eskimo-Geographen sich Verdienste erwarben um die Bereicherung der Erdkunde. Das Osmanische Reich unter allen der Erde allein besitzt keine eigenen Landesaufnahmen; Chinesen und Japanesen haben vortreffliche Karten, nur allein die Türken und die „Wilden" der Erdbewohner haben keine. Australien und Tasmanien haben sechs den Europäischen Generalstäben entsprechende Aufnahme-Bureaux, Neu-Seeland mit seinem Flächeninhalt von nur 4700 Deutschen Quadrat-Meilen hat eben so viel Surveyor Generals und Surveyor Offices, als es Provinzen hat, nämlich neun; aber das grosse Osmanische Reich hat gar Nichts der Art. Der Sultan besitzt eine Masse Muschirs, Muftis, Eunuchen und andere Würdenträger, aber Niemanden, der sich um die Landeskunde des Reiches bekümmert. Es ist das nicht das geringste der kranken Symptome der Türkenwirthschaft. Fremde Nationen haben daher zum Theil gethan, was der Türkischen Regierung zu thun obliegt, und es haben sich in dieser Richtung hauptsächlich die Engländer, Russen, Franzosen und Deutschen grosse Verdienste erworben. Das Litoral der Osmanischen Gebiete ist vorzugsweise von den Engländern sehr genau aufgenommen und in einer Reihe

vorzüglicher und gediegener Seekarten niedergelegt; für die Erforschung und Aufnahme des Inneren haben wohl die Russen am meisten gethan.

Viele einzelne Reisende haben sich durch ihre Aufnahmen und Erforschungen des Osmanischen Reiches in hohem Grade verdient gemacht, aber wir müssen hier vornehmlich eines Mannes gedenken, der weniger durch seine eigenen Reisen in diesen Gebieten als durch seine unausgesetzten kartographischen Arbeiten über dieselben unter allen lebenden Geographen die erste Autorität bildet für die vergleichende Erdkunde der Osmanischen Länder und der gewissermaassen den leider nicht vorhandenen Türkischen Generalstab repräsentirt und vertritt, so gut als diess ein einzelner Gelehrter und Privatmann zu thun im Stande ist, Dr. H. Kiepert. Seit 20 Jahren hat derselbe unablässig die Kartographie des Osmanischen Reiches durch vortreffliche Karten der Türkei, von Klein - Asien, Armenien und Kurdistan u. s. w. bereichert, welche die besten Gesammt-Darstellungen dieser Länder enthalten; wir erwähnen hier nur seiner drei Hauptarbeiten 1) so wie der betreffenden Blätter in seinem ,,Neuen Hand-Atlas" 2), von denen wir die neuesten Abdrücke zu Rathe zogen.

Ausser den Kiepert'schen Karten benutzten wir für die Türkei das fleissig gezeichnete Blatt der Osmanischen Halbinsel von P. Friederichsen in v. Sydow's Methodischem Hand-Atlas 3), die neuesten Aufnahmen des Donau-Delta 4), die Englischen Küstenaufnahmen überhaupt, die aus der Grenzregulirungs- Kommission Montenegro's hervorgegangenen offiziellen Karten dieses Landes 5) und die kritische Verwerthung derselben und anderen Materials durch Dr. Kiepert ), die neuen Darstellungen der Herzegowina von Blau und Beaumont ), die Reise von Kanitz in Ser

1) Kiepert, Generalkarte von der Europäischen Türkei, nach allen vorhandenen Originalkarten und itinerarischen Hülfsmitteln bearbeitet und gezeichnet. Mst. 1:1.000.000, 4 Bl. Berlin 1853.

Karte von Klein-Asien, entworfen und gezeichnet nach den neuesten und zuverlässigsten Quellen, hauptsächlich nach den in den Jahren 1838 bis 1839 von v. Vincke, Fischer und v. Moltke und 1841 bis 1843 von H. Kiepert, A. Schönborn und K. Koch ausgeführten Rekognoscirungen so wie nach den besten neueren Reiserouten, vorzüglich der Engländer. Mst. 1:1.000.000. 6 Bl. Berlin 1844.

Karte von Armenien, Kurdistan und Azerbeidschan, im Anschluss an die Karte von Klein-Asien entworfen und bearbeitet 1852 bis 1855. Mst. 1:1.000.000. 4 Bl. Berlin 1858.

2) Kiepert, Neuer Hand-Atlas, Berlin, D. Reimer, Bl. 25: Türkei und Griechenland, Mst. 1:3.000.000; Bl. 27: Klein-Asien und Syrien, Mst. 1:3.000.000; Bl. 28: Vorder-Asien, Mst. 1:8.000.000.

3) Nr. XIII: Osmanische Halbinsel (Türkei und Griechenland), Mst. 1:4.00.0000. Gotha, J. Perthes, 1861.

4) Delta of the Danube, surveyed by Capt. Spratt 1856 and 1857. Mst. 1:166.400. London, Admiralty, 1861.

5) James, Map of Montenegro, from a copy by Lieut. Sitwell, R. E., attached to Major Cox, British Commissioner for the Demarcation of the Boundaries of Montenegro in 1859-60. Mst. 1:200.000. London, Topogr. Dep' of the War Office, 1860.

Paulini, Carta di Montenegro etc. Mst. 1:300.000. Wien, Artaria & Co., 1861.

6) Kiepert, das Fürstenthum Zrnagora oder Montenegro. Mst. 1:500.000. (Zeitschrift für Allgem. Erdkunde, Neue Folge, Bd. 13.) Berlin 1862.

7) Karte der Herzegowina, im J. 1861 entworfen und gezeichnet. Mst. 1:500.000. (Zeitschrift für Allgem. Erdkunde, N. F., Bd. 11.) Berlin 1861.

Beaumont & Boué, Esquisse de l'Herzegovine et du Montenegro. Mst. 1:1.750.000. (Mém. de la Soc. de Géogr. de Genève, vol. 2.) Genf 1861.

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