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Ankunft an der bezeichneten Stelle dieselbe Farbe des Wassers beobachtet hatte und sie auch in ostnordöstlicher Richtung bis zum Abend des folgenden Tages anhielt, so hält es Milne für wahrscheinlich, dass es sich hier um eine grosse Bank handelt, die sich von 42° bis 35° W. L. und von 42° bis 45° N. Br. erstreckt.

In derselben Gegend, 105 naut. Meilen N. 68° W. von Milne's Lothung, hatte schon 1832 Lieut. Sainthill 100 Faden gelothet und 145 naut. Meilen S. 67° W. von Milne's Lothung findet sich auf den Karten die Tiefe von 35 Faden mit der Jahreszahl 1851 eingetragen, ohne dass die Autorität für diese Angabe bekannt wäre. Beide Lothungen bekräftigen Milne's Ansicht von der bedeutenden Ausdehnung der Bank. Dagegen fand Commander Dayman im Jahre 1859 unweit der Sainthill'schen Lothung, nämlich 145 naut. Meilen S. 54° W. von der Stelle, wo Milne sondiren liess, selbst in 3000 Faden Tiefe noch keinen Grund, so dass sich die Bank steil aus sehr tiefem Wasser erhebt.

Der Hydrograph der Britischen Admiralität, Captain Richards, hat die Bank,,Milne-Bank" benannt 1).

Flächeninhalt und Grenzlänge.

Eine Erwiderung auf erhobene Bedenken.
Von Dr. F. Bothe in Saarbrücken.

Der von mir veröffentlichte Vorschlag, die Grenzentwickelung eines Landes in einer Konstanten darzustellen, welche der Quotient der Quadratwurzel des Flächeninhalts in die Grenzlänge ist, hat neuerdings Bedenken, bezüglich auch einen neuen Vorschlag Seitens der Herren Dr. Keber und Lieutenant v. Prondzynski hervorgerufen. Die bis dahin übliche Methode, den Flächeninhalt direkt mit der Grenzlänge zu vergleichen, hatte sich, wie Herr Dr. Keber mit Recht sagt, als ,,ein stehender Missbrauch behauptet"; sie vergleicht Grössen, welche ihrer Natur nach nicht vergleichbar sind, und führt dadurch zu Zahlen, deren Grösse von der gewählten Maasseinheit abhängig wird, die demnach verworfen werden müssen. Allerdings lassen sich dieselben vorausgesetzt, dass sie unter Zugrundelegung derselben Längen- und Quadrateinheiten erhalten wurden unter sich weiter vergleichen und dadurch Verhältnisszahlen bilden, denen universelle Gültigkeit beizulegen ist, allein es wird dann nothwendig, eine derselben willkürlich zur Einheit zu nehmen und konventionell festzustellen. Derartige Vergleichungen sind in der That bisher schon üblich gewesen, denn sie liegen dem Geographen ziemlich nahe; man sagt: „Die Entwickelung dieses Landes ist das bestimmte Vielfache der eines anderen", ich selbst habe mich aber nicht veranlasst sehen können, eine solche Vergleichung tabellarisch zusammenzustellen, denn die Wahl der Einheitsgrösse wird sich danach richten müssen, was man durch die Zusammenstellung erreichen will, welche Punkte besonders maassgebend erscheinen und zu berücksichtigen sind.

Bei meinem Ausspruche: „,Ähnliche Figuren ergeben dieselbe Entwickelungs-Konstante", lag mir kein Gedanke ferner als der, diesen Satz in umgekehrter Schlussfolge

1) Nautical Magazine, Mai 1864.

als richtig hinzustellen, also aus gleicher Entwickelung die gleiche Form abzuleiten. Dass mein Vorschlag dadurch nach dieser Seite hin eine ,,offene Frage" lässt, kann ich aber nicht für ein grosses Unglück halten, denn diese Frage wird immer offen bleiben. Meine Formel sagt: ,,Haben zwei Länder gleiche Entwickelung, so kommt auf die Flächeneinheit die gleiche Anzahl Längeneinheiten der Grenzen"; Weiteres soll damit gar nicht gesagt werden. Alle Folgerungen, die sich an die entsprechende Zahl knüpfen lassen, bedürfen neuer Unterstellungen, jeder neue Vergleich beansprucht eine andere Basis. Findet man es für gut, zu untersuchen, wie sich die Grenzentwickelung eines Landes zu der eines Kreises, eines Quadrates, eines gleichseitigen Dreiecks, einer Ellipse von beliebig gewählten Axen, eines bestimmten Landes u. s. w. verhält, so werden die von mir vorgeschlagenen EntwickelungsKonstanten das einfachste Material zur Lösung der Frage bieten. Die gewonnenen Verhältnisszahlen sagen dann an und für sich überaus wenig, jeder Schluss aus ihnen kann aber eine Stufe bilden, von der aus weiteres Voranschreiten ermöglicht wird. Nimmt man an, dass die Kulturstufe, der Wohlstand, das Glück, die Weltstellung einer Nation von der Entwickelungsgrösse ihrer Grenzen, also von der grösstmöglichen Erleichterung des Verkehrs mit der jenseit dieser Grenzen liegenden Welt abhängt, so wird die Gestalt des Landes wohl nicht zunächst Berücksichtigung verdienen, eben so wenig wie in dem entgegengesetzten Falle, wenn eine Nation in sich selbst die Mittel ihrer Stärke zu finden meint und die kleinste Entwickelung ihrer Grenzen für den grössten Vortheil hält. Kommt diese Gestalt aber in Betracht, dann natürlich auch noch andere Punkte, wie die leichte oder schwere Zugänglichkeit der Grenzen, Höhenverhältnisse, Bodenbeschaffenheit, klimatische Verschiedenheiten, Dichtigkeit der Bevölkerung u. s. w. Grosse Zahlen stehen immer ausser dem Bereiche kleinerer, in der Geographie nicht minder wie in anderen Wissenschaften. Um nur Ein Beispiel anzuführen, so giebt die Vergleichung der mittleren Höhe zweier Länder sicherlich ein wenig anschauliches Bild, denn die bezüglichen Länder können bei gleicher Höhe einander wesentlich unähnlich sein, und doch ist eine solche Vergleichung nicht nothwendig werthlos. Die Vergleichung der mittleren Kammhöhe der Gebirgszüge beider Länder wird das Bild schon schärfer hinstellen, die mittlere Gipfelhöhe es so weit vervollständigen, dass zahlreiche Fragen Beantwortung finden können, aber erst ein Blick auf die Karte, ein Studium der Profile verschafft die noch immer fehlende Klarheit.

Was ich, angeregt durch die von Herrn Dr. Keber zuerst erhobenen Bedenken, vorschlug, ist die Beseitigung einer an und für sich gewiss unlogischen und unmathematischen Zahl zu Gunsten einer anderen, der man weder logische Begründung noch Eleganz absprechen wird, die leicht ermittelt und geprüft werden kann, universelle Gültigkeit besitzt und ein bequemes Material für weitere Vergleichungen abzugeben vermag. Es sind diess Rechtstitel genug, dieser Zahl neben vielen anderen einen Platz in den geographischen Handbüchern zu gönnen.

Dr. Livingstone's Reise nach dem Hochland der Marawi im Westen des Njassa-See's, 1883.

Die Gerüchte von Dr. Livingstone's Tod oder Verwundung waren gänzlich unbegründet, er befand sich am 24. Februar d. J. wohlbehalten zu Mozambique, im Begriff, sich von dort nach Bombay einzuschiffen, wo er den auf seine Kosten erbauten kleinen Dampfer,,Lady Nyassa" zu verkaufen hoffte. Kurz vorher war er von einer Reise in die westlich vom Njassa gelegenen Landschaften zurückgekommen, über die er in einer Zuschrift an die Londoner Geographische Gesellschaft berichtet 1).

Die offizielle Nachricht von dem Aufgeben seines Konsulats nebst den Instruktionen für die Beendigung seiner Expedition erreichten ihn erst am 2. Juli 1863 in Schupanga, bei der Mündung des Schire in den Zambesi, als der Wasserstand des letzteren zu niedrig war, um den Regierungs-Dampfer ,,Pioneer" zum Meer hinabzubringen. Mit seiner bekannten Energie entschloss er sich, die Zeit bis zum Dezember, wo die Regen den Fluss anschwellen würden, zu einer abermaligen Reise nach dem Njassa zu benutzen, hauptsächlich zu dem Zweck, um zu entscheiden, ob ein grosser Fluss in das Nordende dieses See's mündet. Unglücklicher Weise verlor er das Boot, mit dem er den Schire hinauffuhr, in einer der Katarakten dieses Flusses, so dass die Fahrt auf dem Njassa unterbleiben musste. Trotzdem gab er den Plan nicht auf, sondern ging zu Fuss weiter, begleitet von seinen treuen Makololo und dem Steward des ,,Pioneer".

Um eine Kolonie von Sulu-Kaffern zu umgehen, welche mit den Negern an der Westküste des Njassa in Krieg lagen, schlug er vom Schire eine nordwestliche Richtung ein und kam nach vielen Tagen zu einer 6000 Fuss hohen Bergkette, welche von Nord nach Süd streicht und den Rand des von den Marawi bewohnten Plateau's bildet. Von da gegen Nordost sich wendend gelangte er unter 12° 55′ S. Br. an die Kota-Kota-Bucht, wo das weite Seebecken zu einem schmalen Kanal verengt ist. Diess ist die Stelle, wo fast alle Sklaven- und Elfenbeinhändler auf der Strasse zwischen den Häfen der Ostküste und dem Land des Cazembe im Inneren über den See setzen, auch fand Livingstone zwei Arabische Händler mit dem Bau eines Segelbootes beschäftigt, welches ein bei der Überfahrt zu Grunde gegangenes ersetzen sollte. Zwei Ellen Calico, 1 Schilling im Werth, ist der Preis für einen Knaben, vier für ein hübsches Mädchen. Nur die Verbindung des Elfenbein- und Sklavenhandels macht den letzteren zu einem lohnenden Geschäft, denn die Kosten für den Lebensunterhalt der Neger würden eine zu grosse Ausgabe sein, leisteten sie nicht den wichtigen Dienst, das Elfenbein zu transportiren; ein Händler mit 20 Sklaven muss täglich den Preis eines Sklaven zu deren Unterhalt verausgaben. Alle Schwierigkeiten, welche Livingstone bei seinen Reisen ins Innere erfahren hatte, kamen von den Hindernissen her, die ihm die Portugiesen in den Weg legten, welche sehr richtig urtheilten, dass er durch das Aufkaufen des Elfenbeins den Sklavenhandel unterminire. Durch solches Aufkaufen von Elfenbein im Inneren würde mehr zur Unterdrückung des

1) Times 2. Juni, Athenaeum 18. Juni 1864. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1864, Heft VI.

Menschenhandels auszurichten sein als durch die Englischen Kreuzer an den Küsten.

Von der Kota - Kota - Bucht ging Livingstone wieder gerade westlich nach dem Plateau, das er in 3 Tagen erreichte. Die langen Abhänge, geschmückt mit Hügel und Thal und strömenden, von immergrünen Bäumen eingefassten Bächen, waren herrlich. Auf der Höhe wehte eine köstliche, eigenthümlich durchdringende, fröhlich stimmende Luft. Hier, 80 oder 90 Engl. Meilen vom Njassa entfernt, überschritten die Reisenden die Wasserscheide und trafen zwei Flüsse, welche beide Longwa genannt wurden und von denen der eine nach Osten in den See, der andere nach Westen dem Zambesi zufloss. Ferner wurde hier ein anderer Fluss Namens Moitawa entdeckt, der in einen kleinen See Bemba mündet. Aus diesem Fluss soll nach den Aussagen der Eingebornen und der Araber der Luapula kommen, der westlich fliessend den See Mofue bildet und bei der Stadt des Cazembe vorbei nördlich dem Tanganyika zufliesst. Gern wäre Livingstone diesem Strom gefolgt, um über die interessanten hydrographischen Verhältnisse dieser Gegenden ins Klare zu kommen, aber die Zeit, wo der ,,Pioneer" den Zambesi hinab geführt werden musste, nahte heran und so war er zur Rückkehr nach Schupanga genöthigt, bei der er 660 Engl. Mln. in 55 Tagen zurücklegte.

Was die Existenz eines grossen Flusses anlangt, der vom Tanganyika-See in den Njassa fliessen soll, so erfuhr Livingstone übereinstimmend von den Eingebornen, dass ein solcher grosser Fluss nicht einmünde, wohl aber zwei kleine von Norden her in den See fallen. Nach Livingstone's Meinung erklären auch die zahlreichen von Westen her dem Njassa zuströmenden Gewässer die grosse Tiefe des See's und die Beständigkeit seines Ausflusses, des Schire, hinlänglich, ohne dass man einen Zufluss vom Tanganyika her anzunehmen braucht.

Geographische Literatur.

Vorbericht.

Herr Dr. A. Madelung schreibt uns aus Wien:,,Der Salinenbetrieb im Österreichischen und Steiermärkischen Salzkammergute wurde in einer der letzten Reichsraths-Sitzungen einer sehr herben Kritik unterzogen, die Fabrikation wurde als eine sehr primitive geschildert und namentlich der Vorwurf erhoben, dass die abfallenden Nebenprodukte keiner weiteren Verarbeitung unterzogen werden. Wohl theilweis aus diesem Grunde hat das K. K. Finanz-Ministerium eine Untersuchung des Prozesses in seinen chemischen Verhältnissen angeordnet, um hiermit eine Basis zu etwaigen Reformen in der Fabrikation zu gewinnen. Mit diesem Auftrage betraut, hat die K. K. Geologische Reichs-Anstalt ihren Chemiker, Karl v. Hauer, an die Salinen Ebensee, Ischl, Hallstadt und Aussen entsendet, um den Betrieb an Ort und Stelle zu studiren und die nöthigen Proben zu sammeln. Die chemische Detail-Untersuchung wurde im Laufe des verflossenen Winters vollendet und der Gesammtbericht über die erzielten Resultate ist eben unter der Presse und wird im zweiten Heft des Jahrbuches der Geologischen Reichs-Anstalt für das Jahr 1864 erscheinen. Höchst wahrscheinlich ist diese Arbeit nur der erste Theil

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einer weiter gehenden Reihe von Untersuchungen, da dem Vernehmen nach auch der Salinenbetrieb der übrigen Kronländer der Monarchie, namentlich von Galizien, Siebenbürgen und Istrien, einer solchen chemischen Revision unterworfen werden soll.

,,Schon in wenig Wochen wird ein Werk erscheinen, welches für Wien eine der wichtigsten Fragen der Erledigung nahe bringen soll, aber auch sonst von so allgemeinem Interesse ist, dass wir schon jetzt die Aufmerksamkeit darauf lenken möchten. Es ist diess der ,,Bericht der Kommission des Wiener Gemeinderathes über die Versorgung Wien's mit gutem Trinkwasser", zu welchem Behufe höchst interessante Untersuchungen über die dazu geeigneten Quellengebiete in der Umgebung der Hauptstadt gemacht worden sind. Schon der Name des Hauptleiters der Untersuchungen und Redacteurs des obigen Berichtes, Prof. E. Suess, lässt uns ein Werk von wirklicher Bedeutung erwarten."

Wie der Jahresbericht der Russischen Geogr. Gesellschaft für 1863 meldet, hat Schmidt als Chef der physischen Abtheilung der Ost- Sibirischen Expedition einen allgemeinen Bericht über den Verlauf und die gewonnenen Resultate zusammengestellt, welcher besonders auch über den letzten Theil der Reise am Amgunj und der Bureja nähere Nachrichten giebt. Der Jahresbericht theilt daraus die hauptsächlichsten Ergebnisse mit, lässt aber eine vollständige Publikation der zurückgebrachten Materialien in ungewisser und ferner Aussicht, obwohl Schmidt und Glehn mit Ausarbeitung des geologischen und botanischen Theils beschäftigt sind und Agassiz den zoologischen, Kämtz den klimatologischen, Schiefner und Wiedemann den linguistischen Theil übernommen haben. Die topographischen Arbeiten Schebunin's haben bereits für die Schwartz'che Karte von Ost-Sibirien, deren Abschluss dadurch noch etwas aufgehalten wurde, Verwendung gefunden. Schebunin hatte eingereicht: 1. eine Übersicht seiner Arbeiten als Bericht, 2. eine Karte der Insel Sachalin, deren Gestalt hier im Vergleich mit älteren Karten beträchtliche Veränderungen zeigt, 3. eine Aufnahme der Westküste von Sachalin, 4. eine Aufnahme des Amgunj - Flusses mit einem Theil seines Nebenflusses Nemilen, 5. eine Aufnahme der Bureja, 6. eine Aufnahme des Weges vom Agnekan, einem Zufluss des Amgunj, über das Bureja-Gebirge zu den Quellen der Bureja.

Von Wichtigkeit für die Geographie von Central-Asien versprechen die Karten und Berichte über die Russischen Aufnahmen in Tarbagatai zu werden, welche mit der Russisch-Chinesischen Grenzbestimmung zusammenhängen. Der Tsai-san und der Schwarze Irtisch so wie der Marka-See, das Thal des Kurtschum und die anliegenden Gegenden sind im Jahre 1863 zum grossen Theile auf der Karte niedergelegt worden, K. Struve hat dabei 18 Positionen astronomisch bestimmt und auch an sonstigen wissenschaftlichen Untersuchungen hat es nicht gefehlt, z. B. über die NomadenStämme des Tarbagatai, über die Höhe der Gebirge, die Pflanzengrenzen u. s. w.

Durch die Zeitungen ist bekannt geworden, dass die Tinne'sche Expedition und mit ihr Th. v. Heuglin Ende März d. J. vom Bahr el Ghasal nach Chartúm zurückgekommen sind. Ein grosses Missgeschick hat diese Expedition von Anfang an verfolgt, ausser Steudner sind Madame Tinne selbst und zwei ihrer Dienerinnen, ja ganz

in der Nähe auch noch Schubert, der mit Klaincznick nach dem Bahr el Ghasal und Djur gereist war, dem Klima erlegen, also fünf von den wenigen Europäern, die sich dort aufhielten, in einer einzigen Regenzeit! Tiefer in das Land einzudringen oder auch nur grössere Exkursionen zu machen war trotz der aufgewendeten ausserordentlichen Mittel ganz unmöglich, an ein und demselben Orte mussten die Beklagenswerthen die ganze Regenzeit aushalten, v. Heuglin selbst war beständig krank und scheint mit sehr zerrütteter Gesundheit nach Chartúm zurückgekehrt zu sein, aber trotz alledem hat er, so viel er nur irgend vermochte, die Geographie und Naturgeschichte zu fördern gesucht. Mit welchem Eifer und Erfolg er seine zoologischen, namentlich ornithologischen Forschungen fortsetzte, beweisen die umfangreichen Abhandlungen, welche er an den berühmten Ornithologen Dr. Hartlaub in Bremen und an die Kaiserl. Leopoldino - Carolinische Akademie eingeschickt hat, während wir sein vollständiges Tagebuch und eine grosse Karte mit all seinen Aufnahmen und Erkundigungen erhielten. Wir sind eifrig beschäftigt, diese letzteren werthvollen Materialien zur Publikation vorzubereiten, indem wir die Manuskript-Karte v. Heuglin's zur Herstellung eines das ganze westliche Quellgebiet des Weissen Nil zwischen 2 und 10° N. Br. umfassenden Blattes im vierfachen Formate der,,Geogr. Mitth." benutzen. Dieses Blatt wird sehr bedeutende Berichtigungen und Erweiterungen unserer 10-Blatt-Karte von Inner-Afrika enthalten, nicht nur für das Quellgebiet des Bahr el Ghasal und die westliche Wasserscheide des Nil, wo v. Heuglin Neues angefügt hat, sondern schon für den Bahr el Ghasal selbst und den Weissen Fluss, die nach der Speke'schen Position der Sobat-Mündung fast um 1 Längengrad östlicher gerückt werden.

Wichtige Nachrichten sind wieder vom Senegal eingelaufen. Lieut. Mage (siehe,,Geogr. Mittheil." 1864, S. 150) war in Sego am Niger angekommen und den 30. März von da wieder abgereist, um sich zu El-Hadj Omar zu begeben, der in Hamda-Allahi, der Hauptstadt von Massina, residirte, sich also daselbst gegen El-Bakay zu behaupten gewusst hat (vgl. „,Geogr. Mittheil." 1864, S. 69). Ein Sohn El-Bakay's, des berühmten Scheichs von Timbuktu, welcher Dr. Barth so edelmüthig beschützt hat, war in Saint-Louis gewesen und hatte am 14. Mai seine Rückreise nach Timbuktu angetreten, begleitet von dem Spahi-Lieut. Perraud, der einen Dolmetscher und zwei eingeborne Soldaten mit sich nahm und nach seiner Ankunft in Timbuktu mit einem der Söhne des Scheich El-Bakay weiter nach Algerien zu reisen beabsichtigt. Unter dem Schutz dieser mächtigen Familie, deren Einfluss sich über den grössten Theil der westlichen Sahara erstreckt, hat er einige Aussicht, sein grosses Projekt durchzuführen.

Moritz Wagner lässt es sich trotz anhaltender, wahrscheinlich durch zu langen Aufenthalt in dem bösartigen Klima von Panama begründeter Kränklichkeit angelegen sein, die reiche wissenschaftliche Ausbeute, die er von seinen letzten Reisen in Central- und Süd-Amerika zurückgebracht, nach und nach vollständig zu bearbeiten. Wie kürzlich die,,Zeitschrift für Allgem. Erdkunde" die hauptsächlichsten seiner hypsometrischen Arbeiten in den Anden von Ecuador publicirt hat, so bringen die Denkschriften der Bayerischen und der Leopoldino-Carolinischen Akademie

zwei grössere Abhandlungen von ihm: 1. über die hydrographischen Verhältnisse und die Verbreitung der Süsswasserfische in den Staaten Panama und Ecuador, 2. Beiträge zur Meteorologie und Klimatologie von Mittel-Amerika. Für die ,,Geogr. Mittheilungen" stellt er zunächst eine Skizze des Chimborazo und seiner Umgebungen mit Karte, für später Beschreibungen der Provinzen Leon und Imbabura und des Pastassa-Thales, welches in geognostischer Hinsicht eins der merkwürdigsten Thäler Süd-Amerika's ist, in Aussicht. Die zoologischen und botanischen Sammlungen, die er von dort so wie aus den höheren Regionen des Chimborazo, Cotopaxi und Ilinissa nach München brachte, sind jetzt mit Ausnahme der Coleopteren fast sämmtlich bestimmt. Die Höhen-Fauna des Chimborazo in der Region von 11.000 bis 14.000 Fuss ist zwar arm, aber in den Formen sehr interessant und war bisher unbekannt.

Vor Kurzem erwähnten wir eine Arbeit von David Forbes über die Geologie von Bolivia und dem südlichen Peru (,,Geogr. Mitth." 1864, Heft I, S. 35). Dieser ausgezeichnete Forscher ist im letzten Winter nach England zurückgekehrt, nachdem er eine Reihe von Jahren dem Studium der Süd-Amerikanischen Gebirgswelt gewidmet hatte, und hofft nun, wie er uns schreibt, bald weitere Berichte publiciren zu können. Neben seinen geologischen Untersuchungen hat er auch eine Anzahl Positions-Bestimmungen ausgeführt und die Karten vielfach berichtigt, so dass seine Arbeiten von hohem geographischen Interesse sind. Er hatte die Güte, eine Abhandlung über seine geographischen Resultate für unsere Zeitschrift in Aussicht zu stellen.

Auch Berthold Seemann ist im Mai d. J. aus Venezuela zurückgekehrt, wo er Forschungen am Tocuyo-Fluss angestellt und ausgedehnte Kohlenlager entdeckt hat. Er besuchte ausserdem La Guaira, Caracas, Puerto Cabello, Chichiriviche und nahm seinen Rückweg über Curaçao und St. Thomas. Der um die Geographie von Central-Amerika hochverdiente E. G. Squier war neuerdings in Peru und beabsichtigt seine Untersuchungen über die Ruinen der alt-Peruanischen Städte zu veröffentlichen.

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Karten.

Grönland, Skizze Kaart over den sydlige Deel af efter det bedste forhaandenvaerende Materiale. Kopenhagen, Kgl. Dän. Seekarten-Archiv, 1863.

, sammendraget Mst. 1:600.000. 1 Rd. 32 ss. Zwar nur skizzirte, aber dennoch sehr schätzenswerthe Karte des südwestlichen Gestades von Grönland von 621° N. Br. bis zur Südspitze und der siidöstlichen Küstenlinie, nach dem besten vorhandenen Material im Dänischen Marine-Dépôt ausgearbeitet. Auf Cartons sind in grösserem Maassstabe dargestellt: Frederikshaab, Arsut-Fjord, Julianeshaab, Kajartelik, Fortunas Havn, Christians Havn und Bangs Havn.

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Kreis der Spanischen Marine hinaus bekannt zu werden verdient, ja in ihrer Bedeutung für Geographie und Nautik kaum dem Englischen Nautical Magazine nachstehen dürfte. Während die ersten drei Abschnitte Aufzählungen und Beschreibungen der im Jahre 1862 entdeckten Inseln, Bänke, Klippen u. s. w. und der in demselben Jahre errichteten Leuchtthürme, Bojen und Baken enthalten, bringt der vierte eine Reihe von Segelanweisungen und hydrographischen Notizen, darunter ausführliche und vollständige Beschreibungen des Archipels der Marianen und der Ria de Pontevedra an der Galizi schen Küste, von welchen beiden die Spanische Admiralität im Jahre 1862 neue Karten herausgegeben hat, und im fünften Abschnitt verschiedene nautische Daten, Hülfstabellen und Notizen, die zum Theil auch wissenschaftlichen Werth haben. Von diesen sind besonders zu nennen eine Liste von geographischen Positionen auf der Insel Cuba, welche der Schiffs-Kommandant Rafael de Aragon bestimmt hat; die Beobachtungen des Fregatten-Kapitäns Claudio Montero über die magnetische Abweichung im Archipel der Philippinen; die Anweisungen für nautische Aufnahmen, Sondirungen u. s. w.; eine Liste der Positionen der Spanischen und einiger anderer Sternwarten; ein Verzeichniss der im J. 1862 von der Direccion de Hidografía publicirten Karten und Schriften. Vorläufer dieses nützlichen Jahrbuches waren die seit 1859 herausgegebenen »Noticias de islas, bajos y otros escollos descubiertos en el año anterior", mit der bedeutenden Erweiterung aber, wie sie der erste Jahrgang des Anuario zeigt, wird es sich bald Anerkennung verschaffen und die sehr ansehnlichen Arbeiten der Spanischen Admiralität, von denen man im übrigen Europa nur selten Etwas vernahm, bei Geographen und Nautikern bekannt machen. Boutroux: Exposé des opérations géodésiques exécutées pendant la reconnaissance du détroit de Gibraltar et de la côte Nord du Maroc en 1854 et 1855. (Annales hydrographiques, 4o trimestre de 1863.) Bridet, Capit.: Rapport sur une nouvelle route pour doubler le cap de Bonne-Espérance, de l'est à l'ouest, pendant la saison d'hiver. 8o, 12 pp. mit 1 Karte. Paris, Dépôt de la marine (Bossange), 1864. fr. Ehrenberg, Prof.: Beitrag zur Kenntniss der unterseeischen AgulhasBank an der Südspitze Afrika's als eines sich kundgebenden grünsandigen Polythalamien-Kalkfelsens. Mit 1 Karte. (Monatsbericht der Kgl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, August 1863, SS. 379-394.)

Contre-Admiral Sundewall hat im Mai 1862 als Commandeur des Preussischen Schiffes "Arkona" drei Grundproben von der Agulhas-Bank aus Tiefen von 450, 354 und 360 Fuss gehoben. Aus der Untersuchung dieser Proben ergab sich, dass die Bank ein grünsandiges Kalkgebirge ist, das vorherrschend aus mikroskopisch-organischen Formen, namentlich Polythalamien, besteht, dass sie also keine durch die Agulhas-Strömung gebildete Ablagerung sein kann. Die beigegebene Kartenskizze veranschaulicht die Meeresströmungen um das Südende von Afrika und ihr Verhältniss zur Agulhas-Bank. Fleuriot de Langle, Contre-amiral vicomte: Examen des ouvrages de M. Maury, de la marine américaine, intitulés: Explanations and Sailing Directions, et Physical geography of the sea. 8°, 43 pp. Paris, Dupont, 1864.

Fonvielle, de: Le Gulf-Stream et les vents alisés. (Revue du monde colonial, Januar 1864.)

Fradin, Capit.: Renseignements sur quelques points de l'océan Pacifique. (Annales hydrogr. 2o trimestre 1863.) Freeden, W. v.: Handbuch der Nautik und ihrer Hülfswissenschaften. 8°, 415 SS. Oldenburg, Schulze, 1864. 3 Thlr. Goracucchi, Alex. Ritter v.: Die Adria und ihre Küsten mit Betrachtungen über Triest als Badeort. 8°. Triest 1863. 5 fl.

Ausser der Lokalbeschreibung Triest's findet man geographische, klimatische, naturhistorische, ethnographische und geschichtliche Notizen über das Adriatische Meer und seine Küsten und Inseln.

Grasset, Capit. Note sur les traversées de retour du Golf du Mexique en France. (Revue maritime et coloniale, Februar 1864, pp. 294-316, März pp. 522-538.)

Vergleichende Untersuchungen über die Routen, welche eine grössere Anzahl Französischer Kriegsschiffe auf dem Rückweg von Mexiko nach Brest und Toulon zwischen Oktober 1862 und Mai 1863 eingeschlagen haben; ein wichtiger Beitrag zur Vervollständigung der Maury'schen und Fitzroy'schen Arbeiten. Heathcote, J. A.: Surface currents of the Bay of Bengal during the South-West Monsoon. Mit 1 Karte. (Journal of the R. Geogr. Soc. of London, 1862, pp. 234-241.)

Fast vollständig schon in den "Proceedings" publicirt (s. „Geogr. Mitth." 1862, S. 489), nur die beigegebene Karte ist neu. Lapierre, Capit.: Renseignements sur la mer Rouge. (Annales hydrogr. 1er trimestre 1863.) 8°, 15 pp. Paris, Dépôt de la marine, 1863. fr. Lorenz, Dr.: Studien über das Adriatische Meer. II. Charakteristik des istro-Dalmatinischen Archipelagus. (Österreichische Revue, 1864, Bd. 2.)

Mediterranean, The western division of the

(Nautical Maga

zine, Mai 1863, pp. 233-241, Juni pp. 305-311, Juli pp. 368 -375, August pp. 415-419, September pp. 460-466, Oktober pp. 512-520, November pp. 572-581, Dezember pp. 648-654, Januar 1864 pp. 16-23, Februar pp. 83-87, März pp. 125-130, Mai pp. 248-250.)

Ausführliches über Wind und Wetter, Strömungen, Gezeiten, Schiffskurse u. s. w. im westlichen Theil des Mittelländischen Meeres, einschliesslich des Golfe du Lion und des Adriatischen Meeres.

Nautical Almanac and astronomical ephemeries for the year 1867, 8. London, Murray, 1863. 2 s.

Reed, Commander J. W.: China Sea, Islands and Dangers. (Nautical Magazine, Septbr. 1863, pp. 499-504.)

Ein für Nautik und Topographie wichtiger Bericht von dem Chef der Englischen Vermessungs-Abtheilung, welche von der Admiralität mit der Untersuchung der „Gefahren" im Chinesischen Meer beauftragt ist. Er enthält unter Anderem eine Liste von Positionen und Höhen. Saint-Paul, Notes sur les îles

et Nouvelle-Amsterdam. (Nouvelles Annales de la marine, November 1863.) Sass, Dr. A. F. v.: Untersuchungen über die Niveau-Verschiedenheiten des Wasserspiegels der Ostsee. (Bulletin de l'Académie impér. des sciences de St.-Pétersbourg, T. VI, Nr. 3, 1863, pp. 258-296.)

Um die eigenthümlichen Niveau - Schwankungen der Ostsee zu erforschen, welche den Bewohnern der Küste unter dem Namen "hohe und niedrige See" bekannt und eben so von den gewöhnlichen Strömungen und Wellenbewegungen wie von Ebbe und Fluth, deren Vorhandensein für die Ostsee festgestellt ist (s. "Geogr. Mitth." 1856, S. 296), zu trennen sind, führte Baron v. Sass in den Sommermonaten 1859, 1860 und 1861 an der Südküste der Insel Oesel bei dem Fischerplatz Kukke-saar (22° 51' Oestl. L. v. Gr. und 58° 17' N. Br.) eine Reihe von Beobachtungen aus, welche sichere Beziehungen des Phänomens zu Regen und Luftdruck nicht ergaben, wohl aber Richtung und Stärke des Windes als vorzüglichste Ursache erkennen lassen. Uitkomsten van wetenschap en ervaring aangande winden en zeestroomingen in sommige gedeelten van den Oceaan, uitgegeven door het K. Nederlandsch meteorologisch Instituut te Utrecht in 1863. (Chinesche zee en westelijk gedeelte van den noorder Stillen Oceaan.) 4°. Utrecht, v. d. Weijer, 1863. 6 fl. Wüllerstorf, v.: Bemerkungen über die physikalischen Verhältnisse des Adriatischen Meeres. 8°, 22 SS. mit 1 Tafel. Wien, Gerold's Sohn 1863. 30 kr

Karten.

Bassin compris entre la Sardaigne, l'Italie et la Sicile. (Nr. 2021.) Paris, Dépôt de la marine, 1863. 2 fr. Gibraltar, Estrecho de Aumento de sondas practicadas por la goleta Santa Teresa. Madrid, Direccion de Hidrografía, 1862. (Nr. 105.)

Mediterranean Sea. 1852. Corrected. London, Hydrogr. Office, 1863. (Nr. 2158.) 3 s. Neue Ausgabe der Uebersichtskarte vom Mittelländischen Meer mit Nachträgen bis Dezember 1863.

Mer des Antilles. Carte des passages entre Cuba, la Jamaïque et la côte des Mosquitos. (Nr. 2040.) Paris, Dépôt de la marine, 1864. 2 fr.

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19 r.

Caimi, Carlo: Compendio di geografia descrittiva e statistica. 12o. Mailand, Brigola, 1863. 4 Lire. Carreras y Gonzalez, D. M.: Curso de geografia y estadística industrial y comercial. 89, 454 pp. Zaragoza, Andres, 1863. Dommerich, F. A.: Lehrbuch der vergleichenden Erdkunde für Gymnasien und andere höhere Unterrichtsanstalten in 3 Lehrstufen. Nach dem Tode des Verf. herausgegeben von Th. Flathe. 2. und 3. Lehrstufe. 8°. Leipzig, Teubner, 1863. à 27 Sgr. Engel, Dr. E.: Compte-rendu général des travaux du congrès international de statistique dans ses séances tenues à Bruxelles 1853, Paris 1855, Vienne 1857 et Londres 1860. 4o. Berlin, Geh. Oberhofbuchdruckerei, 1863. 1 Thlr.

Engel, Dr. E.: Die Beschlüsse der in den Tagen vom 6. bis mit 12. September 1863 in Berlin abgehaltenen fünften Sitzungsperiode des internationalen statistischen Kongresses. (Zeitschrift des Königl. Preuss. Statistischen Bureau's, 1864, Nr. 1 und 2.)

Die Beschlüsse sind ihrem Wortlaut nach vollständig mitgetheilt und mit kritischen Anmerkungen versehen. Hübner, Dr. O.: Statistische Tafel aller Länder der Erde. 12. Ausgabe. Frankfurt a. M., Boselli, 1863. 4 Sgr. Hübner, O.: Jahrbuch für Volkswirthschaft und Statistik. 8. Jahrgang. Berlin, Kühn, 1863. 2 Thlr.

Index geographicus, being a list alphabetically arranged of the principal places on the globe, with the countries in which they are situated, and their latitudes and longitudes. 8°, 680 pp. Edinburgh, Blackwood, 1864.

21 s.

Aus Johnston's "Royal Atlas" besonders abgedruckt mit Hinzufügung annähernder Positionen.

King, G. W.: An introduction to ancient geography. 8°. London, Whittaker, 1864.

Malte-Brun, Géographie universelle de

2 s. entièrement refondue

par Th. Lavallée. T. III, IV et VI. 8°, 2158 pp. Paris, Furne, 1863. Malte-Brun: Géographie universelle, revue par E. Cortambert. T. 2, 6, 8. 8°. Paris, Dufour, 1863. Marmocchi, F. C.: Compendio di geografia. Parte 1, 2 e 3 facenti testo all' Atlante popolare. 3 Bde. Mailand, Civelli, 1862. 3 Lire. Martin, Fr.: Statesman's Year Book, a statistical, genealogical and historical account of the states and sovereigns of the civilized world for the year 1864. 8°, 698 pp. London, Macmillan, 1864. 10 s. Page, D.: Introductory Text-Book of physical geography. 8°. London, Blackwoods, 1863.

2 s.

Paz Soldan, D. Mateo: Compendio de geografia matematica, fisica y politica, obra postuma, corregida y aumentada por H. M. F. Paz Soldan. T. II. 8°, 479 pp. Paris, Didot, 1863.

Quadri geografici. Descrizione dei paesi e costumi delle varie parti del mondo tratte da recenti opere straniere di geografia e di viaggi. I. Asia ed Africa. 8°, 327 pp. Milano, G. Fajini, 1863. 3 Lire. Ritter's geographisch-statistisches Lexikon. 5. Aufl. von A. Stark. 1. Lfg. 4o, 120 SS. Leipzig, Wigand, 1864.

Thir. Das Ritter'sche Lexikon, in vier Auflagen verbreitet, ist eins der bekanntesten und beliebtesten geographischen Hülfsmittel, wir selbst haben es oft mit Nutzen konsultirt und es war uns daher erfreulich zu hören, dass die Verlagshandlung abermals eine neue Ausgabe beabsichtige, denn seit 1855, wo die Herren W. Hoffmann, C. Winderlich und C. Cramer die vierte abgeschlossen haben, sind natürlich eine Menge Berichtigungen und Zusätze nöthig geworden. Wie wir aus dem Vorbericht auf dem Umschlag der bereits ausgegebenen ersten Lieferung erfahren, wird die Artikelzahl um mehr als 60.000, die Bogenzahl trotz einer knapperen Haltung der grösseren Artikel um etwa 58 vermehrt werden, das ganze Unternehmen ist daher ein bedeutendes und man muss wünschen, dass der innere Werth der aufgewendeten Mühe und den Kosten der Herstellung entsprechend ausfallen möchte. In dieser Beziehung sind uns indessen beim Durchblättern und Nachlesen einiger Artikel nicht unerhebliche Bedenken gekommen. Zunächst begegneten uns häufig Druckfehler, z. B. Zambosi statt Zambesi, Kaschy har statt Kaschghar, Terglon statt Terglou, trois Ellious statt trois Ellions, Achalkaki statt Achalkalaki u. s. w.; dann mehrfach Flüchtigkeiten, wie z. B. „Süd-Australien, Englische Kolonie in Australien, die das Küstenland im W. des Glenelg-Flusses bis etwa zum 141° Oestl. L. v. Gr. umfasst", wobei übersehen ist, dass der Glenelg eben unter dem 141. Meridian mündet, statt des letzteren also der die Westgrenze bildende 129. Meridian genannt werden musste, der 141. aber ganz bestimmt, nicht etwa", die Ostgrenze bezeichnet. Unter den wichtigsten Handelshäfen Asiens hätte doch sicher Shanghai nicht fehlen dürfen, wenn Dschidda, Mochha und andere genannt werden. Zur Prüfung der Zahlen würde ein längerer Gebrauch oder eine zeitraubende Vergleichung nöthig sein, doch ist uns auch hierbei schon Einiges aufgefallen. Es wird z. B. auf dem Umschlag als Quellenwerk für Russland unter Anderem der Staatskalender für 1863 aufgeführt, wir finden allerdings auch viele Einwohnerzahlen nach dieser Quelle angegeben, andere aber weichen davon beträchtlich ab, so die für Augustowo (Gouvernement sowohl wie Stadt), Akkerman, Alapajewsk, Alexandria im Gouv. Cherson, Alexandrow im Gouv. Wladimir, Archangel, Arensburg, Abo (Gouv. und Stadt), auch fehlen Ananjew in Cherson mit 9289 Einwohnern und Ataki in Bessarabien mit 6614 Ew., manche Zahlen sind abgerundet, die meisten nicht. Den Einwohnerzahlen der Orte des Zollvereins liegt zwar meist die Zählung von 1861 zu Grunde, wie auf dem Umschlag bemerkt wird, aber auch nicht immer, wie z. B. in KurHessen, dann ist das Militär bald mitgezählt, bald nicht. Solche Ausstellungen klingen fast kleinlich, aber bei einem geographischen Lexikon besteht doch ein guter Theil des Werthes in der Sorgfalt, mit der eine jede Angabe eingetragen ist, erst wenn man überall diese Sorgfalt erkennt, wird man es mit Vertrauen benutzen. Was die grösseren Artikel anlangt, so ist für einen in der Geographie nicht ganz heimischen Bearbeiter der zufällige Umstand nachtheilig, dass die meisten Erdtheile, Afrika, Amerika, Asien, Australien, auf den ersten Bogen abgehandelt werden müssen, bevor der betreffende Redacteur durch die Bearbeitung der einzelnen Länder eine genauere Kenntniss sich erworben hat. Dieser Uebelstand tritt denn auch hier deutlich hervor, man hätte diese langen Artikel streichen oder bedeutend umarbeiten müssen. In Afrika z. B. werden, anderer befremdender Dinge nicht zu gedenken, der Njassa- und UniamesiSee, sogar der Ngami-See noch als unerforscht bezeichnet, was über das Klima dieses Erdtheils gesagt ist, wurde der früheren Auflage entnommen, ohne die bedeutenden neueren Forschungen darüber zu berücksichtigen; die Beschrei bung der Rocky Mountains ist noch sehr roh, bei Angabe der Ausdehnung von Amerika gegen Norden sind die McClintock'schen Entdeckungen unbeachtet gelassen; in der Beschreibung von Australien wird als Factum aufgeführt, dass die Ebenen des mittleren Theiles stellenweis unter dem Meeresspiegel liegen, was nach den bis jetzt vorliegenden Messungen ungerechtfertigt ist, ferner ist da von einem noch unbekannten nordwestlichen waldreichen Gebirgsland die Rede (bezieht sich wahrscheinlich auf die nordöstlichen Gebirge in Queensland, die übrigens so ganz unbekannt nicht mehr sind) und Queensland wird noch nicht als selbstständige Kolonie aufgeführt; von West- Australien wird behauptet, es umfasst den südlichen Theil des Kontinents und wird im S. und W. vom Meere begrenzt, die übrigen stets wechselnden Grenzen sind unbestimmt". Die ganze neuere Literatur über den Amur scheint dem Bearbeiter unbekannt geblieben zu sein, denn der Artikel ist wörtlich aus der vorigen Auflage abgedruckt; eben so der über die Alpen, der schon im Jahre 1855 von Fehlern und Ungenauigkeiten wimmelte. Von augenfälligen Auslassungen bemerkten wir Adamaua und Bari, welche beide doch selbst in dem neuen Brockhaus'schen Konversations-Lexikon Aufnahme und dem neuesten Standpunkt entsprechende Bearbeitung gefunden haben. Wir hoffen, dass diese im Interesse der Sache gemachten Bemerkungen die Unternehmer nicht entmuthigen, sondern im Gegentheil zu recht angestrengter Sorgfalt anfeuern mögen, damit das ganze Werk seinen alten guten Ruf behaupte. Der Druck, diess Mal mit Lateinischen Lettern, ist scharf und deutlich, die Einrichtung im Ganzen dieselbe wie früher.

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