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nachzustehen. Auch war es nicht zu verkennen, dass die Regen lange nicht die Stärke besassen, welche sie bei Paraná und Buenos Aires erreichen können, denn hier habe ich, wenigstens bei Paraná, mitunter während der heftigsten Regengüsse etwas über 2 Linien Wasser in der Stunde aufgefangen und bei Mendoza niemals mehr als 1,8 Linie in der Stunde, denn die 63 Stunden, während welcher es an den 39 Tagen geregnet hatte, ergaben nur 81 Zoll Wasser, mithin nicht viel über 1,6 Linie als Durchschnittsquantum für die Stunde. Ich schätzte die Regenhöhe des Frühlings auf 32 Linien, die des Sommers auf 50, die des Herbstes auf 19 und die des Winters nur auf 1 Linie, während sie nach jenem anderen Beobachter, der Regen im Winter fallen sah, vielleicht 5 oder 6 Linien betragen möchte. Bemerkenswerth ist es endlich, dass die atmosphärischen Niederschläge bei Mendoza gewöhnlich ein Mal im Jahre, im Anfange des September, als Schnee auftreten, während bei Buenos Aires nie Schnee fällt und noch viel weniger bei Paraná. Indessen habe ich auch in Cordova vereinzelten Schnee beobachtet, der freilich schon schmolz, so wie er fiel, während er bei Mendoza in der Regel, wenn er in der Nacht gefallen ist, bis zum nächsten Mittag liegen bleibt.

Denselben allgemeinen Charakter eines sehr dürftigen atmosphärischen Niederschlags hat nun die ganze Westseite der Argentinischen Republik, und zwar in steigendem Grade, je weiter man nach Norden kommt. In San Juan regnet es schon viel seltener als in Mendoza und noch seltener in La Rioja, während in Catamarca der Regen in manchen Jahren ganz ausbleibt. Überall ist es auch hier Regel, dass der Winter gar keinen Regen hat und die meisten Regen in den Sommer fallen, ganz wie bei Mendoza. Schnee giebt es schon in San Juan nicht mehr und noch viel weniger in La Rioja oder Catamarca; an beiden Orten kennt man ihn nur auf den Gipfeln der benachbarten Gebirge, der Sierra Famatina und Sierra Aconquija, dagegen liegen die Thäler der benachbarten Cordilleren auch bei San Juan im Winter voll Schnee, wie noch weit mehr in der Höhe Mendoza's, wo der Schnee Monate lang liegen bleibt. Höher nach Norden, neben La Rioja und Catamarca, kommen heftige Schneestürme auf dem Cordilleren-Plateau im Winter vor, aber der Schnee liegt auch hier nur einige Tage oder höchstens eine Woche, obgleich er vom Winde gepeitscht in den Schluchten und Thälern zu bedeutender Höhe sich sammelt und viel länger liegen bleibt als auf der Hochfläche des Gebirges selbst.

Verschieden von beiden Zonen, der östlichen und der westlichen, sind endlich die Regenverhältnisse der nördlichen Provinzen, wohin Tucuman, Salta und Jujuy gehören. Ich kenne davon freilich nur Tucuman aus eigener

wenn

Anschauung, aber es unterliegt keinem Zweifel, dass die anderen beiden in der Hauptsache sich eben so verhalten werden. Während des halben Jahres (vom Juli bis Februar), welches ich mich daselbst aufhielt, habe ich die wichtigsten Jahreszeiten, den Schluss des Winters, den Frühling und die Hälfte des Sommers, genugsam kennen gelernt, um ein richtiges Urtheil über die Regenverhältnisse der dortigen Gegend abgeben zu können; ich habe dabei erfahren, dass auch hier der Sommer der regenreichste Zeitraum ist und der Winter gar keinen Regen hat. In so fern stimmt also Tucuman mehr mit Mendoza als mit Buenos Aires überein, aber die Quantität des fallenden Regens ist sehr viel grösser als die von Mendoza und wahrscheinlich auch grösser als die von Buenos Aires, man die Mittelzahlen beider Orte betrachtet. Es gab in Tucuman im Jahre 1859 keinen Regentag im Juli, August und September, aber das hielt man dort selbst für abnorm, im September hätte es nach der allgemeinen Regel schon regnen müssen. Den ersten Regen beobachtete ich den 10. Oktober, wo er gegen Abend fiel, und ausserdem regnete es noch sechs Mal in demselben Monat; im November regnete es acht Mal, im Dezember sieben Mal und im Januar ebenfalls sieben Mal. Der Quantität nach fiel der meiste Regen im November, nämlich 9,9 Zoll, der Oktober hatte nur 1,4 Zoll gegeben, der Dezember 6,4 und der Januar 6 Zoll. Da der Februar auch hier regenreicher ist als der Januar, so schätzte ich sein Quantum auf 8 Zoll, das des März auf 4 Zoll und das des April auf 3 Zoll, wonach die gesammte Regenhöhe des Jahres 38 Zoll betragen würde. Diess ist für ein nach dem allgemeinen Urtheil der dortigen Bevölkerung trocknes Jahr eine ziemlich beträchtliche Regenhöhe, welche uns zu der Annahme berechtigt, dass sie der Mittelzahl des jährlich bei Tucuman fallenden Regens wohl ziemlich nahe kommen werde. Auf keinen Fall aber ist sie zu hoch gegriffen, eher zu niedrig.

Diess sind also die normalen Regenverhältnisse der Argentinischen Provinzen; wir kommen nun zu den abnormen, wie sie von Zeit zu Zeit in einzelnen Gegenden sich bemerkbar machen.

Hier gilt als Regel für die östliche Zone, dass überaus heftige, lange anhaltende Regengüsse daselbst auch ausnahmsweise gar nicht beobachtet sind, sondern dass vielmehr sehr heftige Dürre in manchen Jahren sich einstellt, die dann in hohem Grade nachtheilig wird für die gesammte Agrikultur der Landschaft. Man rechnet unter 5 Jahren hier zu Lande nur 2 gute und 3 schlechte und sieht in Zeiträumen von 12 bis 15 Jahren grosse Trockniss sich wiederholen, die dem reichen Viehstande des Landes mit Verderben droht und über die Hälfte bis zwei

Dritttheile der Häupter vernichtet, aber nie habe ich von ganz abnormen Regenzeiten und Zerstörungen durch Wassersnoth in der Provinz von Buenos Aires, Santa Fé und Entrerios reden hören, es sei denn ein ungewöhnlich hoher Stand des Rio Paraná, der indessen sein Wasser hauptsächlich aus Brasilien bezieht, wo heftige und anhaltende Regenzeiten gewöhnlich sind. Auch bei Mendoza und im ganzen Westen der Konföderation sind Wolkenbrüche und anhaltende Regenzeiten unbekannt, wohl aber kennt man sie in den nördlichen Gegenden und in der Mitte des Argentiner Tieflandes, bei Cordova, wo die Sierra gleichen Namens aus dem Blachfelde mit mehreren Ketten sich erhebt. Die Hauptstädte einiger dieser Provinzen liegen, wie Salta und Cordova, in engen Kesseln und kamen mehrmals in Gefahr, von den Wasserfluthen, die sich während solcher Regenzeiten bildeten, buchstäblich fortgerissen zu werden; erst künstliche Vorrichtungen haben beide Städte vor der Wiederholung einer ähnlichen Katastrophe gesichert. Die Stadt Tucuman liegt günstiger, auf einer weiten Ebene, 40 bis 50 Fuss höher als der Fluss Tala, welcher im Westen Legua vom Orte fliesst, aber die weite Niederung, welche sich von ihm bis zur Stadt hin erstreckt und die wegen ihrer Fruchtbarkeit am besten angebaut ist, kann leicht, wenn der Fluss auch nur ein Paar Fuss steigt, von ihm überfluthet und ihres schönsten Schmuckes, der blühenden Kultur, beraubt werden und so geschah es zu Anfang des Jahres 1863 durch eine Wasserfluth, die an Grösse und Gewalt Alles übertroffen hat, was von ähnlichen Ereignissen bisher in diesem Lande bekannt geworden ist. Leider fehlen darüber gute und sichere Beobachtungen wissenschaftlich gebildeter Persönlichkeiten; es liegen nur Zeitungsberichte vor, die viele Lücken übrig lassen und aus denen ich das Nachfolgende geschöpft habe.

In einem dieser Berichte, welcher vom 26. Februar datirt ist, heisst es, dass der Regen 22 Tage hinter einander mit solcher Stärke und Heftigkeit gefallen sei, wie man ihn nie zuvor bei Tucuman kennen gelernt habe. Der grösste Theil dieses heftigen Niederschlags fiel auf die nördliche Hälfte der Provinz, östlich von der Sierra Aconquija, wo der Rio Tala zwischen deren nördlichen Ausläufern noch auf dem Gebiet der Nachbarprovinz Salta entspringt und von mehreren kleinen Bächen, die aus den benachbarten Sierren kommen, gespeist wird. Diese Bäche schwollen alsbald zu reissenden Strömen an und ergossen ihr Wasser mit solcher Gewalt in den Hauptfluss, dass derselbe über seine natürlichen, durchschnittlich 3 bis 4 Fuss hohen Ufer trat und die umliegenden Gegenden Meilen weit unter Wasser setzte. Die Überfluthung der dadurch in einen See verwandelten Niederung wuchs von Tage zu Tage und dehnte sich in Folge der beständigen

Zunahme des Wassers immer weiter nach Süden aus, so dass der Rio Hondo südlich von der Stadt eine Höhe erreichte, wie man bei ihm bisher noch nie gesehen hatte. Etwa 1 Legua nördlich von Tucuman befindet sich neben dem Fluss eine weite feuchte Niederung, welche von leichten Höhen umgeben ist, in denen zahlreiche Vizcachas hausen, daher man diese Gegend, eine der am besten angebauten der Provinz, das Vizcacheral nennt. In diese Niederung drangen die aufgethürmten Fluthen und verwandelten dieselbe mit solcher Schnelligkeit in einen See, dass die Bewohner kaum Zeit hatten zu flüchten, indem sie unmittelbar in ihren Häusern selbst vom Wasser überrascht wurden. Ungeheuere Sand- und Lehmmassen, welche die stürmischen Wogen mit sich fortwälzten, drangen in die schön kultivirten Zucker-, Reis-, Tabaks- und Kleefelder, sie alsbald mit ihrem Schlamm so vollständig bedeckend, dass die Eigner nur aus den höheren Bäumen errathen konnten, wo ihre Besitzungen sich befanden. Weder Zäune noch Häuser, alle leicht aus Strauchwerk mit Lehmbewurf gebaut, hielten Stand; im Nu waren sie fortgerissen und schwammen auf den schäumenden Wellen hinunter, gemischt mit allem möglichen Hausgeräth, das in ihnen sich befunden hatte. Manche der Einwohner, die sich auf das Dach ihres Rancho's gerettet hatten, weil ihnen keine andere Zuflucht übrig blieb, schwammen mit dem leichten Back davon und entkamen nur durch einen glücklichen Zufall, dass ein solcher Nachen hier oder da hängen blieb, dem drohenden Untergange; mehrere man giebt ihre Zahl von dieser Gegend der Bevölkerung zu 10 an ertranken, bevor sie gerettet werden konnten. Ausserdem wurde unter den nördlichen Distrikten besonders der von Buruyaco hart mitgenommen, wo die weite Niederung östlich vom Fluss dem Umsichgreifen der Überschwemmung nach allen Seiten hin kein Hinderniss in den Weg legt und die benachbarte Serrania vielfache Bäche zu seiner Vergrösserung entsendet, wie den Chorillo, der sich bei el Sauce eine Mündung in den Rio Sali (oder Tala) bildete. Der Bach von Cajon, welcher sein Wasser vom Westabhange der Serrania bezieht, schwoll so schnell an, dass er in kurzer Frist eine Fläche von 12 Leguas bedeckte und Sand und Felstrümmer über dieselbe ausschüttete. Viel Vieh, das auf den Niederungen weidete, ging dabei zu Grunde, denn an einigen der tiefsten Stellen lag der Sand und Schlamm nach dem Rücktritt des Wassers 2 Varne (über 5 Fuss) hoch und unter ihm die begrabenen Leichen der ersäuften Häupter. Auch der Bach, welcher in den kleinen Fluss Calera, einen Ast des Sali, fällt, hat die seit Jahrhunderten an seinen Ufern wohnende Bevölkerung verscheucht, trotzdem sie sich durch die hohe Lage ihrer Ansiedelungen Anfangs für sicher hielt; die Bewohner von Potrerillo

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und Juncal wurden eben so gut wie die der Ebene aus ihren Sitzen verjagt, als das Thal unter Wasser gerieth. Am Wege, der von Cedro - racu nach Chorillo führt, haben ganze Felsblöcke sich vom Gebirge abgelöst, weil das Wasser mit solcher Gewalt in die Fugen des Gesteins drang, dass dasselbe seinen Halt verlor und herunterstürzte, wahr. scheinlich weil das Erdreich unter den Blöcken weggespült worden ist, auf dem sie ruhten. Jetzt liegen sie im Wege, den sie dadurch unpassirbar machen, gleichwie sie ein Haus zertrümmerten, das ihnen entgegen stand, nebst einer Schafheerde, die dabei gelagert war. Dieselbe Erscheinung ist noch an einigen anderen Stellen des Gebirges vorgekommen.

Die Stadt Tucuman selbst hat nicht gelitten, weil sie ziemlich hoch, 40 Fuss über dem Fluss, auf einer weiten Fläche liegt; aber die ganze Niederung unter ihr ist überfluthet und die darauf gegründete beste Hälfte ihrer Quinten und Plantagen vollständig vernichtet worden. Auch westlich von der Stadt, wo der kleine Bach des Manantial de Marloga fliesst, ist dieselbe Zerstörung erfolgt; die dort liegenden zahlreichen Lohgerbereien haben nicht bloss ihre Grundanlagen, sondern auch den grössten Theil ihrer bereits vollendeten Industrie verloren. Selbst das alte und feste Haus, in dem ich während meiner Anwesenheit daselbst wohnte, ist bald nach der Katastrophe in Folge der Durchweichung des Bodens zusammengestürzt.

Aber am allerempfindlichsten ist die Ortschaft Leales, welche südöstlich von Tucuman am Rio Hondo liegt, vom Wasser mitgenommen worden. Hier hatte sich die ganze in den nördlicher gelegenen Gegenden gefallene Wassermasse mit solcher Gewalt zusammengehäuft, dass die sämmtlichen Häuser des Dorfes sammt der Kirche davon fortgespült wurden, nur drei etwas fester gebaute hielten den Stoss des anprallenden Stromes aus und blieben stehen. Das Ereigniss erfolgte den 25. Februar Abends zwischeh 7 und 8 Uhr und überraschte die Bevölkerung so schnell, dass Viele nicht Zeit hatten zu flüchten, sondern mit ihren Häusern fortgerissen wurden. Gegen 300 Personen waren binnen Stunde obdachlos und irrten auf den erhabensten Punkten der Niederung umher, nach den Ihrigen suchend und auf Schutz gegen die steigenden Wasser hoffend, welche sie von allen Seiten umgaben. Das Geschrei und Wehklagen der Weiber und Kinder wurde. überboten von dem Gebrüll des zahlreichen Viehs, das im Wasser stand oder watete und nirgends einen Rückzug fand, nach dem es sehnsüchtig und laut brüllend ausschaute. Viele von diesen unglücklichen Thieren gingen. zu Grunde und liegen mit Schlamm und Sand überschüttet auf dem Boden, der noch vor Kurzem reiche Saatfelder trug und mit den sorgfältigst gehaltenen Plantagen geziert

war. Das ganze Dorf mit allen seinen Einwohnern ist buchstäblich zu Grunde gerichtet worden, obgleich während der Katastrophe selbst nur ein Paar Menschen ums Leben kamen. Aber der Schmerz, die Verzweiflung, der Hunger und die Entbehrungen, welche sich demnächst einstellten, haben Viele aufs Krankenlager geworfen, dem eine nicht unbedeutende Zahl endlich erlag.

So lauten die Berichte über diese gewaltsame Katastrophe, sie sind schrecklich genug, um auch die Theilnahme fern wohnender Mitmenschen rege zu machen und zu verdienen. Aber für den wissenschaftlichen Forscher haben sie noch ein anderes Interesse, indem sie im Stande sind, ihm über Phänomene Aufschluss zu geben, welche vormals in entlegenen Zeiten auf ähnliche oder noch heftigere Weise eingetreten sein mögen. Mit Grund darf man annehmen, dass es solche von Zeit zu Zeit wiederholte heftige Wasserfluthen gewesen sind, welche den gigantischen Thiergestalten ihren Untergang bereiteten, deren Reste wir gegenwärtig so häufig im La Plata-Becken begraben finden und deren Gebeine von ähnlichen Fluthen mit fortgewälzt oder an Ort und Stelle, wo sie in ihnen starben, begraben worden sind. Es ist hier nicht der Ort, die verschiedenen Hypothesen zu prüfen, welche man über die Entstehung der grossen Pampas - Formation, derselben, in deren sandigen Mergel- oder Lehmschichten die genannten Reste sich finden, bereits aufgestellt hat; nach dem Einen ist sie der Niederschlag in einem Meerbusen, nach dem Anderen eine Dünenbildung und nach der gewöhnlichsten Annahme das Produkt eines grossen Flusses, der sich über das flache Vorland der Diluvial - Epoche ausbreitete. Aber alle drei Hypothesen erscheinen bei näherer Prüfung unhaltbar, schon die so enorme Ausdehnung über die ganze ebene Fläche des Argentinischen Tieflandes spricht dagegen. Darum habe ich mich immer zu der Ansicht, welche sich mir bei eigener Anschauung der Örtlichkeiten und Verhältnisse alsbald aufdrang, bekennen müssen, dass die Pampas-Formation ein Süsswasserprodukt sei, an dem nur in der Nähe der Meeresküste oceanische Einflüsse sich geltend machen konnten. Ich glaube, dass die auf den älteren und ältesten Erhebungen des Argentinischen Beckens sich niederschlagenden atmosphärischen Gewässer es gewesen sind, welche das Material der Pampas-Formation herbeischafften und absetzten, und dass damals wie jetzt von Zeit zu Zeit wiederkehrende überaus heftige Regengüsse es waren, die lokale, aber ziemlich weit ausgedehnte Überfluthungen des Tieflandes bewirkten, auf dem jene Riesenthiere der Vorzeit, das Mastodon, Megatherium, Mylodon, Toxodon und Glyptodon, lebten.

Sehr zu bedauern ist, dass man über die wirkliche Höhe des bei Tucuman gefallenen Regens gar keine pas

senden Beobachtungen angestellt hat, ja nicht einmal Vermuthungen darüber mit einiger Sicherheit sich aussprechen lassen. 22 Tage soll es hinter einander geregnet haben, aber das kann eben so gut an 22 Tagen heissen, wie volle 22 Tage. Nach meinen Erfahrungen regnete es während meiner Anwesenheit in Tucuman allerdings mitunter einen ganzen Tag, aber die meisten Regen dauerten nur 1 bis 2 Stunden, daher kann ich nicht glauben, dass der Regen unausgesetzt während der 22 Tage gefallen sei; aber gesetzt auch, es habe an jedem der 22 Tage nur ein Paar Stunden geregnet und zwar heftig, so giebt das schon eine ansehnliche Wasserhöhe, da nach meinen Erfahrungen

durchschnittlich über 2 Linien Wassertiefe bei heftigen Regen daselbst zu fallen pflegt. Hätte es also auch nur 4 oder an manchen Tagen 6 Stunden in jener Zeit geregnet, so würde das schon eben so viele Zoll Regenhöhe ergeben, wie es Regentage gab, und damit allerdings eine enorme Quantität Wasser in der kurzen Zeit gefallen sein. Indessen will ich das Urtheil über die fragliche Quantität Wasser kundigeren Beurtheilern überlassen und mich damit begnügen, ihnen das Phänomen so vollständig, wie es mir nach den vorhandenen Hülfsmitteln möglich war, zur eigenen Prüfung vorgetragen zu haben.

Die Schwedische Expedition nach Spitzbergen, 1861.

V. Astronomische Ortsbestimmungen 1).

zu

Herr O. G. Lindhagen hat die von Herrn A. E. Nordenskjöld angestellten astronomischen Observationen einer genauen geographischen Ortsbestimmung in dem nördlichsten Theile der Inselgruppe Spitzbergens einer sorgfältigen Berechnung unterworfen und dieselbe ausführlich bekannt gemacht in den Verhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften 1863 (47 SS. gr. 4°), aus welcher Abhandlung hier im Auszuge die Resultate mitgetheilt werden.

Die bei den Observationen angewendeten Instrumente waren folgende:

1. ein sechszölliger Prismazirkel von Pistor;

2. ein Box-Chronometer, bezeichnet Nr. 3194, und zwei Taschen-Chronometer, bezeichnet Nr. 8872 und Nr. 8873, alle drei von Frodsham;

3. ein Quecksilber - Barometer, graduirt in Englische Zolle, und ein Aneroid-Barometer, graduirt in 'Millimeter; 4. mehrere Quecksilber-Horizonte und Thermometer. Von diesen Instrumenten verblieben das Box-Chronometer und das Quecksilber-Barometer während der ganzen Reise auf dem einen von den beiden Fahrzeugen der Expedition und dienten dem zuvor gefassten Plane gemäss nur als Normal-Instrumente, zu denen die Taschen-Chronometer und das Aneroid - Barometer bei passenden Gelegenheiten durch Vergleichungen referirt werden sollten. Auf den Bootsreisen, bei denen Herr Nordenskjöld die Mehrzahl seiner Beobachtungen anstellte, wurden daher nur die letzterwähnten transportableren Instrumente unmittelbar angewendet; bisweilen, wenn astronomische Observationen

1) Die früheren Abschnitte s.,,Geogr. Mitth." 1863, SS. 24, 47, 212, 401 f.

in der Nähe des Ankerplatzes des grösseren Fahrzeuges angestellt wurden, wurde zur Berechnung der Refraktion das Quecksilber-Barometer abgelesen.

Die Observationen wurden an den folgenden 29 Punkten angestellt. Die hier angewendeten Ortsnamen stimmen überein mit denen auf der von der Expedition entworfenen Karte, die dem nächstfolgenden Berichte beigegeben werden wird, doch ist den Schwedischen Benennungen stets eine Deutsche Übersetzung beigefügt. Die astronomisch bestimmten 29 Punkte sind auf dieser Karte mit kleinen rothen Kreuzen bezeichnet.

1. Aeoli kors (Äoli-Kreuz) an der Westseite der Treurenberg-Bai. Der Observationsort war eine grosse ebene Felsplatte zwischen dem Kreuze und dem Strande, am 7., 10., 13. (14.), 17., 21., 28. (29.) Juni - 6 Observationen. 2. Parry's flaggstång (P.-'s Flaggenstange) an der Ostseite der Treurenberg-Bai, am 27. Juni.

3. Foster udde (F. Spitze) auf New Friesland Strande, am 29. Juni.

am

4. Depot-ön (D.-Insel) in der Murchison Bucht, nördliche Spitze der Insel, am 5. Juli.

5. Hvalön (Walfisch - Insel) in der Murchison Bucht, nördliches Ufer, am 5. und 6. Juli.

6. Säludden (Seehundspitze) auf Stora Stenön (Grosse Stein-Insel) in der Murchison Bucht, südliche Spitze, am 7. Juli (2 Observationen).

7. Hvalross - udden (Walross - Spitze) in der Murchison Bucht, westliche Spitze, am 7. und 8. Juli (2 Observat.). 8. Kalkredden (Kalkrhede) im Nordostlande, dicht am Ufer, am 10. und 11. Juli (2 Observationen).

9. Hyperit-ön (H.-Insel), westliches Ufer, am 11. und 12. Juli (2 Observationen).

10. Foster ö (F. Insel), östlichste unter den Inseln am nördlichen Strande, am 12. und 13. Juli (2 Observ.). 11. Strand am Schwarzen Berge (Svarta berget) im Nordostlande, am 13. Juli (2 Observationen).

12. Wahlberg ö (W. Insel), nördlicher Strand, am 13. und 14. Juli (2 Observationen).

13. Lovén Berg, Strand in der Nähe des nördlichen Theiles des Berges, am 16. Juli (2 Observationen).

14. Shoal Point, Strand an der westlichsten Spitze von Shoal Point, am 20. Juli (2 Observationen).

15. Stelle am Strande zwischen der Bird- und Brandywine-Bay, am Fusse des Schneegipfels, am 22. und 23. Juli (2 Observationen).

16. Low Island, Mitte der Bucht am nördlichen Strande, am 24. Juli (1 Observation).

17. Nord-Kap auf dem Nordostlande, am Strande, etwa 1000 Ellen südwestlich von der nördlichsten Spitze, am 27. und 28. Juli (2 Observationen).

18. Castrén ö (C. Insel), nördlichste unter denselben, Mitte des westlichen Strandes, am 28. Juli (2 Observ.).

19. Parry ö (P. Insel), Mitte der schmalen Landzunge an der Südspitze der Insel, am 29. Juli (2 Observationen) und am 7. August (1 Observation).

20. Martens ö (Marten Insel), Mitte des südlichen Strandes und etwas westlich von dem Punkte, wo das Tiefland beginnt, am 3. und 4. August (2 Observationen).

21. Phipps ö (Ph. Insel), südliches Ufer, etwas östlich von der südwestlichen Spitze, am 6. August (2 Observ.). 22. Extremhook, am Strande, etwa 1500 Ellen westlich von der nordwestlichen Spitze, am 8. und 9. August (2 Observationen).

23. Sabine ö (S. Insel), östlicher Strand der nördlichsten unter den Sabine's-Inseln, am 10. und 11. August (2 Observationen).

24. Prinz Oskar Land, erster Ankerplatz am westlichen Strande, am 12. und 13. August (2 Observationen). 25. Ebendaselbst, Wendepunkt am östlichen Strande, am 14. und 15. August (2 Observationen).

26. Scoresby ö (Sc. Insel), Gipfel der niedrigen Berghöhe an der nördlichen Spitze der Insel, am 15. August (2 Observationen).

27. Bränvinsbay (Brandywine-Bay, Branntweins - Bai), Mitte des östlichen Strandes der Bucht, am 19. August (2 Observationen).

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Neue Karte von den Britischen Inseln und dem umliegenden Meere, von A. Petermann 1).

Die Spezial - Topographie des Seebodens um Nordwest - Europa.

Hauptkarte im Maassstabe von 1:3.700.000.
Nebenkarten: 1. London und Umgebung, Mst. 1:150.000,

2. Helgoland und die Düne, Mst. 1: 150.000,

3. Helgoland, Mst. 1:50.000,

4. Ansicht des Felsens Rockall.

Der Plan und Entwurf der neuen Bearbeitungen für Stieler's Hand-Atlas geht unter Anderem von dem Bestreben aus, in der gebotenen Grösse und Ausdehnung des

1) In der 27. Lieferung der neuen Ausgabe von Stieler's HandAtlas, Gotha, Justus Perthes, 1864. (Auch einzeln zu haben, kolorirt 5 Sgr.)

Werkes eine möglichst grosse Reichhaltigkeit kartographischer Information zu erzielen und von dem Raume eines jeden Kartenblattes einen bestmöglichen Gebrauch zu machen, ohne gleichzeitig der Übersichtlichkeit und Deutlichkeit Abbruch zu thun. In Verfolgung dieses Bestrebens ist daher nicht bloss Alles vermieden worden, was zu nutzlosen Wiederholungen in den dargestellten Ländergebieten führen würde, sondern es sind auch die zu einer jeden Abtheilung derselben gehörigen Kartenblätter so eingerichtet, dass sie einander ergänzen und als streng zu

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