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Auszug aus der Satzung

Zweck des Instituts

2. Das Deutsch-Südamerikanische Institut ist eine Vereinigung von Deutschen, welche mit den Ländern des lateinischen Amerikas, sowie von Latino-Amerikanern, welche mit Deutschland auf Gebieten geistiger Arbeit Beziehungen unterhalten, und hat die Aufgabe, diese Beziehungen zu pflegen, die Arbeit der Mitglieder zu erleichtern, den Austausch und die Verwertung der Arbeitserfahrungen zu fördern. Politische und religiöse Zwecke sind ausgeschlossen.

-

3. Das Institut sucht seine Aufgabe insbesondere zu erfüllen durch:

a) Herausgabe von Veröffentlichungen;

b) Vermittelung des Austausches der Veröffentlichungen seiner Mitglieder, sowie von Behörden, Instituten, Gesellschaften usw., welche periodische Veröffentlichungen herausgeben;

c) Unterhaltung und Unterstützung von wissenschaftlichen Auskunfts- und Studienstellen in Deutschland sowie im lateinischen Amerika.

Sitz und Rechtsform

4. Sitz des Instituts ist Cöln.

5. Das Institut ist in das Vereinsregister als Verein eingetragen worden.

Mitglieder

7. Die Mitglieder können Einzelpersonen oder Körperschaften, Handelsfirmen, Gesellschaften usw. sein; sie sind ordentliche Mitglieder, Stifter oder Ehrenmitglieder. 8. Jede unbescholtene großjährige Person kann ordentliches Mitglied oder Stifter werden.

9. Ordentliche Mitglieder oder Stifter setzen ihre Jahresbeiträge, sofern sie den Mindestbeitrag übersteigen, selbst fest. Der Mindestbeitrag der ordentlichen Mitglieder beträgt 10 M. für Einzelpersonen und 20 M. für Körperschaften, Handelsfirmen, Gesellschaften usw.; für diejenigen Mitglieder, welche die spanische oder portugiesische Zeitschrift beziehen, beträgt der Mindestbeitrag 20 M., der Mindestbeitrag der Stifter beträgt 200 M. für Einzelpersonen und 400 M. für Körperschaften, Handelsfirmen, Gesellschaften usw. 10. Ordentliche Mitglieder und Stifter sind von allen weiteren Beiträgen befreit, wenn sie der Gesellschaft eine einmalige Zuwendung machen, welche das 25 fache des Mindestbeitrages übersteigt. Für Körperschaften, Handelsfirmen, Gesellschaften usw. dauert diese Befreiung nur 25 Jahre.

Rechte der Mitglieder

12. Jedes Mitglied erhält den Jahresbericht des Instituts und auf Wunsch die deutschen Mitteilungen". Die sonstigen Veröffentlichungen des Instituts erhalten die Mitglieder zu ermäßigten Preisen.

13. Jedes Mitglied ist zur kostenlosen Benutzung der Auskunftsstellen berechtigt, welche mündliche und schriftliche Auskünfte über wissenschaftliche, technische und künstlerische Einrichtungen, Lehranstalten, Behörden, Institute, Vereine usw. in Südamerika und in Deutschland erteilen und direkte Verbindungen mit zuständigen Kennern der in jedem Einzelfalle in Rede stehenden Einrichtungen vermitteln.

Zuschriften werden nur an die Geschäftsstelle: Deutsch-Südamerikanisches Institut, Cöln a. Rh., Claudiusstr. 1, erbeten!

INHALT

Abhandlungen

VoB, E. L., Deutschlands Gegner im brasilianischen Kultur- und Wirtschafts

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Offermann, C., Technik und Wirtschaft in Argentinien. III.
Jatahy, P. T., Die Ortsnamen Brasiliens und die Tupisprache
Denker, Joh., Dr. Adolfo E. Dávila

Seite

1-49

49-56

57-90

90--92

Kleine Mitteilungen

Pharmazeutisches und chemisches Institut in Santiago de Chile

Vorlesungen über die Ibero-Amerikanischen Länder an den deutschen Hoch

schulen im Sommersemester 1918 . .

Schriftenschau

Barron, C. W., The Mexican Problem

Koch-Grünberg, Theodor, Vom Roroima zum Orinoco. Bd. I
Literaturbericht und Zeitschriftenschau

92

92-93

93-94

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Instituts-Chronik

Chronik

Verzeichnis der in Deutschland wohnenden Mitglieder

99 100-106

Harr, P.

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❖ Für den Inhalt ihrer Abhandlungen sind die Verfasser selbst verantwortlich.

Abhandlungen

Deutschlands Gegner im brasilianischen Kultur- und Wirtschaftsleben Von Ernst Ludwig Voß

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Die vorliegende Arbeit ist im Jahre 1917 während des Stellungskrieges in Kurland entstanden. Sie macht wegen der Schwierigkeit, literarisches Material dort zu beschaffen, keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll außer den Zahlen über Handel usw. in der Hauptsache die seit 1898 in Brasilien gesammelten Eindrücke über die Stellung unserer Gegner im brasilianischen Wirtschaftsleben wiedergeben, während der Einfluß unserer Feinde auf die brasilianische Kultur nur gestreift werden kann und einer späteren Bearbeitung vorbehalten bleibt.

Dem Deutsch-Südamerikanischen Institut in Köln sowie dem DeutschBrasilianischen Handelsverband in Berlin sage ich für die mir zur Verfügung gestellten Unterlagen meinen verbindlichsten Dank.

Im Felde April 1918.

Voß.

Engländer

Unter allen Ausländern in Brasilien ist der Engländer numerisch am wenigsten zahlreich vertreten. In den Jahren 1820-1910, also im ganzen neunzig Jahren, sind in Brasilien nur etwa 13000 Engländer eingewandert, noch nicht ganz 1/2% der gesamten Einwanderer, gegenüber 48% Italienern, 27% Portugiesen, 12% Spaniern und fast 4% Deutschen. An der brasilianischen Einwohnerzahl dürften Engländer vielleicht mit 1% beteiligt sein. So gering nun auch die Anzahl der in Brasilien lebenden Engländer ist, um so größer ist ihr Einfluß und eine um so größere Rolle spielen

Mitteilungen des Deutsch-Südamerikanischen Instituts. 1918. Heft 1/2

1

sie im gesamten Leben des Landes. Der Engländer ist für den Brasilianer „der große Mann", der stets Geld hat, stets bereit ist, sein Vermögen in alle möglichen Unternehmen hineinzustecken und hierzu eigentlich auch verpflichtet ist, denn er verdient ja in Brasilien große Kapitalien. Dieses Gefühl, in dem Engländer stets den Geldgeber zu sehen, dem gegenüber alles beschönigt und als in gutem Zustand befindlich hingestellt werden muß, hat sich im brasilianischen Volk dermaßen eingebürgert, daß man von einer Sache, die äußerlich gut aussieht, innen aber minderwertig ist, sagt, sie sei para Ingles ver“, d. h. „damit sie der Engländer sähe". Auch eine Sache, die der Brasilianer nur des äußeren guten Eindrucks wegen vollbringt, führt er „para Ingles ver" aus. Im Volksmund heißt der Engländer aus naheliegenden Gründen „Beef" und wird wegen seines bekannten Mangels an Sprachkenntnissen und der damit verbundenen Schwerfälligkeit, sich in der portugiesischen Landessprache auszudrücken, gern mit einem Schein der Lächerlichkeit umgeben. Erzählt man doch in Brasilien gern den Witz von jenem Engländer, der darüber entrüstet war, daß man ihn, der nach wie vor nur englisch sprach, nach fünfzehnjährigem Aufenthalt im Lande noch immer nicht verstand.

Bei all diesen Nebensächlichkeiten genießt der Engländer in Brasilien indessen allgemein eine große Achtung und wird mit vielem Respekt behandelt. Hierzu mag unter anderem der Umstand beitragen, daß nur höchst selten ein Engländer nach Brasilien kommt, der etwa als verkrachte Existenz auf Unterstützungen angewiesen ist, oder der seinen Unterhalt in dienenden Stellungen erwirbt. Ich kann mich nicht entsinnen, außer in englischen Klubs, in Brasilien jemals einen englischen Kellner oder einen englischen Friseur gesehen zu haben. Auch als Arbeiter in der Landwirtschaft oder als Handwerksgehilfe ist der Engländer äußerst selten anzutreffen. Wo der Engländer in Brasilien auftritt, ist er Kaufmann, Schiffsagent, Bankbeamter, Angestellter einer englischen Telegraphengesellschaft, Eisenbahn oder dergl., fast immer in einer Stellung, die eine gewisse Selbständigkeit verleiht und die ganz besonders ihn niemals Brasilianern, sondern immer wieder nur Engländern unterordnet. Wie im Beruf, so schließt sich der Engländer auch im privaten Leben ziemlich von den ihn umgebenden Brasilianern ab. Mit Vorliebe wohnen Albions Söhne in gärtenreichen Vororten, in den am Meer gelegenen Städten möglichst unmittelbar am Strande und scheuen es um dieser Annehmlichkeit willen nicht, eine Stunde und weiter von ihren Geschäftsräumen entfernt zu wohnen.

Eigene Ansiedlungen ähnlich den deutschen Dörfern und Städten in den brasilianischen Südstaaten hat der Engländer in Brasilien nicht geschaffen; er geht nach drüben, um ein Vermögen zu erwerben, nicht aber, um sich anzusiedeln und jungfräuliches Land urbar zu machen. Ist es ihm somit nicht möglich, ganzen Gemeinden den englischen Stempel aufzuprägen, so kommt das englische Wesen innerhalb der englischen

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