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Oskischen und Sabellischen

Sprachdenkmäler.

Sprachliche und sachliche

Erklärung, Grammatik und Glossarium

von

Ph. Eduard Huschke,

Ordentlicher Professor an der Universität Breslau etc. etc.

Elberfeld 1856.
Verlag von R. L. Friderichs.

305.c.12.

BOD

Gedruckt bei Sam. Lucas in Elberfeld.

Vorrede.

Die Ueberreste der alt Italischen Sprachen, zunächst der dem Lateinischen verwandteren, haben eine Bedeutung für die Wissenschaft eigentlich erst erhalten, seitdem in neuerer Zeit hauptsächlich durch Deutsche Gelehrte wir nennen vor allen Lepsius und Th. Mommsen ein dem gegenwärtigen Standpunct der Philologie und allgemeinen Sprachkunde entsprechendes Verfahren auf sie angewandt worden ist. Diesen Männern verdanken wir möglichst vollständige und kritische Sammlungen der bisher entdeckten Inschriften, die Herstellung zuverlässigerer Texte, die schärfere Sonderung der verschiedenen Dialekte, eingehende Forschungen über die Alphabete und die Lautlehre und die ersten Versuche zur Deutung nicht in der früher üblichen Weise des blossen Rathens nach ähnlichem Klange von Wörtern in bekannten Sprachen, sondern nach grammatischen und etymologischen Grundsätzen, womit denn auch eine Grammatik dieser unbekannten Sprachen angebahnt wurde. Namentlich wird für die wichtigIsten Dialekte des südlichen und mittlern Italiens das Buch von Mommsen „die unteritalischen Dialekte" (Leipzig 1850.) wohl stets als epochemachend angesehen werden.

Ungeachtet der grossen Verdienste dieser Arbeiten lässt sich aber schwerlich in Abrede nehmen, dass der Ertrag und die Bedeutung der neu erschlossenen Inschriften für die einschlagenden grossen Literaturzweige, die allgemeine Sprach- und die classische Alterthumswissenschaft bisher nur sehr gering gewesen ist. Der Grund dieser Erscheinung liegt nicht in der Geringfügigkeit der übrig gebliebenen Sprachdenkmäler selbst: diese bestehen doch zum Theil in umfänglicheren Inschriften und sind sprachlich wie sachlich von grossem Interesse; er ist vielmehr in der ihren Urhebern am wenigsten verborgen gebliebenen Unvollkommenheit der bisherigen Deutungen derselben zu suchen, indem diese noch zu wenig sichere und überzeugende Resultate lieferten, als dass sie Vertrauen hätten erwecken können. In der That waren die Oskischen Inschriften, von einigen wenigen abgesehen, die grösstentheils nur Eigennamen enthalten, entweder noch gar nicht oder höchst mangelhaft erklärt worden und von den Sabellischen hatte man die wichtigeren kaum richtig zu lesen angefangen.

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