Page images
PDF
EPUB

Nummer. Durch diese Signatur wird der Ort eines jeden Kartenblattes genau bestimmt, so daß ein verfehltes Einlegen eines ausgehobenen Materiales vollkommen ausgeschlossen ist.

Um eine im Laufe der Zeit sich eventuell ergebende Änderung in der Reihenfolge irgendeines Werkes leichter zu ermöglichen, ist diese Nummer mit Bleistift eingetragen.

Sehr notwendig erwies sich eine praktische Lösung der für jeden Katalog so heiklen Interpolationsfrage der Zuwächse in das gegebene Material. Ein Arbeiten mit Bruch- oder Dezimalzahlen war wohl ein Auskunftsmittel für den Moment, konnte jedoch das Streben nach einer besseren Lösung nicht gänzlich unterdrücken. Eine solche Lösung fand sich in der Anwendung von einem Weiser. Wenn sie auch nicht eine vollkommene ist, so wurde doch diese Art des Einschubes der ersteren, mit Dezimalzahlen, vorgezogen. Wächst also ein Kartenwerk der Abteilung zu und hat dasselbe im Materiale seinen Platz zwischen zwei bereits vorhandenen Karten, z. B. zwischen den Werken, welche die Signatur B IX a 20 und B IX a 21 tragen, so erhält die neue Karte einen Weiser, welcher der ersten Nummer, in diesem Falle 20, beigesetzt wird, und zwar derart, daß eine weitere, allerdings beschränkte Interpolation à la renverse möglich erscheint. Ein Einschieben von Karten nach vorwärts ist unbegrenzt. Die zugewachsene Karte wird demnach beispielweise die Signatur B IX a 20-1 erhalten.

Sollte sich aber infolge zahlreicher Zuwächse die Art des Einschiebens à la renverse als untunlich erweisen, so kann eine Umnumerierung der mit Bleistift eingetragenen Signaturziffern immer sehr leicht erfolgen. Bei jeder Unterabteilung sind am Schlusse mehrere Nummern für Zuwächse freigelassen worden.

Ein so vielseitiges und reichhaltiges Material, wie es die Kartenabteilung besitzt, ermöglicht außer den rein geographischen und topographischen auch Studien der verschiedensten Art und nach verschiedenen Richtungen, so z. B. Studien über die Darstellung des Terrains von der perspektivischen Zeichnung bis zur kombinierten Schichten- und Schraffenkarte über die fortschrittliche Kartographie und Topographie einzelner Länder und Städte vergleichende Zusammenstellung der in verschiedenen Staaten bestehenden Spezialkarten, welche von sämtlichen Staaten, die solche besitzen, mit Ausnahme von Amerika, Vereinigte Staaten, vorhanden sind über Verände

über wech

rungen im Laufe der Flüsse und Küstenlinien selnde politische Abgrenzungen der einzelnen Staaten, historische Grenzlinien etc. und endlich das Studium über alle Feldzüge, an welchen Österreich-Ungarn teilgenommen hat. Das letztere besorgen die zahlreichen Publikationen des Kriegsarchivs in eingehendster Weise.

Da das Kartenbild und sein Inhalt einem allen Menschenwerken von Natur aus zukommenden Wechsel unterworfen ist, sei es durch fortschreitende Entdeckungen von Gebieten oder Veränderungen der Siedelungs- und verkehrsgeographischen Verhältnisse, so müssen die Karten, um gut zu bleiben, erneuert werden, periodisch wiederkehren. Wie eine Reihe geographischer Zeitbilder von selbst Geschichte werden und die historische Geographie entstehen lassen, so ist es auch mit der Kartographie der Fall. Wie leicht werden aus den modernen geographischen Karten historische Karten, geschichtliche Dokumente, und je mehr in politisch bewegter Zeit eine Änderung der Machtverhälnisse einzelner Staaten eintritt, je mehr sich z. B. ihre Grenzen verschieben, desto mehr werden die historisch gewordenen Karten eine Quelle für die Geschichtsschreibung bilden und zur Anschaulichkeit der darstellenden Ereignisse wesentlich beitragen. Was diese historischen Karten für die aktuelle Kartographie an Wert verloren, haben sie in gleichem Maße für die Geschichte zurückgewonnen.

In diesem geschichtlich-geographischen Sinne sind die historischen Karten von hoher Bedeutung. Es ist nicht allein rein kartographisches Interesse wie der Vorgang beim Entwurf und die Art und Weise der Darstellung, was diese Werke wachrufen, sondern auch auf geschichtlich-geographischem Gebiete sind sie in der Lage, in hohem Grade Gefühle für ihren Wert auszulösen.

Die österreichisch-ungarische Polarexpedition

von 1872-1874.

Von Dr. Hermann Leiter.

Am 25. September 1874 sind die Teilnehmer an der österreichisch-ungarischen Nordpolexpedition von ihrer mehr als zweijährigen beschwerlichen Fahrt in Wien angekommen. Die 40. Wiederkehr dieses Tages gibt uns Anlaß, an die großen Verdienste der kühnen Forscher zu erinnern.

Exzellenz Hans Graf Wilczek, der Ehrenpräsident unserer Gesellschaft, muß als der eigentliche Urheber dieser Expedition genannt werden. Nicht bloß durch seine große materielle Förderung verdankt die Geographie ihm diese hervorragende Tat, vielmehr dadurch, daß er persönlich an der Erforschung der Polargegenden den regsten Anteil nahm, indem er die Organisation und den Plan der Expedition unermüdlich beraten half und selbst an der Fahrt teilnahm, sowie deren Ergebnisse 6 Jahre später neuerdings durch eine Expedition in die Polarregion erweiterte. Hans Graf Wilczek war es ja auch, der im vergangenen Jahre die Ausrüstung einer österreichischen Südpolarexpedition ermöglichte und am beharrlichsten an deren Zustandekommen arbeitete. Es war geplant, deren Auslaufen mit einer Erinnerungsfeier an die österreichisch-ungarische Nordpolexpedition zu verbinden.

Der große Krieg gegen Österreichs Feinde läßt in uns nur ein stilles Gedenken an die großen Helden vor 40 Jahren aufkommen. Die Teilnehmer an der Expedition, 24 an der Zahl, waren alle bis auf den norwegischen Harpunier Kapitän Karlsen, österreichisch-ungarische Staatsangehörige. An der Spitze stand Linienschiffsleutnant Karl Weyprecht, ein ernster, bescheidener Gelehrter, dessen Verdienste um die Erforschung der Polarregionen und damit um die Geographie nicht genug gewürdigt worden sind, dessen Andenken ungebührlich rasch vergessen wurde. Karl Weyprecht hatte bereits Mitte der Sechzigerjahre mit A. Petermann die Erforschung des Nordpolgebietes eifrig diskutiert und während der weiteren Studien

Programmpunkte aufgestellt, die erst im internationalen Polarjahre 1882 verwirklicht wurden. An Weyprechts Seite befanden sich als Kommandant der Landausflüge Oberleutnant Julius Payer, ein Mann von unerschrockenem Mute, ein damals bereits vielbekannter Alpinist und Schriftsteller, der auch bereits an der Fahrt der ,,Germania" an der Ostküste Grönlands teilgenommen hatte und so der erste österreichische Polarforscher der Tat war. Hauptmann Dr. phil. Julius Ritter von Payer wurde, wie bekannt. in den letzten Jahren von Seiner Majestät dem Kaiser wiederholt ausgezeichnet.

Zum wissenschaftlichen Stabe gehörten noch Linienschiffsleutnant Gustav Brosch, (heute k. u. k. Vizeadmiral Gustav Ritter von Brosch), Linienschiffsfähnrich Eduard Orel und der k. ungarische Regimentsarzt Dr. Julius Kepes (heute k. u. k. Generaloberstabsarzt in Budapest). Die wissenschaftlichen Arbeiten waren so aufgeteilt, daß Weyprecht, Brosch und Orel die astronomischen, physikalischen und meteorologischen Beobachtungen auszuführen hatten, J. Payer die Landesaufnahmen, Sammlung geologischer Fundstücke und Gletscherstudien zufielen, Dr. Kepes zoologische und botanische Sammlungen anzulegen hatte. Als Maschinist fungierte Otto Krisch und als Bootsmann der Kapitän langer Fahrt Peter Lusina aus Cherso. Die Matrosen stammten fast alle aus dem Österreichisch-ungarischen Küstengebiete A. Cattarinich, P. Falesich, A. Latkovich, F. Lettis, A. Lukinovich, B. Marolla, J. Orasch, V. Palmich, A. Scarpa, G. Stiglich, G. Succich, A. Zaninovich, dazu kam als Zimmermann A. Večerina, die Tiroler Bergsteiger Johann Haller und Alexander Klotz sowie als Heizer Josef Pospišil. Auch von der Mannschaft sind noch heute mehrere am Leben (Lettis, Lukinovich, Orasch, Palmich, Zaninovich), die meist als Hafenbeamte sich einer wohlverdienten Ruhe erfreuen. Die Geldmittel der Expedition betrugen etwa eine halbe Million Kronen, die von mehreren Komitees aufgebracht wurden, an deren Spitze in Österreich Hans Graf Wilczek, in Ungarn Edmund Graf Zichy standen. Die k. k. Geographische Gesellschaft hatte im Jänner 1872 einen Aufruf erlassen und schon im Februar desselben Jahres bildete sich ein eigener Verein zur Förderung der österreichischungarischen Nordpolexpedition, dessen Vorsitzender, Seine Exzellenz Konteradmiral Bernhard Freiherr von Wüllerstorff

Urbair wurde und in dem zahlreiche Mitglieder der k. k. Geographischen Gesellschaft sich sehr eifrig betätigten. Das Protektorat hatte Seine kaiserliche Hoheit Erzherzog Rainer, der stete Förderer wissenschaftlicher Bestrebungen, übernommen. Am 30. Mai verließen die Teilnehmer bereits Wien und am 24. Juni wurde in Bremerhafen auf dem eigens für die Expedition erbauten Schiffe,,Admiral Tegetthoff" die kühne Fahrt begonnen. Der Zweck der Expedition war die Erforschung des unbekannten Gebietes im Norden von Sibirien: ,,Sind die Eiszustände günstig", heißt es in einem von Weyprecht, Payer, Brosch, Dr. Kepes, Orel und Krisch zu Geestemünde unterzeichneten Protokoll,,,so ist die Erreichung der Behringstraße und die Rückkehr durch dieselbe anzustreben". Es bestand also der Plan einer nordöstlichen Durchfahrt, ein altes Problem, das erst E. Nordenskjölds Expedition auf der „Vega“ 1878/80 zu lösen vermochte.,,Dieses ideale Ziel ist immer fest im Auge zu behalten", so heißt es weiter,,,und da die Möglichkeit seiner Erreichung hauptsächlich auf die Einwirkungen der großen sibirischen Flußsysteme basiert ist, so soll auf höhere Breiten erst in zweiter Linie und unter besonders günstigen Umständen reflektiert werden. Als Ausgangspunkt der Expedition ist die Nordseite von Nowaja Semlja zu betrachten“.

Am 21. August 1872 waren in der Nähe von Kap Nassau die kühnen Männer das letzte Mal mit ihrem Schutzherrn Graf Wilczek, der auf dem „,Isbjörn“, einem norwegischen Robbenfänger, gleichzeitig geophysikalische Beobachtungen im Meere um Nowaja Semlja anstellen ließ, zusammen. Der wissenschaftliche Stab der kleineren Expedition waren Commodore Baron Sterneck (†), der Geologe Hofrat Professor Hans von Höfer und Hofphotograph Burger. Graf Wilczek hatte auch für die Hauptexpedition auf einer der Barentsinseln ein Lebensmittel- und Kohlendepot errichtet. Die beiden Forschungsschiffe trennten sich bei Kap Nassau. Leider wurde schon nach wenigen Stunden der,,Admiral Tegetthoff" von ungeheuren Eismassen festgehalten und kam nicht mehr frei. Er wurde zunächst im Eise nach Nordosten über Nowaja Semlja hinaus getrieben und später von der Trift in nordwestlicher Richtung geführt, wobei als nördlichster Ort 80o n. Br. überschritten wurde.

Zwei Strömungen haben also abgesehen von den vorherrschenden Winde, die Fahrt des ,,Tegetthoff" beeinflußt; auf

« PreviousContinue »