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Zuschrift nebst der Beilage selbst zu überbringen; und ich sehe nun, dafs ich eine schätzbare Verwandte in ihr kennen gelernt habe. Dafs mich die Gesinnungen des Wohlwollens, die in Ihrem Briefe ausgedrückt sind, zum Danke verpflichten, fühle ich zu lebhaft, als dafs ich es nicht gestehen sollte. Sollte ich, wie Sie versichern, durch meine Schriften Etwas zu Ihrer Ermunterung beigetragen, und Sie in Ihrem rühmlichen Eifer für die grofsen Zwecke des Evangelischen Lehramtes gestärkt haben: so preise ich Gott auch für diesen Segen meiner geringen Bemühungen. Aber leid thut es mir, dafs Sie mir, da Sie doch einmal in Dresden gewesen sind, das Vergnügen entzogen haben, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen. Sie würde mir um so angenehmer gewesen seyn, diese persönliche Bekanntschaft, da Sie mir durch die mir gütigst überschickte Predigt so viel Achtung eingeflöfst haben*). In der That macht diese Predigt Ihrem Geist und Ihrem Herzen alle Ehre, und ich habe sie mit wahrer Genugthuung gelesen. Möge Gott Ihr Amt reichlich segnen, und Sie für das Reich unsers gemeinschaftlichen Herrn recht viel Gutes wirken lassen!

Ew. Hochwohlehrw. beweisen mir, dafs wir Verwandte sind. Desto besser, und ich nenne sie mit Vergnügen Vetter **).

*) Bloss zur Erläuterung bemerke ich, dafs es eine gedruckte Predigt war, unter dem Titel: Dafs der Gedanke an die Würde und Kraft unserer Religion alles enthält, was bei dem Amtsantritte eines Religionslehrers zur gemeinschaftlichen Ermunterung dienen soll. Antrittspredigt, am 11. März 1810 zu Münchberg gehalten von M. Gottlieb Philipp Christian Kaiser, bisherigem Lehrer am Gymnasium zu Hof, berufenem Syndiaconus zu Münchberg. Hof, 1810. 31 S. 8. Die Unterscheidungslehren des Rationalismus und des biblischen Offenbarungsglaubens sind in dieser Predigt (wie es dem jungen Prediger in einem Städtchen geziemte) nicht hervorgehoben, sonst würde Reinhard gewifs meine damalige theologische Denkart gerügt haben. Wenigsten muss sein Urtheil tolerant genannt werden. Kaiser.

**) Ich mufs bemerken, dafs ich von dieser Verwandtschaft in meinem ersten Schreiben an Reinhard deshalb sprechen durfte, weil der ehrwürdige Mann für seine Verwandten im Baireuthschen ein lebhaftes

Wirklich sind mir die mir mitgetheilten Familiennachrichten um so angenehmer gewesen, da von der Herkunft meiner Mutter nur noch einige dunkle Erinnerungen in meiner Seele waren, die von dem herrührten, was ich sie zuweilen darüber hatte sagen hören.

Bei dem Namen Tretscher, welchen sie so oft mit dem gröfsten Interesse nannte, weifs ich nun erst zu denken, was dabei zu denken ist, und fühle mich Ihnen in dieser Hinsicht sehr verpflichtet. Von meinem Grofsvater in Selbitz habe ich in den letzten Jahren seines Lebens gar keine Nachricht weiter erhalten*). Ich hatte mir nämlich dadurch,

Interesse äufserte und einmal von Wittenberg aus mit seinem Freunde Glafs (zuletzt Pfarrer in Arzberg im Raireuthschen) eine Reise über Hof machte, wo er auch in das Haus meines Vaters, damaligen Conrectors (nachmaligen Pfarrers) daselbst kam. Das Stammregister, welches ich dem Unvergesslichen in meinem Schreiben mittheilte, und worüber er sich so freundlich äufserte, ist, mit Weglassung der Nebenzweige, folgendes:

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Die andere Seite der mütterlichen Verwandtschaft Reinhards, nämlich die Müllersche, konnte ich aus Mangel an Nachrichten noch nicht höher hinauf führen, da ich aus dem Tretscherschen Geschlechte, mütter” licher Seite, abstamme.

K.

*) Senior und Pfarrer Johann Nicolaus Müller zu Selbitz starb

dafs ich nach Sachsen auf Universitäten gegangen war, seinen Unwillen zugezogen; denn er war der Meinung, ich würde zu Wittenberg nicht subsistiren können. Gleichwohl hatte er sich meiner, als ich noch in Regensburg war, so wenig angenommen, dafs ich mich wohl gewöhnen mufste, ohne seinen Rath und ohne seine Unterstützung zu handeln. Dafs ich fähig seyn würde, aus Liebe zu den Wissenschaften einige Jahre lang Hunger und Kummer zu leiden, mochte er mir nicht zutrauen; er sah also in meinem Entschlufs Nichts weiter, als jugendliche Uebereilung, die er mit seinem Unwillen bestrafen zu müssen glaubte. Wie sehr eine höhere Regierung diesen Entschlufs gerechtfertigt und gesegnet hat, hat er nicht erlebt. Inzwischen bin ich doch auf diese Art ohne alle Nachrichten von den letzten Jahren seines Lebens geblieben; und weifs nicht einmal, wo ein Onkle von mir, den ich in seinem Hause als Candidaten des Predigtamts *) kennen gelernt habe, hingekommen seyn mag. Am Leben kann er wohl nicht mehr seyn, sonst hätte er sich doch wohl mir zu erkennen gegeben. Doch Verzeihung! Ich fange da an, geschwätzig zu werden. Möchten Sie die Gewogenheit haben und mich Ihrem Herrn Bruder, der mich gleichfalls mit einer vortrefflichen Predigt beschenkt hat **), auf das Angelegentlichste empfehlen. Sehr angenehm wird es mir seyn, wenn Sie fortfahren wollen, mich zuweilen mit einer Zuschrift zu beehren, und noch angenehmer, wenn Sie mir Gelegenheiten zeigen, Ihnen Beweise der ausgezeichneten Hochachtung und der herzlichen Ergebenheit zu liefern, mit welcher ich verharre Ew. Hochwohlehrwürden

Dresden,

am 8. May 1810.

gehorsamster Diener,

Reinhard.

am 3. Februar 1776 in seinem 83ten Lebensjahre und war vier Mal verehlicht. K. *) Heinrich Adam Müller, geb. 1724, starb als Pfarrer in Bernstein 1779. к. **) Antrillspredigt, gehalten von M. Christian Ernst Nicolaus Kaiser, Decan und Hauptprediger in Ansbach, Ansbach 1810, 8. K.

Ueber

das Sittliche der bildenden Kunst

bei den Griechen.

Von

D. Carl Grüneisen,
Hofcaplan zu Stuttgart,

Vorwort.

Leser und Beurtheiler dieser Abhandlung mögen nicht sowohl auf das Einzelne, was von Andern wissenschaftlicher und gründlicher erörtert, und hier und dort gelegentlich von Göthe, Herder, Wendt u. A. schöner gesagt ist, als auf die Behandlung und die Resultate des Ganzen ihr Augenmerk richten. Namentlich wollte weder eine Kunstgeschichte der Griechen, noch eine Characteristik der einzelnen Griechischen Künstler gegeben, sondern für den eigenthümlichen Zweck dieser Untersuchung aus dem historischen Theile der Kunstwissenschaft nur so Viel beigebracht werden, als die Entwickelung der Frage nach dem sittlichen Elemente der Griechischen Kunst erfordert. Daher ist unter Anderm auf die Anfänge und Fortschritte der Griechischen Malerei nicht so hingewiesen, wie es so hingewiesen, wie es mit jenen der Sculptur der Fall ist, weil sich durch die erstere mehr als durch letztere, die ohnehin erst später sich entwickelt hat, die gleichmäfsige Ausbildung des Mythus und der Kunst veranschaulichen läfst. Auch sind aus dem Bereiche der vorhandenen Reste alter Kunst des Griechischen Volkes nur so viele Belege aufgeführt, als überhaupt zur Führung des historischen Erweises nöthig schien, und ich mufs auch bei diesen mich mit einem verhältnifsmäfsig beschränkten Vorrathe gelehrter und artistischer Hülfsmittel entschuldigen, wenn Andern etwas Wesentliches oder Wichtiges, was noch hieher gehören dürfte, übergangen scheint.

Hist. theol. Zeitschr. III. 2.

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dafs ich nach Sachsen auf Universitäten gegange nen Unwillen zugezogen; denn er war der devi:

würde zu Wittenberg nicht subsistiren können. hatte er sich meiner, als ich noch in Regensbu:. wenig angenommen, dafs ich mich wohl gewö! ohne seinen Rath und ohne seine Unterstützung Dafs ich fähig seyn würde, aus Liebe zu den einige Jahre lang Hunger und Kummer zu leide mir nicht zutrauen; er sah also in meinem Ent weiter, als jugendliche Uebereilung, die er IAL willen bestrafen zu müssen glaubte. Wie sel Regierung diesen Entschlufs gerechtfertigt und hat er nicht erlebt. Inzwischen bin ich doc ohne alle Nachrichten von den letzten Jahre. geblieben; und weifs nicht einmal, wo ein den ich in seinem Hause als Candidaten kennen gelernt habe, hingekommen seyn kann er wohl nicht mehr seyn, sonst hätte mir zu erkennen gegeben. Doch Verzeihun geschwätzig zu werden. Möchten Sie die und mich Ihrem Herrn Bruder, der mich vortrefflichen Predigt beschenkt hat**), lichste empfehlen. Sehr angenehm wi Sie fortfahren wollen, mich zuweilen beehren, und noch angenehmer, we zeigen, Ihnen Beweise der ausgeze der herzlichen Ergebenheit zu lief Ew. Hochwohlehrwürd

Dresden,

am 8. May 1810.

am 3. Februar 1776 in seinem

ehlicht.

*) Heinrich Adam M

stein 1779.

**) Antrillspredigt, gel

Kaiser, Decan und Hau

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