Page images
PDF
EPUB

Vater in den Sohn und den heiligen Geist ausbreite, d. h. seine Wirksamkeit offenbare durch den Sohn, indem er durch ihn das Erlösungswerk vollendete (лɛμqdévτa, sagt Epiphanius, τὸν υἱὸν καιρῷ ποτε καὶ ἐργασάμενον τὰ πάντα ἐν τῷ κόσμῳ τὰ τῆς οἰκονομίας εὐαγγελικῆς καὶ σωτηρίας τῶν ἀνθρώπων), durch den heiligen Geist, indem er auch, nach vollendetem Erlösungswerke durch den Sohn, einem Jeden, der dessen würdig ist, also die durch Christus ihm dargebotenen Mittel des Heiles benutzt, in der Erlangung der Seligkeit, in der Stärkung und Belebung des Gemüthes beistehet. Indem nun Sabellius den heiligen Geist, als die Kraft Gottes, allerdings von Gott dem Vater unterschied, wollte er durch jene Vergleichung zugleich darthun, dass derselbe nicht eine göttliche Person seyn könne; denn dann würde der Vater, der einzige Gott, aufhören, ó avtòç zu seyn, und die von der Sonne ausgehende Wärme sey zwar von der Sonne verschieden, aber eben so wenig die Sonne selbst.

Unter dieser Voraussetzung erhalten die Worte des Theodoret (siehe Geschichte der Unitarier S. 74): nai ἐν μὲν τῇ παλαιᾷ ὡς πατέρα νομοθετῆσαι, ἐν τῇ καινῇ ὡς υἱὸν ἐνανθρωπῆσαι· ὡς πνεῦμα δὲ ἅγιον τοῖς ̓Αποστόλοις ἐπιφοιτῆoat, ihr wahres Licht. Dafs sie entstellt sind, gehet schon daraus hervor, dafs nach des Athanasius Angabe Dionysius es als Irrthum dem Sabellius Schuld giebt, er habe alles Menschliche des Erlösers dem Vater beigelegt (mithin konnte er die Wirksamkeit des Vaters in der Erscheinung des Sohnes nicht bezweifeln), ferner, dafs er lehrte, der Sohn sey vom Vater gesendet worden, um das Erlösungswerk zu vollenden (mithin konnte er die Wirksamkeit Gottes als des Vaters nicht blofs auf das Alte Testament beschränkt wissen wollen). Dieselbe Einseitigkeit der Auffassung dürfen wir daher auch in dem dritten Satze: ὡς πεῦμα ἅγιον τοῖς ̓Αποστόλοις ἐπιφοιτῆσαι, voraussetzen. Wie man sieht, lehrte Sabellius, dafs der heilige Geist den Aposteln zu Theil geworden sey; er wollte aber die Wirksamkeit desselben keinesweges auf die Apostel beschränken, da wir oben gesehen haben, dafs er eine fort

dauernde Wirksamkeit desselben unter Allen annahm, die deren würdig sind. Daher ist der wahre Sinn der obigen Worte: Gott der Vater ist Urheber des alten Bundes; den neuen Bund hat Gott gestiftet, indem er seinen Sohn als Menschen sandte, um das Evangelium zu verkünden und das Erlösungswerk zu vollenden; den Aposteln hat er die Gabe, die Kraft des heiligen Geistes gegeben, um das Werk Jesu auszuführen,

Wenn nun Sabellius ausdrücklich die verschiedenen Geistesgaben anerkannte; wenn er im Wesentlichen von Noetus nicht abwich; wenn er die Erscheinung Jesu als ein Werk des Vaters ansah, Jesum mithin für den Sohn Gottes und Christus hielt; wenn er endlich die Geistesgaben in den Aposteln nicht bezweifelte: so berechtiget dieses Alles zu der Folgerung, dafs er im Sinne der heiligen Schrift, übereinstimmend mit Noetus, Alles, was sich auf die Person Jesu, seine Schicksale und das Erlösungswerk (τὰ ἀνθρώπινα τοῦ σωτῆρος) bezog, als eine Veranstaltung Gottes des Vaters zur Beseligung der Menschen ansah, und, wie wir wirklich wissen, dafs er an das Leiden und den Kreuzestod Jesu glaubte, so auch seine Empfängnifs von der Jungfrau durch den heiligen Geist, seine Ausrüstung mit den höchsten Gaben dieses Geistes, endlich seine Auferstehung, Himmelfahrt u. s. w. lehrte. Der heilige Geist war ihm daher, wie ich früher kürzlich gezeigt habe (am angeführten Orte S. 75), nicht eine Emanation, nicht eine blofse Wirkung, nicht ein göttlich - persönliches Wesen (vróotaois), sondern die von dem Vater ausgehende göttliche Kraft, wodurch Jesus als der Sohn Gottes von der Jungfrau war geboren worden, wodurch ihn Gott der Vater befähiget hatte, sein Erlösungswerk auf Erden zu vollenden, wodurch er später auch den Aposteln in der Erfüllung ihres Berufes Beistand leistete, und wodurch Gott noch alle Menschen, die dessen würdig sind, zum wahren Glauben, zur Erlangung der Seligkeit leiten will.

Dafs dieser Lehrbegriff vom heiligen Geiste, wie er nach der Analogie, welche die Kirchenväter, die ausführlichere Nachrichten über die verschiedenen Systeme der Unitarier

[ocr errors]
[ocr errors]

èv

vor sich liegen hatten, ausdrücklich anerkennen, gewifs allen Unitariern gemeinschaftlich war, mit der heiligen Schrift übereinstimme, dürften höchstens nur diejenigen Theologen in Zweifel ziehen, welche die einfache Schriftlehre in ein Gewirre von Behauptungen auflösen, in de nen man nicht leicht einen vernünftigen Sinn zu erken nen vermag. Der Lehrbegriff der ältesten Christen war er zuverlässig. Man lese nur die eine so deutliche Stelle bei Clemens von Rom (1. Br. an die Cor, Cap. 46.): ἕνα Θεὸν ἔχομεν, ἕνα Χριστὸν καὶ ἓν πνεῦμα τῆς χάριτος τὸ ixxvdèv ép quãs. Dieselbe Lehre findet sich auch noch in den alten Glaubensformeln, nachdem schon das Dogma vom Oeos Lóyos geltend zu werden begonnen hatte, z. B. bei Tertullian de praescript. haer, cap. 13.: Unum omnino Deum id Verbum, Filium ejus appellatum — postremo delatum ex Spiritu Patris Dei et virtute in virginem Mariam, egisse Jesum Christum; exinde praedicasse novam legem et novam promissionem regni coelorum, virtutes fecisse etc. Misisse vicariam vim Spiritus Sancti, qui credentes agat. Davon jedoch

später.

[ocr errors]

Ich komme nun zu dem letzten bedeutenden Anhänger des Monarchianismus, nach dessen Unterdrückung, wie bereits früher bemerkt, durch das Zusammenwirken der angesehensten Bischöfe des Abend- und Morgenlandes endlich der Sieg der Episcopallehre vollendet wurde. Diefs war jener gelehrte, standhafte und biedere Bischof von Antiochien, Paulus von Samosata. Auch über dessen Lehre vom heiligen Geiste finden wir Andeutungen in den ältesten Quellen, welche nach dem von uns aufgestellten Grundsatze der Untersuchung uns zur bestimmteren Erkenntnifs seines Lehrbegriffs Gelegenheit geben. Fürs Erste bemerken nicht blofs die Häresiologen, sondern selbst die zu Antiochien versammelten Bischöfe in ihrem Synodalschreiben, dafs Paulus die Lehre des Artemon erneuert, und im Wesentlichen mit Sabellius und Noetus übereinstimmend gelehrt habe. Diese Angabe darf man nicht als blofse Vermuthung oder als aus Schmähsucht hervorgegangen verdäch

tigen: denn nicht allein hatten die alten Häresiologen ausführlichere Berichte vor sich liegen, um ein Urtheil darauf zu gründen, sondern es findet sich zwischen dem Lehrbegriffe des Artemon und des Paulus, kritisch erläutert und vervollständigt, wirklich die wesentlichste Uebereinstimmung, die man dem Zufalle unmöglich zuschreiben kann. War aber diese Uebereinstimmung vorhanden, so dient der eine Lehrbegriff zur Beleuchtung und Ergänzung des andern. Zweitens sehen wir aus dem Synodalschreiben der Bischöfe bei Eusebius 12), dafs der wesentliche Grund seiner Verketzerung nur die Lehre gewesen war, Jesus Christus sey menschlichen Ursprungs (xáτwder), nicht als Sohn Gottes oder als Gott der Sohn vom Himmel herabgekommen (ἐξ οὐρανοῦ κατεληλυθέναι). Bedenken wir nun, wie schonungslos man den Paulus behandelte, wie man alle mögliche Verleumdungen anwendete, um ihn in einem recht gehässigen Lichte darzustellen, wie man mit ihm wiederholt Unterredungen anstellte, gegen ihn Versammlungen berief, um alle seine Irrthümer kennen zu lernen, und man ihm doch keines weitern Irrthums in jenem Synodalschreiben zu beschuldigen weifs, als in der Lehre vom Sohne Gottes: so berechtiget uns dieses Stillschweigen seiner ursprünglichen Gegner zu der Folgerung, dafs Paulus in der Lehre vom heiligen Geiste sich in den Augen seiner Gegner keines Irrthums verdächtig und schuldig gemacht, dafs er mithin hierin mit ihnen übereinstimmend gelehrt haben möge. Endlich erfahren wir, dafs Paulus (siehe Geschichte der Unitarier S. 85 ff.) Jesum wirklich für den Messias und Sohn Gottes hielt, der, von der Jungfrau Maria geboren, ein menschlichpersönliches Wesen hatte (man hätte diefs Letztere nicht noch neuerlich bezweifeln sollen, da nicht allein die Analogie der übrigen Monarchianer dafür spricht, sondern Augustin ganz deutlich berichtet: Christum non semper fuisse dicunt, sed ejus initium, ex quo de Maria natus est, asseverant, nec eum aliquid amplius quam hominem putant); welcher, der göttlichen Gnade ganz beson

12) Hist, eccl. VII, 30.

ders gewürdiget, mit dem Vater in der innigsten Verbindung stand; welcher der Geistgesalbte aus Davids Stamme war; in welchem der göttliche Logos nicht als ein persönliches Wesen, sondern als die Weisheit und Wahrheit, das Wort aus Gott, wohnte, wodurch er zur Erkenntnifs der Wahrheit geleitet wurde. Und daraus folgt zunächst, dafs Paulus die Geburt Jesu von der Jungfrau durch den heiligen Geist, die Würde Jesu als des Messias, des mit dem heiligen Geiste Gesalbten, mithin den heiligen Geist für die Kraft Gottes des Vaters, nicht aber für eine göttliche Hypostase anerkannte. Ferner verglich er, nach Epiphanius, den göttlichen Logos, wie den Geist, mit dem Gedanken, dem Worte im Bewufstseyn des Menschen; und wir finden nicht, dafs ihm in früherer Zeit diese Ansicht von der Unpersönlichkeit des heiligen Geistes wäre als Ketzerei angerechnet worden. Wie daher weder der Gedanke noch das Wort im Menschen eine besondere, vom Menschen selbst verschiedene Subsistenz hat, obschon es seiner Wirksamkeit nach von dem letztern unterschieden ist: so ist der göttliche Logos die Weisheit, als eine Eigenthümlichkeit des Vaters, welche in Jesu wohnte und wirkte, welche von oben ihn anwehete (ἐν αὐτῷ ἐνέπνευσεν ἄνωθεν ὁ λόγος), wodurch er zur Erkenntnifs der Wahrheit gelangte und mit dem Vater verbunden war (in dem einen Fragmente bei Mansi heifst es: cognoscente Christo a sapientia). In wiefern demnach der göttliche Logos in Christus wohnte und in dem Geiste Jesu wirkte, war Jesus der Sohn Gottes, geboren durch die Kraft des Höchsten, ausgerüstet mit seinem Geiste. Aber er war weder selbst der göttliche Logos, noch war jener heilige Geist ein göttlich-persönliches Wesen. Logos und Geist waren dem Paulus nicht vollkommen identische Begriffe; ihr Unterschied ist jedoch nur relativ, wie im menschlichen Bewufstseyn Wort, Gedanke und Erkenntnifs, und geistige Kraft: Eins bedingt nothwendig das Andere. So wie wir nun den Lehrbegriff des Sabellius vom göttlichen Logos durch den uns näher bekannten des Paulus, der mit ihm im Wesentlichen übereingestimmt haben soll, ergänzen dürfen: eben so kann diefs umgekehrt der Fall

« PreviousContinue »