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dem die Arabischen Midianiter sich herleiteten, so wie den Jaksan, der als Jaktan und Hebers (Abram Hebers) Sohn für den dritten Stammvater der Araber gilt. Denn von dessen 13 Söhnen hatten die meisten der Arabischen Stämme die Namen, wie die 12 Hebräischen von Jacobs Söhnen; und auch dessen Bruder Edom war Arabischer Edomiter erster Ahnherr.

Ein unscheinbares Völklein sind in der politischen Geschichte immer die Hebräer gewesen; aber noch weniger, als sie, ist ihr Brudervolk in irgend eine wichtige Beziehung mit den weltherrschenden Nationen gekommen. Fast gar nicht haben Araber früher für die gröfsere Geschichte gelebt. Erst, da jene der letzten grofsen Weltherrschaft unterjocht waren, und bald darauf, da diese zu unterwerfen die Habessynier den kurzen, nur auf Südarabien gerichteten Versuch gemacht hatten, erst da brachte der waltende Geist des Schicksals gerade durch diese geschichtlich unbedeutend gewesenen Völker Etwas hervor, das der Welt eine andere Geschichte gegeben hat, als sie gehabt haben würde ohne diese Revolution; und von einer Art war bei beiden Völkern die neue Geburt des Weltgeistes, wie sie selbst Kinder eines Vaters waren. Von Innen aus durch neue

Lehre und Religion sollte durch sie das Leben der Menschen umgewandelt werden: denn nicht von dieser Welt sollte das Reich seyn, das der Seelenheiland gründete; und nach Aufsen hin ging auch Mahomeds erste Begei sterung nicht. - Aber dieser schon selbst, und noch mehr die ersten Chalifen thaten, was erst die Nachfolger gerade des Jüngers, dem Christus zuerst das weltliche Streben verwiesen hatte, die Bischöfe auf dem Stuhle Petri versuchten, sobald der Conflict der Mächte Italiens den Versuch begünstigte. In allen fünf Welttheilen hat dann Christi Lehre sich ausgebreitet. Der Islam ist zwar nicht nach der westlichen Welt gekommen; aber auf gröfserem Flächenraume, als jene, ist er in der alten angenommen, und in der neuesten kennt ihn wenigstens ein Theil der Bewohner von Neuguinea.

So ist beider Völker Schicksal in der Folge, obschon

sich ungleich, doch in der politischen Bedeutsamkeit sich wieder gleich geworden. Wohl sind jetzt noch die Araber zerstreut in den Provinzen der Türkisch - Muselmännischen Monarchie: aber als ganze Nation haben sie den grofsen Schauplatz der Geschichte längst wieder verlassen, sich beschränkt auf das Mutterland, und sind geblieben, was sie waren. Die Hebräer dagegen sind zerstreut worden in alle Welt: aber kein Land, keine Zeit und keine Noth hat auch ihnen die alte Nationalität genommen. Nirgends haben sie ein eigenes Reich gefunden, als, sonderbar genug, gerade in dem Lande, wo einzig in Afrika auch die Nachfolger ihres verworfenen Messias früh ein eigenes Reich gegründet und behauptet haben, nur in dem Christlichen Habesch; und Arabien gegenüber ist in der Provinz Samen auch ein Jüdisches Königreich.

2.

So sind Perser und Deutsche allgemein anerkannte Sprachverwandte, und so sehr waren sie leibliche Brüder (germani), dafs selbst einer der ältesten Persischen Stämme, gleich den Deutschen, Tequávoi hiefs. Ein Gott war der Deutsche Thuisto und der Persische Zara - tuscht, und, wie schon Leibnitz gesagt, nicht verschieden Irmin oder Herman von der Perser Ariman u. s. w.

Als die Griechen die Perser besiegt, aber noch nicht unterworfen hatten, stellte ein Griechischer Geschichtschreiber, wie sie einst gewesen, sie als Muster einfacher, kräftiger Volkstugend seinen Landesleuten vor, ein Römischer die Deutschen den Römern, die einzig diefs kräftige Volk nicht besiegen konnten. Aber eben so widerstanden die Perser als · Parther dem Römischen Triumvir Crassus, der von seiner Provinz Syrien aus in Parthien dieselben Lorbeern holen wollte, die sein Mittriumvir Cäsar in der Provinz Gallien noch immer erntete: allein so vergebens dieser es mit den Deutschen zwei Mal aufnahm, so noch mehr Crassus mit den Parthern, und mit dem Leben mufste er den Versuch

büfsen. Erst späterhin rächte Trajan die alte Schmach: aber gleich sein Nachfolger gab wieder auf, was jenseit des Euphrats erobert worden war. Von da an blieben die Parther stete Feinde des Römischen Reichs; noch mehr als Neuperser (Sassaniden) erschütterten sie von Osten her den längst baufälligen Körper der zu alten Monarchie, wie im Norden und im Westen am Rheine die ganze Kaiser· geschichte hindurch die Deutschen Völker an ihm rüttelten, bis diese endlich, da das Reich in zwei Hälften getheilt war, die abendländische gänzlich zertrümmerten. Beide Brüdervölker zugleich waren die Ursache gewesen, dafs dieses Reich schon vor dieser Theilung unter mehrere Auguste und Cäsaren getheilt war: aber dieses Mittel, das Diocletian gegen den Andrang dieser Völker ersann, brachte nur noch mehr die innere Zerrüttung zur Reife. Denn durch den gleich darauf erfolgenden Kampf der Auguste und Caesaren gegen einander, durch den vermehrten Aufwand der vier Herrscher u. s w. wurde das Heilmittel selbst zu Gift; und vollendet mufste das Werk werden durch Persische, aber vorzüglich Deutsche Germanen.

3.

Der erste der Fränkischen Könige aus dem Hause, durch welches die in den unthätigen Königen fast ausathmende kraftvolle Monarchie wieder verjüngt und viel glorreicher wurde, als sie unter Chlodwig gewesen, Pipin war es zugleich, der den Giftkeim für viele Jahrhunderte in die Geschichte brachte. Denn er legte den ersten Grund zu des Papstes weltlichem Besitzthume, indem er ihn mit Longobardischem Eigenthume beschenkte., Eben das that sein Sohn, Carl der Grofse, da er der Longobarden Herrschaft ganz ein Ende machte; dafs er aber, wie Pipin von dem Papste als Fränkischer König anerkannt war, so sich nun zum Römisch-Deutschen Kaiserkönig von ihm krönen liefs, das ward die Wurzel grofser und vieler Uebel. Durch dieselbe Monarchie jedoch, die das Unheil, besonders für

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die Deutschen Kaiserkönige, im 9ten Jahrhundert veranlafst hat, ist im 19ten das ganze Uebel in der Wurzel ausgerottet worden. Frankreichs neuer Kaiser, Napoleon, hat, wenn nicht durch unmittelbaren Besitz, doch der politischen Wirksamkeit nach, die alte Fränkische Monarchie, wie sie › unter Carl war, nicht nur wiederhergestellt, sondern sie auch noch erweitert. Auch er hat vom Papste sich krönen lassen: aber was dieser der Krönung und des Anerkennens wegen durch Pipin zu erwerben angefangen alle weltliche Besitzung und Macht - hat er ihm darauf genommen; und der Neufranken Kronprinz *) ist König der Stadt geworden, deren Bischof vormals Pipin zum König der Alt-: franken gekrönt hatte.

Diefs sind die Extreme, die in den verschiedensten: Zeiten und unter den verschiedensten Umständen durch eine Monarchie hier geworden sind. Aber eben derselben war auch zwischen diesen Zeiten einst des Papstes Schicksal mit Bedeutung anheimgefallen, und zugleich war der Gedanke an die Wiederherstellung der alten Fränkischen Mon→ archie rege geworden in der Zeit der Päpstlichen Gefangenschaft zu Avignon, die, insofern sie dem Deutschen Reiche die Augen öffnete und dann das lange Schisma herbeiführte, des Papstes Schicksal gewaltig geändert hat. Nachdem die Altfränkische Monarchie nach Ludwig dem Frommen in drei Theile getheilt worden, der dritte (Italien) bald darauf dem Deutschen Könige anheimgefallen war, behaupteten nun Deutschlands Kaiserkönige des Papstes. Abhängigkeit von der Römisch-Deutschen Krone, wie ja Pipin ihm mit den weltlichen Besitzungen nicht auch die Unabhängigkeit geschenkt hatte; denn diefs folgt aus der Geschichte seines Nachfolgers so laut, dafs es dort stillschweigend folgt. Am bestimmtesten wurde diefs ausgesprochen und ausgeführt durch Kaiser Heinrich III.: aber gerade das Entgegengesetzte drängte sich unter seinem

*) Der den 20. März 1811 zu Paris geborne, und den 22. Juli 1832 zu Schönbrunn bei Wien verstorbene Herzog von Reichstadt, Franz Jo. seph Carl. Der Herausgeber.

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Nachfolger, Heinrich IV., hervor, und Hildebrand wurde umgekehrt des Kaisers Herr. Keinem der Deutschen Kaiserkönige glückte es auch, das Gegentheil hervorzubringen, und was keine Regenten von des Papstes Herrschsucht litten, das erfuhren sie. Aber wohl gelang jenem andern Theile der alten Fränkischen Monarchie, - dem Theile, der gerade ihren Namen (Frankreich) beibehielt, des Papstes Meister zu werden, und zugleich musste er Philipp IV. zum Mittel bei dem Bestreben dienen, die Deutsche Krone wieder an Frankreich zu bringen, und dadurch die ganze Fränkische Monarchie wiederherzustellen *). Denn Italien gehörte noch immer zu Deutschland, und nur Rudolph von Habsburg. unterliefs mit Klugheit die aufopfernden vergeblichen Römerzüge, deren einige Kaiser wohl vier bis sechs gemacht hatten; mit noch feinerer Politik that Carl IV. ihrer zwei, nicht thöricht nach Italien, sondern nur nach seinem Gelde und der Krönung strebend. Aber Frankreichs Versuche auf: die Deutsche Krone mifslangen gegen Ludwig IV., mifslangen unter ganz andern Umständen, als Carl V. Kaiser wurde. Eben so vergebens waren Frankreichs Bemühungen um den dritten Theil der Altfränkischen Monarchie, -um Italien, in den langen Kriegen von Carl VIII. an bis Heinrich Il., die wahrscheinlich das alte Sprüchwort veranlafst haben: Italien ist der Franzosen Grab. Und doch hatte das Schicksal beschlossen, von diesem Reiche wieder erneuern zu lassen, was schon dagewesen, die Fränkische Monarchie; aber wieder ein ganz umgewandeltes Frankreich, und wieder unter einem neuen Dynasten sollte es diefs Ziel erreichen.

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4.

Zwei Völker des Germanischen Stammes sind an Character so verschieden, als der Grund und Boden, auf dem sie leben, und in entgegengesetzter Weltgegend wohnen sie,

*) Mit ausdrücklichen Worten sprach diefs Philipp aus. Kanne.

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