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bosa 2°) Beyfall. Unter den Ausländern dürfen jedoch auch Jacobus Curtius 2) und Johann Voer 92) nicht unbemerkt bleiben. Allein feiner kämpfte wohl mit so viel Eifer für die Meinung der Gloffe, als Gottlieb Gerhard Titius 93) welcher deshalb mit Recht unter den deutschen Rechtsgelehrten zuerst genennt zu werden ver dient. Nach ihm haben sich noch Johann Adam von Jckstarr 94), Samuel von Cocceji 95) und Joachim Georg Daries 26) als Vertheidiger derselben vorzüglich bekannt gemacht. Man nimmt bey dieser Berechnungsart eine arithmetische Proportion an, wornadh man die Gränzen der Läsion bestimmt. Der Werth der Sache wird

90) Collectan. in Cod. h. t. nr. 107. 108. (Lugduni 1637.) T. II. p. 216.

91) Emαor@v s. Conjectur. iur. civ. Lib. I. cap. 50. (in Th, iur. Rom. Otton, Tom. V. pag. 151.)

92) Comment, ad Pand. h. t. §. 5.

93) Observation. ratiocinant. in Compend, iuris Lauterbachian. (Lipsiae 1703.) h. t. Obs. 542.

94) Specim. iuris civ. de laesione enormi in contractu emtionis venditionis recte computanda. Wirceburgi 17:34 (in Eius Opuscul. iurid. Aug. Vindelicor. 1747. 4. edit. Tom. I. Nr. IV. Eiusdem Schediasma apologeticum de laesione enormi recte computanda, quo modum laesionem enormen in emtore perinde atque in venditore ex dimidio veri et iusti pretii haud ita pridem a se stabilitam adversus ea, quae pro sententia contraria obmovet 1. A. Cramer, amice defendit. Wirceburgi 1735.

95) Iur. civ. controv. h. t. Qu. 4.

96) Diss. de interpretatione et extensione L. 2. Cod. de resc. vendit. Trajecti ad Viadr. 1775.

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wird hier zum arithmetisch proportionalen Mittelpunct zwischen der gefeßlich bestimmten Gränze der Läsion auf Seiten des Verkäufers, und der Gränze der Verleßung auf Seiten des Käufers gemacht. Wenn also die Sache

10 Rthlr. werth ist, so ist 10 nach der arithmetischen Proportion die Mitte zwischen 5 und 15. Die Zahlen 5, 10 und 15 folgen demnach in einer arithmetischen Progress fion auf einander. Man schließt nach diesem Verhältniß nun folgendermaßen. Ist der Verkäufer, wenn er für eine Sache, welche 10 Rthlr. werth ist, noch nicht 5 Rthlr. erhalten hat, enorm oder über die Hälfte verleht, so muß auf gleiche Weise auch der Käufer enorm verlegt seyn, wenn er für eine Sache, die nur 10 werth ist, mehr als 15 bezahlt hat.

11. Die andere Parthey hingegen nimmt auf Seiten des Käufers nur dann erst eine Verlegung über die Hälfte an, wenn das, was er für die Sache bezahlt hat, den doppelten wahren Werth der Sache übersteigt. 3. B. der Käufer hat für die Sache, welche nur 10 Rthlr. werth ist, 21 Rthlr. bezahlt. Man nimmt bey dieser Berech nungsart ein geometrisches Verhältniß an, so daß also hier der wahre Werth der Sache zur geometrisch proportionalen Mittelgröße zwischen beyden Gränzen der Låsion sowohl auf Seiten des Verkäufers als auf Seiten des Käufers gemacht wird. Wenn also die Sache 10 Rthlr. werth ist, so sind die Gränzen der Låsten auf Sei ten des Verkäufers 5, auf Seiten des Käufers 20, weil 10 die geometrische Mittelgröße zwischen 5 und 20 ist, folglich die Zahlen 5, 10, 20 in geometrischer Proportion fortschreiten. Diese Meinung muß schon zu den Zeiten ter Gloffatoren ihre Vertheidiger gefunden haben, wie

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man aus der Aeußerung des Accursius in der Glosse über die L. 2. C. h. t. sieht, wenn er sagt: Sed quae est haec dimidia? Dic in emtore decepto, si res valet decem: emit pro XVI. licet alii dicant, emit pro XXI. quod, non placet, quia tunc non dimidiam iusti pretii, sed duplum egreditur. Allein schon Cynus 97) hat diesen Grund sehr gut beantwortet. Unter den nachfolgen den Rechtsgelehrten gebührt dem Carl Dů Molin 98) das lob, den Irrthum der Gloße zuerst am einleuchtend sten aufgedeckt zu haben, denn seine ganze Absicht war, semel erroris radices funditus ita convellere, et veritatem stabilire, ut nemo posthac, qui haec legerit, in hoc errare possit. Cujas 99) versagt ihm felbst dieses Lob nicht, er tadelt es nur, daß er seinen Gegenstand salebrosa nimis et incondita oratione behan. delt habe. Wie richtig indessen Du Molin die Quelle des Irrthums entdeckt, und wie leicht aller Irrthum durch eine deutlichere, obwohl in den Worten der L. 2. C. h. t. liegende Bestimmung hätte vermieden werden können, er, Hellet aus folgenden Worten desselben. Causa erroris praecipua fuit, fagt er, indiscreta proportio et confusio relationum, quoniam proportionem pretii referunt ad utrumque contrahentium, non solum ad venditorem, ut in d. L. 2. sed etiam ad emtorem, quod est ineptum. Nam licet res et pretium sint idem respective, hoc est, eandem pro. portionem et similem habitudinem habeant pro

priis

97) Comment. in Cod. h. t. nr. 7. (Francof, 1578.)
98) Tractat. Commercior, et usurarum Qu. XIV. nr. 175.
99) Observat. Lib. XVI. cap. 18.

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priis suis respectibus, videlicet secundum obiecta vel personas, ad quas referuntur, et quibus debentur: tamen non sunt idem respectu eiusdem personae vel obiecti, ut sensus communis ostendit, et sic non debent hae relationes confundi: alioquin tota doctrina perturbaretur. Modo in proposito, si constet, venditorem esse deceptum, et quaeritur quantum sit deceptus, an ultra vel ci, tra dimidiam, brevis et expedita doctrina datur in d. L. 2. in fine, ut inspiciatur, an pretium conventum sit infra dimidiam veri pretii, Poterat autem dari doctrina, ut non minus vera et certa, ita do. ctrinalior, generalior, et magis methodica, inspiciendo, quantum res vendita supervaleret pretio con. vento: et tunc dicendum fuisset, quod si supervaleret ultra duplum, tunc esset venditor laesus ultra dimidiam: si vero res duplo tantum supervaleret, esset laesus in dimidia tantum, et non ultra dimidiam: si vero supervaleret aliquanto, sed minus duplo, tunc esset laesus infra dimidiam tantum. Quae ratio, quamquam necessario tacite insit, et eliciatur per praedicta: tamen si fuisset expressat nunquam ortus esset, et multo minus invaluisse, ille vulgaris error. Omnes enim idem statim viditsent ex parte emtoris, videlicet eum non esse deceptum ultra dimidium, nisi pretium plus duplo supervaleres rei emtae, Ihm folgten Franz Duaren *°°), Arius

100

Pine

100) Comm. ad L. 36. D. de verb. obligat. (in Operib. Francof. 1592. pag. 740.)

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ge 56 wollen sie von dem Beweise einer Verlegung über die Hälfte aus dem Grund ganz ausschließen, weil Kaufbriefe immer nur den unter den Contrahenten verabrede. ten, aber nicht gerade den gemeinen Werth bewiesen, und folglich einem Dritten nicht präjudiciren könnten. Allein der Urkundenbeweis ist hier nicht schlechterdings zu ver werfen. Man unterscheide. Es ist nämlich entweder nur eine Urkunde, oder es sind mehrere beygebracht worden. Eine Urkunde, sie spreche entweder von demselben schon früher an einen der vormaligen Besißer verkauften Grund. stück, über welches der gegenwärtige Streit ist, oder von einem andern demselben ähnlichen, wird selten zur Voll, führung des erforderlichen Beweises hinreichen, weil ein solcher Kaufbrief nur beweiset, wie hoch die Contrahenten unter den Umständen, worin sie sich befanden, den Werth zu bestimmen beliebten, nicht aber, daß auch jeder an dere Käufer soviel dafür gegeben haben würde 57). Allein man sehe, das Document befage, daß entweder die nåmliche Sache, oder eine andere benachbarte von derselben Qua lität und Quantität durch verpflichtete Schäßer taxirt, und über zweymal höher geschäßt worden wåre, als es wieder verkauft worden ist; so würde eine solche Urkunde nicht zu verwerfen seyn 58). Sind nun vollends mehrere entweder auf einander folgende Urkunden über die năm.

liche

56) ZIEGLER Diss. de laesione ultra dimid. iusti pretii S. 33. MÜLLER ad Struvium Exercit. XXIII. Th. 86. David G. Struben rechtliche Bedenken 3. Th. Bed. 118. 57) S. Io Andr. HANNESEN cit. Diss. de immodica laesione eiusque probatione §. 26. et 27.

58) LAUTERBACH Colleg. th. pr. Pand, h. t. §. 32.

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