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Miethe bis auf die Zeit, da sie nach dem geschlossenen Contract geendiget ist, wieder einräume. Denn da die Ursache der Vertreibung nur temporell war, so wacht sein Recht, wenn diese gehoben ist, wieder auf 80).

3) Der dritte Fall ist, wenn der Conductor schlecht mit der Sache umgeht, sie verdirbt, das Haus zu einem Bordell macht'), oder den Acker nicht ordentlich bauet 82). Daß der dadurch verursachte Schade unerseßlich seyn müsse, fagen die Gefeße nicht. Das Gegentheil behauptet zwar Cocceji 83); allein die Z. 5. §. 2. D. Commodati, worauf er sich beruft, bestimmt hierüber nichts, sondern sagt nur, daß in dem Miethcontract dolus und culpa präftirt werde. Es hat zwar keinen Zweifel, daß der Locator auch auf Schadensersaß klagen, und Caution fordern könne, wenn er den Conductor nicht vertreiben will 84), Allein daß er, wenn der Schade sich repariren läßt, auch damit zufrieden seyn müsse, läßt sich aus L. 41. D. de

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iudi.

80) LAUTERBACH Colleg. th. pr. Pand. h. t. §. 47. MÜLLER ad Struv. Exerc. XXIV. Th. 12. not. y. nr. VI. STOER cit. Diss. §. 27.

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81) Das ältere Röm. Recht begünstigte zwar die Lupanaria. L. 27. §. 1. D. de heredit. petit. Allein man sehe dagegen die Nov, XIV. des K. Justinian. Vergl. Ian, LANGLAEUS Semestrium Lib. VIII. cap. 8. und Io. Lud. LANGGUTH Diss. de muliere quaestuaria. Lipsiae 1733. praes. Andr. Flor. RIVINO def. Cap. III. §. 10.

82) L. 54. §. 1. D. h. t.

83) Iur. civ. controv. h. t. Qu. 18. Verb. Tertia species.

84) . MEVIUS P. V. Decis 356. nr. 2. und emminghaus ad Coccejum c. 1. Not. I. pag. 466. sq.

iudiciis nicht erweisen 5). Es heißt hier vielmehr, was Paulus sagt L. 6. D. Quod falso tutore auctore. Melius est, rem restitui, rem restitui, quam incertum cautio

nis eventum spectare. Endlich

4) wenn der Conductor zwey Jahre lang den Miethoder Pachtzing nicht bezahlt hat 8). Hier hilft dem Päch. ter auch das Versprechen nichts, daß ihn der Verpachter vor Endigung der Pachtzeit nicht vertreiben wolle, weil dieses unter der stillschweigenden Bedingung zu verstehen ist, wenn der Pächter seiner Verbindlichkeit gehörig nach. kommen werde, wie aus folgender Gefeßftelle erhellet.

PAULUS Libro V. Respon fundi et conductorem

L. 54. §. 1. D. h. t. sorum. Inter locatorem convenit: ne intra tempora locationis Sejus conductor de fundo invitus repelleretur, et si palsatus esset, poenam decem praestet Titius locator Sejo conductori: vel Seius conductor Titio, si intra tempora loca tionis discedere vellet, aequae decem Titio locatori praestare vellet: quod invicem de se stipulati sunt. Quaero, cum Sejus conductor biennii continui pen. sionem non solveret, an sine metu poenae expelli possit? PAULUS respondit: quamvis nihil expressum sit in stipulatione poenali de solutione pensionum, tamen verişimile esse, ita convenisse de non expellendo colono intra tempora praefinita,' si pensionibus paruerit, et, ut oportet, coleret: et ideo si poenam petere coeperit is, qui pensioni

85). STOER cit. Diss. §, 29.

T

bus

lenae

86). Nic. Christoph. L. B. de LYNCKER Diss. de expulsione conductoris, si pensionibus non paruerit. 1687. rec. 1743. STOER Cit. Diss. §. 42. sqq.

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bus satis non fecit, profuturam locatori doli exceptionem.

Ein zweyjähriges Ausbleiben des Pachtgeldes, ale Bedingung des Ausbietens des Pachters, besonders wenn der Verpåchter durch gerichtliche Sequestration der Früchte und Sachen des Pächters seine Bezahlung zu erhalten sucht, erfordert auch eine andere hierher gehörige Gefeßstelle ausdrücklich.

L. 56. D. h. t. PAULUS libro sing. de officio Praefecti vigilum. Cum domini horreorum insularumque desiderant, diu non apparentibus, nec eius temporis pensiones exsolventibus conductoribus, aperire, et ea, quae ibi sunt, describere a publicis personis, quorum interest, audiendi sunt. Tempus autem in huiusmodi re' biennii debet ob

servari.

Es fragt sich aber, wie die hier in beyden Gesetzen bestimmte zweyjährige Frist, nach deren Ablauf der Conductor wegen nicht bezahlten Pachtgeldes vertrieben wers den kann, zu verstehen sey; Die Ausleger sind darüber sehr verschiedener Meinung. Mehrere Rechtsgelehrten 87) wollen diese Verordnungen blos auf den Fall einschrån. wenn jährliche Zahlung ausgemacht worden sey.

fen,

Wäre

87) BERGER Oecon. iuris Lib. III. Tit. 5. Th. 25. Not. 3. nr. 1. HOMMEL Rhapsod. quaestion. for. Vol. II. Obs. 254. in fin. BOEHMER Exercitat. ad Pand. Tom. III. pag. 476. §. 3. Schmidt Lehrbuch von gerichtlichen Klagen und Eins reden §. 988. Weftphal vom Kauf. Pacht. u. Miethcon. tract §. 1020. Gebrüder Overbek Meditationen über ver. schiedene Rechtsmaterien 8. B. Meditat. 430. Dieser Meinung scheint auch Hellfeld beyzustimmen, wenn er hier sagt: si merces his non soluta.

Wäre daher bebungen worden, daß das Miethgeld halb. jährlich oder auch alle Vierteljahre bezahlt werden solle, so könne der Conductor ausgetrieben werden, wenn er nur zwen dergleichen Termine habe verstreichen lassen, ohne den Miethzins zu bezahlen. Diese behaupten daher, daß der Conductor auch in kürzerer Zeit vertrieben werden könne. Allein da die angeführten Gefeße ausdrücklich von einem zweyjährigen Pachtzins, Rückstande reden, und es überhaupt der Natur der Confenfual. Contracte nicht eigen ist, wegen eines bloßen Verzugs auf die Aufhebung ju klagen, wofern es nicht ausdrücklich verabredet wor den ist, sondern eigentlich nur auf Erfüllung geklagt werden kann; so ist es wohl das Sicherste, wenn wir bey den Worten der Geseke stehen bleiben 88), solang weder die Partheyen selbst, noch die besondern Landesgesehe 8") hierüber etwas bestimmt haben. Andere 9°) hingegen meinen, das biennium sey nur von den Fållen zu verste,

hen,

Tom. IV. Obs. 182.
Tom. III. . 1984.

88) S. pufenDORF Observat. iur. univ. HOFACKER Princip. iur. civ. R. G. MALBLANC Princip. iuris Rom T. II. §. 558. Weber zu Höpfners Commentar über die Heinecc. Inftitutionen §. 890. Not. 5. und de coCCEJI iur, civ. controv. h. t. Qu. 17, 89) Nach dem Preuß. Landrecht 1. Th. 21. Tit. §. 298. be rechtiget freylich schon der Rückstand zweyer Termine den Locator, dem andern Theile den Contract noch vor Ablauf der bedungenen Zeit aufzukündigen. Man vergleiche damit Kleins Annalen der Gesetzgebung u. Rechtsgelehrsamkeit in den Preuß. Staaten 5. B. S. 99.

90) Pet. COSTALIUS Adversar. ad L. 56. D. h. t. BER Rational. in Pand. ad L. 54. §. I. et ad h. t. TULDENUS Comm. ad Cod. h. t. nr. 12. PRECHT Comm. ad princ. I. h. t. u. a, m.

Ant. FA

L. 56. D.

lo. HARP

T

hen, von welchen in den angeführten Gefeßen die Rede sey, nåmlich 1) wenn ausgemacht worden, daß der Conductor vor der Zeit nicht vertrieben werben solle, wovon die L. 54. §. 1. rede, und 2) wenn der Conductor abwesend ist, von welchem Falle die L. 56. D. h. t. rede. Ausfer diesen Fållen könne der Påchter sogleich, nach Ablauf des ersten Termins, wegen nicht bezahlten Pachtgeldes, aus. geboten werden. Man sucht diese Meinung theils durch die L. 10. §. 1. D. de publicanis zu unterstüßen, wo Hermogenian libro 5. Epitomarum fagt: Non solu tis vectigalium pensionibus, pellere conductores, necdum etiam tempore conductionis completo, vel ab his usuras ex mora exigere permittitur; theils sucht. man sie daraus zu beweisen, daß in der L. 3. Cod. h. t. gesagt wird: Si pensionem domino in solidum solvisti, invitam te èxpelli non oportet, woraus man durch ein Argument a contrario folgert, daß derjenige, welcher den Pachtzins zur bestimmten Zeit nicht entrichtet ausgetrieben werden könne, wenn er auch gleich noch nicht in einem zweyjährigen Rückstande sey. Allein auch diese Meinung ist ganz ungegründet 9). Denn da die Bedingung: si colonus pensionibus paruerit, stillschweis gend in dem Vertrage liegt, daß der Pächter nicht vor der Zeit vertrieben werden solle; so kann ja dieser Vertrag auf das Recht des Verpåchters, den Pächter auszu. bieten, wenn er jene Bedingung nicht erfüllt, unmöglich

einen

91) 6. lac, CUJACIUS ad libr. V. Responsor. Pauli in L. 54 §. 1. D. h. t. Io. D'AVEZAN Contractuum Lib. II. Tr. II. §. Dixi pag. 102. LYNCKER cit. Diss. §. Quanti autem temporis etc. pag. 30. sqq. de coccEJI iur. civ. controv, h. t. Qu. 18. §. Quarta species, STOER cit. Diss. §. 43.

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