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man werde wegen des Miethgeldes schon einig werden, muß dasselbe, wenn nachher keine Vereinigung Statt fin det, durch richterliches Ermessen festgesezt werden. Das Geschäft ist aber dann nicht sowohl als ein Miethcontract, sondern als ein unbenannter Contract anzusehen, weshalb, die actio praescriptis verbis anzustellen ist, weil es hier an einer wesentlichen Bestimmung des Miethcontracts, nämlich der Gewißheit des Miethgeldes, fehlt 25). Ist die Bestimmung des Miethgeldes blos in die Willkühr des andern Theils gestellet worden, so ist der Contract nich tig 26),

§. 1050.

25) §. 1. 1. h. t. Qua de causa si fulloni polienda curandave aut sarcinatori sarcienda vestimenta quis dederit, nulla statim mercede constituta, sed postea tantum daturus, quantum inter eos convenerit: non proprie locatio et conductio contrahi intelligitur, sed eo nomine actio praescriptis verbis datur. Diese aus Cajus entlehnte Stelle lautet in den Pandecten vollständiger fo L. 22. D. de praescr. verb. Si tibi polienda sarciendave vestimenta dederim, si quidem gratis hanc operam te suscipiente, mandati est obligatio si vero mercede data, aut constituta, locationis conductionisque negotium geritur. Quod si ne que gratis hanc operam susceperis, neque protinus aut data aut constituta sit merces; sed eo animo negotium gestum fuerit, ut postea tantum mercedis nomine daretur, quantum inter nos statutum sit: placet, quasi de novo negotio, in factum dandum esse iudicium, id est. praescriptis verbis. Man sehe Guil. PROUSTEAU Recitat. ad L. 23. D. de div. reg. iur. Cap. XVIII. §. 11. u. Eftor a. a. D.

26) Arg L. 7. pr. E, 35, §. 1. D. et L. 13. Cod. de contrah. emt.

S. 1050.

Wirkungen des Miethcontracts I. im Allgemeinen.
Praestatio culpae.

Soviel hiernächst das Rechtsverhältniß unter den Contrahenten anbelangt, so ist zuerst darauf zu sehen, ob der Mieth- oder Pachtcontract, wie gewöhnlich, als ein für sich bestehender Hauptvertrag, oder, wie zuweilen der Fall seyn kann, nur als ein Nebenvertrag bey ei nem andern Hauptgeschäft verabredet worden ist. Z. B. der Käufer soll bis zur Bezahlung des Kaufgeldes, das Haus nur miethweise bewohnen, und dafür bis dahin ein Miethgeld bezahlen. Hier ist das Rechtsverhältniß nur auf Seiten des Käufers aus dem Miethcontract zu beurtheilen. Denn die Verpflichtung von Seiten des Ver käufers bestimmt der Kaufcontract. Es kann aber doch der Verkäufer auf die Bezahlung der Miethgelder eben so wohl actione locati, als venditi flagen, wie folgende Gefeßstellen lehren.

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L. 20. §. 2. D. h. t. PAULUS lib. 34. ad Edictum. Interdum locator non obligatur conductor obligatur: veluti cum emtor fundum conducit, donec pretium ei solvat.

L. 21. D. eodem. IAVOLENUS lib. 11. Epistola. rum. Cum venderem fundum, convenit, ut, donec pecunia omnis persolveretur, certa mercede emtor fundum conductum haberet: an soluta pecunia, merces accepta fieri debeat? Respondit: Bona fides exigit, ut, quod convenit, fiat: sed non amplius praestat is venditori, quam pro portione eius temporis, quo pecunia 'numerata non esset.

Die actio locati bleibt auch denn noch fortdauernd, wenn gleich das Hauptgeschäft wegen der angehängten Lex commissoria vernichtet wird, wie ebenfalls Paulus lib. 34. ad Edictum lehrt.

L. 22. pr. D. eodem.

Item 27) si pretio non

soluto inemta res facta sit, tunc ex locato erit actio.

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In der Regel entspringe aber aus dem Mieth. und Pachtcontract eine gegenseitige Verbindlichkeit, und zwar wird das Rechtsverhältniß unter den Partheyen theils 1 durch die ausdrückliche Verabredung derselben, theils durch Prästation dessen bestimmt, was die Natur des, Contracts und die Billigkeit mit sich bringt. Es ist also

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I) darauf zu sehen, was unter den Contrahenten verabredet worden ist. Diese Bestimmungen machen die Lex contractus aus, und müssen mit allem Fleiß und Redlichkeit erfüllet werden, wenn sie auch sonst der Natur des Contracts und dem Landesgebrauche nicht gemäß· seyn follten, vorausgefeßt, daß sie nur keinem gefeßlichen Ver. bote entgegen sind 28). Nihil magis enim bonae fidei

con

27) CUJACIUS Observat. Lib. XVI. cap. 21. will flatt It m beffer id est, gelesen wissen, weil die L. 22. eine Fortsegung ber in der L. 20. abgebrochenen Rede sey. Denn beyde Frag. mente seyen aus PAULUS libro 34. ad Edictum genommen. Allein man kann diesen Zusammenhang zugeben, ohne daß des wegen eine Emendation nöthig ist. Denn offenbar ist hier von einem andern Falle die Rede, wie auch Ant. FABER Rational. in Pand. ad h. L. bemerkt hat. Man sehe noch West. phal, vom Kauf. Pacht, und Mieth Contract. §. 897.

28). Ev. OTTO Comment. ad §. 5.

I. h. t. und Georg.

.

Lud. BOEHMER Diss. de obligatione locatoris ob impedi

tum

congruit, fagt Ulpian L. 11. §. 1. D. de act. emti
et vend, quam id praestari, quod inter contrahentes
actum est. Und Cajus sagt L. 25. §. 3. D. h. t. in
sonderheit von dem Conductor, quod omnia secundum
legem conductionis facere debeat. Daß aber nur
dann aller Anspruch wegfällt, wenn alles geschehen ist,
was bedungen worden, zeigt Ulpian L. 13. §. 1. D. h. t.
an folgendem Beyspiele. Si navicularius onus Min-
turnas vehendum conduxerit, et cum flumen Min-
turnense navis ea subire non posset, in aliam na-
vem merces transtulerit, eaque navis in ostio flu-
minis perierit, tenetur primus navicularius. LABEO,
si culpa caret, non teneri ait: caeterum si vel in-
vito domino fecit, vel, quo non debuit tempore, aut
si minus idoneae navi imposuit, tunc ex locato
agendum. Und überhaupt sagt Ulpian L. 15. §. I.
D. eodem: Si quid in lege conductionis convenit,
si hoc non praestatur,
ex conducto agetur. In
allem Uebrigen aber, worüber nichts ausdrücklich verabredet
worden ist, tritt

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II) die praestatio ex aequo et bono ein, und diese wird durch die Natur des Contracts bestimmt. Quodsi nihil convenit, fährt Ulpian in der oben an. geführten L. 11. §. 1. D. de act. emti et vend. fort, tunc eá praestabuntur, quae naturaliter insunt sc. contractui, ipsius iudicii potestate. Denn hierein ha, ben beyde Theile stillschweigend gewilliget 9). So erklärt

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tum rei locati usum. Cap. I. §. 4. et 5. (in Electis iuris civ. Tom. I. Exerc. X. pag. 257. sqq.)

29) S. BOEHMER cit. Diss. Cap. I. §. 7.

sich denn auch die Stelle aus Juftinians Institutionen S. 5. h. t., wo, obwohl nur in Beziehung auf den Conductor, gesagt wird: Omnia secundum legem conductionis facere debet, et si quid in lege praetermissum fuerit, id ex bono et aequo praestare. 3u dem, was beyde Theile gegenseitig ex aequo et bono zu pråstiren haben, gehört nun vorzüglich,

III) daß sich die Contrahenten nicht nur einander nicht betrügen dürfen, sondern auch noch außerdem ver pflichtet sind, alle Verlegungen und Echåven von einan der abzuwenden, welche nur immer durch menschlichen Fleiß und Sorgfalt verhütet werden können. Jeder Contrahent ist daher a) dem andern, von dem Augenblick der Perfection des Contracts an, für dolus und culpa lata verantwortlich, und weil der Contract von der Art ́ist, daß beyde Theile Nußen haben, so muß b) nach der Regel der L. 5. §. 2. D. Commodati L. 108. §. 12. D. de legat. 1. und L. 23. D. de div. regul. iuris, auch jede culpa pråstirt werden, die durch diligentia oder custodia håtte vermieden werden können; das heißt, es muß der Schade erseht werden, wenn der Contrahent entweder die Sache selbst verlegte, oder sie nicht gegen äußere Uns fälle durch die nöthigen Veranstaltungen schüßte, und überhaupt nicht so handelte, wie irgend ein fleißiger und vorsichtiger Mann unter den gegebenen Umständen gehan delt haben würde 3°). Nur den rein zufälligen Schaden

braucht

30) S. Thibaut System des Pand. Rechts. 2. B. §. 864. der 4. Ausgabe. Hufeland Lehrbuch des Civilrechts 1. Bd. §. 507. Mackelben Lehrbuch der Inftitutionen §. 557. Haffe Culpa des Röm. Rechts §. 95. S. 492. ff.

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