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voraus, daß der Contract unter ebendenselben Personen in Rücksicht des nämlichen Gegenstandes erneuert werde, unter welchen die erste Vermiethung oder Verpachtung war errichtet worden. Verkauft daher der Vermiether das Haus, der Käufer läßt aber den Miethsmann nachher wie vorhin darin wohnen, ohne ihn, wozu er allerdings berechtiget wåre, zu vertreiben, so ist dieses nicht sowohl eine Relocation, als vielmehr ein zwischen dem Käufer und Miethsmann stillschweigend von neuen geschlossener Miethcontract 36). Die vorigen Bedingungen bleiben jes doch bey der Relocation nur insofern, als dieselben von dem Willen der Partheyen abhängen, und in sofern dauern auch die Sicherheitsrechte fort 37). Hat hingegen ein Dritter für den Pächter Caution geleistet, so wird desselben Einwilligung von neuen erfordert, wenn sie sich auf die Relocation erstrecken foll 38). Ein Wiederpacht nimmt jedoch nicht eher, als nach Endigung der ersten Vermiethung, feinen

ad L. 13. §. ult. Pand. Loc. Lipsiae 1754. Matth. PAUL SEN Diss. de relocationis tacitae effecu in praediis urba nis. Goettingae 1775. Frane. ALEF Diss. de tacitae relocationis termino quoad praedia rustica. Heidelbergae 1753. und Ge. Aug. GROTE Diss. de relocatione et reconductione tacita operarum, maxime quousque et in quod tempus inita censeatur. Goettingae 1796.

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36) S. Strubens rechtliche Bedenken 3. Th. Bed. 58. 37) LEYSER Meditat. ad Pand. Vol. II. Spec. CCXIV. medit. 2. et 3. und LAUTERBACH Colleg. th. pr. Pand. h. t. §. 11, 38) VINNIUS Select. iur. Quaest. Lib. II. cap. 41. PUFENDORF Observation. iuris univ. T. II. Obs. 42. Io. Lad. SCHMID lib. sing. de fideiussóre plane non obligatò. §. 100. Man sehe jedoch LEYSER c. 1. med. 4.

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feinen Anfang 39). Alles dieses bestätigen folgende Gefeß stellen.

L. 13. §. 11. D. h. t. Qui, impleto tempore conductionis, remansit in conductione, non solum reconduxisse videbitur, sed etiam pignora videntur durare obligata. Sed hoc ita verum est, si non alius pro eo in priore conductione res obligaverat. Huius enim novus consensus erit neces sarius. Eadem causa erit, et si reipublicae praedia locata fuerint,

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L. 16. Cod. h. t. Impp. VALERIANUS et GAL. LIENUS: Legem quidem conductionis servari oportet, nec pensionum nomine amplius, quam convenit, reposci. Sin autem tempus, in quo loca tus fundus fuerat, sit exactum, et in eadem lócatione conductor permanserit: tacito consensu ean. dem locationem una cum vinculo vinculo pignoris renovare

videtur.

Si, quum

L. 7. Cod. eodem. Imp ALEXANDER. Hermes vectigal Octavarúm 40) in quinquennium

con

39) Irrig behauptet LEYSER c. 1. medit. 1. der Wiederpacht nehme feinen Anfang erst von der Zeit an da der Pächter Früchte geärnbtet hat. S. MÜLLER ad Leyserum Tom. II. Fasc. II. Obs. 436.

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40) Vectigal octavarum s. Octavarium hieß der Zoll, der für die Ein- und Ausfuhr der Wearen bezahlt wurde, welk der achte Theil (Ocrava) davon abgegeben werden mußte. L. 7. Cod. de vectigal, et commiss. Davon wurden auch bie Publicani Octavarii genennt. L. 8. C. eod. S. SUETONIUS in Calligula. Cap. 40. BURMANN Diss. de vectiGlücks Erläut. d. Pand. 17. Th. gali

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continuum conduceret, fidem tuam obligasti; posteaque spatio eius temporis expleto, quum idem Hermes in conductione ut idoneus detineretur, non consensisti; sed cautionem tibi reddi postulasti: non oportere te de posterioris temporis periculo adstringi, competens iudex non ignorabit.

Die Relocation kann sich nun entweder auf Sachen oder Dienste beziehen, und geschieht stillschweigend wenn der Conductor nach geendigter Mieth oder Pacht. zeit den Gebrauch der Sache ohne Widerspruch des Loca. tors fortfest, oder sich die gemietheten Dienste fortleisten läßt. Es fragt sich nun aber, wie lange die stillschweigen. de Relocation daure? Hier laffen sich folgende Fälle ge denken.

I. Es ist von der stillschweigenden Relocation frucht. tragender Grundstücke die Rede. Diese bestimme ein ganz entscheidendes Gesetz des Röm. Rechts auf ein Jahr, wenn auch der erste Pacht sich auf eine weit lån. gere Zeit erstreckt hätte. So lehrt Ulpian L. 13. §. ult. D. h. t.

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Quod autem diximus, taciturnitate utriusque partis colonum reconduxisse videri, ita accipiendum est, ut in ipso anno, quo tacuerunt videantur eandem locationem renovasse; non etiam in sequen tibus annis, etsi lustrum forte ab initio fuerat condu etioni praestitutum. Sed et si secundo quoque

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anno

galibus populi Rom. Cap. IX. p. 145. und lac. GOTHOFREDUS Comm. ad L. 2. Cod. Th. de fisci debitoribus T. III. pag. 506.

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anno post finitum lustrum nihil fuerit contrarium actum, eandem videri locationem in illo anno permansisse. Hoc enim ipso, quod tacuerunt, consen. sisse videntur. Et hoc deinceps in uno quoque anno observandum est:

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Daß dieses bloß auf praedia rustica gehet, ergiebt fich theils aus den vorhergehenden Worten: Eadem causa erit, et si reipublicae praedia locata fuerint; theils aus dem Nachsag: In urbanis autem praediis alio iure utimur. Man sieht hieraus, daß man bey der Bestims mung der Dauer der stillschweigenden Relocation die móg lichst kürzeste Zeit angenommen habe, binnen welcher man, nach der Natur der verpachteten Sache, den Hauptnußen davon ziehen könne. Diese ist nun bey pen Landgütern ein Jahr, weil man von einem Landgute nur ein mal im Jahre die hauptsächlich beabsichtigten Früchte: zicht; nicht auf fürzere Zeit, weil nicht zu jeder Zeit Mußen da. raus gezogen werden kann, folglich die neue Pachtung zwecklos seyn würde. Zwar meinen viele, diese Verordnung des Römischen Rechts beziehe sich auf das milde Cli ma Italiens, bey welchem man nach der von der unfris gen ganz verschiedenen Wirthschaftsweise der Römer in einem Jahre ein Landguth völlig ein Landguth völlig habe benuken können 4'). Da aber diefes in Deutschland nicht immer möglich sey, fo glaubt man in Beziehung auf die heut zu Tage übli che Dreyfelderwirthschaft nun zur Regel annehmen zu müs sen, daß bey uns die stillschweigende Verlängerung eines

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Pachts

41) Iust. Henn. BOEHMER Diss. de iuribus diversis ex diversitate climatum natis. Halae 1742. §. 14.

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Pachts gewöhnlich drey Jahre dauere 42). Andere 43) hingegen nehmen zwar noch jeht ein Jahr als Regel an, wenn das Grundstück ein solches ist, welches Jahr aus Jahr ein benutzt werden kann, wie z. B. bey Gårten, Wiesen, und Weinbergen der Fall ist; bey andern Grunds stücken hingegen, deren vollkommene Benußung eine lån gere Zeit erfordert, müsse auch die stillschweigende Reloca. tion auf långere Zeit erstreckt werden. Noch andere 44) fagen, die Zeit der stillschweigenden Relocation bey Land. gütern sey nach der Verschiedenheit derselben verschieden, fie daure bald 1, bald 2, bald 3, bald 4, bald 5 Jahre, nämlich so lange, als erfordert wird, um das Pachtgut insallen feinen' Theilen vollkommen zu benußen. Allein alle diese Meinungen beruhen auf einer doppelten petitio principii. Erstens daß bey dem stillschweigen. den Wiederpacht eine völlige Benuhung des Gutes in allen seinen Theilen versprochen sey, und zweytens, `daß die Römer bey ihrem milden Clima und nach ihrer Wirths schaftsweise in jedem Jahre jeden, Theil eines Landguts Tevöllig

42) KUNTZ cit. Diss. §. 12. Höpfner Commentar über die Heinecc. Inftitutionen. §. 891,

43) STRYK Us. mod. Pand. h. t. §. 73. WERNHER Select. Observat, for. T. I. P. I. Obs. 16. T. II. P. VII. Obs. 136. WILLENBERG cit. Exercitat. §. 9. de coCCEJI iur. ciy. controv. h. t. Qu. 2. LAUTERBACH Collèg. th. pr. Pand. h. t. §.

44) VOET Commentar. ad Pand. h. t. §. 1o.

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FRANTZKIUS

Ant. FABER Cod. def.
CONNANUS Commentar.
Westphal vom Kaufs

Comment. ad Dig. h. t. §. 18.
forens. Lib. IV. Tit. 41. Def. 45
iur. civ. Lib. VII. Cap. 11. nr. 20.
Mieth und Pacht. Contract. §. 995, 1

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