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Als interpolirt bezeichne ich der Kürze halber alle die Recensionen, die den echten Tert des Diamerismos planmäßig ändern oder mit eignen Zusägen bereichern. Ich habe den Weg angegeben, wie man diese interpolirten Texte, zu denen so vorzügliche, wie z. B. die Osterchronik und Epiphanios gehören, für die Kritik benugen kann; bis zur Unbrauchbarkeit interpolirt sind im Grunde nur Synkellos, Hamartolos und die beiden Orientalen Jbn-Batrîk und Abu'l-Farag`.

(Siehe die Stammtafel auf dem Beiblatt.)

Dies ist in Kurzem das Resultat ziemlich langwieriger Erörterungen über bie fritifce lieberlieferung bes Διαμερισμὸς τῆς γῆς. Sc verhehle mir nicht, daß der direkte Gewinn derselben, die Sichtung des beim Diamerismos in Betracht kommenden Materials, verhält nißmäßig gering ift, hoffe aber, daß jene mühsamen Untersuchungen, die vermuthlich den Leser eben so ermüden würden, wie den, der fie angestellt hat, doch nicht ganz unfruchtbar sein, vielmehr ein Licht auf die Stellung der byzantinischen Chronographen unter ein. ander und ihre dadurch bedingte Glaubwürdigkeit werfen werden, welche bisher so gut wie gar nicht geprüft worden ist.

2. Die Osterchronik und bie Phasen ihres Lertes. Unter allen Recensionen des Diamerismos ist die in der Osterchronik erhaltene die vollständigste; gerade in den wichtigsten und längsten Abschnitten aber weicht ihr Text von sämmtlichen übri gen Recensionen total ab und ist daher hier von Müllenhoff, Ueber die Weltkarte und Chorographie des Kaiser Augustus, S. 39 als zur Vergleichung untauglich bei Seite gelaffen worden. Nun aber muß Jedem sofort zweierlei auffallen : 1) daß in der Ofterchronik kein den übrigen Recensionen unbekannter Volks- oder Landsname steht, kein in jenen verzeichneter fehlt; 2) daß die Aufzählung der Namen in der Osterchronik nicht blos jeder geographischen, sondern überhaupt jeder Ordnung Hohn spricht. Es drängt sich uns also die Vermuthung auf, daß die Ursache der Differenzen in der Osterchronik nicht in abweichender Tradition, sondern in irgend einer Umgestaltung des Textes zu suchen ist.

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Gehen wir näher auf die Sache ein. Das erste Verzeichniß, welches die Osterchronik bietet, ist eines von 14 Japhethitischen Stammvätern. Außer 5 Völkern des westlichen Europa's finden wir zu unserem größten Erstaunen nicht weniger als 9 Afrikanische Stämme auf Japheth zurückgeführt, während alle übrigen Recensio nen die echte Tradition bewahrt haben. Die Erklärung dieser seltfamen Abweichung versparen wir paffender an das Ende dieser Untersuchung und gehen gleich zu dem nächsten Verzeichnisse über.

Es ist dies eines der Japhethitischen Völker. Die Namen scheinen ohne alle Ordnung zusammengewürfelt zu sein: die Völker unter N. 1. 3. 5. 7. 9. 11. 13. 15 sind Asiatisch, die unter N. 2. 4. 6. 8. 10. 12. 14. 16 Europäisch. Dies berechtigt uns zu dem Versuche, die Völkernamen paarweise unter einander zu schreiben; das Ergebniß ist folgendes:

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*) Ich bemerke ein für alle Mal, daß ich die handschriftlichen Lesarten getreu wiedergebe und es unterlasse, Schreibfehler, deren Verbesserung nahe genug liegt, auszumerzen; denn wir haben in ihnen untrügliche Wegweiser über die Verwandtschaft der verschiedenen Recensionen.

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Liest man diese Namen nicht zeilenweise, sondern colonnenweise, so ist doch wenigstens etwas mehr geographische Ordnung beobachtet, und ich zweifele nicht, daß entweder in der Urhandschrift der jezigen Osterchronik oder in der Handschrift des Werkes, aus welchem dieselbe geschöpft ist, die Namen wirklich so geschrieben waren, und daß die jeßige Aufzählung lediglich Folge eines von dem Schreiber oder dem Bearbeiter verschuldeten Mißverständnisses ist. Auch in dem wieder hergestellten ursprünglichen Verzeichnisse ist die Folge der Namen wunderlich. Von den Mydoɩ und den 'AkBavoi bis zu den Aiyvoes ist die geographische Ordnung bewahrt, mit den Taynvoi kehren wir nach Asien zurück, dann geht es wieder richtig weiter bis au ven Ιστροί, mit ben Ἐρρεοί aber fpringen wir zum andern Mal nach Asien über. Vergleichen wir die anderen Recensionen, so beginnt in ihnen die Aufzählung folgendermaßen: Μῆδοι, Αλβανοί, Γαγηνοί, Ἐρρεοί. Dann gebt es weiter: Αρμένιοι, Αμαζονεῖς, Κώλοι; gerate biefe brεί 3ölfer aber fol. gen bei uns in den drei Sonderverzeichnissen auf die 'Arßavoi, auf die Tayyvoi und auf die Egycoi. Dies führt uns mit Nothwendigkeit auf die Vermuthung, daß in der Quelle der Urschrift (wir wollen von nun an die Urschrift der jezigen Osterchronik mit Po, die Quelle der Urschrift mit Pb bezeichnen) die Namen in drei Columnen geschrieben waren, und zwar so, daß sie zeilenweise ges Lesen werden sollten, und daß der Schreiber von Pe in den entge gengefeßten Fehler verfallen ist wie der Schreiber unserer Osterchronik, nämlich in den, daß er, statt die Namen Zeile für Zeile zu verbinden, eine Columne nach der anderen abschrieb.

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