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Romanae laus fuisse videatur, non nimis esse refragandum sentimus, si quis in concinnanda secunda hebdomade non alii nisi pictori sextum esse locum a Varrone datum coniecerit. Dieß war so gemeint, daß es nicht als unmöglich zu denken sei, Varro habe, wenngleich als Repräsentanten der griechischen Kunst den Erzbildner Phidias aufstellend, doch die römische durch den Meis ster eines andern Kunstzweiges vertreten laffen: ausnahmsweise al lerdings und mit Aufgebung der sonstigen strengern Symmetrie, aber eben aus der Noth eine Tugend machend. Indessen könnte, wer sich doch von jener Symmetrie nicht trennen möchte, immerhin auch der Meinung Raum geben, daß Varro, gerade weil ihm nur ein Maler als zykaryès õpua der vaterländischen Kunstthätigkeit passend erschienen wäre, diese Rücksicht nun auch für die Wahl des griechischen Gegenstücks maßgebend sein ließ und dafür nicht den Phidias, sondern etwa den Polygnot (doch wohl eher als Apollodor, Zeuris oder Parrhasius) bestimmte: damit nicht der Abstand der Römer im Gebiete der Kunst gleich von vorn herein allzu augenfäl lig würde. Denn was für die Wahl des Phidias S. XV beigebracht worden, ist doch nicht ganz zwingend, weil es noch einen andern Ausweg läfft. Allerdings sind es mit Eigrechnung des vorangestellten Phidias und beider Pythagoras a cht Meister ersten Ran ges, welche Plinius XXXIV, § 54 ff. hervorhebt, und unstreitig eine feine Bemerkung von Mercklin ist es, daß gerade der Wortlaut, mit dem unmittelbar nach dem Rheginer Pythagoras der Sa mier erwähnt wird, auf den Gesichtspunkt der Varronischen Imagines so deutlich wie möglich hinweist: fuit et alius Pythagoras Sa mius, initio pictor. . . . . hic supra dicto facie quoque indiscreta similis fuisse traditur., Die Worte sehen ganz danach aus, als wären sie gerade so aus Varro's Buch herübergenommen. Aber daraus folgt doch noch nicht mit Nothwendigkeit, daß dem Samier auch ein eigenes Bildniß gewidmet war; sehr be quem konnte ja Varro jene. Bemerkung in der Erklärung des Porträts des Rheginers beiläufig anbringen. Dann aber wäre auch der Annahme nichts im Wege, daß Phidias nicht unter den Prototy pen stand, welche die erste und zweite Hebdomas des ersten Buches

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bildeten, sondern seinen Plaß erst im zwölften Buche neben seinen nächsten Kunstverwandten fand. Wie es sich damit, und wie mit

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so manchem andern Punkte des Varronischen Bilderwerks verhielt, über den eine nähere Auskunft uns von so großem und vielseitigem Intereffe fein würde, werden wir wohl leider nie erfahren.

Pag. 1 3. 5 des oben erwähnten Prooemium lies quaesivissemus für quaesivissimus, p. VI 3. 8 Varronianum für Verronianum, p. VII 3.9 paribus) für paribus, p. VIII 3. 1 iam für am, p. XII 3. 5 vel für ve lauter Sezer - Peccata, die nun einmal hier zu Lande absolut unvermeidlich sind.

Bonn, 3. März 1858.

F. Ritschl.

Erotemata philologica.

1.

Wozu hat wohl Ewald Scheibel unter dem Titel 'losephi Scaligeri Ovuniádov ávaygagý (Berolini 1852) ein eigenes Buch geschrieben zur Beantwortung einer Frage, welche nie hätte eine sein sollen, wenn doch noch immer von jener Arbeit Scaliger's (vgl. Bernays, Scaliger S. 96. 224) als von dem Chronographen Scaligers' geredet und solcher als ein für sich zählender alter Zeuge in Anschlag gebracht wird? Und das noch dazu in so weitgreifenden chronologischen Untersuchungen, wie die in diesem Museum XII, S. 481 ff. von G. Volkmar über die Chronologie des Trajanischen Partherkriegs' geführte (namentlich S. 491. 497 und beson ders 501)!

2.

Welche Gründe mag wohl F. Kriz gehabt haben, der bisher für unzweifelhaft geltenden Thatsache, daß das Latein den griechischen Vocal v nicht besaß und die Römer der Republik dafür stets, die spätern oft genug u brauchten, einen so vollständigen Unglauben entgegenzusehen, daß er in Sallusti Historiarum fragmenta S. 152 Folgendes nieder schrieb: Curenas, quod palimps. praebet pro Cyrenas, non certum quidem, sed tamen cum Kreyssigio ferendum putamus. Nam quum Latinorum u breve quandam soni similitudinem cum graeco haberet, quemadmodum vocabula Sulla, Romulus, Capua graece scribuntur Zúllas, Pouvλos, Ka

muita etiam inverso modo fieri potuisse videtur, ut Latini pro graeco u ponerent. In Taciti cod. Med. certe Suria saepe exstat pro Syria, neque dissimile est, quod apud Liv. XXXIV, 62, 12 in cod. Bamberg. aliisque Bursa legitur pro Byrsa:? Bescheidenheit ist ohne Zweifel eine schöne Tugend; aber under aɣar auch ein schöner Spruch.

(F. f.)

Berichtigungen zu dem Aufsaße: „Die römischen, Heeresabtheilungen in Britannien" (XIII, 248 ff.).

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S. 248 3. 2 v. u. lies in so statt von so S. 250 3. 1 v. v. lies des statt der S. 250 3. 2 v. v. lies, Buchhändlers und Autis quars, Hrn. Iofeph Bär”. statt „Buchhändler u. Antiquare, Gebrüder Bähr“ S. 250 3. 11 v. o. lies C. MVRRIVS S. 250 3. 15 v. u. lies Ribchester S. 250 3. 11 v. u. lies Plätorius inschrift S. 252 3. 6 v. o. lics MAXIMI Q. L. M. P. . 253 3. 17 v. u. lies Rutchester

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253 3. 3 v. u. lies Cocidius

Birdoswald

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. 253 3. 7 v. u. lies Heddernheim S. 254 3. 2 v. o. lies Potter zu S. 254 3. 20 v. u. lies so wie auch im 255 3. 24 v. u. lies die wohl mit den G. 255 3. 22 v. u. lies Belatucadrus S. 256 3. 1. 2. 3 v. o. lies:,,wie auch die Cohorten der syrischen Damascener (Henzen 4979) und Iturder (nach der Abbildung bei Lehne Gef. Schr. II. 266. Taf. VI. 24 zu schließen) gleichfalls aus sagittarii bestanden.“ S. 256 3 10 v. u. nach dem Worte Caervorran füge bei:,,4.) Hercules Tyrius (griech. Juschrift bei Wright the Celt p. 268" G. S. 257 3. 12 v. u. lies NER statt NERI 258 3. 3 v. o. lies Lyhong S. 259 3. 10 v. u. lies Sita statt Lita S. 260 3. 17 v. u. lies T statt I (vor COH) G. 260 3. 8 v. u. lies hatte statt hätte S. 262 3. 7 v. u. lies IVLLL statt LLLL S. 265. 3. 2 v. u. lies Baines statt Barnes S. 267 3. 5 v. u. lies SEGORIGIENSES S. 267 3. 1 v. u. streiche noch vor dunkle weg.

In dem Auffaße: "Bemerkungen zu Plautus' Miles gloriosus" (XII, 594 ff.) bittet man folgende Druckfehler zu verbessern.

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S. 594 3. 7 v. o. quidquid est, statt quiquid est 3. 10 v. o. das Vertrösten statt „das schließliche Vertrösten" 3. 7 v. u. Natur statt „Statur“ S.600 3.7 v. o. paradiren statt ,,parodiren" S. 600 3. 17 v. o. ingeniost statt ingeniose 603 3. 12 . u. a edes statt sedes S. 604 3. 3 v. o. dotat am statt dotetam S. 606 3 3 v, o. exemplum statt erruptum S. 607 3. 9 v. u. oculis

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S. 607 3. 15 v. o. sagte statt sagt
statt soculi
S. 610 3.16 v. u. auferat statt auferet
dicant statt dicent

S. 608 3. 17 v. u. Unterfüfer statt,,Unterkiefer"

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Der symmetrische Bau der Oden des Horaz.*)

Sendschreiben an Prof. Georg Curtius in Kiel.

Was ich in trautem Gespräch, werther Freund, über die künstlerische Composition der horazischen Oden Ihnen zu Zeiten ausgesprochen und an einzelnen Beispielen vorgelegt habe, sende ich Ihnen jegt an einer Anzahl Oden dargelegt und ausgeführt. Ihnen find diese Zeilen zunächst bestimmt, wie ja deren Veröffentlichung auf Ihren Zuspruch geschieht.

Eine wiederholte Lectüre der Oden während der Hundsferien, zur eignen Erquickung und Erfrischung gewählt, hat mich vor vier Jahren auf die Wahrnehmung eines solchen kunstreichen Strophenbaus und symmetrischen Anlage derselben hingeführt. Wie ich nur die Meinekesche Textesausgabe mit mir führte, so war bei der Lectüre mein ganzes Augenmerk darauf gerichtet, durch mehrmaliges unbefangenes Lesen mir die Stimmung und die Situation zu ver gegenwärtigen und erwecken, in der und von der heraus der Dichter das Lied gedichtet, und dann mir daffelbe zu zergliedern rücksichtlich des Grundgedankens und des Gedankengangs. Was nach mei

*) Gegen die Vorstellung, daß die Redaction einer Zeitschrift „ge= bunden sei, einer jeden ihren eigenen Ansichten widersprechenden Abhandlung bie Aufnahme zu verwehren“, oder daß fie „jede zugelaffene Hypothese auch selbst billige und zu ihrer eigenen mache'', gegen eine solche Vorstellung follte zwar eine ausdrückliche Verwahrung billiger Weise überflüffig_sein. Da indeß auch dieß vorkömmt, so mag eine Erinnerung an jene Worte, die durch einen besonders prägnanten Fall in Bd. IX, S. 160* dieses Museums hervorgerufen wurden, hier nicht unpassend sein.

Mus. f. Philol. N, F. XIII.

Die Ned.
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nem Urtheile dem Grundgedanken widersprach, den Zusammenhang und Gedankengang störte und unterbrach, oder im Ausdrucke schief und incorrect erschien, bezeichnete ich mit dem Obelos. Und freilich eine große Ungleichheit, die uns in den Satiren und Episteln nicht entgegentritt, wird bei den Oden wohl Niemand in Abrede stellen. So durchsichtig und klar, schön und einfach in einzelnen Liedern, sei's ernsten sei's scherzenden Inhalts, sowohl größeren als kleineren Um fangs, der Grundgedanke und Gedankengang entgegentritt, und so abgerundet in Ausführung wie Anlage, und zum einheitlichen Ganzen abgeschloffen wie im Einzelnen trefflich durchgeführt manche Oden erscheinen, so störend find in andern hie und da die eine und andere Strophe, die völlig den Zusammenhang unterbrechen, die Situation wie den Grundgedanken des Gedichts aufgeben und auf ein anderes Gebiet hinspielen, so daß die verschiedensten Situationen und Ge danken, obgleich sich selbst widersprechend, hier zusammengepaart sind, während nach Ausscheidung solcher Strophen der natürlichste und schönste Zusammenhang und Fortschritt des Gedankens hergestellt wird. Bei solchem Nachgehen des Grundgedankens, des Gedankengangs und seiner Gliederung ergab sich bei manchen Oden sofort die äußere Symmetrie des Baus und der Anlage, so daß ein größerer kleinerer Strophen compler seine Entsprechung findet in einem gleich großen nachfolgenden Strophencomplexe und also zu demselben in Responsion steht eine Symmetrie die nicht als eine zufällige gelten, sondern als eine wohl angelegte, kunstreiche Composition angesehen werden muß, weil dieses Eben maaß formeller Entsprechung (mag man diese als Gesang und Gegengesang, oder Auf- und Abgesang bezeichnen) zu dem Inhalt und der Durchführung des Themas in voller Harmonie und Uebereing stimmung steht. Denn ihrem Inhalte nach zerfällt die Ode gleich. falls in zwei Abschnitte, und jeder Strophencompler giebt zugleich einen relativen Abschluß des Gedankens in der Weise daß der Inhalt des Liedes bald in einem Parallelismus der Glieder hervortritt, bald der zweite Abschnitt die specielle Ausführung des im ersten Abschnitte gegebenen Grundgedankens enthält, bald das Thema in den beiden Abschnitten in zwiefacher Weise motivirt erscheint, einerseits

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