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Dem Rheinischen Museum ist man so viel Dank für fördernde Auskunft über die Aeschylus - Litteratur des Tages schuldig worden, es liegt so nahe daß in demselben ein Vereinigungspunkt für die Erftlinge nach-Hermannischer Bestrebungen sich bildet, wo dann durch einfache Nebeneinanderstellung etwaige Gewissensfragen über Beruf oder Nicht-Beruf sich erledigen, daß Unterzeichneter bereits darauf bedacht war wenigstens nachträglich bei geeignetem Anlaß darin seine Proben abzulegen und sein Loos zu ziehen. Gegenwärtige Blätter jedoch und was ihnen zunächst sich anschließen wird hat mit jenem Vorhaben nichts gemein, würde zur Veröffentlichung nie gelangt sein, wenn sich irgend ein andrer Weg hätte finden lassen um einer Aufforderung der verehrten Redaction mit minderer Inconvenienz für alle Theile zu genügen. Diese lautete dahin, eine Beurtheilung einzureichen über

ΑΙΣΧΥΛΟΥ ΙΚΕΤΙΔΕΣ ex recensione Godofredi Hero

manni passim emendata scholarum in usum edidit et notis instruxit Franc. Ignat. Schwerdt. pars prior. Berol., Em. Kühn. 1858.

Das Rheinische Museum war gewissermaßen bei der Frage nach der Bedeutung des Buchs betheiligt; weshalb eine Ablehnung des Auftrags unstatthaft erschien. War das Buch gediegner Art, so war es die erfreuliché Erfüllung eines sehr wohlwollenden Auguriums, ausgesprochen durch den verehrten Welcker im Rhein. Mus. XI, 2 S. 315 gelegentlich der Anzeige einer frühern Schrift des Verfas sers. Blieb es hinter den dort geäußerten Hoffnungen auffallend

und in unwissenschaftlicher compromittierender Weise zurück, so war die Constatierung deffen vielleicht gerade wegen der in Sachen des Aeschylus waltenden dankenswerthen Liberalität unumgänglich und man verdiente fich einen Dank, wenn man das unangenehme Ge schäft rasch und unweigerlich beseitigte. Abgefehn von dieser Rück sicht für die Redaction hatte ich zwar ein Intereffe daran mich über den Bestand des vom Verfaffer Geleisteten zu unterrichten, aber nicht das geringste, von meiner sonstigen Gewohnheit hinsichtlich unklarer und störender Elemente, denen ich in den Studien begegne, hier eine Ausnahme zu machen: ich würde eine Inconsequenz begangen haben, hätte ich dem persönlichen Mißbehagen irgend einen Ausdruck geges ben. Ueber die Sachen habe ich pünktlich und treulich berichtet.'

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Die Vorrede erklärt ausdrücklich eine ausführliche Darlegung der Tendenzen des Verfassers für überflüssig und hebt statt dessen einige Stellen aus, um sein Verhältniß zu Hermann beispielsweise zu veranschaulichen. Man findet zunächst zwei Chorstrophen nach Hermann's und des Verfassers Redaction, genau so wie sie im Grunde schon in der Ausgabe zur Vergleichung vorliegen, und mit Beifügung der Lesarten des Mediceus, abgedruckt; dabei die Bemerkung: „uterque locus insigni potest documento esse, quam caute in relegendis librorum vestigiis procedendum sit." In der ersten Strophe V. 658-65 ist davon wenig zu erkennen, na mentlich in der zweiten Hälfte, (wo mehr geändert ist als bei Hermann. Paläographische Genauigkeit glaubt Hr. S. vermuthlich in V. 660 bewiesen zu haben, wo die Handschrift noövoμa Sè ßoóτατος πολύγονα τελέθοι bat, Turnebus unb Δίπον πρόνομα δὲ βοτὰ τὰς πολύγονα τελέθοι, Sermann πρόνομα δὲ βοτὰ γᾶς. Statt beffen alfo giebt Sr. G. πρόνομα δ' ακροτάτως πολύγονα τελέθοι. 230 mag biefer Superlatis ber übertragnen Bedeutung von äzyws vorkommen, welches im Positiv ́schon höchlich ungeschickt wäre? Gerade hier nußt das Haften an den Zügen der Handschrift einmal weniger als sonst; denn das wahre ist ziem lich gewiß

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ཝཱ

πρόνομα δ' ἐβρικάλοις πολύγονα τελέθοι. Die zweite von Hrn. S. hervorgehobne Stelle, B. 839-44 ift

aus jener Partie des Herolds gegenüber den Danaiden, die für großentheils verzweifelt gilt, so daß man die Sinnlosigkeiten der Handschrift abzudrucken pflegt. Davon ist mehreres ziemlich sicher ohne große Mühe zu lesen: ob Hr. S. es vollbracht, wird sich später zeigen. Der in der Vorrede abgedruckten Stelle kann man nichts der Art nachrühmen, da sie völlig unverständlich und von Hrn. S. nicht das Geringste zur Verdeutlichung seiner Meinung beigebracht ist, wozu er sich doch wenigstens in dem spätern Theil der Vorrede in etwas herbeiläßt.

Außer diesen zwei Musterstellen giebt Hr. S. noch zwei fernere zu erwägen. Die eine zum Beleg dafür, daß er doch wohl noch zu wenig. verbeffert, vereor ne auctoritate librorum commotus nonnumquam contra severam artis nostrae rationem peccasse videar." Er ist der Meinung, daß die Verse 54, 55 in ben überlieferten Borten οιωνοπόλιον ἔγγαιος nos einen δεδο Jer verbergen unb fegt τις οιωνοπόλων εὐναῖος. Regteres Bort finde fich erklärt éynexovuμévos, somit sei zu überseßen «ein in der Nähe verborgner Vogelsteller"; deffen Hütte sei als ɛývý zu faffen. Nun, das heißt doch Rede gestanden: daß aber olwovonólos der Vogelsteller sein soll konnte man auch nicht ahnen.

-Zulegt verweist. Herr S. noch auf seine explicandi ratio, mit welcher er einem fühlbaren Mangel bei Hermann abzuhelfen gedenke in dem allernächst zu edierenden zweiten Theil seiner Arbeit. »ipsa emendatio mirum in modum augescit accurata interpretatione; exempli causa haec verba appono:" die Strophe V. 59-63, deren zweiten Vers er in der von ihm gefundenen Faffung πενθεῖ νεωπὸν οἶτον ἠθέων fatt πενθεῖ νέον οἶκτον ἠθέων exegetic burnimmt. 2η ἤθεα im Ginn son συνήθεις τόποι sei nicht zu denken bei der Hermannischen Lesart des vorigen Verses: der Gedanke müsse sein Trauer um die verwandelte Gestalt. Nun heißt 9os und zumal 9 freilich nicht „die Gestalt“, indes fen da es nach Quintilian omnem mentis habitum bedeutet, so wird es deutsch sich faffen lassen ohngefähr mit "ganzes Wesen": das schließt dann die Gestalt mit ein: sezt man noch vecnóv aus Conjectur, wenn auch in anderer als der nachweisbaren Bedeutung,

so wirkt vas an seinem Theil durch Enallage dazu, daß, zulegt doch Jév das lateinische cultus ist, und Seneca, der diesen Ausdruck braucht, hat die Aeschylusstelle nachgeahmt. Das ist was Hr. S. als Probe seiner Erklärungskunst einstweilen für zweckdienlich erach tete ich glaube feine Ansicht in keinem Punkt gefälscht zu haben, wenn ich auch von seinen Worten abgegangen bin.

In der That, wenn jene drei Emendationen und diese Erklärungsscholastik das Beste sind, was Herr S. zur Charakterisierung des Ganzen auszuheben wußte, so wäre es Schade um die Zeit die man auf seine Schrift verwendete, Schade um den Raum im Rhein. Museum, den man mit einer Relation darüber ausfüllte. Ich halte für gut, zwar mich der Verpflichtung einer weitern Prüfung nicht zu entziehen, doch aber für alle Fälle einige Vorsicht eintreten zu laffen. Es trifft sich gerade, daß ich den Thatbestand der Kritik und Erklärung in den Supplices mir selbst von neuem einprägen möchte, indem eine andere begonnene Lectüre gerade für dies Stück nußbar zu werden perspricht, und ich finde, daß was ich vor einem Jahr, als ich zum erstenmal Hermanus Ausgabe durchlas, über das Stück gedacht und notiert, mir selbst bereits ganz fremd. worden ist. Ich werde also die einer neuen Behandlung bedürftigsten Stellen der Reihe nach, völlig ohne die Prätension sofort sie zu heilen, einer Diagnose unterwerfen: Hrn. S'. Versuche sollen dabei jedesmal mit in Betracht kommen; der Kürze wegen bitte ich, wo ich dieselbe ohne weiteres Eingehen erwähne, anzunehmen, daßɛ ich fie auf gleiche Linie mit den obigen unglücklichen oder völlig unverständlichen stehend "erachte.

In der Parodos ist einer guten Emendation der V. 8 ảλ2, αὐτογένητον φυλαξάκοραν (υλαξ son neuer Dans auf stafur) nach dem Coder, ye, puŝávoogi am Rand, pvsávoga das Originallemma der Scholien, noch dringend bedürftig. Die Conjectur Bamberger's von Hermann aufgenommen zu sehen, muß auffallen und Hr. S. welcher selbst avtoyevй tas qu§ávoga drucken ließ that wohl daran, sie zu beseitigen. Sie leidet an einer Senge verborgener Gebreden: φεύγομεν οὐ . . . γνωσθεῖσαι ἀλλὰ αὐτογενεῖ φυξανορίᾳ καὶ . . . ὀνοταζόμεναι τβ είης

gefällige Gliederung der Construktion, avroyevys in der Bedeutung, wie Bamberger will, „cognatus", nicht nachweisbar, die beiden durch re verbundenen Glieder sind viel zu tautologisch, die Partikel selbst an fünfter, nicht wie Bamb. sagt, vierter Stelle, nicht unbedenklich. Nimmt man avroyevis in der sonst bekannten Bedeutung weinheimisch, landeseingeboren", so schwinden fene Bedenken und alles hängt von der Deutung des pvλağávoo̟av ab, was eben von neuer Hand verdorben ist. Wie groß mag der Raum der Rafur im Laurentianus sein? qvsavooav stand gewiß nicht." Wie kam der Interpolator dazu, soviel Buchstaben einzuschalten? Man könnte etwa vermuthen, er fand vor pivŝavogar. Das Wort pλv§avoola scheint mir nicht uneben gebildet. Nikander Al. 214 fagt δεν αὐτὰρ ὃ μηκάζει μανίης απο μυρία φλύζων Apollonius Rhod. 3, 583

ὄφρ' αλεγεινὴν

11- ἥβριν ἀποφλύξωσιν ὑπέρβια μηχανόωντες.

{afe man alο ἀλλ' αὐτογενῆ φλυξανομίαν, το bliebe faft nur bie Stellung des Te anstößig: "sondern weil vor dem Uebermuth der Männer unseres Landes und der gottlosen Ehe mit den Söhnen des Auns grauste." Liest man

ἀλλ' αὐτογένη τὸν φλυξάνορα,

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so wird die Bedeutung des Adjectivs bedeutend schwerer zu erhärten, und es wäre nicht räthlich, daß Jemand ohne belehrende Analoga dies aufnahme: die Construction wäre aber völlig ohne Label: zu bent einfamen αὐτογενής γάμος Αἰγύπτου παίδων treten bie prä dicativischen zwei Epithete völlig in sprechgemäßer Weise hinzu: die Ehe daheim, Mannesübermuthes voll und ungefeßlich."

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Außerdem sind in der Parodos nur Dinge von geringerm Belang noch zu erledigen. Hr. S. hat, glaube ich, recht gethan, zwei Aenderungen Hermann's vorläufig aus dem Tert zu entfernen, selbst wenn man z. B. V. 24 das Buovituor zu belegen noch nicht vermöchte. Eben so wenig aber hätte er selbst sollen V. 25 Jóvior in dovias verdorben. 9xar ist ohne Zufaß gewöhnlich genug, xóvio mit einem Adjectiv steht Choeph. V. 420 μázaρες χθόνιοι,

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