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drus die Hauptcäfur nach der dritten Thesis oder die Nebeneäfur nach der vierten haben mit Ausnahme von zweien: III, 15, 6: novissime prolapsam effundit sarcinam und V, 7, 19 (8, 19 Or) ipso ludorum ostenderet sese die. Wenn diese beiden Verse nun deßhalb zwar meiner Meinung nach nicht für verdorben erklärt werden können, so muß doch bei obigem Berse diese Unre gelmäßigkeit neben den andern bedenklich erscheinen. Man kann nun die Worte mit Bentley so umstellen: primum esse videar ne tibi molestior, oder auch: primum ne videar esse tibi molestior; das Lettere scheint mir wegen der befferen Stellung des no det Vorzug zu verdienen. Es bleibt auf diese Weise nur ein Vers übrig, in welchem die schlechte Auflösung durch die Handschriften geschügt wird, 11, 10, 12 (9, 12 Or.): si nostrum studium pervenit ad aures tuas; hier über sieht man nicht ein, warum Phädrus einen schlechten Vers gemacht haben sollte, während das Richtige auf der Hand fag: ad aures pervenit luas, wobei pervenit als Perfektum zu faffen ist aus einem später anzuführenden Grunde. Diese Wortstellung findet sich bei Bentley und Schwabe stillschweigend im Texte.

Auch durch die häufigere Anwendung des Anapäßtes hat fich Phädrus von Horaz entfernt und den Komikern genähert, jedoch ist das nicht wahr, daß er den Anapäft ohne Unterschied in den fünf ersten Füßen zugelassen habe. Im ersten und fünften Fuße findet man ihn allerdings häufig, aber nicht ohne Einschräntungen. Am liebsten steht er im fünften Fuße in einem choriambischen oder anapästischen Worte, 3. B. 1, prol. 4: consilio monet; 1, 2, 14: subito vadi; auch in fünffilbigen Wörtern, z. B. IV, 5, 23: operarios; felten bilden die Thesen ein Wort, worauf dann ein dreisilbiges den Vers schließt, z. B. II, 14, 11: erit utilis, oder das vorlegte Wort ist dreifilbig und dessen legte Silbe elidirt, z. B.: IV, 20, 22: gemitum exprimunt. Der Anapäst des ersten Fußes ist dagegen häufiger so getrennt, daß die beiden Thesen ein Wort für sich bilden, z. B. 1, 5, 7: ego primam. Aber: weder im ersten, noch im fünften Fuße finden sich die Thesen des Anapäftes in zwei verschiedenen Worten außer III, prol. 49:

neque enim, zwei Partikeln, welche so eng zusammenhangen, daß fie fast ein Wort bilden. Nur ein Vers widerspricht dieser Regel, IV, 5, 34: domum et ornamenta, wo der Anapäft auf drei Worte vertheilt erscheint ; es ist daher unbedenklich et auszuwerfen.

Daß ferner Phädrus im zweiten, dritten und vierten Fuße die Anapäfte nicht vermieden hat, ist allerdings wahr, aber die Zahl der Beispiele zeigt doch, daß er es nur als Ausnahme von der Regel betrachtete. Im zweiten Fuße nämlich hat er Smal den Anapäft zugelassen, im dritten Pimal, im vierten 19mal, was im Verhältniß zur gesammten Anzahl der Verse gewiß selten zu nen nen ist. Außerdem aber muß wohl beachtet werden, daß er in vies sen drei' Füßen die Anapäfte sich nur in vier, oder fünffilb? gen Worten erlaubt hat. Gegen diese Regel verstoßen manche Conjekturen der Herausgeber, auch Bentleys an der oben besproche nen Stelle 1, 1, 12: patér hercle tum tuus inquit, besonders aber Dreßlers. Im ersten Buche Fab. 12, 2 haben der Pithöanus und Remenfis: saepe inveniri haec erit narratio, bas Fragment des Danielinus aber saepe inveniri testis haec narratio est, was Bentley mit Recht aufgenommen hat; Dreßler billigt teslis, behält jedoch erit bei, wodurch ein falscher Anapäst entsteht: haec testis erit narratio. Ebenfalls fteht ein fehlerhafter Anapäst bei Dreßter I, 18, 2 (16, 2 Or.): non rem expedire sed mala vitare expedit. Die Handschriften haben mala videre, und der Remensis von zweiter Hand expetit, worauf aber nicht viel zu bauen ist, vgl. Drelli praef. p. 17, Dreßler p. 23. Die Conjektur Gruters: malum dare expetit, welche Bentley und Orelli gebilligt haben, ist aus einem später zu erwähnenden Grunde unrichtig; mir scheint Folgendes eine dem Sinne angemessene und zugleich leichte Emen. dation zu sein: malum abigere expedit, wo dann malum auf fraudator zu beziehen wäre. Abermals hat Dreßler 21, 51 (19, 5 Or.) einën falschen Anapäft im Terte: facile impetravit: deinde reposcenti locum, wo der Remensis von zweiter Hand und der Danielinus nach der Correktur der ersten Hand dein lesen, was mit Bentley und Orelli gebilligt werden muß. Daß 1, 23, 2 (21, 2 Or): ignavis etiam iocus est in casu gravi die richtige

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Lesart ist nicht est etiám iocus, brauche ich kaum zu erwähnen; der Pithöanus, welchem Drelli folgt, hat est etiam iocus, der Remenfis est etiam iocus est, und der Danielinus endlich das Richtige etiam iocus est. Im dritten Buche lautet der 38. Vers des Prologs bei Orelli und Dreßler: illius porro ego semita feci viam, wie auch der Nemensis hat, dagegen steht, im Pithõanus ego, illius porro semita; da aber Gudius berichtet, in einer Handschrift finde fich po statt porro (wahrscheinlich im Remensis, fa Drelli Panto 16) so ftimme ich Bentley bei, der die Conjektur des Gudius: ego illius pro semita feci viam in den Text aufgenommen hat. Im vierten Buche prol. 12 (27, 12 Or.) schreibt Dreßler mit Gudius anstatt der verdorbenen Lesart der Handschrif ten: quasi paucas ille ostendit, ego plures dissero mit fehlerhaftem Anapäft: paucas ostendit ille, ego plures dissero. Ich muß gestehen, daß, der ganze Vers, mir nicht gefällt, weder dem Sinne, noch dem Ausdrucke nach, so daß ich Guyet beipflichte, der ihn für unecht erklärte. Es schließt sich überdieß, wenn er ausfällt, der folgende Vers weit beffer an das Vorhergehende an. In der 17. Fabel endlich deffelben Buches lautet der 10. Vers so im Pithöanus: totam quae vitam miscet dolor et gaudium; aus dem corrumpirten quae hat schon Pithöus quia gemacht, was man zwar fast allgemein gebilligt hat, doch wegen des fehlerhaften Anapästes muß es verworfen werden. Mir scheint Heinsius, das Richtige getroffen zu haben: totam aeque vitam, wodurch die Worte aller dings mit dem vorhergehenden Verse: parce gaudere oportet et sensim queri in keinen grammatischen Zusammenhang gebracht wer. den, aber gerade das Asyndeton paßt an dieser Stelle, vortrefflich. Es folgen nun einige Senare, in welchen das Verderbniß zwar nicht so handgreiflich hervortritt, wie bei den früheren, die aber dennoch auch ohne Rücksicht auf den Anapäft zu Bedenken, Anlaß geben. Durch schlechten Accent und schlechten Anapäft zeichnet sich aus die von Orelli aufgenommene Lesart der Codices III, prol. 61: quoniam mihi sóllemnís debetur gloria, wofür schon. Längst ganz einfach umgestellt ist: quoniam sollemnis mihi e. q. s. In demselben Buche Fab. 18, 3: illum esse cunctis auribus ad

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mirabilem ist auribus in Bezug auf den Sinn nicht frei von Ans stoß; dazu kommt, daß bei Perotti, der uns einiges Beachtungs werthe darbietet, avibus steht, was man auch ohne metrische Rück sichten vorziehen muß. Auf drei verschiedene Worted vertheilt findet sich ein Anapäst IV, 22, 8: erat autem natus, ut aiunt, in Cea insula. Doch dieser Vers ist ohne Zweifel interpolirt; er trägt nämlich den deutlichen Charakter eines Gloffems, Perotti hat ihn gar nicht, die Worte ut aiunt find ganz unpaffend, endlich ist der schlechte Anapäst kein geringes Moment in Bezug auf seine Ver. werfung. Uebrigens ist er schon Orelli verdächtig gewesen.azn.t

Von den zwei noch übrigen Stellen, in welchen die Handschriften den falschen Anapäst haben, könnte 1, 2, 23: inutilis quoniam esset, damit entschuldigt werden, daß durch die Elision quoniam und esset näher mit einander verbunden werden. Somit bleibt nur sein Beispiel übrig, was aus bloßer Rücksicht auf den Anapäft geändert werden muß, 1, 29, 11 (27, 11 Or.): trivio conceptus et educalus stercore, wo der Anapäst sich wiederum auf drei Worte vertheilt, also so schlecht wie möglich ist. Schon Bentley suchte ihn wegzuschaffen, indem er die Conjunktion et tilgte, wodurch aber der Sag etwas zu rhetorisch klingt ; hes wird daher beffer so umzustellen sein: conceptus trivio et educatus stercore.

Den Proceleusmaticus hat Phädrus zuweilen im ersten Fuße angewandt, was merkwürdiger Weise bei Leuten, die übrigens von der Metrik blutwenig verstanden, Bedenken erregt hat.. Die Beispiele sind hinlänglich sicher: III, 2, 4: alii onerant; 7, 18: quia videor; 15, 13: beneficium; 17, 13: nihil agere; IV; 24, 17 (18 Or.): super eliam, und es ist durchaus kein Grund vorhanden, sie zu verdächtigen. Ebenso zulässig ist der Proceleus. maticus im dritten Fuße IV, 11, 3: onustus qui sacrilegio cum discederet.

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Bedenklicher dagegen ist der Fall, wenn einem Anapäst eine aufgelöste Arsist vorangeht, so daß der Iktus auf die erste der vier Kürzen fällt, was sogar fogar tod Plautus und Lerenz im Senar, ver mieden haben. Auffallend ist daher II, 10, 17 (9, 17 Or.): nísi

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meliores, 24, 8 (22, 8 Or.): béneficium mihi; II, 20, 18 (IV, 26, 18 Or.): béneficio utilis; aber die Steffen scheinen nicht verdorben zu seing wenigstens. kann man in der ersten weder ni statt nisi schreiben, da ni meines Wissens immer ein Verbum finis tum verlangt, noch auch den Vers mit Bentley ohne Weiteres auswerfen, und bei den andern nicht füglich an das Plautinische benficium benfen *).

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Endlich ist noch ein Umstand zu erwähnen, wodurch sich Phädrug sowohl vor den griechischen Dichtern als vor den lateinischen Komikern und Horaz ausgezeichnet und worin ihn nur einer übertroffen hat, der Tragiker Senef a. Während nämlich schon Plautus, Terenz und auch Horaz im fünften Fuße des Senars lieber einen Spondeus als einen Jambus gebrauchen, hat sich dies Phädrus in der Art zur Regel gemacht, daß eroden - Jambus im fünften Fuße nur unter folgenden Bedingungen zuläßt: die kurze Thesis ist entweder die erste resp. zweite and writte Silbe eines vier resp. fünf, oder sechsfilbigen Wortes, oder die lehte eines drei oder vierfilbigen, z. B. III, 20, 21 (IV, 26, 2b Ør.): misericordia; II, 10, 23: diligentius; 16: adulterum; 1,10, 9 perdidisse quod petis; 1, 21, 3 (19, 73 Or.) rogasset alteram *). Zuweilen findet sich: statt eines vierfitbigen Wortes eine Präpofition mit einem dreifilbigen, z. B. II, 6, 2 in otio, was sich durch den engen Anschluß der Präposition van sihr Subftantiv hinreichend rechtfertigen läßt. Ebenso find zudentschuldigen Ausgänge wie folgender IV, 12, 7:. amicus est, indem das Verbam est mit dem Partizipium oder Substantivum so nahe- verbunden ist, daß auch in diesem Falle die beiden Worte fast wie eins be trachtet werden können. Die nahe Verbindung geht schön daraus hervor, daß Phädrus nie ein #elasilbiges Wort an das Ende des

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[*) Daß benficium und malficium wirklich Plautinische For 1. 3. ficher dargethan werden.

men, ist zwar gedruckt bis jezt noch nicht bewiesen, wird
nicht bewiesen, wird abe

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**) Wie streng in dieser Beziehung die Tragödien des rS en eda gen baut sind, ist nach Lachmanns Andeutung zu Lucr. II, 991 sorgfältig ausgeführt worden in F. A. Lange's Quaestiones metricae (Bonnae 1851) S 23 f

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