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ersten Generalkarte 1: 300.000 keineswegs das behaupten, daß sie durchaus nur besseres brachte, denn wenn auch die Anzahl der astronomisch bestimmten Punkte im Laufe der Siebzigerjahre größer wurde, daher die Karte eine solide wissenschaftliche Basis erhielt, ferner der Skutarisee, der Fandi, der Mat und das Kiri-Gebiet richtiggestellt wurden und zahlreiches neues Detail eingezeichnet werden konnte, so ist doch in der neuen Darstellung des Drinknies ein Rückschritt zu erblicken, und zwar besteht er darin, daß das Drinknie schärfer als nötig zugespitzt erscheint und sein westlicher Schenkel geradeaus von Nord nach Süd geführt wird. Der ungeheure Fortschritt, den diese Karte aber trotz ihrer Mängel darstellt, läßt sich übrigens aus nichts besser erkennen als aus einem Vergleiche mit den bis dahin existierenden Karten. (Fig. 30.)

Da die türkische Generalkarte von 1899 zum größten Teil nur eine Kopie der 1: 300.000 Karte darstellt, so gingen die Fehler der ersteren zum Teil sogar vergrößert in diese und in die bulgarische Generalkarte über. Auch Steinhausers Karten (1879) basieren auf diesem Werke.

Die neue Generalkarte 1: 200.000, deren erste unser Gebiet behandelnde Blätter im Jahre 1898 erschienen, hätte die Fehler der alten Generalkarte korrigieren sollen, leider war es aber speziell in unserem Gebiete nicht überall der Fall. Während z. B. im Gebiete südlich von Prizren und am Skülzen in Medita und in Šala tatsächlich verbessernd eingegriffen worden war, wurde das Kirital trotz mehrfachen Details verschlechtert, der Lauf des Drinflusses und des Valbona aber blieb in der neuen Generalkarte derselbe wie in der alten, was um so bedauerlicher war, als Evans schon im Jahre 1885 eine in ihrer Auffassung richtigere, in ihrer Ausführung freilich höchst primitive Skizze des Valbonatales gegeben hatte. Wie man sieht, sind auf den neuen Generalkartenblättern Licht und Schattenseiten gleichmäßig verteilt. Trotz ihrer Mängel erscheinen aber alle einzelnen Blätter der neuen Generalkarte, wenn man das zu ihrer Herstellung verwendete Grundmaterial kenut, als je ein einzelnes Meisterwerk von Geduld und scharfsinnigsten Kombinationen, denn man muß sich vor Augen halten, daß in Nordalbanien zwar in den Sechzigerjahren seitens k. und k. österreichisch-ungarischer Offiziere einige Routen gezeichnet wurden, eine wenn auch noch so flüchtige, zusammen

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hängende kartographische Aufnahme jedoch nie stattfand und alle oft getrennt und isoliert einlaufenden Daten erst mühselig miteinander koordiniert werden mußten. Unter den nicht offiziellen Mitarbeitern dieser Karte verdienen in erster Linie K. Hassert, dann P. Traeger und Th. Ippen erwähnt zu werden. Die österreichisch-ungarischen Offiziere, deren Namen

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bekannt sind, waren Gjurkovic, Magdeburg, Horsetzky, Hartl und Brück.

Das sich stets mehrende Detailmaterial brachte es mit sich, daß die neue Generalkarte bis 1912 mehrere Ausgaben erlebte, und ihre Qualität läßt sich dadurch charakterisieren, daß sie, obwohl auf keiner geordneten Aufnahme basierend, es dennoch ermöglicht, sich in der Natur im großen und ganzen nach ihr zu orientieren. Daß die einzelnen Gebiete in bezug auf Qualität verschieden waren, ist ja infolge ihrer Entstehungsgeschichte zu erwarten. Am richtigsten war das Gebiet der Zadrima, Pulati und das küstennahe Gebiet dargestellt; in den Prokletijen, dann in Zentral-Merdita und in dem ganzen von mohammedanischen Albanesen bewohnten Bergland gab es freilich arge Lücken, doch auch hier erscheinen uns die Fehler nur deshalb so groß, weil wir von „Europa" her daran gewöhnt sind, an eine in großem Maßstabe gehaltene Karte große Anforderungen zu stellen. Im katholischen Teile Albaniens läßt sich die Größe der Fehler übrigens aus einem Vergleiche von Fig. 29 und Fig. 31 erkennen, denn auf letzterer sind zwischen der Vereinigung der beiden Drinflüsse und Skutari wohl schon alle Fehler bereits eliminiert worden.

Es versteht sich von selbst, daß sich nach dem Erscheinen dieses Kartenwerkes alle besseren Albanien behandelnden Karten, so die bunte serbische Generalkarte (1 150.000), an dessen Topographie lehnten, und dies blieb so, bis im 20. Jahrhundert Baldacci, Steinmetz, Liebert und Nopesa z. B. ganz neues Material brachten, das unabhängig von der Generalkarte publiziert wurde und manche kartographische Neuerung notwendig machte. Baldacci bereicherte im Jahre 1902 unser Wissen des Cemgebietes, Nopcsa publizierte 1910 eine vorläufige Karte der Prokletijen und des Gebietes von Gusinje, doch hatten diese Karten keine allgemeinere Bedeutung; Steinmetz hingegen und Liebert brachten Neuerungen, die größere Flächenräume betrafen. Namentlich die Skizzen von Steinmetz verdienen, da sie die ersten waren, die an den Grundfesten der neuen Generalkarte rüttelten, nähere Beachtung. Das Drinknie bleibt zwar bei Steinmetz dasselbe wie in der neuen Generalkarte, aber südlich von Merdita machen sich. recht bedeutende Unterschiede bemerkbar. Sowohl Steinmetz als auch Liebert haben ferner unsere Kenntnis des Valbona

tales wesentlich erweitert und Evans' Anschauung, daß die Valbona in ihrem Oberlaufe rein gegen Osten fließt, vollkommen bestätigt. Steinmetz' in Figur 31 vereint reproduzierte Karten erschienen in 1904, 1905, 1908, Lieberts Kartc 1909. Bachmakov hat durch seine Carte chematique des Alpes albanaises (1911) gleichfalls einiges zur Kenntnis der nordalbanischen Alpen beigetragen, doch ist seine Karte so wie jene Lieberts leider sehr primitiv.

Mehr Neues als die bisher erwähnten Arbeiten bringt Nopesas Karte von 1907, denn sie gibt ein von der bisherigen neuen Generalkarte abweichendes Bild des Drinlaufes, das sich in seinen Grundzügen eher an das alte Hahnsche als an das neue Kartenbild anlehnt; im übrigen besteht sie aber aus einer Serie von zu einem einheitlichen Bilde koordinierten Routenskizzen, zwischen denen die vom Verfasser nicht aufgenommenen Partien weiß gelassen wurden. Die Karte bringt also nur selbst Gesehenes und konnte infolge ihres großen Maßstabes 1 100.000 sehr viel Detail untergebracht werden.

Eine recht gute Kombination der Nopcsaschen Neuerungen von 1907 mit den bisherigen in der neuen Generalkarte. niedergelegten Zügen ist von Durham im Jahre 1909 gegeben worden, doch wurde diese Karte bald durch eine neue Publikation des österreichischen Generalstabes überholt. Mit dieser neuen Karte hat es folgende Bewandtnis: Die Reisen aller der soehen genannten Forscher des 20. Jahrhunderts, namentlich aber jene Nopesas, von dem über Nordalbanien ca. 4000 km Routenzeichnungen vorliegen, hatten im Laufe des letzten Dezenniums speziell über Nordalbanien so viel neues Material gebracht, daß es in der bisherigen neuen Generalkarte absolut nicht mehr untergebracht werden konnte. So mußte denn endlich, um alles zu verwerten, an einen ganz neuen Kartenentwurf Nord-Albaniens getreten werden, der in 1912 so weit vorgeschritten war, daß er für die damals im Erscheinen begriffene Übersichtskarte der nördlichen Balkanländer 1: 750.000 bereits verwendet werden konnte. Das Flußnetz dieser neuen Karte basiert also im wesentlichen auf Steinmetz' und Nopcsas bereits publizierten Karten, doch ist aber auch viel von jenem noch unpublizierten Materiale verwendet worden, das die Grundlage zu Nopesas in Ausarbeitung befindlicher, von Merdita bis nach Gusinje reichender Spezialkarte der nordalbanischen Alpen

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Fig. 31. Übersichtskarte von Mitteleuropa, Wien 1914.

1 100.000 bildet. Die Triangulierung für die Übersichtskarte 1: 750.000 basiert zum größten Teil auf Nopcsas, ferner auf Steinmetz' Arbeit.

Die neue Übersichtskarte (Fig. 31) charakterisiert sich in Nordalbanien dadurch, daß sich das Drinknie wieder der

Mitt. d. k. k. Geogr. Ges. 1916. Heft 8 u. 9.

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