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Und diese Organisation bestand auch noch im 15. und 16. Jahrhundert.

Seit Beginn des 16. Jahrhunderts belebte aber eine Einrichtung die Brennerstraße nach Verona, die etwas ganz Neues in der Verkehrsgeschichte darstellt, die staatliche Stafettenpost.39)

Die Post von Augsburg nach Innsbruck ging nicht den gebräuchlichsten Weg über den Seefelder Sattel, sondern benützte über Füssen den Fernpaß.

Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts war der Postkurs Innsbruck-Füssen ununterbrochen im Betrieb.40) 1519 wurde die Linie Füssen-Augsburg gelegt, aber zeitweise wieder aufgehoben. Die Route Innsbruck-Trient-Avio war seit 1518 konstant. Durch die Kriege Karls V. in Italien und den häufigen Aufenthalt des Kaisers im Süden, weiter durch das Tridentiner Konzil war der Briefverkehr gerade auf der über den Brenner führenden Postroute besonders rege.

Schon 1513 gab es einen kaiserlichen Postmeister in Verona. 1515 erließ Maximilian eine Postordnung für den Kurs Innsbruck-Verona.41)

Von Trient südwärts war der Postkurs um die Mitte des 16. Jahrhunderts wenig konstant. Zuweilen wurde dieser Kurs vom Papste unterhalten, so 1538 zwischen Trient und Bologna. und 1545-1549 zwischen Rom und Trient.42)

1536 lagen zwischen Innsbruck und Trient 8 Poststationen, zwischen Trient und Mailand 13 Poststationen.43) Leider werden die einzelnen Stationen nicht angegeben.

Taxen. Auf eine Wagenladung wurden 12 Zentner oder 3 Saumtierladungen gerechnet.

39) Leider gibt es über die einzelnen Postrouten des 16. Jahrhunderts sowohl in der Literatur als in den Akten der Wiener Archive nur wenige Nachrichten.

40) Fritz Ohmann, Die Anfänge des Postwesens und die Taxis. Leipzig 1909. S. 189; ebenda, S. 200.

41) Ebenda, S. 189, 200, 242, 233.

49) Wilhelm Mummenhoff, Der Nachrichtendienst zwischen Italien und Deutschland im 16. Jahrhundert. Berliner Dissertation 1911, S. 26, 33.

45) Hofkammerarchiv, Hoffinanz 1500-1561. Berichte des Matthias von Taxis über seine Reisen im Auftrage Ferdinands I. von 1536-1538.

b) Die Straße durchs Brentatal.

Durch das Tal der Brenta, das Val Sugana, das sich am Südwestrande des Südtiroler Hochlandes hinzieht, nahm schon früh im Mittelalter der Verkehr nach Süden, besonders nach Venedig seinen Weg. Eine römische Straße durch das ganze Tal bis Padua läßt sich nicht nachweisen.44) Im späten Mittelalter wurde diese Straße häufig begangen, sie bildete die gebräuchliche Fortsetzung der Straße, die vom Reschenscheideck herabführte.45)

Nachdem die Steigung von Trient (195 m) bis Pergine (480 m) überwunden ist, ist das Gefälle in dem breiten Tale bis Primolano gering und bot für Fuhrwerke keine Schwierigkeit. Unterhalb Primolano bei Kofel beginnt der Engpaß des Val Sugana. Hier führte die Straße hart am Flusse in enger, wilder Felslandschaft bis Solagna, wo der Fluß die Ebene von Bassano betritt. In den Reisekarten des 16. Jahrhunderts ist diese Straße durchs Brentatal nicht eingezeichnet.

Auch das Kaufmannsitinerar von 1520 gibt nicht diesen Weg an, sondern einen, der nur bis Grigno im Brentatal verlief und hier nach Feltre abbog.

Eine Schilderung der Straße durchs Brentaṭal gibt jedoch Hans Georg Ernstinger in seinem Raisbuch.46)

1593 zog er von Innsbruck nach Venedig durchs Val Sugana. Nach Trient nahm er den oben geschilderten Weg und zog dann weiter über Persen (Pergine) - Levigo (Levico) — Burgo (Borgo) - Gringo (Grigno) - Kohl ,,ein clausen oder schloß in felsen an einem paß und thal zwischen hohen bergen, darzue man sich 25 claffter hinauf ziehen lassen mueß in felsen. . . ." Primolano-Bassano-Citadella, Padua 16 Meilen von Trient. Von hier fuhr Ernstinger zu Schiff auf der Brenta weiter, dann alle tag ordinari barca oder schiff nach Venedig gehen". Unterhalb Paduas wurden die Schiffe mittels einer Schleuse in einen Kanal (Canale di Brenta) hinuntergelassen, in dem sie nach Lucefusina fuhren. Ernstinger schildert die Schleusen eingehend. Bei der Mündung ins Meer ist

4) Öhlmann, a. a. O., S. 246.

45) Müller, a. a. O., S. 97.

46) Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart CXXXV, S. 35 f.

der Kanal nach Ernstingers Schilderung um etliche Schuh höher gelegen als das Meer und durch ein Wehr abgesperrt, über das die Schiffe mittels Schlitten und Rollen hinübergezogen werden müssen, um übers Meer Venedig zu erreichen.

Auch auf dieser Straße gab es Rodstätten, und zwar in Trient, Persen, Levico, Castelnöf, Grimb und Primolano. Dennoch stellte sich im 16. Jahrhundert die Straße über Feltre gleichwertig neben diese Straße.

Es ist auffallend, daß das Itinerar von 1520 den Kaufleuten nicht diese Straße anempfiehlt, sondern die Straße über Feltre, auf der es keine Rodstätten gab.

Vielleicht spielte dabei mit, daß der Eigenachsbetrieb wegen des vielen Umladens beim Rodbetrieb rascher war und die Waren weniger Beschädigungen aussetzte und darum häufig trotz des hohen Niederlaggeldes, das dann bezahlt werden mußte. vorgezogen wurde.47)

Das Kaufmannsitinerar gibt als Route von Venedig nach Augsburg folgende Orte an:48) Venedig-Terfis (Treviso) Cornuta (Cornuda) -Feltres (Feltre) Grin (Grigno) Purgen (Borgo) Leuen (Levico) - Trient, 18 Meilen.

Von dort wird weiter der Weg über den Brenner und Seefelder Sattel angegeben.

Denselben Weg von Venedig nach Augsburg gibt auch Bernhard von Hirschfeld für seine Rückreise aus dem heiligen Lande im Jahre 1518 an.49)

Auch Ernstinger benützte 1593 diesen Weg über MageraMestre Treviso-Cornuda-Feltre-Grigno-Trient,

als er

sich nach einem Aufenthalt von 10 Tagen wieder von Venedig nach Innsbruck begab.

Von Trient aus gab es zeitweilig einen Postkurs nach Venedig. So erhielt 1533 der Hofpostmeister Anton von Taxis den Befehl, drei Poststationen zwischen Trient und Venedig zu errichten.50) Leider ist in diesem Befehl nicht angegeben,

Müller, a. a. O., S. 157.

48) Wolkenhauer, a. a. O., S. 175.

49) Des Ritters Bernhard v. Hirschfeld im Jahre 1517 unternommene und von ihm selbst beschriebene Wallfahrt zum heiligen Land. Mitteilungen der deutschen Gesellschaft in Leipzig, Bd. 1, Heft 1.

50) Hofkammerarchiv, Hoffinanz 1500-1561.

welchen Weg dieser Postkurs zu benützen hatte, und auch aus späterer Zeit finden sich keine Angaben darüber. Nur aus dem Jahre 1512 findet sich eine Erwähnung eines Postkurses durchs Val Sugana. Doch handelte es sich damals nur um eine vorübergehende Anlage einer Feldpost, veranlaßt durch kriegerische Ereignisse um Trient.51) In Venedig gab es dauernd einen kaiserlichen Postmeister, der in Zeiten, da es keinen Stafettenkurs bis Venedig gab, die Briefe aus der Stadt mit eigenen Boten nach Trient zu schicken hatte.

e) Die Straße durchs Ampezzotal.

Die Wegkarten des 16. Jahrhunderts enthalten als Verbindung des Brenners mit Venedig nur die Straße durchs Ampezzotal. Daraus kann man auf die wichtige Rolle, die sie spielte, schließen.

Im Spätmittelalter hatte sie sowohl die Etschlinie als die Brentatallinie als Handelsstraße an Bedeutung übertroffen.52)

Zur Römerzeit scheint durch dieses Tal keine Verkehrsstraße gegangen zu sein.53) Erst im 13. Jahrhundert mit dem Aufblühen Venedigs begann hier lebhafterer Verkehr und Ende des 15. Jahrhunderts nahm diese kürzeste Verbindung zwischen Venedig und dem Brenner großen Aufschwung.

Zahlen über den Verkehr auf dieser Straße lassen sich leider keine anführen und da auch die Straße durchs Brentatal im 16. Jahrhundert häufig genannt wird, so läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob die Straße durchs Ampezzotal im 16. Jahrhundert die anderen Straßen nach Venedig an Bedeutung weit überragte.

Von Pilgern und Reisenden wurden zuweilen beim Hinund Rückweg nach Venedig verschiedene Wege gewählt. So zogen z. B. 1503 Münchner Pilger über Trient und Verona nach Venedig und kehrten durchs Ampezzotal zurück.54)

Bernhard von Hirschfeld, der, wie oben 55) erwähnt, auf der Rückreise aus dem heiligen Lande von Venedig über Feltre

51) Ohmann, a. a. O., S. 200.

52) Müller, a. a. O., S. 98.

53) Vgl. Scheffel, Verkehrsgeschichte der Alpen, S. 110.

54) Röhricht, Deutsche Pilgerreisen, S. 215; dort werden auch andere Pilgerreisen durchs Ampezzotal angegeben.

55) S. 29.

seinen Weg nahm, benützte auf der Heimreise die Straße durchs Ampezzotal. Er zog von Augsburg auf dem schon bekannten Wege nach Sterzing und nennt folgende Orte: Finckel (? Vintl) 41⁄2 M.-Dolbach (Toblach) 51⁄2 M.-Heyden (Cortina) 3 M. - vorüber am Schloß Beutelstein (Peutelstein) - Sant Marthen (San Martino) - Sprefalt (Serravalle) 6 M. Terfis (Treviso) 4 M. Meister (Mestre) 2 M. Venedig 12 M..

Diese Straße verließ unterhalb Sterzing das Eisacktal, folgte dem Rienztal aufwärts über Bruneck (830 m) nach Osten bis Toblach (1224 m) und bog hier nach Süden, um das Rienztal weiter bis Höhlenstein (Landro) emporzusteigen. Weiter überschritt sie die östlichen Dolomiten am Peutelsteinpaß (1544 m) in der Nähe des Schlosses Peutelstein und stieg ins Tal der Boita hinab und diesem aufwärts folgend über Cortina oder Heiden (1224 m) ins Piavetal.

Bei Capo di Ponte verließ sie den nach Westen biegenden Fluß und lief in südlicher Richtung über Seravalle nach dem Kreuzungspunkt Treviso und über Mestre nach Venedig.

Auch die Ampezzostraße war eine Rodstraße. Die Rodstätten zu Ende des Mittelalters waren: Sterzing-MühlbachBruneck-Toblach-Ospetale- Zollstätte von Peutelstein Haiden oder Cortina.56)

Einen Postkurs gab es im 16. Jahrhundert durchs Ampezzotal nicht. Es ist dies leicht erklärlich, denn man suchte jedenfalls so lange als möglich den nach Rom führenden Postkurs zu benützen.

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Eine Straße, die im Mittelalter und im Altertum eine wichtige Rolle gespielt hatte, war im 16. Jahrhundert ganz bedeutungslos geworden die Plöckenstraße. Vielleicht wurde der Weg wegen Erdrutschungen aufgegeben.57)

d) Die Reschenscheideckstraße.

Um vom Inntal ins untere Etschtal nach Trient zu gelangen, gab es noch einen anderen Weg, der nicht über den Brennerpaß führte.

6) Müller, a. a. O., S. 159 f.

57) Jauker, Das geographische Element bei den Römerstraßen, in Geographischer Anzeiger IX., S. 77. Gotha 1908.

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