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Unterrichtslehre selbst, im 3. folgt dann eine Geschichte der Pädagogik. Der 1. Theil beginnt mit einer Introduction in 20 Capiteln, in welchen über das Ziel, dem Individuen, Nationen und die ganze Menschheit entgegenstreben müsse, und über den wahren Zweck der Erziehung, den der Vf. in die möglichste Vervollkommnung des Individuums setzt (,,Son véritable but est de tendre à la perfection perfection aussi générale que possible de toutes ses facultés etc. p. 19) gesprochen wird, und wo zugleich einige Einwände, die man gegen die Erziehungs- und Unterrichtskunst im Allgemeinen zu machen pflegt, z. B. die Erziehung sei unnütz, der Untericht bringe manche Gefahren mit sich u. s. w. widerlegt werden. Hierauf wendet sich der Vf. zu den Anforderungen, welche die verschiedenen Stände der Gesellschaft speciell an den Unterricht und die Erziehung ihrer Mitglieder zu machen genöthigt sind,, indem er im Einzelnen über die eigenthümlichen Eigenschaften, Kenntnisse und Kunstfertigkeiten handelt, welche die Erziehung und der Unterricht z. B. der ärmsten und niedrigsten Menschenclasse, dann wieder den Juden, den Bauern, den Handwerkern, den Militairs, den Kaufleuten und Fabrikbesitzern, den Künstlern, Gelehrten, Gesetzgebern und Diplomaten, so wie endlich fürstlichen Personen durchaus zutheilen müssen, wenn diese Individuen für die Stelle, die sie künftig in der Gesellschaft einzunehmen bestimmt sind, passen sollen (-72). Hiernächst wird von den nöthigen Eigenschaften, welche Eltern, Elementarlehrer, Schuldirectoren, Pensionsväter, Geistliche und Pfarrer, Professoren der höhern Lehranstalten besitzen sollen, gesprochen (-89), woran sich dann ein kurzer Abriss der neueren pädagogischen Literatur nach der Chronologie in 3 Rubriken 1. Ouvrages systematiques, 2. Dictionnaires, 3. Ouvrages périodiques embrassant l'ensemble de la pédagogique geordnet, anschliesst (112). Die hierauf folgende, eigentliche Erziehungsund Unterrichtstheorie theilt sich in 5 Bücher, von welchem das 1. die Kindheit, das 2. das frühere Jugendalter (l'adolescence), das 3. das höhere Jugendalter (la jeunesse), das 4. das Mannesalter (l'àge mur), das 5. die äussern Mittel der Erziehung behandelt. Eine noch etwas genauere Inhaltsangabe der einzelnen Bücher möge unsern Lesern ein deutliches Bild von Dem geben, was sie in diesem Theile (dem Haupttheile) des Werkes finden können. 1. Buch in 9 Capp. Nach einigen vorbereitenden Betrachtungen über die Eigenschaften der Eltern, durch welche die Erzeugung gesunder und geistigbegabter Kinder nothwendig bedingt wird, spricht der Vf. von der Sorge, welche Eltern schon vor der Geburt dem Kinde widmen sollen, von der Erziehung des Kindes in den ersten 2 Jahren sowohl in physischer als intellectueller, ästhetischer und moralischer Hinsicht, von dem Unterricht und der Erziehung der Kinder von 2-5 Jahren, wobei die Rede auf die Kinderbewahranstalten (salles d'asile) und die nothwendige Einrichtung derselben kommt, über den Unterricht und die Erziehung der Kinder von 5-9 Jahren (bis zu diesem Alter findet der Vf. eine Vereini

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gung der Kinder beiderlei Geschlechts in den Schulen zulässig), über Volks- und niedere Bürgerschulen, über Erziehung und Unterricht der Kinder von 9-14 Jahren, wo nun Knaben und Mädchen getrennt erscheinen, theils in höheren Elementarschulen, theils in den Schulen auf dem Lande (Sommer-, Winterschulen, ambulirende Schulen) theils in Schulen des gegenseitigen Unterrichts (p. 113 -248). 2. Buch gleichfalls in 9 Capp. Hier spricht der Vf. yon der Erziehung und dem Unterrichte junger Leute von 14-20 Jahren und demgemäss natürlich nach der Reihe von höhern Bürgerschulen, Realschulen, Gewerb-, polytechnischen und sonstigen Berufsschulen, von den Colléges, Gymnasien, Lyceen uud den Anforderungen an dieselben in Beziehung auf Einrichtung und Lehrweise, wobei auch die Frage über die Verbindung der Gymnasien mit den Realschulen (verneinend) betrachtet wird. Hieran schliesst sich eine Erörterung über weitere Erziehung und Unterricht der Töchter vom 14. Jahre an, und an diese wieder eine durch mehCapp. fortlaufende Abhandlung über Erziehung und Unterricht der Taubstummen, der Blinden, der Waisen und der Findlinge, wobei der Vf. Gelegenheit nimmt, zugleich von Abend- und Morgenschulen, Sonntagsschulen und Arbeitsschulen (Ouvroirs), wo die Kinder Arbeiten verschiedener Art fertigen lernen, und von den Schulen für junge Verbrecher (écoles du, correction) das Nöthige zu sagen. Das letzte Cap. des Buches beschäftigt sich mit Darlegung der Eigenthümlichkeit und der Vorzüge und Nachtheile der öffentlichen und der Privaterziehung (S. 249-433). Das 3. Buch handelt in 13 Capp. von dem Unterricht und der Erziehung junger Leute von ungefähr 20-25 Jahren. Es wird hier, nach den nöthigen allgemeinen Bemerkungen über das Studium der schönen Künste, der Philosophie, der Mathematik, der Sprachen, der Geschichte, der Naturwissenschaften, Technologie, Berg- und Forstwissenschaft, der Medicin, der Jurisprudenz und Cameralwissenschaften, der, Theologie und Pädagogik gesprochen, woran der Vf. dann noch einige Worte über Erziehung und Unterricht junger Fürsten geknüpft hat (II. p. 1—145). Das 4. Buch behandelt in 9 Capp. die Erziehung und Selbstbildung junger Männer, welche das 20. oder 25. Jahr überschritten haben. Hier spricht der Vf. speciell von der Fürsorge für den Körper, über öffentliche Vorlesungen für Leute dieses Alters, öffentliche Lesebibliotheken, Journale, Jahrbücher, so weit sie zum Zwecke der Fortbildung gehören, über Vereine von Schullehrern und Geistlichen, der Gelehrten unter sich zu diesem Zwecke, ferner über die ästhetische Bildung durch Theater, Concerte, Kunstmuseen, sodann über die moralische Fortbildung solcher Individuen durch Lectüre, Bibelgesellschaften, Familienleben und religiösen Unterricht in der Kirche, und weist zuletzt die Nothwendigkeit mehrerer Reformen in der Gesetzgebung in Bezug auf Leihhäuser, Fabriken, Gefängnisse, Zolleinrichtungen, Gestattung öffentlicher Vergnügungen, Zulassung des Bettelns nach, weil diese Verhältnisse und Einrichtungen in ihrer

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jetzigen Gestalt durchaus verderblich auf die Moral des Volks wirken (p. 146-214). Das 5. Buch erörtert in '11 Capp. die. äussern Hülfsmittel der Erziehung und spricht daher über die Be+ schaffenheit der Schulhäuser und der Schul- und Handbücher zum Unterricht, über die Nothwendigkeit der Anschaffung von Karten, naturhistorischen Sammlungen, Schulbibliotheken, über Schul-Censuren, Belohnungen und Strafen, Ferfen, und über die Grundsätze eines Systems der Gesetzgebung über Erziehung und öffentl. und Privatunterricht, und in dieser Hinsicht sowohl von den Rechten und Pflichten des Staates und der Bürger, als der Lehrer and Directoren der Schulen und der Aufsichtsbehörden des öffentlichen Unterrichts u. s. w. (II. p. 215-312). Der 3. Theil des Werkes enthält nnn in 24 Capp. eine vollständige Geschichte der Pädagogik, nach 2-Hauptabschnitten: 1. L'education avant le christianisme und 2. L'education depuis Jésus-Christ. Im 1. Hauptabschnitte sind, nach den nöthigen einleitenden Bemerkungen, die Erziehungsgrundsätze der Chinesen, Indier, Aegyptier, Perser, Griechen, Römer und Hebräer, im 2. die der Araber, der Christen zur Zeit und nach der Zeit Karls des Grossen, vorzüglich ausführlich aber die Leistungen im Erziehungsfache seit Anfang des 19. Jahrh. behandelt. Zum Grunde gelegt ist Niemeyers Werk in seiner letzten Ausgabe, doch hat der Vf. auch die Leistungen anderer deatschen Pädagogen, namentlich eines Schwarz, Cramer u. A. mit Sorgfalt und Umsicht benutzt. In dem Abschnitte über die Geschichte der Erziehung seit Beginn des 19. Jahrh. hat der Vf. sich über Europa besonders ausführlich ausgesprochen, die einzelnen Länder bei seiner Beurtheilung von einander getrennt und sogar die einzelnen deutschen Staaten besonders behandelt, wobei besonders Preussens Schulwesen eine sehr günstige Beurtheilung erfährt (p. 663-672). Als Probe seiner Darstellungsweise des Gegenstandes und zugleich der einfachen Klarheit seines Stils stehe hier die Beurtheilung Sachsens im Auszuge. Der Vf. sagt p. 674: La réforme religieuse, qui amena la création de tant d'écoles en Allemagne, dota la Saxe de nombreux et riches établissements. Depuis bien longtems chaque village a son école élémentaire, mais jusque vers la fin du siècle précédent elles partagèrent le sort de la plupart des institutions de ce genre en Europe: l'enseignement y était assez défectueux, froid, sans utilité, surtout pour la vie pratique. Depuis 1815, la fréquentation des écoles pour tout enfant de six à quatorze ans est exigée par la loi; antérieurement à cette époque déjà chaque province était dotée d'une école normale primaire; le consistoire général de Dresde a la direction supérieure de ces écoles, qui ont chacune son économe (?), chargé du soin de percevoir les droits d'école, ce qui autrefois était une pénible charge pour l'instituteur etc. Les écoles des villes, et principalement celles de Leipsic sont en très-bon état, et c'est à cette circonstance, non moins qu'au désir généralement répandu d'acquérir une instruction solide et durable, qu'il faut attribuer le nombre plus

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considérable d'élèves fréquentant les écoles élémentaires que ne l'est celui des enfants de six à quatorze ans. En effet, en 1833, trois mille enfants, qui n'étaient plus en âge de frequenter les écoles primaires, ou qui n'avaient pas encore atteint cet âge, prenaient régulièrement part à ces leçons; dans ce nombre ne sont pas même compris les élèves des nombreuses écoles privées. Ces dernières, quelques utiles qu'elles puissent être, présentent le grave inconvénient de se trouver ordinairement sous la direction de candidats en théologie, qui sans avoir fait d'études pédagogiques solides, sans avoir l'intention de consacrer toutes leurs forces à cette carrière, l'embrassent momentanement, en attendant une cure. Et cependant la Saxe a plusieurs écoles normales primaires en partie distinguées; elle alde bons instituteurs, qui ont leurs conférences annuelles, et par là évitent de se perdre dans une mauvaise routine. L'instruction secondaire est florissante, celle des gymnases moins que celle des écoles industrielles; plusieurs établis→ sements de ce dernier genre ont été fondés depuis quelques années à Dresde et dans d'autres villes du royaume, et ont pris un rapide développement. Les gymnases au contraire sont en partie mal dotés, et le gouvernement ne fait pas assez pour les relever et les mettre à même de lutter avec les établissements rivaux. Si l'enseignement universitaire n'est peut-être pas en ce moment pour toutes les parties à la hauteur de la science, le pays est si riche en bons éléments, qu'on peut espérer, qu'il se relevera bientôt et reprendra son ancien rang sous ce rapport comme sous les autres". Das Urtheil über den Zustand des Schulwesens in Bayern p. 684, ist weit weniger günstig und der Vf. in seinen Aeusserungen über die dortigen Einrichtungen wahrhaft bitter. Liesse sich nun auch im Einzelnen vielfach mit ihm rechten, da manche Angaben, wie schon Das, was wir über Sachsen mitgetheilt haben, hinlänglich bezeugt, durchaus nicht vollkommen richtig sind, so darf man doch nicht vergessen, dass genaue und zuverlässige Nachrichten zu erlangen gewiss mit grossen, fast unübersteiglichen Schwierigkeiten verknüpft war, und dass so Vieles auch hierin seit wenigen Jahren verbessert worden ist. Immerhin bleibt dem Vf. der Ruhm eines gewissenhaften Fleisses und tüchtiger Gesinnung; die Beachtung, die sein Werk auch in Deutschland verdient, kann und wird demselben nicht fehlen und namentlich werden zunächst pädagogische Zeitschriften, wie wir hoffen, Veranlassung nehmen, ausführlicher dessen Inhalt und Werth zu besprechen. Papier und Druck sind vor

züglich.

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[2418] Introduction to the Literature of Europe, in the 15., 16. and 47. centuries. By H. Hallam, F. R. A. S. 2. edit. 3 vols. Lond., 1843. 1854 S. gr. 8. (1£ 16sh.)

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[2419] Geschichte der schönen Literatur, der Deutschen. Ein Abriss zum
Gebrauch in Gymnasien u. höh, Bürgerschulen bearb. von Aug. Stöber,
Prof. am Colleg. von Mühlhausen. Strassburg (Heidelberg, Winter).
XVI u. 204 S. gr. 8. (n. 1 Thlr.)

1843.

[2420] Det kongelige ge danske Videnskabernes Historie i dets förste Aarhundrede ved C. Molbech. 1. Afdeling. Kiöbenhavn (Gyldendal). 1842. 304 S.

gr. 8. (I Thlr. 15′ Ngr.) [2421] Biographical Dictionary of the Society for the Diffusion of Useful Knowledge. Vol. 2. Part 1. Lond., 1843. 444 S. gr. 8. (n. 12sh.)

[2422] The History of Woman in England, and her Influence on Society and Literature, from the Earliest Period. By Hannah Lawrance. Vol. 1 (to the Year 1200). Lond., 1843. 376 S. 8. --(10sh. 6d.)**

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[2423] Schlesisches Schriftsteller-Lexikon oder bio-bibliographisches Verzeichniss der im zweiten Viertel des 19. Jahrh. lebenden schlesischen Schriftsteller von Karl Gabr. Nowack. 6. Heft.Breslau, W. G. Korn. 1843. 168 S. 8. (221⁄2 Ngr.)

[2424] History of Letter-writing, from the Earliest Period to the Fifth Century. By W. Roberts, Esq. Barrister-at-Law. Lond,, 1843. 722 S. gr. 8. (18sh.)

[2425] Beiträge zur Beurtheilung der neuesten Literatur. Von Aug. Boden. Mainz, Faber'sche Buchh. (Evler.) 1843. 144 S. gr. 8. (n. 221⁄2 Ngr.) [2426] Réflexions sur les suites et les consequences des mauvais livres, par Ch. L. D. Bordeaux, 1843. 11⁄2 Bog. gr. 8.

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[2427] Allgemeines Bücher-Lexikon von Wilh. Heinsius. 9. Bd. (die Erscheinungen von 1835-1841 enth.), herausgeg. von O. Aug. Schulz. 2. Lief. (Beschreibung Christ.) Leipzig, Brockhaus. 1843. S. 81-160. gr. 4. (25 Ngr. Schreibp. 1 Thlr. 6 Ngr.)

[2428] Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekwissenschaft, Handschriftenkunde u. ältere Literatur. Im Vereine mit Bibliothekaren und Literaturfreunden, herauageg. von Dr. Rob. Naumann. 4. Jahrg. 26 Nrn. (Bog.) Leipzig, T. O. Weigel. 1843. gr. 8. (n. 4 Thlr. 15 Ngr.) Jan.-März enthält: Merkwürdigkeiten d. Fürstl. v. Lobkowitzischen Schlossbibliothek zu Raudnitz an d. Elbe in Böhmen, von J. J. Dworzack, Biblioth. das., No. 1.Theuerdank (v. J. 1517) auf d. herz. Bibliothek zu Meiningen, von W. A. Passow das., No. 1. Einiges über Amt u. Stellung des Armarius in den abendländ. Klöstern des Mittelalters, von E. G. Vogel in Dresden, No. 2-4.

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