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media parte finitur; itaque quidquid in his viginti quattuor horis i. e. duabus dimidiatis noctibus et luce media actum est, perinde est, quasi quavis hora lucis actum esset. Paul. 1. 8 D. de feriis. 2, 12.

II. Bei Berechnung eines Zeitraumes unterscheidet man Naturalund Civilcomputation. Unter ersterer versteht man die genaue mathematische Berechnung, a momento ad momentum, (z. B. das am 1. Jan. 1883 2 Uhr NM. beginnende Jahr läuft ab am 1. Jan. 1884 2 Uhr NM.); unter legerer die im bürgerlichen Leben übliche, den Tag als den kleinsten Zeitabschnitt behandelnde. Bei der Civilcomputation wird stets nach ganzen (Kalender-) Tagen gerechnet, und zwar wird der Tag, an welchem - gleichviel in welcher Stunde

der Zeitraum beginnt, stets als ein voller mitgezählt; hinsichtlich des Endpunktes kann eine doppelte Berechnung stattfinden, indem nämlich bald der begonnene lezte Tag des Zeitraumes (*dies ultimus coeptus pro completo habetur), bald nur der völlig abgelaufene mitgezählt wird. (Bsp. Nach der kürzeren Civilcomputation läuft das am 1. Jan. 1883 2 Uhr NM. anfangende Jahr ab in der Mitternacht vom 30. zum 31. Dezemb., nach der längeren in der Mitternacht vom 31. Dez. zum 1. Jan. 1884.) Die Röm. wenden a. die kürzere Civilcomputation da an, wo es sich um die Entstehung eines R. durch Zeitablauf, also um den Erwerb eines R. durch Dauer eines positiven Zustandes während eines bestimmten Zeitraumes oder um den Erwerb einer juristischen Fähigkeit durch Erreichung eines bestimmten Alters handelt; b. die längere da, wo die Endigung eines R. durch Zeitablauf, also insbesondere der Verlust eines R. durch Unthätigkeit oder Versäumnis während eines bestimmten Zeitraumes (z. B. Klagverjährung, Prozeßfristen) zur Sprache kommt; c. ausnahmsweise die Naturalcomputation bei Berechnung der Großjährigkeit als Ausschließungsgrund der rest. in integr. Vgl. § 49. I. C. b.

a. 1. Anniculus non statim ut natus est, sed trecentesimo sexagesimo quinto die dicitur, incipiente plane non exacto die, quia annum civiliter non ad momenta temporum, sed ad dies numeramus. Paul. 1. 134 D. de V. S. 50, 16.

2. A qua aetate testamentum vel masculi vel feminae facere possunt, videamus. Verius est, in masculis quidem quartum decimum annum spectandum, in feminis vero duodecimum completum. Utrum autem excessisse debeat quis quartum decimum annum, ut testamentum facere possit, an sufficit complesse? Propone aliquem kalendis. Ianuariis natum testamentum ipso natali suo fecisse, an valeat testamentum? Dico valere; plus arbitror, etiam si pridie kalendarum fecerit post sextam horam noctis, valere testamentum: iam enim complesse videtur annum quartum decimum, ut Marciano videtur. Ulp. 1. 5 D. qui test. fac. 28, 1. 3. In usucapionibus non a momento ad momentum, sed

totum postremum diem computamus; ideoque qui hora sexta diei kalendarum Ianuariarum possidere coepit, hora sexta noctis pridie kalendas Ianuarias implet usucapionem. Ulp. 1. 6. 7 D. de usurp. 41, 3.

b. 1. In omnibus temporalibus actionibus nisi novissimus totus dies compleatur, non finit obligationem. Paul. 1. 6 D. de O. et A. 44, 7.

2. Quod dicimus intra dies centum bonorum possessionem peti posse, ita intelligendum est, ut et ipso die centesimo bonorum possessio peti possit. Ulp. l. 1 § 9 D. de succ. ed. 38, 9. 3. Ubi lex duorum mensium fecit mentionem et qui sexagesimo primo die venerit, audiendus est. Paul. 1. 101 D. de R. J. 50, 17.

c. Minorem autem vigintiquinque annis natu, videndum, an etiam die natalis sui adhuc dicimus ante horam qua natus est, ut si captus sit restituatur? Et cum nondum compleverit, ita erit dicendum, ut a momento in momentum tempus spectetur. Ulp. 1. 3 § 3 D. de minor. 4, 4.

III. Ein Zeitraum, bei welchem alle Tage ununterbrochen gezählt werden, heißt continuum tempus; werden nur diejenigen mitgezählt, an welchen eine bestimmte Handlung vorgenommen werden konnte regelmäßig ohne Rücksicht auf die Kenntnis von dem Beginn der Frist, vgl. § 63. II. b. 1.—, diejenigen also ausgelassen, an welchen der betr. Handlung ein (entschuldbares und vorübergehendes) physisches oder juristisches Hindernis entgenstand, so spricht man von utile temp. Lettere Berechnung findet jedoch nur in geseßlich bestimmten Fällen statt, in welchen durch die Verabsäumung einer innerhalb einer einjährigen oder kürzeren Frist vor einer richterlichen Obrigkeit vorzunehmenden Handlung ein R. verloren geht.

a. Utile tempus est bonorum possessionum admittendarum. Ita autem utile tempus est, ut singuli dies in eo utiles sint, scilicet ut per singulos dies et scierit et potuerit admittere; ceterum quacumque die nescierit aut non potuerit, nulla dubitatio est, quin dies ei non cedat. Ulp. 1. 2 pr. D. quis ordo. 38, 15.

b. Quia tractatus de utilibus diebus frequens est, videamus, quid sit experiundi potestatem habere. Et quidem in primis exigendum est, ut sit facultas agendi; neque sufficit reum experiundi secum facere potestatem, nisi actor quoque nulla idonea causa impediatur experiri. Proinde sive apud hostes sit, sive reipublicae causa absit, sive in vinculis sit, aut si tempestate in loco aliquo vel in regione detineatur, .. experiundi potestatem non habet. . Illud utique neminem fugit, experiundi potestatem non habere eum, qui praetoris copiam non habuit; proinde hi dies cedunt, quibus ius praetor reddit. Id. 1. 1 D. de div. tempor. 44, 3.

Zweites Kapitel. Ausübung und Schuß der Rechte.

§ 23. (§ 13.) I. Wesen und Arten des Rechtsschußes. [Müll. § 13-15. B. J. § 129. P. § 29. 208. Schi. I. § 13. II. § 100. 101. Ku. § 467. 468.]

I. Ein R. ohne faktische Macht, d. h. ein R., welches sich nicht geltend machen dürfte, hätte keine Realität. Die Ausübung eines R. darf nicht abhängig sein von der freiwilligen Zustimmung der dem Berechtigten Gegenüberstehenden, sie muß selbst wider deren Willen erfolgen können; da Hinderung der Ausübung oder thatsächliche Nichtanerkennung eines R. sich als R-verlegung darstellt, so gehört es zum Wesen des R., daß seine Anerkennung erzwingbar sei. Dennoch darf in einem staatlich geordneten Gemeinwesen der Einzelne diesen Zwang nicht selbstthätig, nach eigenem Ermessen und auf eigene Verantwortlichkeit ausüben und sich so eigenmächtig zu seinem R. verhelfen; die Selbsthülfe, als eine der Wirkung nach unzuverlässige und unbegrenzbare, auf lediglich subjektiver R-anschauung beruhende Äußerung individueller Willkür, widerspricht dem Wesen der R-ordnung, und ist nur als Selbstverteidigung, Notwehr, d. i. unmittelbare Abwehr eines schon der Form nach rechtswidrigen, die Persönlichkeit selbst verlegenden Angriffes auf unsere Person oder unseren Besit, rechtlich gestattet. Vielmehr ist es da jeder Eingriff in die Privatrechtssphäre des Einzelnen sich zugleich in Widerspruch seht mit dem dieselbe anerkennenden positiven R. Aufgabe der Staatsgewalt als der rechtsverwirklichenden Macht, durch die dazu berufenen Organe den Einzelnen auf sein Anrufen in seinem R. zu schützen und die thatsächliche Anerkennung desselben zu erzwingen: an die Stelle der Selbsthülfe tritt Geltendmachung der verlegten R. vor Gericht, Untersuchung und Feststellung des Bestrittenen und richterliche Hülfe.

b)

a. 1. Non est singulis concedendum, quod per magistratum publice possit fieri, ne occasio sit maioris tumultus faciendi. Paul. 1. 176 pr. D. de R. J. 50, 17.

2. Exstat decretum D. Marci in haec verba: 'Optimum est, ut si quas putas te habere petitiones, actionibus experiaris; (interim ille in possessione debet morari, tu petitor es.]' Cum Marcianus diceret: 'vim nullam feci,' Caesar dixit: Tu vim putas esse solum, si homines vulnerentur? Vis est et tunc, quotiens quis id quod deberi sibi putat, non per iudicem reposcit. Quisquis igitur probatus mihi fuerit, rem ullam debitoris vel pecuniam debitam, non ab ipso sibi sponte datam, sine ullo iudice temere possidere vel accepisse isque sibi ius in eam rem dixisse, ius crediti non habebit.' Callistrat. 1. 13 D. qu. met 4, 2. 1. 7 ad l. Iul. de vi. 48, 7.

b. 1. vim,vi defendere omnes leges omniaque iura permittunt. Paul. 1. 45 § 4. D. ad 1. Aq. 9, 2.

2. Vim vi repellere licere Cassius scribit, idque ius natura comparatur. Ulp. 1. 1 § 27. D. de vi. 43, 16.

II. Der regelmäßige und ordentliche R-schuß besteht in der gerichtlichen Anerkennung eines wirklich vorhandenen R., welches gegen die bereits eingetretene Verlegung wiederhergestellt wird. (§ 24—29.) Es giebt aber auch Fälle, in welchen unter dem Gesichtspunkt der aequitas ein vorhandenes R. aufgehoben, ein bereits aufgehobenes wiederhergestellt wird (restitutio in integrum, § 30). Noch andere R-schuhmittel endlich bezwecken die Sicherstellung von Rechten gegen künftige drohende Verlegungen, oder von noch nicht realisirbaren R-ansprüchen (cautiones, missiones, § 31).

Die Darstellung der für den R-schutz und das gesamte gerichtliche Verfahren, Parteihandlungen wie richterliche Thätigkeit, geltenden R-sähe fällt der besonderen Disciplin des Civilprozesses *) anheim. Im folgenden sind nur die auf die einzelnen R-schuhmittel und auf die Modifikationen, welche jedes R. durch seine gerichtliche Geltendmachung erleidet, bezüglichen allgemeinen Grundsäge zu erörtern.

Ordentliche Rechtsschußmittel.

A. Actiones.

§ 24. (§ 14.) a. Wesen und Arten **).

[B. J. § 131. Schi. § 102-111. Ku. I. § 469-76. II. 403..]

I. a. Actio im formellen Sinne (Klagehandlung) ist die gerichtliche Geltendmachung eines R.; actio im materiellen S. (Klage-R., Klagebefugnis) ist die jedem vollkommenen R. innewohnende Macht, sich gerichtlich zu bethätigen, d. i. die Befugnis, durch Klaganstellung den Gegner zu einem R-streit über das betr. R. und zur Unterwerfung unter den richterlichen Ausspruch über die Existenz und Anerkennung desselben zu nötigen. (R. auf Einsegung eines iudicium?) Actio auch gleichbedeutend mit (klagbarem) R-anspruch, oder mit obligatio (Forderungs-R.) — b. Jm weitesten Sinne bezeichnet actio jedes R-schutzmittel; c. im engeren und eigentlichen nur das einen R-streit eröffnende, durch welches ein R. angriffsweise gegen jemand

regelmäßig behufs Verurteilung desselben - verfolgt wird (Klage); d. im engsten S. die Klage aus einer Obligation. - Der Kläger heißt actor, petitor, der Beklagte reus, is cum quo agitur. a. Nihil aliud est actio, quam ius quod sibi debeatur iudicio persequendi. Cels. 1. 51 D. h. t. (= de O. et A. 44, 7.) b. 1. Actionis verbo continetur in rem in personam, directa utilis, praeiudicium, stipulationes etiam, quae praetoriae

*) S. 4. T. (Anhang).

**) Vgl. § 201.

sunt, . . interdicta quoque actionis verbo continentur. Ulp. 1. 37 pr. eod.

2. Agere etiam is videtur, qui exceptione utitur, nam reus in exceptione actor est. Id. 1. 1 D. de except. 44, 1.

c. Actionis verbo non continetur exceptio. Paul. 1. 8 § 1 D. de V. S. 50, 16.

d. Actionis verbum et speciale est et generale: nam omnis actio dicitur, sive in personam sive in rem sit petitio. Sed plerumque actiones personales solemus dicere; petitionis autem verbo in rem actiones significari videntur; persecutionis verbo extraordinarias persecutiones puto contineri, utputa fideicommissorum, et si quae aliae sunt, quae non habent iuris ordinarii exsecutionem. Ulp. 1. 178 § 2 eod. II. Nach ihrem Inhalt oder Klagegrund werden die actiones. eingeteilt: a. in act. in rem s. vindicationes (dingliche Klagen) und in personam s. condictiones i. w. S. (persönliche Kl.). Leztere find die aus Obligationen entspringenden, von Hause aus nur gegen eine bestimmte Person, die des Verpflichteten, gerichteten Klagen. Erstere sind die Klagen aus allen übrigen R-verhältnissen, mit welchen ein dem Berechtigten jedem dritten gegenüber zustehendes R. geltend gemacht wird, und bei welchen die Person des Beklagten erst durch die R-verlegung bestimmt wird (vgl. § 6. I.). b. In act. *reipersecutoriae (erhaltende oder Ersagklagen), poenales und mixtae (§ 130).

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a. 1. Omnium actionum summa divisio in duo genera deducitur: aut enim in rem sunt, aut in personam. § 1 I. h. t. (= de act. 4, 6.)

2. In personam actio est, nobis vel ex contractu vel ex intendimus: DARE, FACERE, rem actio est, cum aut NOSTRAM ESSE, aut ius aliquod nobis competere velut utendi fruendi. Gaj. IV. § 2. 3.

qua agimus cum aliquo, qui delicto obligatus est i. e. cum PRAESTARE OPORTERE. §. In corporalem REM intendimus

3. In rem actio semper adversus eum est, qui rem possidet; in personam actio . . semper adversus eundem locum habet. Ulp. 1. 25 pr. D. h. t.

4. Quaedam actiones mixtam causam obtinere videntur, tam in rem quam in personam; qualis est familiae erciscundae actio, communi dividundo, . . finium regundorum,.. in quibus tribus iudiciis permittitur iudici, rem alicui ex litigatoribus ex bono et aequo adiudicare et . . eum invicem certa pecunia alteri condemnare. § 20 I. h. t. 1. Sequens illa divisio est, quod quaedam actiones rei persequendae gratia comparatae sunt, quaedam poenae persequendae, quaedam mixtae sunt. §. Rei persequendae causa comparatae sunt omnes in rem actiones; earum vero actionum, quae in personam sunt, hae quidem

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