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Vgl. auch § 56. III. b. 2. § 64. III. b. 3. § 66. I. b. § 78. II. § 96. I. c.

Legitima sunt iudicia, quae in urbe Roma vel intra primum urbis Romae miliarium inter omnes cives Romanos sub uno iudice accipiuntur; eaque e lege Iulia iudiciaria, nisi in anno et sex mensibus iudicata fuerint, exspirant: et hoc est quod vulgo dicitur, e lege Iulia litem anno et sex mensibus mori. §. Imperio vero continentur recuperatoria et quae sub uno iudice accipiuntur interveniente peregrini persona iudicis aut litigatoris; in eadem causa sunt, quaecumque extra primum urbis Romae miliarium . . . accipiuntur: ideo autem imperio contineri iudicia dicuntur, quia tamdiu valent, quamdiu is qui ea praecepit, imperium habebit. §. Ceterum potest ex lege quidem esse iudicium, sed legitimum non esse; et contra ex lege non esse, sed legitimum esse: nam . . . si ex ea causa, ex qua nobis edicto praetoris datur actio, Romae sub uno iudice inter omnes cives Romanos accipiatur iudicium, legitimum est. Gaj. IV. § 104. 105. 109.

IV. Die Zuständigkeit des Gerichtes im einzelnen Falle richtet sich nach der Person des Beklagten. Der persönliche Gerichtsstand wird bestimmt: a. Durch das Bürger-R. der Person in einer Gemeinde (forum originis); seit Verleihung der Civität an ganz Italien hatten die Bürger der municipia ein doppeltes forum originis, in der Heimat und in Rom, woselbst aber nur im Falle der Anwesenheit Klage erhoben werden konnte. (Ius revocandi domum.) b. Durch den bleibenden Aufenthalt in einer Gemeinde (forum domicilii).

a. 1. Municipem aut nativitas facit, aut manumissio, aut adoptio. Ulp. 1. 1 pr. ad munic. 50, 1.

b.

2. Roma communis nostra patria est. Mod. 1. 33 eod. 1. Cives quidem origo manumissio adlectio adoptio, incolas vero domicilium facit. Et in eo loco singulos habere domicilium non ambigitur, ubi quis larem rerumque ac fortunarum suarum summam constituit, unde rursus non sit discessurus, si nihil avocet, unde cum profectus est, peregrinari videtur, quo si rediit, peregrinari iam destitit. Diocl. 1. 7 C. de incol. 10, 40. (39).

2. Incola et his magistratibus parere debet apud quos incola est, et illis apud quos civis est; . . municipali iurisdictioni in utroque municipio subiectus est. Gaj. 1. 29 ad munic.

§ 189. (§ 3.) III. Iudices.

I. Als Richter in iudicio (§ 187. I.) fungirten in Rom entweder ständige Richterkollegien, oder, was die Regel war, vom Magistrat für den einzelnen R-streit bestellte Einzelrichter als Geschworene.

A. Erstere find: a. Die Decemviri iudices s. litibus iudicandis (seit dem 7. Jahrh. vom Volke gewählte magistratus), zu deren Kompetenz ursprünglich die Freiheitsprozesse (§ 40) gehörten, welchen aber durch Augustus die Leitung des Centumviralgerichtshofes (centumviralem hastam cogere) übertragen wurde. b. Der uralte Gerichtshof der Centumviri, welcher in republikanischer Zeit aus 105, zu je 3 aus den 35 Tribus — ob in ältester Zeit aus den 30 Curien, wozu noch als decemviri und zugleich decem primi des collegium 10 geloste Mitglieder des Senates hinzutreten? — gewählten, seit Augustus aus 180 Mitgliedern besteht und in 4 selbständige Sektionen (hasta, consilium, tribunal, iudicium) geteilt ist. Zur Kompetenz desselben gehörten anfangs die Vindicationes (mit Beschränkung auf res mancipi?), vornehmlich aber und später ausschließlich Erbschaftsstreitigkeiten — insbesondere über Gültigkeit oder Aufrechterhaltung von Testamenten (querela inofficiosi § 169. I.).

B. Die vom Magistrate bestellten Einzelrichter sind: a. Iudices (privati) oder arbitri. Diese wurden anfangs aus den Senatoren, dann wohl auch den Rittern genommen; doch gab es in Civilsachen eine vom Prätor aufzustellende Geschworenenliste (album iudicum selectorum) erst seit Augustus, welcher durch seine leges Iuliae iudiciariae das Richteramt (munus iudicandi) an 3 für Kriminal- und Civilsachen gebildete decuriae iudicum mit rittermäßigem Census ('quatringenarii'), und eine 4. für geringere Civilsachen bestimmte decuria der ducenarii' übertrug, welchen Caligula noch eine 5. decuria hinzufügte. Die Auswahl des Geschworenen im einzelnen Falle erfolgte regelmäßig durch Einigung der Parteien über denselben, wobei dem Kläger der Vorschlag (iudicem ferre), dem Beklagten die eidliche Verwerfung des Vorgeschlagenen (iniquum eiurare), zustand. Der Erwählte wurde vom Magistrate zum Richter bestellt (iudicis datio s. addictio) und vereidigt. b. Recuperatores find ursprünglich die Schiedsrichter in den völkerrechtlich vereinbarten Fremdengerichten (§ 7. II.); später kommen sie auch in den verschiedenartigsten R-sachen Röm. Bürger unter einander vor. wurden regelmäßig in Mehrzahl (3 oder 5) bestellt, und im einzelnen Falle durch Auslosung (sortitio) und Präsentation seitens des Magistrates, Verwerfung (reiectio) seitens der Parteien gewählt.

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Reciperatio est, ut ait Gallus Aelius, cum inter populum et reges nationesque et civitates peregrinas lex convenit, quomodo per reciperatores reddantur res reciperenturque, resque privatas inter se persequantur. Fest. h. v. (p. 274. Mull.)

II. In den Provinzen wurden die Richter vom Statthalter in der Regel aus den an dem Gerichtsorte domicilirten Röm. Bürgern (conventus civium Romanorum), in bestimmten Fällen aber auch, je nach der Provinzialverfassung, aus den Provinzialen, gewählt.

§ 190. (§ 4.) Gerichtszeit.

I. Was die für die Gerichtsverhandlungen in Rom bestimmten Tage anbetrifft, so hat man

A. für die republikanische Zeit zu unterscheiden. a. Tage, an welchen eine Verhandlung in iure vor dem Magistrat stattfinden konnte, waren die durch den Kalender bestimmten dies fasti (im Julian. Kalender 55-56): feststehende Gerichtstage - ursprünglich die Tage, an welchen die Vornahme einer legis actio dem fas gemäß war; im Gegensahe einerseits zu den dies nefasti (an welchen eine solche Verhandlung ein nefas enthielt, aber andere, dem imperium angehörende Jurisdiktionsakte § 188. II. b. gestattet waren), andererseits zu den dies comitiales, welche nur, wenn keine Volksversammlung stattfand, für die Jurisdiktion frei waren. b. Für die Verhandlungen in iudicio gab es keine feststehenden Gerichtstage, jedoch waren dieselben zeitlich beschränkt durch die Fest- und Spieltage.

B. Nachdem durch Augustus das Gerichtsjahr (actus rerum) hinsichtlich des Geschworenendienstes (§ 189. I. B. a.) fester bestimmt war, wurde dasselbe sowohl für die Jurisdiktionsmagistrate, wie für die iudices durch Marc Aurel in der Weise neu geordnet, daß es fortan 230 Gerichtstage (dies iudiciarii) enthielt. An den dies feriati fonnte nur ausnahmsweise in bestimmten dringenden Fällen (causae exceptae) oder mit Einwilligung der Parteien eine gültige gerichtliche Verhandlung stattfinden.

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II. In den Provinzen wurde vom Statthalter oder seinem von ihm delegirten Legatus oder Quaestor - Gericht gehalten (forum, conventum agere) in den von ihm bereisten Hauptorten der Jurisdiktionsbezirke (conventus), wo zu bestimmter Zeit alljährlich Landtage (conventus) stattfanden.

Zweites Kapitel. Das Verfahren.

§ 191. (§ 5.) I. Die Einleitung des Rechtsstreites. I. Die Eröffnung des R-streites erforderte die Gegenwart der Parteien vor Gericht. Regelmäßig im ordentlichen Verfahren — war es Sache des Klägers, behufs gerichtlicher Geltendmachung seines Anspruches den Gegner auf die Gerichtsstätte zu bringen.

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A. Zu diesem Zwecke stand ihm nach den 12 Tafeln mit gewissen Ausnahmen, wo er den Gegner traf und ohne Angabe des R-anspruches, die In ius vocatio (nötigenfalls mit Gewaltanwendung manus iniectio?) zu, welcher der Aufgeforderte sofort Folge leisten mußte, und nur durch Stellung eines Vindex, der die Klage (aber cum poena dupli) auf sich übernahm, sich entziehen konnte. Das prätorische Edikt sicherte der in ius vocatio Wirksamkeit durch Pönalklagen gegen den unfolgsamen, oder keinen vindex

stellenden Gegner, sowie gegen denjenigen, welcher letteren gewaltsam der in ius vocatio entzog (§ 201. III. A. a.)

a. Lex XII tabularum: SI IN IVS VOCAT, ITO; NI IT, ANTESTAMINO: IGITVR EM CAPITO. SI CALVITVR PEDEMVE STRVIT, MANVM ENDO IACITO. SI MORBVS AEVITASVE VITIVM ESCIT, IVMENTVM DATO; SI NOLET ARCERAM NE STERNITO. ADSIDVO VINDEX ADSIDVVS ESTO; PROLETARIO (CVI? IAM CIVI?) QVIS

b.

VOLET VINDEX ESTO.

1. In ius vocari non oportet. . magistratus qui imperium habent... Praeterea in ius vocari non debet qui uxorem ducat aut quae nubat, nec iudicem dum de re cognoscat, nec eum dum quis apud praetorem causam agit, neque funus ducentem familiare. Ulp. 1. 2 D. de in ius voc. 2, 4.

2. Praetor ait: PARENTEM, PATRONVM PATRONAMVE, LIBEROS

PARENTES PATRONI PATRONAE IN IVS SINE PERMISSV MEO NE

QVIS VOCET. 1. 4 § 1 eod.

3. Plerique putaverunt nullum de domo sua in ius vocari licere. Sed si aditum ad se praestet aut ex publico conspiciatur, recte in ius vocari eum Iulianus ait. Sed.. de domo sua nemo extrahi debet. Gaj. 1. 18. Paul. 1. 19. 21 eod.

B. An Stelle der in ius vocatio wurde später die private und freiwillige, dem Kläger geleistete Promission (mit oder ohne Bürgschaftsstellung oder Pönalversprechen) des Beklagten oder eines

anderen für ihn —, an einem bestimmten Tage sich in iure einzufinden (vadimonium, 'cautio s. satisdatio iudicio sisti') immer mehr üblich und erlangte im prätorischen Edikt Anerkennung. (Vgl. III.)

C. In den Provinzen vertrat die Stelle der hier nicht wohl anwendbaren in ius vocatio eine einfache Streitankündigung des Klägers an den Gegner (litis denuntiatio) mit der Aufforderung, auf dem nächsten Conventus zu erscheinen.

D. Jm späteren R. ob schon seit Marc Aurel?? — war die allgemeine Einleitungsform die litis denuntiatio (anfangs durch privata testatio, seit Constantin durch Erklärung zu Protokoll bei einer Behörde), an deren Stelle endlich im Just. R. die Einreichung einer Klagschrift (libellus conventionis) beim kompetenten Richter behufs Vorladung des Beklagten trat.

II. War die in ius vocatio oder Aufforderung zum vadimonium promittere wegen eines Hindernisses in der Person des Gegners unmöglich, oder erschien derselbe trot geleisteten vadimonium nicht in iure (vadimonium desertum), so galt er als indefensus, und es trat nach dem prätorischen Edikt Vermögenserekution (missio in possessionem, und weiterhin je nach den Umständen bonorum venditio) ein. Vgl. § 205. II. B.

a.

1. Edictum: QVI FRAVDATIONIS CAVSA LATITARIT.

HERES NON EXTABIT.

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b.

QVI ABSENS IVDICIO DEFENSVS NON FVERIT. Cic. p. Quinctio 19, 60.

2. Praetor ait: QVI FRAVDATIONIS CAVSA LATITABIT, SI BONI VIRI ARBITRATV NON DEFENDETVR, EIVS BONA POSSIDERI VEN

DIQVE IVBEBO. 1. 7 § 1 D. qu. ex caus. in poss. 42, 4.

1. Praetor ait: IN BONA EIVS, QVI IVDICIO SISTENDI CAVSA FIDEIVSSOREM DEDERIT, SI NEQVE POTESTATEM SVI FACIET

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NEQVE DEFENDETVR, IRI IVBEBO. Quid si non latitet, sed absens non defendatur? Nonne videtur potestatem sui non facere? Ulp. 1. 2 pr. § 2 eod.

2. Cum dicitur: ET EIVS, CVIVS BONA POSSESSA SVNT A CREDITORIBVS, VENEANT, PRAETERQVAM PVPILLI ET EIVS, QVI REI PVBLICAE CAVSA SINE DOLO MALO ABFVIT, intelligimus eius qui dolo malo abfuerit posse venire. §. Si ab hostibus quis captus sit, creditores eius in possessionem mittendi sunt, ut tamen non statim bonorum venditio permittatur, sed interim bonis curator detur. Paul. 1. 6 § 1. 2 eod.

c. Haec autem locum habent, quotiens pupillus non defendatur a quocumque, sive habeat tutorem pupillus sive non habeat. Ulp. 1. 5 pr. eod.

III. Konnte nicht schon beim ersten Erscheinen in iure die formelle Eröffnung des R-streites stattfinden oder die Instruktionsverhandlung beendigt werden (z. B. wegen nicht ausreichender Legitimation der Parteien, oder weil der Beklagte die sofortige Einlassung aus gerechtfertigten Gründen verweigerte), so lag dem Beklagten, behufs Vermeidung einer nochmaligen in ius vocatio, schon nach den 12 Tafeln die durch das prätorische Edikt weiter ausgebildete Verpflichtung ob, auf Befehl des Magistrates ein (maximal_begrenztes) vadimonium für sein Wiedererscheinen an dem gesezten späteren Termine zu stellen. (Vgl. § 134. II. b. 2.)

Cum in ius vocatus fuerit adversarius neque eo die finiri
potuerit negotium, vadimonium ei faciendum est i. e. ut
promittat se certo die sisti. §. Fiunt autem vadimonia qui-
busdam ex causis pura i. e. sine satisdatione, quibusdam
cum satisdatione, quibusdam iureiurando, quibusdam
recuperatoribus suppositis i. e. ut qui non steterit is pro-
tinus a recuperatoribus in summam vadimonii condemnetur:
eaque singula diligenter praetoris edicto significantur. §. Et
siquidem iudicati depensive agetur, tanti fiet vadimonium,
quanti ea res erit; si vero ex ceteris causis, quanti actor
iuraverit non calumniae causa postulare sibi vadimonium
promitti: nec tamen pluris quam partis dimidiae, nec pluri-
bus quam sestertium C milibus fit vadimonium.
§ 184-186.

Gaj. IV.

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