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2. Faciendi verbo reddendi etiam causa continetur. Pomp. 1. 175 D. de V. S. 50, 16.

3. Facere oportere et hanc significationem habet, ut abstineat quis ab eo facto, quod contra conventionem fierit, et curet ne fiat. Paul. 1. 189 eod.

II. Je nachdem das Objekt der Leistung ein von vornherein nach allen Seiten hin bestimmtes (certum), oder ein solcher Bestimmtheit entbehrendes, seinem Werte nach erst zu ermittelndes (incertum) ist, werden die Obligationen eingeteilt in obligationes certi(ae) condictio certi: 'si paret dare oportere' — und obligationes incerti(ae) - actio ex stipulatu (condictio incerti): 'quidquid paret dare facere oportere' (§ 198. I.) Die faciendi obligatio ist stets auf ein incertum gerichtet; der Gegenstand der dandi obligatio fann bald ein certum, bald ein incertum sein; ein incertum ist insbesondere die generische Leistung bei welcher das geschuldete Objekt nicht individuell, sondern bloß der Gattung nach bestimmt ist und in der Regel die alternativ bestimmte (Wahlobligation). Vgl. § 200. I. § 203. III. A. a. 4.

a. 1. Stipulationum quaedam certae sunt quadam incertae: certum est, quod ex pronuntiatione apparet, quid quale quantumque sit, ut ecce aurei decem, fundus Tusculanus, homo Stichus, tritici Africi optimi modii centum, vini Campani optimi amphorae centum. Gaj. 1. 74 de V. O. 45, 1.

2. Ubi autem non apparet, quid quale quantumque est in stipulatione, incertam esse stipulationem dicendum est. §. Ergo si qui fundum sine propria appellatione vel hominem generaliter sine proprio nomine, aut vinum frumentumve sine qualitate dari sibi stipulatur, incertum deducit in obligationem. §. Fundi certi si quis usumfructum stipulatus fuerit, incertum intelligitur in obligationem deduxisse: hoc enim magis iure utimur. §. Qui id, quod in faciendo vel non faciendo consistit, stipulatur, incertum stipulari videtur. §. Qui illud aut illud stipulatur veluti 'decem vel hominem Stichum,' utrum certum an incertum in obligationem deducat, non immerito quaeritur: nam et res certae designantur, et utra earum potius praestanda sit, in incerto est. Sed utcumque is qui sibi electionem constituit adiectis his verbis 'utrum ego velim,' potest videri certum stipulatus, cum ei liceat vel hominem' tantum vel 'decem' tantum intendere 'sibi dari oportere': qui vero sibi electionem non constituit, incertum stipulatur. Ulp. 1. 75 pr. § 1. 3. 7.8 eod. b. Si quis certum stipulatus fuerit, ex stipulatu actionem non habet, sed illa condicticia actione id persequi debet, per quam certum petimus. Id. 1. 24 D. de R. C. 12, 1.

§ 106. (§ 96.) B. Haupt- und Nebengegenstand. Zinsen. [Müll. § 103. B. J. § 80. P. § 261. Schi. § 242-247. K. § 109. Ku. I. § 666. 667. II. 398. 467. .~ D. § 152.]

I. Außer dem ursprünglichen und prinzipalen Gegenstande der Leistung kann die Obligation auch den Zuwachs desselben natürliche oder juristische Erzeugnisse (§ 73. III. B. C.) als Nebengegenstand umfassen. Insbesondere hat der Schuldner, wenn die Obligation auf eine Geldsumme (oder eine Quantität anderer Fungibilien) gerichtet ist, neben dieser Kapital (sors, caput) - häufig noch ein in einer Quote derselben bestehendes Äquivalent für deren dem Schuldner gewährte oder dem Gläubiger entzogene Nußung Zinsen (usurae, foenus) zu leisten. Die Zinsverbindlichkeit ist stets eine Accession der Hauptverbindlichkeit, mit deren Aufhebung sie jedenfalls für die Zukunft von selbst erlischt. (§ 142. III. b.) Sie beruht entweder auf Vertrag (usurae *conventionales), oder auf gesetzlicher Bestimmung und richterlicher Verfügung (usurae *legales, iudiciales i. e. quae officio iudicis praestantur), z. B. Verzugszinsen. Lehtere kommen nur bei bonae fidei obligationes vor, erstere sowohl bei diesen als bei stricti iuris obligationes, doch in verschiedener Gestalt. Zur Begründung einer Zinsverbindlichkeit bei einer bonae fidei obligatio bedarf es nur eines formlosen Nebenvertrages, und sie bildet dann (gleichwie die auf R-vorschrift_beruhende) eine bloße Erweiterung der Hauptverbindlichkeit, kann jedoch auch selbständig (lettere nur zugleich mit ihr) mit der Klage aus derselben geltend gemacht werden. Dagegen wird bei stricti iuris obligationes (z. B. Darlehn) eine Zinsverbindlichkeit nur durch selbständige stipulatio begründet, und sie bildet dann stets den Inhalt einer besonderen wenngleich accessorischen Obligation neben der auf das Kapital gerichteten Hauptobligation; mit derselben Wirkung kann natürlich eine Zinsstipulatio auch bei einer bonae fidei obligatio eingegangen werden.

a. Si deposita pecunia is qui eam suscepit usus est, non dubium est etiam usuras debere praestare. Sed si, cum depositi actione expertus es, tantummodo sortis facta condemnatio est, ultra non potes propter usuras experiri. Non enim duae sunt actiones, alia sortis alia usurarum, sed una, ex qua condemnatione facta, iterata actio rei iudicatae exceptione repellitur. Gord. 1. 4 C. depos. 4, 34. b. Pretii sorte licet post moram soluta, usurae peti non possunt, cum hae non sint in obligatione, sed officio iudicis praestentur. Hermog. 1. 49 § 1 D. de A. E. V. 19, 1. c. Qui sortem stipulatur et usuras quascumque, certum et incertum stipulatus videtur; et tot stipulationes sunt, quot res sunt. Ulp. 1. 75 § 9 D. de V. O. 45, 1.

II. 3insfuß (modus usurarum) ist das für einen bestimmten

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Zeitraum (gewöhnlich ein Jahr) berechnete Quotenverhältnis zwischen den Zinsen und dem geschuldeten Kapital. In ältester Zeit wurden bei den Römern die Zinsen nach dem Uncialsystem berechnet: also ist unciarium foenus 1 uncia für 1 as (= 12 unciae) pro anno, gleich 81 Prozent für das 10monatliche, 10 Prozent für das 12monatliche Jahr (§ 22. I.); semiunciarium foenus 5 Prozent (§ 147. I. C.) Später rechnete man nach monatlichen Prozenten (kalendaria, instrumentum kalendarii) —, wobei die centesimae usurae, d. h. 1 Prozent p. Monat, die Zinseinheit bildeten: also waren centesimae usurae gleich 12 Prozent, semisses (sc. centesimae) gleich 6 Prozent, besses gleich 8 Prozent, trientes gleich 4 Prozent jährlich. (In der christlichen Kaiserzeit gleich 12, 61, 8 u. f. f., da vom solidus, welcher 24 siliquae enthielt, der Bequemlichkeit wegen 3 siliquae als centesimae usurae angenommen wurden.) Das erlaubte Zinsmaximum (usurae legitimae, maximae) war nach den 12 Tafeln das unciarium foenus, später wurden es die centesimae usurae und blieben es auch nach mannigfachen Schwankungen bis auf Justinian, welcher dasselbe (mit vielfachen Ausnahmen) auf semisses usurae herabseßte. — Beschränkt war das Zinsnehmen ferner durch das Verbot des Anatocismus (Zinseszins) und durch die Bestimmung, daß rückständige Zinsen nie ultra duplum (d. h. über die Höhe des gefchuldeten Kapitals hinaus) anwachsen und fortlaufen sollten. (§ 21. IV. b. 2.) — Häufig wurden Zinsen in Form einer Pönalstipulation ausbedungen.

a.

'si die suprascripta summa P. Maevio. . soluta non erit, tunc eo amplius, quo post solvam, poenae nomine in dies triginta inque denarios centenos denarios singulos dari stipulatus est P. Maevius, spopondi ego L. Titius.' 1. 40 D. de R. C. 12, 1.

b. Poenam pro usuris stipulari nemo supra modum usurarum licitum potest. Mod. 1. 44 D. de usur. 22, 1.

C. Schadensersaß und Interesse.

§ 107. (§ 97.) a. Im allgemeinen.

[Müll. § 101. B. J. § 102. Schi. § 232-234. Ku. § 611. 612. 619.]

I. Schaden (damnum) ist jeder Vermögensnachteil, welchen jemand durch irgend ein Ereignis erleidet. Beruht dasselbe auf bloßem Zufall (casus), so hat der Betroffene in der Regel keinen Anspruch auf Ersatz des Schadens (casus a nullo praestantur, *casum sentit dominus?); noch weniger, wenn er selbst Urheber desselben ist. Der R-grund der Schadensersagverbindlichkeit (damni praestatio) ist entweder Vertrag oder R-verlegung. Nämlich ein Schadensersatzanspruch ist vorhanden: 1. wenn ein dritter zur Erstattung des durch Zufall (oder eine fremde Handlung) erlittenen

Vermögensnachteiles (praestatio periculi) infolge besonderer Vereinbarung (z. B. beim commodatum, oder selbständiger Versicherungsvertrag) oder positiver R-bestimmung (§ 136. IV. b.) verpflichtet ist; 2. wenn das schädigende Ereignis sich auf den widerrechtlichen Willen eines dritten zurückführen läßt. Im ersteren Falle kann der Ersat des Schadens als der ursprüngliche und alleinige Gegenstand der Obligation zur Sprache kommen; stets ist er dies im lchteren dann, wenn die schädigende Handlung des dritten eine an sich rechtswidrige oder unerlaubte (delictum) ist; dieselbe kann jedoch auch in einer Verlegung der besonderen, ihm durch eine vorhandene Obligation auferlegten Verpflichtung bestehen (dolus, culpa, mora des Schuldners, Weigerung der Erfüllung der Obligation), und alsdann bildet der Schadensersatz den nachfolgenden und mittelbaren Gegenstand der Obligation, indem er entweder an die Stelle des ursprünglichen Gegenstandes der Leistung tritt, oder zu demselben, die Hauptleistung des Schuldners erweiternd, als Nebengegenstand hinzukommt. Da es im Röm. R. nur eine pecuniaria condemnatio giebt (§ 198. II.), und ein direkter Zwang zur Erfüllung der Obligation unstatthaft ist, so verwandelt sich jede (nicht auf eine bestimmte Geldsumme gerichtete) Obligation, was auch ihr ursprünglicher Gegenstand sein mag, infolge der vertretbaren - Nichterfüllung und der gerichtlichen Verurteilung in einen Anspruch auf Ersatz des durch den Schuldner verursachten Vermögensnachteiles, d. h. auf den Vermögenswert der geschuldeten ursprünglichen Leistung (litis aestimatio).

a. Quod quis ex culpa sua damnum sentit, non intelligitur damnum sentire. Pomp. 1. 203 de R. J. 50, 17.

b. Nemo damnum facit, nisi qui id fecit, quod facere ius non habet. Paul. 1. 151 eod.

II. Der Schaden, den jemand erleidet, kann a. entweder das bereits vorhandene Vermögen desselben um einen Bestandteil verringern, positiver Schaden (*damnum emergens); oder einen Vermögenszuwachs vereiteln, negativer Schaden, entgehender Gewinn (*lucrum cessans). b. In beiden Fällen kann der Schaden entweder die unmittelbare, oder die erst durch Vermittlung besonderer, individueller Umstände eintretende Folge des schädigenden Ereignisses sein (damnum *directum - indirectum).

a. 1. amisisse dicimur quod aut consequi potuimus aut erogare cogimur. Paul. 1. 33 pr. D. ad 1. Aq. 9, 2.

2. Et sive quid amiserit vel lucratus non sit, restitutio facienda est, etiamsi non ex bonis quid amissum sit. Id. 1. 27 D. ex qu. c. maj. 4, 6.

b. 1. Proinde si servum occidisti, quem sub poena tradendum promisi, utilitas venit in hoc iudicium. · Item causae corpori cohaerentes aestimantur, si quis ex comoedis, aut symphoniacis, aut gemellis, aut quadriga, aut ex pari mularum unum vel unam occiderit: non solum enim perempti

corporis aestimatio facienda est, sed et eius ratio haberi debet, quo cetera corpora depretiata sunt. Id. 1. 22 D. ad 1. Aq.

2. Inde Neratius scribit, si servus heres institutus occisus sit, etiam hereditatis aestimationem venire. Ulp. 1.23 pr. eod.

b. Gründe des Schadensersaßes.

§ 108. (§ 98.) 1. Dolus und Culpa.

[Müll. § 102. B. J. § 105. P. § 278. Schi. § 235. 236. Ku. § 613—15.]

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I. Die Verpflichtung zum Schadensersaß wegen einer R-verleyung sezt voraus Verschuldung der letteren durch den Handelnden (culpa i. w. S.): der schädigende Erfolg der Handlung resp. Unterlassung muß dem Urheber überhaupt zugerechnet (imputirt) werden können. (§ 133. I. b. 4. 5.) Diese Verschuldung kann bestehen entweder: a. in einer positiven, direkt auf die R-verlegung gerichteten Absicht (dolus, Arglist); oder b. in einem der R-verlegung gegenüber negativen, d. h. die vorausgesehene oder vorausschbare Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit des rechtsverlezenden Erfolges seiner Handlung oder Unterlassung pflichtwidrig außerachtlassenden Verhalten des Subjektes (culpa i. e. ). Unter den Begriff der culpa fällt sowohl der Mangel an pflichtmäßiger Sorgfalt und Aufmerksamkeit desjenigen, welcher an den rechtsverleyenden Erfolg seiner Handlung oder Unterlassung, obschon derselbe hätte vorausgesehen werden können, überhaupt nicht gedacht hat (unbewußte Fahrlässigkeit, Nachlässigkeit, Unbedachtsamkeit): als der Mutwille und Leichtsinn (luxuria, lascivia) desjenigen, welcher die Handlung oder Unterlassung sich zu schulden kommen läßt, troßdem er den möglichen rechtsverleßenden Erfolg derselben vorausgesehen hat (bewußte culpa).

Si putator ex arbore ramum cum deiiceret, hominem praetereuntem occidit, ita tenetur, si is in publicum decidat nec ille proclamarit, ut casus eius evitari possit. Sed Mucius etiam dixit, si in privato idem accidisset, posse de culpa. agi: culpam autem esse, quod cum a diligente provideri potuerit, non esset provisum, aut tum denuntiatum esset, cum periculum evitari non possit. . . Quodsi nullum iter erit, dolum dumtaxat praestare debet, ne immittat in eum, quem viderit transeuntem: nam culpa ab eo exigenda non est, cum divinare non potuerit, an per eum locum aliquis transiturus sit. Paul. 1. 31 D. ad 1. Aq. 9, 2. II. a. Für die durch dolus herbeigeführte R-verlegung haftet man stets. b. Die culpa als Grund der Schadensersagverbindlichkeit kommt nur zur Sprache: 1. bei der unmittelbaren Sachbeschädigung durch den Handelnden, welche eine selbständige Deliktsobligation (damnum iniuria datum ex 1. Aquilia, § 133.) erzeugt, sog.

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