Vorwort des Aebersetzers. Die Geschichte Rußlands von Professor Bestushew - Rjumin will in faßlich klarer Darstellung, auf Grundlage des heutigen Standes der Geschichtsforschung, die Geschichte des russischen Reiches von den ältesten Zeiten bis in die Gegenwart führen. In den engen Rahmen von nur drei Bänden gefaßt, wird hier das Resultat vieljähriger Arbeiten des im Gebiete der russischen Geschichtsforschung wohlbekannten Gelehrten geboten. Es schien umsomehr gerechtfertigt, diese Arbeit der deutschlesenden Welt durch eine Uebersehung zugänglich zu machen, als die bisherigen Darstellungen der Geschichte Rußlands theils veraltet, theils, wie die verdienstvolle Arbeit von Strahl und Herrmann in der Heeren - Uckert'schen Staatengeschichte, wegen ihres großen Umfanges einem weiteren Leserkreis nicht zugänglich sind. Auch hat die neuere Forschung viele in den älteren Bänden behandelte Fragen überholt. Die historische Forschung, die sich in Rußland in den lezten Decennien mit besonderem Eifer der eigenen Geschichte zugewendet hat, liegt aber so sehr in zahlreichen Zeitschriften und Journalen verstreut, daß nur einem russischen Gelehrten sich Mittel und Wege bieten konnten, dies weite, Deutschland fast ganz unzugängliche Material zu beherrschen. In Rußland hat der erste Band der „Geschichte Rußlands" eine sehr gute Aufnahme und durchweg günstige Beurtheilungen gefunden. Das Bedürfniß einer Neubearbeitung der Geschichte in allgemein verständlicher und doch wissenschaftlicher Form war auch troß der größeren neueren Geschichtswerke ein Allgemeines. " Professor Bestushew - Rjumin beschränkt sich nicht blos auf die politische Geschichte seines Vaterlandes, mit besonderer Vorliebe sind vielmehr auch die in Rußland so wichtigen ethnographischen und die culturgeschichtlichen Verhältnisse behandelt. Die Uebersegung hat sich streng an den Text gehalten, dabei jedoch allen Anklang an Russicismen zu vermeiden gesucht. Die altslavischen, polnischen und serbischen Citate sind sämmtlich in's Deutsche übertragen, nur in den lateinischen, griechischen und französischen Noten wurde der Urtert beibehalten. Wo es nothwendig erschien, wurden einzelne in Deutschland nicht übliche Ausgaben in die dort gangbaren umgeseßt. Die russischen und slavischen Namen sind durchweg wiedergegeben wie sie gesprochen werden. Quellen und Literatur zur russischen Geschichte," wie sie hier dem deutschen Publikum zugänglich gemacht werden, bilden die Einleitung zum ersten Bande der Geschichte Rußlands vom Professor Bestushew - Rjumin. Bei Durchsicht der Uebersezung fand der Verfasser Gelegenheit, Lücken zu ergänzen, die, wie nicht anders möglich, in den ersten russischen Ausgaben vorhanden waren; kleine Versehen wurden berichtigt und, durch Zuziehung der neu erschienenen historischen Arbeiten, das Ganze vervollständigt. Wer daher die russische Ausgabe mit der deutschen vergleicht, wird lettere bedeutend reicher finden, und wir hoffen daher, auch den Besizern des russischen Textes eine nicht ungenehme Ergänzung zu liefern. Zum Schluß sei noch kurz erwähnt, daß zur leichteren Orientirung neben der deutscher Ueberseßung auch die russischen Titel der zahlreich citirten Jour nale beibehalten wurden. Einleitung. Quellen und Literatur zur russischen Geschichte von der ältesten Zeit bis 1825. 1. Die Chroniken. 2. Sonderberichte, Heiligenleben. 3. Memoiren, Briefe. 4. Urkunden. 5. Literatur. 6. Materielle Quellen. 7. Berichte der Ausländer. 8. Wissen- schaftliche Bearbeitung der Geschichte. Erftes Capitel. Die Slaven. Ihre Ausbreitung. Die Religion der Slaven. Naturgötter, Festtage, Hausgötter, Bestattungsge- bräuche, Gottesdienst. Familienleben. Gesellschaftlicher Zustand. Materieller Bestand des Lebens der Slaven, vorzüglich der ruf- Zweites Capitel. Die Warägo-Russen. Ansichten über die Herkunft der Warägo Ruffen. Thätigkeit der ersten Fürsten. Gesellschaftlicher Zustand unter den warägischen Fürsten. Annahme des Christen- Drittes Capitel. Geographische Skizze Rußlands in der Periode der Theilfürften. Verschiedene Ansichten über den Character dieser Periode. Geschichte des Großfürstenthums Kiew. Geschichte der Fürstenthümer: Perejaslawl, Tschernigow, Sewerst, Smolensk, Polozk, Turow, Wolhynien, Galitsch, Suzdal und Räfan. pag. 108. Biertes Capitel. Die russische Gesellschaft in der Periode der Theil- fürsten: Der Fürst, die Volksversammlung, die Gefolgschaft, die Fünftes Capitel. Die Tataren. Einfall und Herrschaft der Tataren. Begebnisse im susdalschen Rußland. Daniil, König von Galitsch und der Fall von Galitsch. Die Schwertbrüder. Litthauen. pag. 202. Sechstes Capitel. Das Gebiet von Nowgorod. Macht und Fall Now= gorods. Die Verfassung Nowgorods: Der Fürst, die Volks versammlung, die Verwaltung; Gerichtswesen, Stände, Handel. Kirche und Literatur. Pskow. Eigenthümlichkeiten Pskows. Siebentes Capitel. Ursachen der steigenden Macht Moskaus. Die Fürsten von Moskau als Einiger Rußlands: Jwan Danilowitsch, Simeon und Iwan Iwanowitsch, Dmitri Iwanowitsch Donskoi, Waffili Dmitrijewitsch, Waffili Wasiljewitsch. Begebnisse in den übrigen Fürstenthümern Ost-Rußlands: Twer, Räsan, Susdal, Smolensk. Gesellschaftlicher Zustand des östlichen Rußland zur Zeit der Tataren: Die Fürsten, die Stände, die Kirche. Sittlicher und |