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مسله د هستند

TITI LIVI

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Vorwort.

Von der Verlagshandlung zur Herstellung einer zweiten Auflage der Frey'schen Livius-Schulausgabe (B. I und II) aufgefordert, deren Besorgung Herr Director Frey abgelehnt, glaubte ich mich dieser Aufgabe unterziehen zu dürfen, weil ich mich schon geraume Zeit mit Erforschung des Livianischen Sprachgebrauchs beschäftigt hatte und mir hinreichendes Material in umfangreichen theils eigenen, theils fremden (mir zur Ueberarbeitung vorliegenden) Sammlungen zu Gebote stand. Doch wurden mir bald die grossen Schwierigkeiten klar, die sich bei einem derartigen Vorhaben dem dariu noch Ungeübten entgegenstellen.

Gern hätte ich nun noch länger bei der Bearbeitung verweilt, indess durfte ich, da die erste Auflage von Buch I vergriffen war, die Veröffentlichung des vorliegenden Heftes nicht mehr aufschieben.

Den Gebrauch der Ausgabe habe ich mir so gedacht, dass sie sowohl der Schüler, als auch der geübtere Livius - Leser und der Lehrer benutzen könnte. Deshalb habe ich mich in Beziehung auf Grammatik und Sprachgebrauch nicht auf das für Livius-Anfänger in Secunda Nothwendige und Wissenswerthe beschränkt, sondern etwas mehr zu bieten gesucht. Der Livianische Sprachgebrauch namentlich in seiner Eigenartigkeit, seine vielfachen Abweichungen von Cicero und Caesar, seine poetischen Wendungen) und Gräcismen sollten betreffenden Orts möglichst bemerkbar gemacht und zum Bewusstsein gebracht werden. Bin ich hierin zu weit gegangen **), so hoffe ich wenigstens, dass dem Schüler die Benutzung der Anmerkungen durch einige, vielleicht nur den Lehrer und Livius-Kenner interessirende, Notizen nicht wesentlich erschwert werden wird. Vieles in dieser Richtung früher Mitvorgebrachte habe ich noch bei letzter Durchsicht des Manuscripts gestrichen.

Zur angemessenen deutschen Uebersetzung des L., die selbst dem Primaner oft nicht geringe Schwierigkeiten macht, und für die deshalb O. Schmidt in seiner Recension der Frey'schen Ausgabe ***) mit Recht öfter entsprechende Winke' fordert, habe ich

*) Welchen Einfluss Vergil auf des Livius Sprache ausgeübt, kann man annähernd daraus sehen, dass von den in Ladewigs Programm 'de Vergilio verborum novatore' P. I. Neu-Strelitz 1870 p. 3 ff. aufgeführten, bei Vergil zuerst vorkommenden Worten Livius in den erhaltenen Büchern 40 verwendet hat. S. im Anhang zu c. 28, 1.

**) Man könnte z. B. die Angabe der Livianischen äлağ signμéva überflüssig finden; indess sollten sie mit anschaulich machen, wie auch der Wortgebrauch des L. in der ersten Dekade und namentlich im ersten Buche noch viel Vereinzeltes enthält und schwankend ist.

***) Zeitschr. für Gymnasialwesen N. F. 1868 S. 531.

deren nicht selten (hoffentlich nicht zu derbe) gegeben. Was die sachliche Erklärung betrifft, so sind vorzugsweise die vortrefflichen Bemerkungen von Weissenborn benutzt worden, dessen Verdienste um die Erklärung des L. jetzt fasst allseitig die gebührende Anerkennung finden. Doch habe ich auch kein Bedenken getragen Stellen aus Schwegler, Mommsen, Preller u. A. wörtlich oder fast wörtlich aufzunehmen, wo eine andere Fassung mir im Interesse der Deutlichkeit und Genauigkeit unrathsam schien. Das Citiren einer Grammatik und die Angabe philologischer Schriften aller Art (Naegelsbach, Kühnast, Draeger, Hildebrand, Wölfflin u. A.) ist grundsätzlich und wohl fast ausnahmslos vermieden worden.

Dass ich von einer ausführlichen biographischen und literarhistorischen Einleitung abgesehen und nur das Allernöthigste gegeben, wird man nach der diesen Gegenstand erschöpfenden Einleitung von Weissenborn, sowie den Bemerkungen Wölfflins über die vor-livianische Geschichtsschreibung und den Charakter der antiken Historiographie erklärlich finden.

Der Text ist im Wesentlichen der der Weissenborn'schen Ausgabe 5. Auflage*), mit einigen Abweichungen, meist nach Madvig.

Die sehr viel Gutes enthaltenden Anmerkungen Frey's haben, ebenso wie die von Tücking, häufig Verwendung gefunden; indess nahm die vorliegende Bearbeitung schliesslich eine von der Frey'schen Ausgabe zu verschiedene Gestalt an, als dass der Herausgeber noch das Recht gehabt hätte, sie als zweite Auflage derselben zu bezeichnen. Er zog es deshalb vor, sie unter seinem eigenen Namen erscheinen zu lassen.

Möge nun dies Heft, über dessen vielfache Mängel ich mich durchaus keiner Selbsttäuschung hingebe, eine wohlwollende und objektive, wenn auch strenge Beurtheilung finden. Tadel, der Gründe und Beweisstellen anführt, und auch, womöglich, sagt, wie es besser zu machen, der sich nicht mit allgemeinen Formeln begnügt und nicht bloss Ausdruck subjektiver Ansicht ist, werde ich als einen belehrenden und die Sache wirklich fördernden mit aufrichtigem Danke hinnehmen.

Zum Schlusse spreche ich Herrn Direktor Dr. Krahner und Herrn Professor Schötensack in Stendal meinen verbindlichsten Dank aus, ersterem für die vielfache wohlwollende Unterstützung durch Rath und That, die er mir bei meiner Arbeit hat zu Theil werden lassen, letzterem für die freundliche Hilfe, die mir beim Durchsehen der Correcturbogen sein hierin geübtes Auge gewährt hat. Stendal, im Mai 1875.

Moritz Mueller.

*) Die 6. Auflage kam mir leider erst zu Händen, als der grösste Theil des Drucks vollendet war.

EINLEITUNG*).

T. Livius ist geboren zwischen 59 und 57 v. Chr. zu Patavium (j. Padua 1)), das sich rühmte von dem Trojaner Antenor gegründet zu sein (Liv. I, 1, 2). Ueber sein Leben ist wenig bekannt; er hat wahrscheinlich den grössten Theil desselben in Rom zugebracht, sich entfernt haltend von politischer Thätigkeit, doch mit Augustus befreundet; auch mit dem späteren Kaiser Claudius (geb. 10 v. Chr.) scheint er in Verbindung gestanden und auf dessen Studien Einfluss ausgeübt zu haben (Suet. Claud. 41). Seine letzten Jahre verlebte er wieder zu Patavium, wo er auch 17 n. Chr. gestorben ist. Er hatte jedenfalls eine ausgezeichnete Jugendbildung genossen und war wie aus verschiedenen Stellen 2) und Partien seiner Geschichte zu schliessen ist mit griechischer Sprache und Literatur vertraut. Auch von seiner sonstigen manchfachen Bildung legt sein Werk beredtes Zeugniss ab. Eine Frucht philosophischer Studien waren Dialoge und eine andere philosophische Schrift, welche Seneca denen des Cicero und Pollio an die Seite stellt. Ausserdem wird erwähnt ein Brief an seinen Sohn, in dem eine Anleitung zu dessen Bildungsgange enthalten war.

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Seinen Hauptruhm indess begründete sein grosses Geschichtswerk, in 142 Büchern unter dem Titel ab urbe condita libri die römische Geschichte von ihren Uranfängen (Aeneas Ankunft in Italien) bis Drusus Tod 9 v. Chr. behandelnd, angefangen zwischen 27 und 25 v. Chr. Man nimmt an, dass er es auf 150 Bücher zu bringen und bis zum Tode des Augustus fortzuführen beabsichtigt habe. Gegliedert war es nach Dekaden und Halbdekaden (von welcher Eintheilung Livius später aber wieder abgegangen zu sein scheint) und wurde jedenfalls in einzelnen Theilen veröffentlicht.

*) Für die römische Annalistik und Historiographie vor Livius und den Charakter der römischen Geschichtsschreibung überhaupt im Unterschiede von der modernen sei auf die vortreffliche Einleitung zu Wölfflins in demselben Verlage 1873 erschienener Ausgabe des XXI. Buches verwiesen. 1) Seine Vaterstadt liess ihm, als man seine Gebeine gefunden zu haben glaubte, im Jahre 1548 ein prächtiges Mausoleum errichten. 2) 27, 11, 5. 5, 4, 4. 26, 22, 14. 9, 17, 6. 3, 68, 10 u. a.

Livius B. 1.

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