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Das Recht der Uebersetzung in fremde Sprachen wird vorbehalten.

Vorwort.

Später als ich wünschte und hoffte erscheint nunmehr wenigstens der erste Theil der längst schon hier und da als beabsichtigt angekündigten Lebensbeschreibung meines theuern Schwagers. Die mannigfaltigen mit meinem Amte verbundenen Geschäfte gestatteten mir nicht, dieser Aufgabe, wie sehr auch mein ganzes Herz ihr zugewandt war, eine andere als eine sehr vereinzelte und oft selbst durch lange Zeiträume unterbrochene Thätigkeit zu widmen. Indessen beklage ich diese Verzögerung nicht, da während dieser Zeit selbst bis nahe vor dem Beginn des Druckes mir noch von verschiedenen Seiten eine große Zahl von Briefen Ritters zugegangen ist, von deren Existenz ich keine Kunde hatte, und denen ich wichtige Mittheilungen verdanke. Und ich fürchte nicht, daß inzwischen das Interesse für Ritter etwa schon geschwunden sei, und diese Schrift zu spät komme.

Größere Sorge habe ich, daß sie den Erwartungen, wenigstens so weit sie mein Werk ist, nicht entsprechen möge. Gern hätte ich es andern, versuchtern Händen überlassen, dás Bild des theuern Mannes zu zeichnen. Aber da diese Aufgabe mir durch die Natur der Verhältnisse, deren Gewicht ich nicht verkennen konnte, zufiel, so habe ich mich ihr mit

Freudigkeit unterzogen und den Zoll der dankbaren Liebe, die ich ihm schulde, dadurch abzutragen gesucht, daß ich sie mit aller Treue zu lösen strebte. So wird man in den nachfolgenden Blättern wenigstens nicht das liebevolle Eingehen auf den Gegenstand, dem sie gewidmet sind, vermissen, und ich hoffe, daß ihnen dadurch eine ebenso freundliche Aufnahme werde bereitet werden, als die unmittelbar nach Ritters Tode von mir veröffentlichte Lebensskizze gefunden hat.*) Uebrigens gehört der größte Theil dessen, was sie enthalten, Ritter selbst an, wodurch ihnen ein bleibender Werth gesichert ist. Denn diese aus seinem handschriftlichen Nachlaß und seinen sonstigen Schriften gemachten Mittheilungen bringen seine ausgezeichnete und edle Persönlichkeit zu einer so lebendigen Anschauung, daß ein Feder, der überhaupt Empfänglichkeit dafür hat, sich dadurch erfreut, ja im Innersten gehoben fühlen muß. Es giebt unter den deutschen Gelehrten, das stehe ich nicht an auszusprechen, wenige, in welchen die in Gemüth und Geist gelegten reichen Keime unter Gottes gnädiger Führung durch eigne treue und demüthige Arbeit zu einer so vollen, harmonischen Entfaltung und Ausgestaltung gelangt wären und so viele Frucht gebracht hätten, als bei Ritter. Der Grund davon ist, daß Mittelpunct und Ziel seines Denkens, Forschens und Thuns der lebendige Gott war, und mit fortschreitendem Alter in immer klarerem und vollerem Bewußtsein wurde. Dies ist zugleich der

*) S. Neumanns Zeitschrift für allgemeine Erdkunde Bd. VII. S. 209 flgde. Manche dort sich findende, allerdings nur Nebendinge betreffende Einzelnheiten finden in der nachfolgenden Darstellung ihre Berichtigung.

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