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E. who would have thought, of the oder on the, all, fall hat die Schriftsprache die ältern Formen. So haben ferner eine Anzahl deutscher Mundarten den Genitiv und Dativ völlig aufgegeben, während die Schriftsprache dieselben bewahrt. Für die Formenlehre sind daher die Mundarten am Wichtigsten; auch der Lautlehre können sie, mit Vorsicht benutzt, gute Dienste leisten, so verwirrt auch ihr Lautsystem ist; für die Syntax bieten sie wie natürlich wegen der ihnen in der Regel mangelnden schriftmässigen Ausbildung die wenigsten Vortheile.

Unter allen Mundarten der englischen Sprache, die sich in 2 Haupttheile theilen, die eigentlich sächsischen und die englischen Mundarten (erstere umfassen das ganze England bis zum Humber mit Ausnahme von Ostangeln, Lincoln und Cheshire, letztere die nordenglischen und südschottischen Mundarten) ist die südschottische die bildungsfähigste und die am meisten schriftstellerisch ausgebildete. An Bildungsfähigkeit übertrifft sie die englische Schriftsprache bei Weitem, auch an Wohlklang übertrifft sie dieselbe eher, als dass sie ihr nachstände. Ihr Schriftenthum ist im Fache der lyrischen Dichtung bedeutend zn nennen; auf diesem, wenn auch nur auf diesem Felde denn die wenigen dramatischen und epischen Erzeugnisse in neuschottischer Mundart stehen zu vereinzelt hat sie einen glücklichen Wetteifer mit dem Englischen gezeigt. Alle übrigen Mundarten der englischen Sprache sind schriftstellerisch so gut wie gar nicht angebaut, obwohl es Gedichte und prosaische Aufsätze fast in jeder giebt; aber diese Arbeiten sind in der Regel nichts weniger als volksthümlich. Am Vortheilhaftesten zeichnen sich in dieser Hinsicht noch Anderson's Balladen in cumberländischer Mundart aus.

Erster Abschnitt.

Geschichte der englischen Sprache.

S. 8.

Die Kelten.

Die ältesten Bewohner der britischen Insel, die Britten, waren Kelten, ein zu Anfang unserer Zeitrechnung über Belgien, Gallien, Grossbritannien und Ireland, einen Theil von Spanien und von der Schweiz aus östlich über Rhätien, Illyrien und Ungarn bis nach Thrakien verbreiteter zahlreicher Volksstamm, dessen kaum noch 10 Millionen betragende Ueberreste jetzt auf Ireland, das Hochland Schottlands, Wales und die Bretagne eingeschränkt sind. Das Keltische theilte sich schon in dem alten Britannien und theilt sich noch jetzt in zwei Hauptsprachen, die kymrische oder welsche, jetzt in Wales und in der Bretagne (mit nur mundartlicher Verschiedenheit) gesprochen, ehemals über ganz England und wenn Rich. Garnett (Transactions of the London philol. society 1844 nr. 9. und Archeological society vol. XXX. p. 245 f.) Recht hat, auch über den südlichen Theil von Schottland verbreitet, und die gaelische oder irische (auch wohl ghadelische genannt), welche durch die Skoten aus Ireland nach Schottland verpflanzt wurde. Die schon eingeschränkten Grenzen des Keltischen werden jetzt allmälig immer enger. Cornwallis, noch um 1700 grossentheils keltisch, hatte 100 Jahr später völlig die englische Sprache angenommen (vergl. Lysons Magna Britannia. Cornwall. 1814); ebenso sind Monmouth (Coxe historical tour in Monmouthshire. 4. Lond. 1801. p. 2 und 405), Brecknock (Brecknock or Brecon by Theophilus Iones. Brecknock 1805 I. p. 270 f.) und Pembrokeshire (Chambers Edinburgh Journal 1842. p. 344) ganz oder zum Theil englisch geworden; die gaelische Sprache ist fast ganz auf das innere Grampiangebirge beschränkt und selbst einzelne irische Grafschaften wie z. B. Wexford sind fast ganz englisch.

Fiedler wiss. engl. Gramm.

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§. 9.

Die Römer.

Im Jahre 55 v. Chr. kamen die Römer unter Caesar zuerst nach Britannien, doch erst gegen 100 Jahre später dachten sie daran, dasselbe völlig zur römischen Provinz zu machen, was ihnen nach langen und verzweifelten Kämpfen mit den Britten unter Julius Agricola (80 n. Chr.) gelang. Doch fand schon Hadrian für rathsam, die Eroberungen zwischen dem Solway und Clyde und zwischen der Tyne und dem Frith of Forth wieder aufzugeben und zur Sicherung gegen die immerwährenden Anfälle der Pikten die sogenannte Piktenmauer aufzuführen. Dass diese Pikten Kelten waren, leidet keinen Zweifel, so sehr sich auch Jamieson (dictionnary of the Scottish language II. 4. 1808. Einleitung) bemüht hat, dieselben zu Skandinaviern zu machen. Dagegen ist es ungewiss, welchem der beiden keltischen Stämme sie zugehörten. Garnett (s. o.) rechnet sie zu den Kymren, Dieffenbach (Celtica II. 201 ff.) zu den Ghadelen oder Gaelen. Unter Antonius Pius wurde eine zweite Mauer zwischen Clyde und Forth errichtet, die unter Commodus durchbrochen, unter Severus aber wiederhergestellt und stärker befestigt wurde. Ausserdem gab es auch schon häufige Kämpfe gegen die Seeräubereien der Sachsen, welche die östlichen Küsten von Zeit zu Zeit überfielen und plünderten. Als nun 412 die Germanen ins weströmische Reich einbrachen, verliessen die römischen Legionen Britannien und überliessen es den Britten, sich gegen die Pikten und Skoten zu vertheidigen, so gut sie konnten.

S. 10.

Einwirkung der Römer auf die Britten.

Die Einwirkung der Römer auf Britannien war viel geringer, als sie auf Gallien und Spanien gewesen war; die von den Römern gegründeten oder besetzten Städte, von denen die meisten römische Namen führen z. B. Chester lat. castra, Gloucester: Glevae nach And. Glovi castra, Lincoln: Lindi colonia u. s. w. mögen zwar grossentheils römisch nach Bevölkerung, Sprache und Sitten gewesen sein, auf dem flachen Lande aber dauerte die keltische Sprache, obwohl mehr oder weniger mit Lateinischem vermischt, fort, und gewann sogleich wieder die Oberhand, als die Römer abgezogen waren. Auch war die Bildung der Britten aus dem Anfange des

5. Jahrhunderts sicher keine ganz unbedeutende, eben so wenig als die der irischen Kelten; das Christenthum war bei beiden bereits die herrschende Religion geworden und hatte die klassische gelehrte Bildung in seinem Gefolge mitgebracht. Nur in einer Hinsicht standen die Britten des fünften Jahrhunderts hinter denen des ersten Jahrhunderts zurück; die alte Kriegsgeübtheit und Tapferkeit derselben war im Laufe von 4 Jahrhunderten, während welcher sie des römischen Schutzes genossen hatten, eingeschlummert, daher sie den sie bedrohenden Gefahren nicht mehr gewachsen waren.

S. 11.

Die Eroberung Englands durch die Sachsen. Um Schutz vor den Anfällen eines Feindes zu haben, der Pikten und Skoten, zweier einander feindlichen Völkerschaften, wenn auch vielleicht ursprünglich aus einem Stamme, dem ghadelischen oder gaelischen, riefen die gedrängten Britten einen andern Feind ins Land, die Sachsen. Deutsche Ansiedelungen scheint es bereits zu den Römerzeiten in Ostangeln und Northumberland gegeben zu haben; auch in der schottischen Grafschaft Angus sollen Deutsche seit uralten Zeiten ansässig gewesen sein. Die Sachsen kamen auf der Britten Einladung, schlugen die Pikten und Skoten, traten aber dann selbst als Eroberer auf und setzten sich nach langwierigen Kämpfen, während welcher immer neue Schaaren von Sachsen und andern deutschen Völkerschaften herüberkamen, zuerst in Kent und dann in dem grössten Theile des übrigen Englands, mit Ausnahme von Cornwallis, Wales und fast der ganzen westlichen Küste, fest. Die gewöhnliche Angabe hinsichtlich der Zeit der Eroberung (449) ist, wie Lappenberg dargethan hat, ohne genügende geschichtliche Begründung.

S. 12.

Die Eroberer.

Sachsen, Angeln, Jüten, Friesen.

Die Sachsenchronik giebt 3 Stämme der nach England herübergekommenen Deutschen an, die Sachsen, Angeln und Jüten; die heutigen Grafschaften Essex, Sussex, Middlesex, und das einstige Westsex (jetzt Berkshire, Wiltshire, Somersetshire u. s. w.

zeigen schon durch den Namen die Gegenden, in denen sich die Sachsen niederliessen ; die Jüten wohnten nach der Sachsenchronik in Kent und auf der Insel Wight, die Angeln in Ostangeln (Norfolk, Suffolk) und weiter nördlich hinauf bis Northumberland. Auch Friesen werden bisweilen unter den Eroberern genannt und Kent als hauptsächlicher Ort ihrer Niederlassungen angegeben. Es entsteht nun zunächst die Frage, in welchem Verhältniss die Sprache der Angeln und Jüten zu der der Sachsen stand; die meisten wollen wenigstens die Jüten, viele auch die Angeln für Skandinavier angesehen wissen. Dass es letztere nicht waren, leidet nach den ältesten Sprachdenkmälern der Angeln z. B. dem Durhambook und der Interlinearglosse keinen Zweifel; sie unterscheiden sich nur mundartlich von den Sachsen. Wahrscheinlich waren indessen auch die Jüten niederdeutschen Stammes; wenigstens können wir nur durch die Annahme, dass sämmtliche Einwanderer zum niederdeutschen Volksstamme gehörten, die Thatsachen erklären, dass sich in keiner einzigen Mundart des Englischen eine wesentliche Verschiedenheit, wie z. B. eine Lautverschiebung, wie sie zwischen Ober- und Niederdeutsch besteht, vorfindet, und dass das Westsächsische so schnell die allgemeine Schriftsprache der Einwanderer werden konnte. Wären die Jüten Skandinavier gewesen, so müsste man annehmen, dass sie in sehr geringer Zahl nach England kamen und sich allmälig unter der Ueberzahl der sächsischen Bevölkerung verloren; doch auch dann müsste man wenigstens auf der Insel Wight noch Spuren skandinavischer Mundart erwarten, von der indessen nichts zu finden ist. Die Sprache der Friesen aber stand der Altsächsischen so nahe, dass man nicht erwarten kann, noch jetzt bedeutende mundartliche Verschiedenheiten in ihren Wohnsitzen aufzufinden, um so weniger, als sie gewiss nur in sehr geringer Zahl nach England kamen.

S. 13.

Frühere Wohnsitze der Eroberer.

Woher die Eroberer kamen, lässt sich eher mit einiger Sicherheit bestimmen ; die Mehrzahl der Sachsen kam jedenfalls aus dem jetzigen Holstein; die Angeln hatten ihren Sitz im südlichen Theile von Schleswig, wo sie das Beóvulfslied bereits von den Dänen bedrängt werden lässt; die Jüten (Geáten d. h. Gothen) in Jütland, aber in welchem Theile, wird sich schwer bestimmen lassen. Den An

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