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larprocesses die richterliche Sentenz und die Condemnation im rich-terlichen Urtheil vereinigt waren, war im pontif. Processe des Grundgesetzes die Sentenz von der Condemnation völlig getrennt: die Sentenz sprach der Geschworne aus, und weil er mit der Condemnation nichts zu thun hatte, so konnte auch sein Urtheil sich nur auf den unmittelbaren Gegenstand des klägerischen Anspruchs beziehen. Der Condemnation als einer gesetzlichen Folge des judicium hatte sich der Beklagte durch die acceptio provocationis ad judicium unterworfen (Gaius III, 180), und der Prätor liess sie in dem Acte der Ductio vollziehen natürlich nur in Bezug auf den unmittelbaren Gegenstand des klägerischen Anspruchs, weil vor der lex Aebutia der Prätor die potestas juris civilis corrigendi nicht hatte, die Addiction auf Grund eines eigenmächtig von ihm angeordneten arbitrium liti aestimandae somit als ein widerrechtlicher Eingriff in ein grundgesetzliches Eigenrecht des Gläubigers betrachtet worden wäre. Dies ist der Grund, warum Gaius in der viel besprochenen Stelle IV, 48 nicht sagt: judex non rem ipsam condemnat eum cum quo actum est, sicuti olim facere solebat sondern dafür sehr bezeichnender Weise die unpersönliche Wendung wählt: sicuti olim fieri (= condemnari) solebat (so jetzt auch Studemund), um die Fragen, von wem und wie damals die Condemnation vollzogen wurde, zu umgehen, und sich dadurch weitläufige rechtsgeschichtliche Erörterungen zu ersparen. Da nun im pontif. Processe des Grundgesetzes ein vom Gläubiger unabhängiges arbitrium liti aestimandae nicht bestand, so traf die damnatio den damnatus doppelt schwer, weil er durch sie nicht bloss der absoluten Macht des Gläubigers verfiel, sondern dem letzteren auch die Aestimation des eigenen Anspruchs, und damit auch die Bestimmung der Dauer der Knechtschaft des Schuldners zustand. Der Prätor handelte also zugleich im Interesse der Humanität, dass er bereits im reformirten Processe des Grundgesetzes das von Valerius Probus erwähnte arbitrium liti aestimandae einführte, und damit zunächst nur eine von der Sentenz des Geschwornen getrennte condemnatio bezw. addictio pecuniaria begründete.

Personen-, Wort- und Sachregister.

Acceptio judicii geschichtlich erklärt 173.

provocationis ad judicium, als Contract der Parteien sich dem judicium
und seinen gesetzlichen Folgen zu unterwerfen, war das Fundament des ju-
dicium privatum 172; wohl auch der eigentliche Grund der Klagen-Consump-
tion und der Rechtskraft des Urtheils 388, sowie der Verhandlungs-Maxime 81.
actiones: ihre Eintheilung in vier genera gehört der republikanischen Schule
des Antistius Labeo an 195; die Eintheilung des Gaius ist wohl für die
Klagrechte, nicht aber für die formulae brauchbar 216.

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aequi juris: schon im pontif. Civilpr. der Lex vorhanden 218.
bonae fidei: ursprünglich nicht identisch mit actiones aequi juris 311; auch
kein erschöpfender Gegensatz der actiones stricti juris 291; warum es act.
b. f. in jus conceptae gab ohne gegenüberstehende actiones in factum 282.
generales der Pontifices: die erste und zweite 219, 220; die dritte und
vierte 220; die zweite Hauptart der zweiten und dritten blieb bis zu den
leges Juliae in Geltung 311.

in jus und in factum compositae: schon im pontif. Civilpr. der Lex vor-
handen 218.

in personam und in rem 81.

mixtae im formellen Sinne nicht vorhanden 308.

stricti juris: ihr Begriff 217.

actio ad exhibendum 236, 237; conducti 309; confessoria in jure: im pon-
tif. Civilpr. der Lex noch nicht vorhanden 293; confessoria bei Servituten
342; de rupitiis, irrthümlich angenommen 263; depositi in jus und in fac
tum concepta 279, die letztere ging auf das dare einer res incerta 280; de-
positi in duplum gründete sich nur mittelbar auf die Lex 291; Zeit ihrer
Einführung 154, emti 154, 304, 309; familiae erciscundae 302; fictitia 351;
fiduciae 289; finium regundorum 166, 272; in rem per sponsionem et for-
mulam zur Geltend machung des prätorischen Eigenthums 185; injuriarum
262; legis Aquiliae 301; locati 309; mandati 154, 281; negatoria 243; no-
xalis 294; pro socio 154, 304; Publiciana 350; rationibus distrahendis 298;
tutelae 298; venditi 154, 304, 309.

actus legitimus: sein Verhältniss zur Nuncupation 284 fg.

Adaptirung der vierten pontif. actio generalis für die veränderten Verhält-
nisse der Jurisdiction des Praetor urbanus 243 fg; der ersten und zweiten
für die Geltendmachung des prätorischen Rechtes 264 fg., 303 fg.

adjuvare jus civile 125.

Punts chart, Civilrecht der Römer.

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aediles curules: ihre obrigkeitlich rechtsetzende Gewalt kennt schon Plau-
tus 133; worin sie bestand 134.

agere: bei der actio fiduciae bezeichnet es jede vermögensrechtliche Hand-
lung, wie dare facere 219; in rem per sponsionem nicht an die Stelle des
agere per sacramentum getreten 386; suo nomine 182.

Anhängigkeit des Streites: wodurch begründet 173.

Appian (bell. civ. I, 59 über die Volksgesetze der Königszeit) 21.
Appius Claudius Caecus 90; Decemvir 174 fg.

arbiter und arbitrium: ursprüngliche Bedeutung 273; die pontif. arbitria der

Lex blieben bis zu den leges Juliae in Geltung 311.

arbitrium liti aestimandae: im pontif. Civilpr. der Lex nicht vorhanden 293;
im reformirten Civilpr. der Lex vom Prätor eingeführt 432.

auctor incertus Huschke's: sein Bericht über das Verhältniss des ersten und
zweiten Prätors anderweitig bestätigt 137.

Auseinandertreten der fiducia und des depositum erst in der Kaiser-
zeit 305.

Begründung: absoluter Rechte nur in abstracto durch die mancipatio und
in jure cessio 334; des Interdictenprocesses 233 fg.; des prätorischen Rech-
tes im Allgemeinen 118 fg.; des prätorischen Eigenthums 346 fg.; des prä-
torischen Erbrechts 358 fg.; der stipulationes praetoriae 230 fg.

Beirath des römischen Königs für die Interpretation des jus divinum und
humanum 30.

Bestandtheile der processeinleitenden pontif. Actionen der Lex 220-225;
der prätorischen legis actio per condictionem 405.

Beweislast bei der actio in rem duplex und simplex 357, 373, 391.
Boethius ad Ciceronis Top. c. 10 (über die mancipatio fiduciaria) 292.
bona fides fides boni viri 164; bei Plautus 291. Anm. 35a.

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bonorum possessio: die neueren Ansichten über ihren ursprünglichen Be
standtheil 359; Verhältniss der über die lex Aebutia und Silia gewonnenen
Ergebnisse zu diesen Ansichten 359 fg.; sie war schon ursprünglich eine
successio in locum defuncti jure praetorio 363; ihre Natur als juris posses-
sio von Labeo aus dem ursprünglichen Edict über dieselbe abgeleitet 363;
die b. p. juris civilis supplendi causa hatte die b. p. juris civilis confir-
mandi gratia nothwendig zur unmittelbaren Folge 372 fg.

possessor: seine Rechtsmittel 369 fg.

Carmen forma 14.

causa: als Rechtszustand 240; als materieller Rechtsgrund bei der legis actio
per jud. postulationem 295; liberalis: in den Formen der legis actio in rem
per sacramentum 315 fg., der legis actio in rem per sponsionem et sacra-
mentum 327 fg.

cautio im pontif. Civilpr. für die Stellung des beweglichen Vindicationsob-
jectes vor Gericht 326 fg.

Centumvirn: schon die lex Valeria Horatia lässt ihre Eintheilung in Decu-
rien erkennen 84.

certum, incertum 275 fg.

Charakter der Zwölftafelgesetze 52 fg.; des pontificischen Civilrechts des
Grundgesetzes 91 fg.; des vom Prätor reformirten Civilrechts des Grund-
gesetzes 420 fg.

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Cicero, de invent. II, 50 (61); de legibus II, 7, 48 (53); III, 3, 8 (20);
17, 15 (4); de officiis III, 15, 61 (299); 16, 66 (431); 17, 71 (310); de
oratore I, 36, 166 (299); 38, 173 (83); 39, 179 (198, 390); 43, 193 (39);
44, 195, (52 fg.); de republ. V, 2, (16, 20); in Verrem II lib. I, 41-44
(395); 44, 113 (336); 45, 115 (192); 45, 114, 115 (209); 45, 114 – 118
(360—384); 48, 125 (396); lib. II, 15, 37 (409); lib. III, 21, 84 (430);
Orat. part. 28, 98 (360–362, 378); pro Caecina 19, 54 (61); 33, 97 (83);
pro Cluentio 60, 165 (378;; pro domo 29, 78 (61); pro Rabirio 4, 13 (13);
pro Roscio Amerino 6, 16 (281); pro Roscio Comoed. 4, 10, 12 (278);
Topic. 4, 23 (61); Tuscul. III, 5, 11 (61); IV, 1, 1 (4); warum er in der
Schrift de legibus keine civil- und criminalrechtlichen Grundgesetze formu-
lirt (70).
Civilrecht: Bedürfniss seiner Fortbildung in der Zeit vor der Decemviral-
gesetzgebung 47; Eintheilung des grundgesetzlichen 80; Abschluss des pon-
tificischen 90; als ein Gegenstand des Studiums strebsamer Geister 142.
Civitatis causa als causa centumviralis 201 fg.

Clauseln: uti ne propter te fidemve tuam captus fraudatusve siem: nur ein
Bestandtheil eines Nuncupationsformulars 288; ut inter viros bonos bene
agier oportet: Ergänzung und Erklärung 289; diese Clausel gehört der legis
actio fiduciae an 289; ihre Unbrauchbarkeit für die prätorische formula 291;
ex fide bona: erst später in Uebung gekommen 289; ihr ursprünglicher Sinn
164; Clauseln für den Angriff des Klägers und die Vertheidigung des Be-
klagten in der pontif. legis actio 221-225, 241, 256; diese letzteren Clau-
seln hatten bei der legis actio in rem per sponsionem et sacram. nurmehr
blosse Scheinfunctionen 329.

Codex Just. I, 17, 2, 21 (77).

Codification des Civilrechts: von den Juristen der Republik niemals beab-
sichtigt 71.

Collatio leg. Mos. X, 7, 11 (278, 290, 305).

commodatum: seine Klagbarkeit 154, 304, 308.

concipere, conceptio, als juristischer Terminus 216 Anm. 2; die Conception
der stipulationes erhielt der Prätor erst durch die lex Aebutia und Silia
182; concepta verba 216.

condemnatio: Grundbedeutung 430; als Bestandtheil der formula 430; als
Handlung des Geschwornen 430; des Magistrats 431; pecuniaria 429 fg.;
in der lex Plaetoria 205.

condicere: Grundbedeutung 85, 259 Anm. 8.

condictio diei durch die lex Pinaria eingeführt 212; der Act derselben 257.
ex lege Calpurnia 416 fg.

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conditiones im Sinne der Exceptio und Duplicatio bei Plautus 309.

Conflict des quiritischen und prätorischen Eigenthums nur in der Form der
legis actio in rem per spons. et sacram. auszutragen 184 fg., 355 fg., des
civilen Erbrechts mit dem prätorischen, und umgekehrt, nur in der Form
der genannten legis actio zu erledigen 184, 192, 197, 198 fg., 389 fg.

Consuln sie erhalten nach dem Sturze des Königthums die potestas legum
interpretandarum im Gebiete des Criminalrechts, die criminal und civil-
rechtliche Gerichtsbarkeit, aber nicht die potestas legum interpretandarum
im Gebiete des Civilrechts 32 fg.; ihre bekämpfte infinita potestas vor der
Decemviralgesetzgebung ist nur auf ihre criminalrechtliche potestas legum
interpretandarum zu beziehen 47; auch in der Eigenschaft als judices durch
die lex Valeria Horatia nicht geschützt 82.

Contract: im Civilpr. der Lex das Fundament des judicium privatum 81,
172.
corrigere jus civile: Begriff 125.

Criminalrecht der Römer: Grund seiner wenig erfreulichen Entwicklung
35; Einfluss der Decemviralgesetzgebung auf seine Fortbildung 47, 69.
cura: als eine potestas in homine libero 313; cura reipublicae: ihr Ueber-
gang von der Volksversammlung an den Senat in der Zeit der lex Horten-
sia 97; darum auch Uebergang der civilrechtlichen Specialgesetzgebung von
der Volksversammlung an die richterlichen Magistrate in derselben Zeit 98.
custodia legum atque morum des römischen Königs 18; custodia juris civi-
lis des Pontifex Maximus 60, 62; des Praetor urbanus 128; des Princeps 77.

Damnare: Grundbedeutung 426 fg.

damnas: voti 427.

damnum: Grundbedeutung und Folgebedeutungen 428 fg.; damnum decidere
263, 428.

decemviri legibus scribundis: keine Gesetzgebungscommission, sondern ein
Regenten - Collegium 49; sie erhalten ihre Gewalten durch ein besonderes
Senats-Consult und Volksgesetz 50; erhalten alle Hoheitsrechte des römi-
schen Königs, mit Ausschluss der sacralen Hoheit, dürfen somit das jus
sacrum nicht ändern 49; ihre drei potestates 51; ihre Schwierigkeiten in
der beabsichtigten Beseitigung des Consulats und Volkstribunals 67; ihr
Sturz 68.

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der lex Valeria Horatia sind nur Geschwornen-Decurien 83.

:

litibus judicandis ihre Einsetzung in der Zeit der lex Hortensia 102; sie
haben keine besondere Competenz für die Statusklagen 84.

decuriae judicum 83.

deductio: in judicium 282; quae moribus fit: ihre Entstehung und ihr Zweck
253; ihr Anwendungsgebiet 254.

defensor: er tritt bei der causa liberalis der prätorischen legis actio in
rem per spons. et sacram. an die Stelle des vindex 327.

Delegation eines Pontifex für die Civilgerichte schon mit der Begründung
der Republik eingeführt 41; der delegirte Pontifex war der Vorstand der
Civilgerichte 41; seine Bedeutung und Stellung gegenüber dem Pontifical-
Collegium, dem richterlichen Magistrat und den Parteien 42.

Delicte: ihre Qualification durch die Decemvirn 69, 70; die Delictsklagen
der Lex sind actiones stricti juris 262; die prätorischen Delictsklagen wur-
den für die judicia legitima vom Prätor nicht adaptirt und blieben judicia
imperio continentia 264; die nicht corrigirten Delictsklagen der Lex bestan-
den bis zu den leges Juliae fort 264.

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