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Jerusalem

und das heilige Land.

Pilgerbuch

nach Palästina, Syrien und Aegypten

Von

Dr. Sepp,

Professor der Geschichte an der Hochschule München, Ritter des heiligen Grabes.

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BIB!

Plan von Jerusalem.

Was die gelehrten Forscher, welche standhaft an der Aechtheit der Lage der heiligen Grabkirche festhielten, mit Zuversicht erwarteten, ist also glänzend eingetroffen. Bei Wegräumung des Schuttes, über den man bei den hervorragenden Säulen von der Ostpforte der Constantinischen Basilika vom Hauptbazar und dem Suk Chan Zeit zur heiligen Grabkirche hinaufstieg, fanden sich, wie wir I, 179 f. bereits mitgetheilt, und über die Ausgrabungen bis in den Sommer 1862 weiter zu berichten haben, die geränderten Quader von der zweiten Stadtmauer noch in ihrer alten Lage; und weitere Nachgrabungen werden noch deutlichere Aufschlüsse geben. Diesem Mauertheile waren zweifelsohne die von ähnlicher Form und Grösse schon als Pflaster der Hadrianischen Markthalle benützten, und darum ausgetretenen Quader nach der Länge des Kräuterbazars (Suk el Attarin) entnommen.

Wenn in diesem Augenblicke Herr Kiepert demungeachtet den Stadtplan,,nach den Untersuchungen von Dr. E. G. Schultz, königlich preussischem Consul in Jerusalem, mit Berichtigungen von Robinson und Smith. Berlin" nach neuer Zeichnung herausgibt, worin Bezetha nordwärts von Akra ausser der heutigen Stadtmauer ins Ungemessene sich ausdehnt, der Psephinus nordwestlich von Kasr Dschalûd verzeichnet ist, und einzelne Mauertheile bis zu den Kabr el Muluk bei Sapha streichen lässt, so beweist, dieses nicht nur die grosse Pietät gegen den edlen Verstorbenen, sondern auch, dass Werke süddeutscher Autoren im Norden wenig berücksichtigt werden. Gleichwohl ist die Frage über den Lauf der dritten Mauer für alle Zukunft erledigt, um diess aber zur Ueberzeugung zu bringen, berufen wir uns noch auf die Autorität des jetzigen preussischen Consuls, Herrn Dr. Rosen in Jerusalem, dessen soeben publicirte Forschungen *) unseren Argumenten zur Ergänzung dienen mögen.

„Die Naturerde des jüdischen Gebirges ist ockerfarbig, ein dem

*) Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft XVII, 736 f.

Jurakalk gleichalteriges neptunisches Erzeugniss, das sich von der, Stadt und Dörfer umgebenden grauen Schutterde genau unterscheidet. Wo immer eine bewohnte Ortschaft sich erhebt, verschwindet die Naturerde in kurzer Zeit unter Bauabfällen, Asche und Dünger und es entsteht ein graubläulicher Humus, dessen Tiefe von dem Alter und Schicksal palästinischer Flecken Zeugniss gibt. Nun ist allerdings das streckenweise Vorhandensein von grauer Erde ausserhalb des jetzigen Jerusalem kein unbedingter Beweis, dass sich früher über solche Stellen die Stadt ausgedehnt habe, da der Schutt überall und zu allen Zeiten gelegentlich durch die Thore geschafft wurde. Dagegen berechtigt das Vorhandenseyn der rothbräunlichen, wie sie nordöstlich vom Kasr Dschalut und nördlich vom Birket el Hidsche noch jetzt der Stadtmauer ganz nahe kömmt, zu dem Schlusse, dass da immer niemals ein Stadttheil sich erhoben. Der Nichtbefund alter Baureste auf dem Grunde der russischen Bauten im Nordwesten der Stadt hängt mit dieser Wahrnehmung zusammen. Durch Steinbrüche wurde frühzeitig der Akrahügel innerhalb vom Saharahügel ausserhalb der Mauern geschieden, und dadurch, so zu sagen, der Stadt eine natürliche Grenzmauer gezogen. Als man sodann den oberen Grund nicht mehr antasten, in die Erbgüter nicht eingreifen durfte, grub man in die Tiefe, und so entstanden die beiden Höhlen: Mogaret el Edhemije und el Ketan, aus deren Material geraume Zeit die Bauten der Stadt versorgt wurden. Sie heissen oлýla ẞaoihinά, weil sie vielleicht zu den Staatsdomänen gehörten und für ihre Benützung eine Abgabe bezahlt werden musste. Mit den Daten für die Berechnung der Agrippamauer auf einen Umkreis von 45, ja 54 Stadien widerspricht sich Josephus selbst, indem er den Umfang der ganzen Stadt auf 33 Stadien angibt." Vgl. I, 198 not. 2; 200 not.

Herr Dr. Rosen wendet mit Recht ein, wie man eine Stadt von solcher Grösse und dritthalb ja drei Millionen Einwohnern und Pilgern auf dem wasserarmen, wenig fruchtbaren Gebirge, anderthalb Tagereisen vom Meere ohne besondere Communikationsmittel auch nur auf acht Tage hätte verproviantiren sollen? Die Ländereien, worauf die sogenannten Seifensiedereihügel, Tulûl el Masâbîn, sich erheben, gehören nicht einmal zur Stadt, sondern Landleuten von Lifta (die sie vielleicht bei der Versteigerung unter Titus an sich brachten), und noch leben in Jerusalem Leute, die für die Erlaubniss, die früher nicht weiter verwendeten Residuen von Kali-Asche und Kalk auf diesen Grund ausschütten zu dürfen, einen Jahrzins entrichteten. Jetzt und

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