Ueber Antrag des Ausschusses wurden den Statuten entsprechend die Herren: Leo Graf v. Thun-Hohenstein, Exc., zum ausserordentlichen Mitgliede und L. Liebert de Paradis, k. k. pensionirter Oberst, dann G. Skrivan, Director der öffentlichen Ober-Realschule am Bauernmarkt, zu ordentlichen Mitgliedern erwählt. Zur statutenmässigen Wahl der Functionäre schreitend, wurde einstimmig Se. Exc. Herr Leo Graf v. Thun-Hohenstein zum nächstjährigen Präsidenten der Gesellschaft erwählt. Für die austretenden beiden Vice-Präsidenten, Herrn General-Major Leopold Kintzl und Se. Durchlaucht Fürst K. H. Salm, wurde Se. Exe. Herr K. Freiherr v. Hietzinger und Herr Hofrath W. Haidinger zu Vice Präsidenten gewählt. Ferner wurde Herr Dr. E. Hornig als Rechnungsführer, Herr A. Artaria als Kassier und Herr G. Schimmer als Censor wieder gewählt; ebenso wurden Hr. Prof. A. Egger als Censor, und für die austretenden AusschussMitglieder Herr 0. Freiherr v. Hingenau, Dr. Th. Kotschy, Dr. K. Kreil, Hauptmann Muszynski, Prof. Fr. Simony und Hofrath Haidinger, die Herren Prof. Dr. F. Hochstetter, O. Freiherr v. Hingenau, Dr. Th. Kotschy, Dr. K. Kreil, Se. Durchl. K. H. Fürst v. Salm und Professor F. Simony gewählt. nen Hierauf legte der Secretär eine grössere Reihe von eingegangePublicationen zur Ansicht vor, und erwähnte insbesondere einer grösseren Reihe verschiedener älterer Kartenwerke, welche die Gesellschaft von der Direction des k. k. Kriegs-Archives zum Geschenke erhalten batte. Herr k. k. Schulrath Dr. M. Becker schloss die Versammlung mit einem Vortrage über die geographischen Bedingungen der Civilisation. Er bemerkte im Eingange, dass, wenn jenen Männern, welche über das Vaterland oder über fremde Länder Neues, Eigenthümliches und Selbsterforschtes zu berichten wüssten, in den Versammlungen der geographischen Gesellschaft der erste Platz gebühre, den andern Mitgliedern eine nicht minder dankenswerthe Aufgabe sich dadurch ergeben dürfte, dass sie in den Versammlungen von Zeit zu Zeit Ergebnisse auf geographischem Gebiete, wie sie die laufende Literatur bietet, namentlich in ihrer Beziehung auf die Culturgeschichte, zur Sprache bringen. Ein Versuch der Art seien seine folgenden Anmerkungen. Auf den Gegenstand selbst übergehend, lenkte der Vortragende die Aufmerksamkeit auf jene Einflüsse der Natur im Grossen, die geeignet seien, bei der Entwicklung der Culturfähigkeit von Völkern hemmend oder fördernd mitzuwirken, und bezeichnete als solche das Klima, den Boden und die durch Klima und Boden bedingte Nahrung. Während die Polarzone der Erde durch Boden und Klima dem Fortschreiten der Cultur widerstrebe, habe sich die Civilisation der alten Culturvölker, die durchweg in der tropischen Zone wohnten, zwar bis auf einen Grad entwickelt, aber nicht dauernd erhalten, weil der Reichthum des Bodenertrages nicht durch ein Klima unterstützt wurde, welches die Menschen zu einer geregelten Thätigkeit antreibt. Dagegen liege im Klima der gemässigten Zone die Bedingung zu einer regelmässigen und stetigen Entwicklung der Cultur. Die Geschichte der Völker erweise, dass Veränderung von Boden und Klima die Stabilität eines Culturzustandes aufgehoben und Entwicklungen herbeigeführt habe, die unter den früheren Verhältnissen nicht stattfanden. Die Mongolen seien in ihren Steppen wandernde Hirten, die Araber in ihrer wasserlosen Heimath ein rohes Räubervolk geblieben. Als aber die ersteren die von der Natur begünstigten Länder Asiens erobert hatten, traten sie in ein erhöhtes Culturleben ein, und die letztern wurden in fremder, der Cultur zuträglichern Erde ein in Handel und Verkehr, Politik und Verwaltung, Kunst und Wissenschaft gebietendes Volk. Die weitere Ausführung des Gegenstandes wird bei einer künftigen Gelegenheit folgen. Eingegangene Druckschriften. Das Königreich Böhmen nach den neuesten astronomischen Ortsbestimmungen u. s. w., unter Anleitung gezeichnet von Fr. Schmoll und Sr. kaiserl. Hoh. Erzherzog Ludwig gewidmet vom Verleger T. Mollo. Wien 1809. Bohemia in XVI circulos divisa, notitiis plurimis illustrata, limitibus, viis etc. post Milleri editionem ex actis publicis emendatis opera Jos. F. J. R. Eq. a. Bock, et Polach... Carlo Ludovico austr. Archid.... dicavere Artaria et Soc. 1808. Kriegstheater der teutschen und französischen Grenzlanden zwischen dem Rhein und der Mosel vom J. 1794-1798. Von Dewarat. Carte générale orographique et hydrographique de l'Europe, qui montre les principales ramifications des montagnes, fleuves et chemins etc. par le général Bar. Sorriot de l'Host. Vienne 1826. Geographisch-militärische Charte von Teutschland in 204 Sectionen, unternommen von dem geograph. Institute zu Weimar. 1807. Mappa chorographica novissima et complectissima totius Regni Bohemiae in XII circulos divisa cum comitatu glacensi et districtu Egrano adjunctis circumjacentium regionum partibus etc. etc. in hanc formam redacta a J. Chr. Müller a. 1720. Mappa geographica Regni Bohemiae in 12 circulos divisa cum comitatu glacensi et districtu Egerano etc. etc. XXV. Sect. exhibita a. J. Ch. Müller. a. 1720. Postkarte von Deutschland und den angrenzenden Ländern, gezeichnet und herausgegeben von J. Heymann. Wien. 3. verb. Auflage. 1808. Karte des grössten Theiles von Niederland, dann der angrenzenden Länder Frankreichs, nach Frix v. Convenz et Mortier. Ducatus Silesiae tabula geographica generalis statui hodierno ei nempe qui post pacem Dresdensem locum obtinet, adaptata.. par T. Maier Norimbergae impensis Homanniorum heredum a. 1740. .. Atlas Suisse (on a joiut la frontiere du Tirol devenue interessante par les campagnes de 1799 et 1801). Mappa von dem Land ob der Enns so auf Allerh. Befehl Sr. Röm. k. k. apostol. Maj. Joseph II. in dem Jahre 1781 reducirt und im Kupfer gestochen von C. Schütz und geschrieben von E. Müller. 1787. Das Erzherzogthum Venedig. Auf Allerh. Befehl Sr. österreichisch kaiserl. auch königlich apost. Maj. in den J. 1801-1805, astronomisch-trigonometrisch aufgenommen etc. unter der Leitung des Herrn Feldmarschall-Lieutenant Anton Freiherrn v. Zach, mit allerhöchster Bewilligung herausgegeben von J. M. Freiherrn v. Liechtenstern. Mappa geographica novissima Regni Hungariae divisi in suos comitatus cum districtibus Charte von Schwaben und den angrenzenden Ländern in 8 Bl., entworfen von J. L. Carte des routes de poste de la Russie europeéne executeé par ordre de S. E. M. le Carta topografica del Milanese e Mantovano eseguita dietro alle più esatte dimensioni geografiche etc. Carte von Innerösterreich nach den neuesten astronomischen Ortsbestimmungen etc., von J. de Castro. Wien, bei Mollo. 1812. Charte von dem Erzherzogthume Oesterreich ob und unter der Enns, in IV Sect. nach allen bekannten astronomischen und mehr als 100 neuen trigonometrischen Ortsbestimmungen entworfen . . . Sr. k. Hoh. dem durchl. Erzherzog Johann ehrfurchtsvoll gewidmet von L. Schmidt. Herausgegeben von Schreyvogel und Riedl. 1813. Wien. Generalkarte von Europa, worinnen die Gestalt dieses Erdtheiles zu ersehen ist, wie selbe nach seinem Höhensystem und Wasserzuge angeordnet ist. Wien 1818. Entworfen von Freiherrn v. Sorriot. Italia divisa nei suoi presenti confini, disegnata da J. Heymann. 1806. Das Erzherzogthum Oesterreich mit angemerkten Poststationen und Commercialstrassen, von L. Schmidt, gest. von Fr. Müller, herausgegeben von Artaria et Comp. Wien 1807. Vom k. k. Kriegs-Archiv. Denkschriften der naturforschenden Gesellschaft „Isis" zu Dresden. Festgabe zur Feier ihres 25jährigen Bestehens. Redigirt von Dr. A. Drechsler. Dresden 1860. Von der Gesellschaft. Notizblatt des Vereines für Erdkunde und verwandte Wissenschaften zu Darmstadt u. des mittelrhein, geologischen Vereins. Nr. 41–50. April-October 1860. Pesther Lloyd. Pesth 1860. Nr. 245–259. Gospodarski List. Zagrebu, 1860. Nr. 43-55. Vom Vereine. Von der Redaction. Von der Redaction. Von der Landw.-Gesellschaft. Bulletino dell' associazione agraria friulana. Udine 1860. Nr. 29-31. Von der Gesellschaft. Verhandlungen und Mittheilungen des n. ö. Gewerbe-Vereins. Redigirt von Prof. Dr. E. Hornig. Wien 1860. Heft 5. 6. Bibliotheque universelle. Revue suisse et étrangère. T. IX. Nr. 34. October 1860 Vom Vereine. Von der Redaction. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Neue Folge. IX. Bd. 1. 2. Berlin 1860. Verslagen en Mededeelingen der könig. Akademie van Wetenschappen. Afd. Natuur- vor 1859. ... Von der Akademie. Annales de la propagation de la foi. Paris. November 1860. Nr. 193. Vom Vereine. Mémoires de l'Academie des sciences, arts et belles lettres de Dijon 1830-1832, 1834, Journal of the R. Geographical Society. London XXIX. 1859. Proceedings-vol. VII. January-Juni 1860. Nr. 63. List of the members. Von der Gesellschaft. Report of the Superintendent of the Coast Survey showing the progress of the Survey during the year 1858. Washington 1859. Vom Berichterstatter. Smithsonian Contributions to Knowledge. Vol. XI. Washington 1859. Von Smiths. Institut. Versammlung am 4. December 1860. Der Herr Präsident, Se. Excellenz Leo Graf v. Thun-Hohenstein, führte den Vorsitz. Er sprach der Versammlung seinen innigstgefühlten Dank aus für die besondere Ehre, welche ihm durch die auf ihn gefallene Wahl zum nächstjährigen Präsidenten der Gesellschaft so unerwartet zu Theil wurde. Wenn auch kein specieller Fachmann, habe er doch stets das grösste Interesse an den Fortschritten und dem Gedeihen dieses Wissenschaftszweiges gehabt, und so viel in seinen Kräften stehe, werde er stets bemüht sein, die Interessen der Gesellschaft zu fördern. Nachdem der Herr Secretär die eingegangenen Druckschriften vorgelegt und besprochen hatte, legte Hr. D. Stur die von Hrn. A. Hartinger an die Gesellschaft eingesandten, die Darstellung der Giftpflanzen Oesterreich's und Deutschland's bezweckenden, sich gegenseitig ersetzenden Werke vor: A. Nitsche Giftpflanzenbuch und Giftpflanzen Kalender, enthaltend die Beschreibung der in Oesterreich und Deutschland wachsenden oder gezogenen schädlichen Gewächse mit Angabe der Mittel gegen Vergiftung etc. (Wien 1860) und A. Hartinger Oesterreich's und Deutschland's Giftpflanzen in naturgetreuen Abbildungen, enthaltend auf 14 in Farbendruck angeführten Tafeln, 55 Arten der wichtigsten Giftpflanzen (Wien 1861). Beide Werke wurden an die k. k. niederösterreichische Statthalterei zur Anschaffung für Schulbibliotheken empfohlen, und bestreben sich, möglichst populär das anzudeuten, was man in Brandt's, Phoebus's und Ratzeburg's: Deutschlands Giftgewächsen (Berlin 1838) in einer wissenschaftlichen Form gegeben findet. Bei der Vergleichung der Tafeln des eben genannten Werkes mit dem des Herrn Hartinger fällt die Menge der seither gewonnenen technischen Mitteln in's Auge, deren sich die Kunst bei der Darstellung der Natur bedienen kann, und es wird klar, dass man gegenwärtig nicht nur für das Auge Angenehmes, sondern auch der Wissenschaft Nützliches und Erspriessliches, namentlich dann erzielen könnte, wenn man sich mit der Darstellung der Natur begnügen würde. Hr. Dr. J. E. Polak hielt einen Vortrag über „die Communicationsmittel, die Sicherheit des Eigenthums und der Reisenden und über Asyle in Persien." (Siehe Abhandlungen dieses Bandes Nr. IV. Seite 40.) Herr Professor Simony gab eine durch ein graphisches Tableau illustrirte Uebersicht des täglichen Ganges der Temperatur von Wien. Nach einer allgemeinen Hinweisung auf die durch geographische Breite gegebenen Verhältnisse der Besonnung und dem davon abhängigen grösseren oder kleineren Spielraum der täglichen Temperatur, dann auf die verschiedenen secundären Einflüsse, welche den normalen Wärmezustand vielfach modificiren, ging er auf die Besprechung der localen Temperaturverhältnisse über, wie sie sich aus den in den Jahrbüchern der meteorologischen Centralanstalt bisher veröffentlichten Aufzeichnungen ergeben. Nach diesen beträgt der Unterschied der tiefsten und höchsten Temperatur des Tages für den Monat Jänner im Mittel 3,6°, im April 7,6°, im Juli 8,6o, im October 6,90 R. Auf das Jahr reducirt, ergibt sich ein durschnittlicher täglicher Spielraum von 6,30 R. Verglichen mit dem täglichen Wärmespielraum anderer Orte Europa's (Petersburg 3,5o, London 5o, Brüssel, Genf, Avignon und Palermo 5, 50 R.), lässt Wien schon den Einfluss seiner continentalen Lage erkennen. Wie gross die Wirkung jener secundären Einflüsse (hier vorzugsweise Winde und Bewölkung) sein kann, welche die normale, d. h. durch den Sonnenstand bedingte Wärme des Ortes temporär modificiren, zeigt die Vergleichung der Temperaturschwankungen einzelner Tage. So z. B. betrug der Unterschied zwischen der höchsten und niedrigsten Temperatur am 20. Jänner 1854 1o, am 13. Jänner 1853 9,8°, am 28. April 1853 2,7°, am 9. April 1854 dagegen 16,20, am 13. Juli 1854 3o, am 31. Juli desselben Jahres 13,8o, am 29. October 1853 1o, am 3. October 1854 13,7°. Als Maximum der täglichen Schwankungen können für Wien 17o, als Minimum 0,50 angenommen werden. Das erstere fällt durchschnittlich in den Frühling, das letztere in den December oder Jänner. Dichte Bewölkung oder Nebelbildung bei windstillem Wetter ist es hauptsächlich, welche den täglichen Spielraum der Temperatur auf ein Minimum reduciren. Im Winter tritt jenes Minimum gewöhnlich bei milder Witterung oder doch nur sehr mässiger Kälte ein, während es im Sommer gewöhnlich von Regenwetter und relativ niedriger Temperatur begleitet ist. Die grössten Schwankungen im täglichen Wärmegange werden im Winter durch plötzlich einfallende warme Winde, im Sommer durch |