-- nicht leicht jemand fallen →→ die Cypresse. Dieser traurige Baum, wähnten se, der nur an Grabmale erinnert, wie kann er auf ein fröhliches Ereigniß, die Geburt eines wohlgebildeten Sohs nes hinweisen? O die Unwissenden! Er erinnert an Grabmale, dieser Baum? Ja, allerdings; aber noch weit öfter an Derter angenehmen Genusses, an erquickende Ruheftellen für die Lebens den. Der Alten besuchteste Tempel, auf lieblichen Hügeln ers baut, ihre schönsten, dem Vergnügen gewidmeten Villen waren mit Cypressen umpflanzt. So noch heut zu Tage in Italien, und, nach Bartholdy, auf der reißenden asiatischen Küste. Es ist der Lieblingsbaum der Türken. Freylich, zierten die Alten auch ihre Grabmale damit, aber diese waren unsern christlichen Gottesackern um nichts ähnlicher als es ihr Amor mit der ums gekehrten Fackel unserm Todtengerippe mit der Sense ist. Hier folgt Pagnini's vortreffliche Uebersehung, zu einem Beweis, daß wahre Dichter am besten einander errathen : O gran Ciprigna, delle Dee regina, Ciprigna, Amore, Imene Di celebrar vaghezza al cor mi viene. Tu di Mirilla sposo, Sta ben in guardia che non sia rapita Da cruda mano avara A te sì bel tesor, preda sì cara. Qual reina de' fior purpurea rosa Germina, ride e in bel coro s'accende, Tal Mirilla vezzosa Tra le donzelle splende. Febo il talamo indori a te concesso, E nel giardino tuo spunti un bel cipresso. Nicht vorbeygehen darf ich unsers sonst so geschmackvollen Herders Uebersekung: Königin der Götter, Liebe! Und du Luft der Menschen, Stärke, Und des Lebens Wächter, Hymen! Euch befingen diese Töne, Euch besingen meine Lieder, Hymen und die Lieb' und Wolluft. . Ift die Rose, und Myrilla Königin von allen Mädchen. Wie die Sonne glänzt dein Brautbett, Wer erblickt hier wohl Harmonie der Theile zu einem schö nen Ganzen, einen bestimmten Umriß und eine zu leichtem, dichterischen Genuß führende Haltung? Hymne an Amor. Herrscher Perrscher Amor, allbändiger, Sollte diefe, freylich allgemein mißkannte und unter die, Bruchstücke geworfene, Eleine Hymne an Amor in ihrer Art nicht eben so schön und vollendet seyn als das vorhergehende Hochzeitlied? Ich müßte mich denn gar sehr irren. Anakreon liebte mit Leidenschaft, wie Zeugnisse der Alten beweisen, unter andern auch den schönen Kleobulos. Der Jüngling that, wie sehr gewöhnlich, gegen den verliebten Alten etwas spröde, und dieser fleht zu Amor'n, daß er ihn weichherziger und ges fälliger mache. Was ist überall natürlicher? was einfacher? Ich ́bin in der Uebersehung des so sehr beftrittnen legten Verses Cafaubon's Conjectur, und darüber noch einer sehr leichten Aendes rung des Textes gefolgt. |