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Entschloßnen Trinker.

Freund, ich trinke,

Denn vom Morgen bis zum Morgen
Schlafen alle meine Sorgen,

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Denn vom Morgen bis zum Morgen
Schlafen alle meine Sorgen,

Wenn ich trinke!

Das andere ist ein belebtes Trinklied:

Zeigt der frohe Gott der Reben
Meiner trunknen Seele sich,
Dann entfliehen meine Sorgen,
Wer ist dann so froh als ich?

Dann so bin ich Herr der Erde,
Nichts ist meiner Größe gleich!
Dann verschwindet meinen Augen
Kaiserthum und Königreich.

Kränze werden dann gewunden,

Mirth' und Epheu flecht' ich drein;

Alle die mich sehen, wünschen

So vergnügt als ich zu seyn!

Artig fing' ich dann; die Mufen
All' um mich in einem Chor
Bollen fingen, aber ihnen

Sing' ich meine Lieder vor.

Frieden halt' ich, Gott der Reben!

Krieg errege wer da will!

Kein Odysseus will ich werden,

Kein Aeneas, kein Achill.

Weiche jeder, der mir Waffen

Schlaget oder nur bedroht;
Beser ist berauschet liegen

Als verwundet oder todt.

Endlich zwey vortreffliche Ueberseßungen. Vom ersten Lied eine Französische von de Saint-Victor :

Sur l'emploi de la vie..
J'endors mes soucis dans l'ivresse:
Où menent l'ennui, le chagrin ?
A quoi sert de gémir sans cesse ?
Mourir est le commun destin;
Y résister seroit folie:

Pourquoi donc errer dans la vie?
N'en sais-je pas le vrai chemin?
Allons! dans ce nectar divin
Buvons, à longs traits, l'alégresse;
Et qu'au sein d'une douce ivresse
S'endorment l'ennui, le chagrin.

Vom zweyten die genauere italiänische von Pagnini;
Quando in me Bacco discende

Dormir fa le cure amare;
Pari a Creso esser mi pare,
Di cantar desio mi prende.

LII.

Kelterli e d.

Purpurrothe Trauben tragen

Hoch in Körben auf den Schultern
Jünglinge gemischt mit Mädchen.
Sie dann in die Kelter schütten
Nur die Männer, sie nur treten
Aus die Beer', den Wein entfesselnd.
Unter lauten Kelterliedern

Blicken froh sie auf den jungen
Wein, der in der Kufe schaumet.
Trinket ihn ein Greis, er tanget
Froh die grauen Haare schüttelnd,
Ob ihm gleich die Kniee zittern.
Doch erschleicht der Jüngling, trunken
Und im Drang' der Lieb' ein Mädchen,
Mit dem zarten Leib gelagert
In des Weinstocks dunklen Schatten,
Ihre Aeuglein schwer vom Schlafe;
Dann beschwäßt er sie zur Liebe,
Hochzeit vor der geit zu halten;
Und umarmt sie, kann bereden
Er sie nicht, auch wider Willen.
Unter Jünglingen scherzt trunken
Dionysos gar muthwillig.

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