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späte in einem Gewirr kleiner Feldspatkörner liegen. Die Grenzfacies dieser Laurvikite ist rhombenporphyrisch."

Eine einwandfreie Erklärung für das sporadische Auftreten norwegischen Erratikums in unserem Diluvium hat zuerst J. Martin gegeben 1). Im Beginne der Eiszeit stieg von dem damals viele hundert. Meter höheren südlichen Norwegen aus dem Christianiafjord eine Gletscherzunge herab ins Kattegat und verschleppte norwegisches Material südwärts und hinab ins westbaltische Kreidegebiet, wo es dann später ins baltische Haupteis aufgenommen wurde und so in unsere Gegenden gelangte. Im Westbaltikum findet man daher als Liegendes des schwedisch-baltischen hier und da ein norwegisches Moränenglazial. Ebenso erklärt sich das sehr sporadische Auftreten von finnländischem Material im nordwestlichen Deutschland und Holland, das in einzelnen Blöcken wahrscheinlich auch zwischen Weser und Ems noch einmal gefunden werden wird, indem vom damals viel höheren Finnland ebenfalls im Anfange der nordeuropäischen Vereisung eine Gletscherzunge ins baltische Flachbecken bis südlich von den Älandinseln herabfloß und so finnländische Gesteine in die Bahn des baltischen Hauptstromes lieferte, von wo sie dann im Haupteisstrom bis nach dem westlichen Deutschland und Holland gelangten. Für den Aufbau unseres Diluviums aber sind diese aus der primären glazialen Lagerstätte ins Haupteis aufgenommenen Blöcke ohne Bedeutung.

Nachdem so die Heimat der Geschiebe unseres Diluviums festgestellt wurde, ist es leicht, die Richtung des Eisstromes, der über Ostfriesland hinwegfloß, festzustellen. Sehen wir von jenen aus dem östlichen und westlichen Grenzgebiet stammenden Findlingen, die durch glazialen Doppeltransport in unsere Gegend gelangten, ab, so ergibt sich für die Richtung des Haupteisstromes folgendes:

Das Sammelgebiet von jenem Teile des Westflügels des nordeuropäischen Inlandeises, der das ostfriesische Diluvium aufbaute, lag über dem zentralen schwedischen Hochgebirge der Provinz Dalarne und seiner nächsten Umgebung. Von hier flossen die Eismassen zunächst südostwärts in die Südhälfte des bottnischen Meerbusens, wo sie sich sehr bald südwärts wandten und über den Alandarchipel und die Insel Gotland hinwegströmten. Auf der Breite von Gotland aber nahm der Eisstrom eine südwestliche Richtung an, in der er bis über Ostfriesland hinaus verharrte. Er überschritt die Insel Ösel, das südschwedische Festland (Blekinge und Schonen) und das westbaltische Kreidegebiet und gelangte über Schleswig-Holstein und den südöstlichsten Teil der jetzigen Nordsee in unsere Gegenden.

5. Orographie.

Wenngleich Ostfriesland dem flüchtigen Reisenden nur ein sehr einförmiges orographisches Bild bietet, da die Höhendifferenz zwischen dem tiefsten und dem höchsten Punkte der ganzen Geestfläche noch

1) J. Martin, Alter des Diluviums. S. 26.

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nicht einmal 20 m beträgt, so sind doch auch die nur schwach ausgeprägten glazialen Höhen dem Geologen besonders interessant; denn die Erkenntnis ihres Aufbaues und diluvialen Alters ist für Klärung und Verständnis der Entwicklungsgeschichte des Diluviums von durchaus ausschlaggebender Bedeutung.

Es liegt auf der Hand, daß hier nicht weit von der Grenzlinie des großen Eisschildes Endmoränen, Asar und glaziale Stromtäler infolge der hier nur geringen Mächtigkeit des Inlandeises nicht in dem Maße zur Entwicklung gelangen konnten, wie wir sie östlich von der Elbe antreffen. Ihre nur bescheidene orographische Ausprägung ist eben eine absolute Folge ihrer exponierten Lage im Hinblick auf das ganze gewaltige Vereisungsgebiet. Der letzten Phase in der Geschichte des Diluviums entsprechend, die durch den von SW nach NO vor sich gegangenen Eisrückzug repräsentiert wird, mögen die orographischen Verhältnisse auch in dieser Reihenfolge einer Einzelbesprechung unterzogen werden.

a) Das Vorland der Tergaster Endmoräne.

Im Reiderlande, dem links von der Ems gelegenen Teile Ostfrieslands, das man seinen orographischen Verhältnissen entsprechend in das (südliche) Oberreiderland und das im Norden gelegene Niederreiderland teilt, finden sich einige Höhenzüge, welche verschiedener Entstehungsgeschichte, daher auch ungleicher Art und ungleichen Alters sind. Teils sind es Sandhöhen, wie die Bunderhee und die Höhen von Weenermoor und Weener, andernteils aber offenbar Moränenrücken, da sie aus dem Material der Grundmoräne, dem Geschiebelehm, geformt sind; das sind die Höhen von Diele-Stapelmoor, von TichelwarfMöhlenwarf, der südlichste Teil des Höhenzuges von Weener und die Höhe von Holtgaste. Alle diese reiderländischen Höhen haben aber ausnahmslos das eine charakteristische Merkmal miteinander gemeinsam, daß ihre Längsachsen in der Südnordrichtung orientiert sind.

1. Die reiderländischen Geschiebeåsar. Die Aufschlüsse an den zuletzt genannten Höhen von Diele-Stapelmoor, TichelwarfMöhlenwarf, dem südlichsten Teil des Höhenzuges von Weener und der Höhe, auf der das Dorf Holtgaste liegt, zeigen, daß alle diese Rücken gleich gebaut sind. Unten findet sich als Gewölbekern das Frühhvitåglazial, das hier meist in toniger Fazies als Glimmerton oder Hvitâton (im Reiderlande „Potklei" genannt) auftritt. Darüber ist eine Geschiebelehmdecke von durchschnittlich etwa 1 m Mächtigkeit gebreitet, die wiederum, namentlich an der Westflanke, von einer mehr oder weniger mächtigen Schicht von Späthvitåglazial überlagert ist. Orographisch tritt namentlich deutlich die Höhe von Diele-Stapelmoor hervor, ebenso der an seiner Nordflanke von einem Sandrücken verdeckte Geschiebehügel südlich von Weener, der der Kürze wegen als der verdeckte Geschiebehügel von Weener bezeichnet werden möge. Seine Kuppe liegt dort, wo die nach Holthusen führende Landstraße von derjenigen von Weener nach Stapelmoor abzweigt, fast zu Tage. Undeutlich geworden ist der Höhenzug von Tichelwarf-Möhlenwarf in seinem

südlichen Teile, da man hier wie der Name der Siedelung auch andeutet schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts den Geschiebelehm auf einer nun längst abgebrochenen Ziegelei ausgeschachtet, „ausgeziegelt hat. Durch Grabungen bei der Anlegung des auf seinem Rücken liegenden Dorfes Holtgaste ist auch der Holtgaster Höhenzug verändert worden, wenn auch weniger als der Rücken von TichelwarfMöhlenwarf, der mit einer Höhe von 6,8 m in der Nähe des Stirlerschen Wirtshauses den höchsten Punkt Reiderlands aufzuweisen hat.

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Da die Höhen in ihrem Kerne aus Frühhvitåglazial bestehen, das in die Grundmoräne einragt, die das ganze sanfte Gewölbe mit einer Geschiebelehmdecke überzieht, welche wiederum vom Decksande, der an den Ostflanken durch die äolischen Kräfte oft entfernt oder doch sehr vermindert wurde, überlagert ist, können diese Einragungszüge" nur entweder Geschiebeendmoränen oder Geschiebeåsar sein. Endmoränen streichen immer parallel zur Saumlinie des Eises, die Åsar aber rechtwinklig dazu; denn ihre Längsachsen liegen in der Stromrichtung des Eises. Da nun das Inlandeis Ostfriesland von NO nach SW überschritt und in umgekehrter Bewegungsrichtung in der Abschmelzperiode zurückwich, kann man aus dem Verlauf ihrer Längsachsen keinen unbedingt sicheren Schluß auf die Natur dieser Moränenrücken ziehen. Nördlich von diesen Reiderländer Höhen liegt der aus Geröllglazial aufgeschüttete Moränenrücken von Tergast; seine Längsachse verläuft ost-westwärts. Weiter unten wird nachgewiesen werden, daß dieser Tergaster Höhenrücken zweifellos eine Endmoräne ist. Zieht man endlich noch den gleichsinnigen Verlauf der reiderländischen Moränenrücken und der Hümlingsåsar in Betracht, so kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß die Einragungszüge Reiderlands Geschiebeåsar sein müssen.

Über die Entstehung der Geschiebeåsar war man lange Zeit im unklaren. Jetzt ist man allgemein zur Annahme der Strandmarkschen Hypothese1) gelangt, welche die Geschiebeåsar in langgestreckten, subglazialen Höhlen (Eistunneln) nahe hinter dem Saume des Eiskörpers entstehen läßt, die durch Bodenströme gebildet werden, welche die subglazial in ihnen abfließenden Schmelzwasser auf das Vorland des Eises entleeren. Nach dem Versiegen der Bäche wurde dann von dem gewaltigen Eisdrucke die Grundmoränendecke zusamt dem obersten Frühhvitåglazial hinaufgepreßt. Die Geschiebeåsar Reiderlands sind also Moränenrücken, die während des Eisrückzuges durch Pressung in schwach gewölbten Eistunneln emporgewölbt wurden. Ostwärts von der Ems sind noch der Geschiebehügel von Rhaude und der von Holte hierher zu rechnen, die schließlich durch späthvitåglazialen Decksand zu einem scheinbar einheitlichen Höhenzuge miteinander verbunden. wurden, der ebenfalls in der Süd-Nordrichtung verläuft.

2. Der Geröllås von Steenfelde. Im Vorland der Tergaster Endmoräne zeigt der auch in Süd-Nordrichtung streichende Höhenzug

1) P. W. Strandmark, Om rullstensbildningarne och sättet, hvarpå de blifvit danade. Redogörelse för högre allmänna läroverket i Helsingborg under läsäret 1884-85. Helsingborg 1885. Ferner: Strandmark, Om jökelelfvar och rullstensåsar. Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. 1889. Bd. 11, S. 93-111.

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