Page images
PDF
EPUB

herausgegeben werden. Vergl. L. 5. pr. D. de calumn. (3. 6.) L. 134. D. de R. I. (50. 17.)

Entstehen Zweifel darüber, ob der Schaß dem, der ihn ausfindig gemacht oder dem Occupanten gebühre, so hat man sich hier, wie in allen übrigen Fällen der Occupation für den leztern zu entscheiden, L. 1. §. 1. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.), vergl. oben S. 83. Note *, insoferne er nur den Schaß wirklich gehoben, d. h. nach Statt gehabter Loco motio in seinen Gewahrsam gebracht hat, was überhaupt zum Eigenthumserwerbe des Schages für den Finder nothwendig ist.

L. 3. §. 3. D. eod. Paulus: Quidam putaut, Sabini sententiam veriorem esse; nec alias eum qui scit possidere (thesaurum), nisi siloco motus sit; quia non sit sub custodia nostra; quibus consentio. Vergl. L. 23. pr. L. 44. pr. D. eod. verb. non alias possiderem (pecuniam in terra conditam), quam si ipsius rei possessionem supra terram adeptus fuissem. W. Sell a. a. D. S. 171–176.

Werden Schäße in beweglichen Sachen gefunden, (S ch ä ße im nicht strenge juristischen Sinne), so pflegt man die vorstehende römische Theorie auf dem Wege der Analogie gleichfalls zur Anwendung zu bringen. Vergl. W. Sell a. a. D. S. 145 ff. Allein mit Unrecht; da die Bestimmung, wornach der Eigenthümer des Bodens die Hälfte des Schazes, aber auch nur diese erhält, als von den Grundsägen der Occupation wie Accession gleich abweichend, luris singularis ist, und ein lus singulare befanntlich keine rechtsgültige Grundlage für die Analogie abgeben kann. Nur eine Folge des Gesagten ist es, daß in Mobilien seit langer Zeit verborgene, werthvolle Sachen, deren Eigenthümer nicht mehr zu ermitteln, und die eben deshalb juristisch als herrnlos zu betrachten sind, (was freilich seltener wie bei Sachen, die in Immobilien verborgen, der Fall sein wird) *), nach den gewöhnlichen Grundsäßen der Occupation dem Finder ausschließlich gehören.

*) Als ein hierhergehöriges Beispiel mag der folgende 1834 (30 Dec.) im badischen Volksblatte mitgetheilte Fall dienen : Ein Arbeitergeselle im Jura, der ein Stück levantischen Holzes abdrehte, fand in demselben einen großen Diamanten, der auf 500,000 Fr. abgeschäßt ward. Man vermuthete, daß dieser Edelstein, als der Baum noch jung gewesen, in eine Öffnung deffelben hineingesteckt und später überwachsen sei.

C. Vom Erbeuten im Kriege, Occupatio bellicat.

Der wechselseitig garantirte Anspruch auf Rechtsschutz unter Römern und peregrinischen Völkerstämmen hieng selbst für die Zeiten, in denen ste nicht im Kriege miteinander lebten, von dem Vorhandensein eines den Privatverkehr näher regulirenden Bündnisses ab *).

L. 5. §. 2. D. de capt. et postlim. (49. 14.) Pompon. Si cum gente aliqua neque amicitiam neque hospitium neque foedus amicitiae causa factum habemus: hi hostes quidem non sunt: quod autem ex nostro ad eos pervenit, illorum fit; et liber homo noster ab eis captus servus fit et eorum. Idemque est, si ab illis ad nos aliquid perveniat. Vergl. C. Sell, Die Recuperatio der Römer; insbesondere die Einleitung.

Um so erklärlicher ist es daher, daß in den Augen des Römers der mit ihm Krieg führende auswärtige Feind (denn auf Bürgerkriege litt diefer Grundsah keine Anwendung, L. 21. §. 1. D. eod.) völlig rechtlos erschien, und folgeweise Freiheit und Eigenthum einbüßte, sobald er von einem Römer gefangen und in Sicherheit gebracht, L. 5. §. 1. D. eod., sein Grund und Boden in Beschlag genommen, seine Habe ergriffen worden war.

Gaius II. 69. Ea quoque quae ex hostibus capiuntur, naturali ratione nostra fiunt. §. 17. I. de div. rer. (2. 1.) Item ea, quae ex hostibus capimus, iure gentium statim nostra fiunt: adeo quidem, ut et liberi homines in servitutem nostram deducantur. L. 5. §. 7. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Gaius: Item quae ex hostibus capiuntur, iure gentium statim capientium fuint. L. 36. D. de rel. (11: 7.) Pomp. Cum loca capta sunt ab hostibus, omnia desinunt religiosa vel sacra esse: sicut homines liberi in servitutem perveniunt. Diese Anschauungsweise erschien dem Römer so natürlich, daß er sie nicht blos für sich, sondern in gleichem Umfange auch gegen sich gelten ließ. L. 5. §. 2. D. cit. Uebrigens ist zu merken, daß die von einem Römer occupirten feindlichen Immobilien immer ins Eigenthum des Staates übergiengen, L. 20. §. 1. D. de capt. (49. 15.), ebenso die Mobilien, deren

[ocr errors]

*) Vergl. Paulus in L. 19. §. 3. i. f. D. de capt. (49. 15.) verb. quia ibi primum nomine publico tutus esse incipiat.

sich der römische Soldat im Dienste des Staates bemächtigte. Dion. Hal. VII. 63. Polyb. X. 17. Liv. IV. 53. V. 22. Gell. VII. 4. XIII. 24. 26. XVI. 4. Isid. Or. V. 7. L. 31. D. de iure fisci (49. 14.) L. 13. D. ad Leg. Iul. pecul. (48. 13.) L. 239. §. 2. D. de verb. sign. (50. 16.) Denn erst nach Ablieferung der Kriegsbeute an den Feldherrn pflegte dem einzelnen Soldaten sein Antheil daran, meist nach vorheriger Verwerthung der occupirten Gegenstände, (Praedae sectio), zugesprochen zu werden*). Vergl. Liv. XXX. 45. XXXIII. 23. 37. i. f. XXXIV. 46. in. 52. i. f. XXXVI. 40. i. f. XXXVII. 59. i. f. XXXIX. 5. i. f. XLV. 34. med. Alles was vom Feinde durch einen Römer in Besitz genommen wurde, ohne unter den Begriff der Kriegsbeute zu fallen, gehörte unmittelbar dem Occupanten; namentlich gilt dies vom Feinde selbst, der sich im Momente des ausbrechenden Krieges bereits auf römischem Boden befand, ebenso von Sachen, bei denen dasselbe der Fall.

L. 12. pr. D. de capt. (49. 15.) Tryphon. verb. verum in pace qui pervenerunt ad alteros, si bellum subito exarsisset, eorum servi efficiuntur, apud quos iam hostes suo facto deprehenduntur. L. 51. §. 1. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Celsus: Et quae res hostiles apud nos sunt, non publicantur, sed occupantium fiunt.

Der durch die bisher geschilderte feindliche Occupation bewirkte Erwerb von Eigenthum, resp. Verlust von Freiheit und Eigenthum war indessen wie für den Römer so für den betreffenden Feind keineswegs immer ein definitiver. Vielmehr konnte das verloren gegangene Recht mit dem Wegfalle des Grundes seines Verlustes, der da das factische Innehaben dessen war, welcher rechtlich weder Freiheit noch Eigenthum anzuerkennen verbunden, wieder aufleben. Dieses Wiederaufleben nannte der Römer Postliminium, das Paulus in L. 19. pr. D. de capt. (49. 15.) definirt als das lus amissae rei recipiendae ab extraneo, et in statum pristinum restituendae, inter nos ac liberos populos regesque moribus, legibus constitutum. Nam quod bello amisimus aut etiam citrà bellum: hoc si rursus recipiamus, dicimur postliminio recipere. Idque naturali aequitate introductum est, ut, qui per iniuriam

*) Wer Beute unterschlug, machte sich des Verbrechens des Peculates schuldig. L. 13. D. ad L. Iul. pec. (48. 13.)

ab extraneis detinebatur, is, ubi in fines suos rediisset, pristinum ius suum reciperet.

Damit der in feindliche Gefangenschaft Gerathene, resp. sein in der Gefangenschaft geborenes Kind [L. 26. D. de stat. hom. (1. 5.)] iure postliminii die Freiheit wieder erlangte, war erforderlich, daß ste, gleichviel ob durch List oder gewaltsamen Durchbruch, L. 26. D. eod., mit der Absicht nicht wieder zurückzukehren, L. 3. §. 3. L. 20. pr. L. 26. D. eod., auf einheimischen oder verbündeter Völker Boden entkommen waren. L. 4. 5. pr. §. 1. L. 19. §. 2. 10. D. eod. Nur durfte es römischer Anficht zufolge fein freier Ueberläufer (Transfuga) sein, L. 19. §. 4—8. D. eod., feiner von denen, qui armis victi se dederunt, L. 17. D. eod., und kein vom Pater patratus dem Feinde Uebergebener*). L. 4. D. eod. Denn auf alle diese litt das Postliminium feine Anwendung.

[ocr errors]

Da, wo die Freiheit des aus der Gefangenschaft heimkehrenden Römers wiederauflebte, lebte zugleich sein gesammter Rechtscomplerus wieder auf, L. 16. D. eod., namentlich also auch die Patria potestas, gleichviel ob der Zurückkehrende der Vater oder der Sohn war. L. 14. pr. D. eod. Gleiches Schicksal hatte nur nicht die Ehe, welche durch einen abermaligen Consens beider Theile jedesmal erneuert werden mußte. L. 14. §. 1. D. eod. Etarb der Römer in feindlicher Gefangenschaft, so hätte sein in Rom zurückgelassenes Vermögen consequent nunmehr als Bonum vacans an den römischen Staat fallen müssen. So aber wurde in Folge der Fictio Legis Corneliae angenommen, er sei im leßten Momente der Freiheit gestorben, und darnach eine jede seiner rechtlichen Beziehungen bemessen. In omnibus partibus iuris, fagt Ulpian in L. 18. D. eod., is qui reversus non est ab hostibus, quasi tunc decessisse videtur, cum captus est. Vergl. L. 10. §. 1. L. 11. §. 1. L. 22. pr. §. 1. 3. D. eod. Paulus III. 4. A. §. 8. Ulp. XXIII. 5. §. 5. I. quib. non. est perm. (2. 12.)

In demselben Umfange wie bei der verlorenen Freiheit das Postliminium bei dem an den Feind verlorenen Eigenthume zur Geltung zu bringen, hatte für den Römer Bedenken, weil dadurch leicht die Feigheit gefördert werden konnte; und daher kam es denn hier unbeschränkt nur

*) Vergl. Liv. IX. 5. i. f. Cic. de off. III. 30. Or. I. 40. Flor. II. 18. Damit ein solcher wieder Civis romanus wurde, erschien eine förmliche Reception nach erfolgter Nückkehr erforderlich. L. 4. i. f. D. de capt. (49. 15.)

in Betreff unbeweglicher Sachen zur Anwendung, L. 20. §. 1. D. de capt. (49. 15.), bei beweglichen dagegen in der Regel nicht,

L. 28. D. eod. Labeo: Si quid bello captum est, in praeda

est, non postliminio redit etc.

[ocr errors]
[ocr errors]

namentlich nicht bei abgenommenen Waffen und Rüstungen, quippe arma et vestis nec sine flagitio amittantur, (sed) turpiter amittantur. L. 2. §. 2. L. 3. D. eod. Die beweglichen Gegenstände, bei denen ausnahmsweise Postliminium galt, waren vielmehr nur die folgenden: 1) Sclaven, L. 19. §. 10. D. cod.; 2) Naves longae atque onerariae propter belli usum, (Kriegslastschiffe), im Gegensaße der piscatoriae aut si quas actuarias voluptatis causa paraverunt, L. 2. pr. D. eod.; und endlich 3) der Equus freni patiens, (Dienstpferde), nam Bei sine culpa equitis proripere se potuit. L. 2. §. 1. D. eod. Gegenständen, welche von Piraten und Latronen weggenommen worden waren, bedurfte es des Poftliminiums deshalb nicht, weil an ihnen das Eigenthum nicht verloren gegangen. L. 19. §. 2. L. 24. D. eod. So das römische Recht. Das heutige gestattet vor Allem nur noch eine Occupation von Sachen auswärtiger Nationen im Kriege, und selbst dies mit wesentlichen, durch das Völkerrecht festgestellten Beschränkungen, zu denen insbesondere die gehören, daß Immobilien keinen Gegenstand der geschilderten Occupatio bellica mehr abgeben; überdies auch nur noch der Soldat Beute machen darf, und zwar in Bezug auf Sachen des Staats und solche Dinge, die der Feind mit sich führt. Plünderung erscheint nur nach vorheriger specieller Erlaubniß der Kriegsoberen gestattet.

[ocr errors]

D. Vom Ager desertus.

Cod. XI. 58. De omni agro deserto et quando steriles

fertilibus imponuntur.

Unter den römischen Kaisern war die Grundsteuer insoferne eine Reallast, als sie, selbst was die Rückstände anlangt, L. 7. pr. D. de publicanis. (39. 4.), immer nur vom jeweiligen Eigenthümer entrichtet werden mußte, und auch von diesem nur, wenn er im Besize des Grundstückes war und Früchte davon zog *). L. 2. C. de annon. et trib.

*) Siehe darüber Huschke, Ueber den Census und die Steuerverfassung der früheren Römischen Kaiserzeit. S. 139. 140.

« PreviousContinue »