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Finderlohn (Evgeτoov) anzusprechen, galt in den Augen des Römers für inhonett. (Nec hic videtur furtum facere, etsi non probe petat aliquid.) L. 43. §. 9. D. eod. Mit den verlorenen Sachen, an denen keine Occupation möglich ist, in gleicher Kategorie stehen die zur Zeit der Seegefahr der Rettung des Schiffes wegen über Bord geworfenen ; Res (enim) iacta domini manet, nec fit adprehendentis: quia pro derelicto non habetur. L. 2. §. 8. D. de lege Rhodia de iactu (14.2.) Vergl. L. 43. §. 11. D. de furt. (47. 2.) L. 9. §. 8. D. de adq. rer. dom. (41. 1.)

7. von wilden Thieren, (quorum fera natura est, ferae bestiae, §. 12-15. I. de rer. div. 2. 1.), welche ihre natürliche Freiheit wiedererlangt haben. Denn in demselben Momente, wo dies der Fall, hört das Eigenthum des bisherigen Inhabers auf, und die Thiere sind also wieder herrnlos.

§. 12. I. de rer. div. (2. 1.) Quicquid autem ceperis, eousque tuum esse intelligitur, donec tua custodia coërcetur; cum vero evaserit custodiam tuam, et in naturalem libertatem se receperit, tuum esse desinit, et rursus occupantis fit; naturalem autem libertatem recipere intelligitur, cum vel oculos tuos effugerit, vel ita sit in conspectu tuo, ut difficilis sit eius persecutio. Gaius II, 67. L. 3. §. 2. L. 5. pr. D. de adq. rer. dom. (41. 1.)

Uebrigens verwechsle man die wilden Thiere nicht mit den zahm gemachten, (Animalia mansuefacta), L. 4. D. eod., d. h. solchen,

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pro suo (41. 10.), der sich auf das Factum der Occupation stügt, mittelst Longi temporis praescriptio erfißen. Glaubt der Finder, er erfiße die gefundene, nicht derelinquirte Sache als solche durch Ablauf einer gewissen Zeit, so schließt sein Rechtsirrthum jegliche Ersizung aus; und, besißt er endlich die Sache bona fide als feine eigene, ohne daß ihm gegenwärtig ist, daß er sie gefunden, so liegt zwar Bonae fidei possessio, aber keine titulirte vor, und folglich kann ihm nur die Longissimi temporis praescriptio Eigenthum verleihen. L. 8. §. 1. C. de praescr. XXX vel XL. ann. (7. 39.) Can. 15. Caus. 16. Quaest. 4. Daß daneben der Finder, wenn er in nulla temporis parte rei habebat conscientiam alienae, Cap. 20. X. de praescript. (2. 26.), den gerichtlich auftretenden Eigenthümer nach vollendeter Klageverjährung durch die Exceptio temporis zurückweisen kann, versteht sich von selbst. Vergl. W. Sell, Versuche im Gebiete des Civilrechts 1. Abh. II. §§. 10. 12. IV. §. 6.

quae ex consuetudine abire et redire solent, veluti columbae, (pavones, L. 5. §. 5. D. eod.) et apes, item cervi, qui in silvas ire et redire solent. Gaius II. 68. §. 15. I. de rer. div. (2. 1.) Denn an diesen geht das Eigenthum erst dann verloren, wenn sie die Gewohnheit der Wiederkehr aufgegeben haben. Nam si revertendi animum habere desierint, etiam tua esse desinunt, et fiunt occupantium. §. 15. I. cit. L. 5. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) — An zah. men Thieren, Hausthieren, (Animalia mansueta), wie an Hühnern, Gänsen, u. f. w., L. 5. §. 6. D. eod., geht das Eigenthum dadurch, daß sie sich verlaufen, daß sie wegfliegen, also mit dem Besiße, noch nicht verloren. Qua de causa furti nobis tenebitur, qui quid eorum lucrandi animo adprehenderit. L. 5. §. 7. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) §. 16. 1. de rer. div. (2. 1.)

d. von Sachen, die zwar im Eigenthume Jemandes sind, aber in einem folchen, das rechtlich nicht anerkannt wird, wie bei der Beute im Kriege der Fall.

S. 17. I. eod. L. 5. §. 7. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Gaius: Item ea, quae ex hostibus capimus, iure gentium statim nostra fiunt. c. Gehörige Willensbestimmung und Willensäußerung. Der Occupant muß den Animus possidendi, die Absicht haben, für sich (als Stellvertreter eines Andern für diesen) den juristischen Besiß der Sache zu erwerben. Zur Besizergreifung selbst erscheint hier aber nicht, wie bei der Tradition, schon die bloße Möglichkeit der factischen Einwirkung auf die Sache hinreichend, sondern es ist auch noch wirkliche Apprehension unerläßlich. §. 13. I. de rer. div. (1. 2.) L. 5. §. 1. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) L. 3. §. 3. L. 44. D. de adq. vel am. poss. (41. 2.) L. 15. D. ad exhib. (10. 4.)

2. Von den einzelnen Gestaltungen der Occupatio insbesondere.

Die Occupation kann nur nach ihrem Objecte verschieden sein, und in dieser Beziehung hat man denn die Jagd i. w. S., das Finden (Inventio) und das Erbeuten im Kriege getrennt von einander zu betrachten*). Schließlich wird dann auch noch etwas über den Ager desertus der Römer zu sagen sein.

*) Von der Occupation eines herrnlosen Sclaven, [deffen, quem dominus pro derelicto habebat, L. 36. D. de stip. serv. (45. 3.) L. 38. §. 1. D. de nox. act. (9. 4.)], ist hierbei als von einem nicht mehr vorkommenden Falle der Occupation abgesehen.

A. Von der Jagd i. w. S.

Unter Jagd i. w. S. versteht man jedes Ergreifen eines herrnlosen lebenden Thieres in der Absicht, Eigenthum daran zu haben. Dieselbe umfaßt die Jagd i. e. S. (Venatio), Fischerei (Piscatio), und den Vogelfang (Aucupium). L. 9. §. 5. D. de usufr. (7. 1). L. 12. §. 12. 13. L. 17. §. 1. D. de instruc... leg. (33. 7.)

Da das römische Recht, abweichend von der neueren Zeit, nichts von einem Regale der Jagd und Fischerei weiß, so kommen ihm zufolge sämmtliche wilde, bisher noch nicht gefangene, oder aus der Gefangenschaft, oder aus dem Zustande der Gezähmtheit in die frühere Freiheit zurückgekehrte Thiere als Res nullius zwar nicht sofort in das Eigenthum deffen, der sie verwundet, wohl aber dessen, der wirklichen Befiß an ihnen ergreift *). §. 13. I. de rer. div. (2. 1.) L. 5. §. 1. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Und zwar ist es für diesen Eigenthumserwerb

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*) Vor Justinian waren die römischen Juristen hierüber nichts weniger als einig. Ein Theil derselben nahm vielmehr die Entstehung definitiven Eigenthums schon im Momente einer jeden solchen Verwundung des Thieres an, durch welche dessen Ergreifung möglich ward; ein anderer Theil stimmte dem bei, ließ aber das Eigenthum wieder erlöschen, sobald man von der Verfolgung des Thieres abstand, (Trebatius); und ein dritter Theil endlich verlangte zur Entstehung des Eigenthums wirkliche Besißergreifung des Thieres. Unter diesen drei Ansichten, welche Theophilus ad §. 13. I. 2. 1. referirt, während die Institutionen (ebend.) und die Digesten L. 5. §. 1. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) nur der beiden leßteren gedenken, entschied sich Justinian für die Nothwendigkeit der Besißergreifung. S. 13. I. de rer. div. (2. 1.) Ueber Erwerb und Verlust des Eigenthums an einem in meinem Neße sich fangenden Ebers, der von einem Andern daraus befreit wird, spricht sich Proculus in L. 55. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) also aus: In laqueum, quem venandi causa posueras, aper incidit; quum eo haereret, exemtum eum abstuli, num tibi videor tuum aprum abstulisse, et si tuum putas fuisse, si solutum eum in silvam dimisissem, eo casu tuus esse desiisset, an maneret? et quam actionem mecum haberes, si desiisset tuus esse, num in factum dari oporteret quaero? Respondit, laqueum, videamus, ne intersit, in publico, an in privato posuerim; et si in privato posui, utrum in meo an in alieno, et si in alieno, utrum permissu eius, cuius fundus erat, an non permissu eius posuerim; praeterea utrum in eo ita haeserit aper, ut expedire se non possit ipse, an diutius luctando expediturus se fuerit. Summam tamen hanc puto esse, ut, si in meam potestatem pervenit, meus factus sit, sin autem aprum meum ferum in suam naturalem laxitatem dimisisses, eo facto meus

ganz gleichgültig, ob das Thier auf eigenem oder fremdem Grund und Boden occupirt wird; ob die Occupation mit oder ohne Willen des Eigenthümers des legteren geschieht. §. 12. I. de rer. div. (2. 1.) L. 3. pr. §. 1. 2. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Dagegen hat der Eigenthümer das Recht, den Dritten von Betretung seines Grundes und Bodens abzuhalten, S. 12. I. cit. L. 3. pr. §. 1. D. cit., und unter Umständen kann ohne Zweifel auch gegen den Occupanten eine Schadensersag- und Injurienklage begründet werden.

Haben diese Principien des römischen Rechtes schon durch Ausbildung des Jagd-Regals in Deutschland nicht zur Anwendung kommen können, so betrachtet man heut zu Tage doch auch da, wo Jagd und Fischerei keine Regalien sind, das Recht sie auszuüben, als ein Annerum des Grundeigenthums; und insoferne ist es denn einem Jeden verboten, auf fremdem Gebiete zu jagen, oder in fremden Gewässern zu fischen, Eichhorn, Einleitung in das deutsche Privatrecht. §. 269. 284.

B. Von dem Finden, Inventio *).

Darunter hat man die Occupation lebloser, beweglicher Res nullius zu verstehen. Um die Occupation unbeweglicher Sachen zu bezeichnen, haben wir keinen technischen Ausdruck. Die wichtigste Spee cies des Findens ist unstreitig das Finden eines Schazes, wovon deshalb jezt noch näher die Rede sein soll.

esse desiiset, et actionem mihi in factum dari oportere, veluti responsum est, quum quidam poculum alterius ex nave eiecisset.

*) Puchta Cursus der Inst. II. S. 655. Note x (Vorlesungen §. 154. S. 300.) erklärt sich gegen den Ausdruck: Finden, Inventio, weil dies kein juristischer Act sei, und nicht der Finder als solcher Eigenthümer werde, sondern nur, wenn er zugleich Occupant sei, was nicht immer zusammentreffe. Wie wahr auch das Leztere ist, jo liegt doch hierin noch kein Grund, dem Finden die Eigenschaft eines juristischen Actes abzusprechen, da die Römer gerade wie wir heut zu Tage unter Invenire, Finden einer Sache ohne Weiteres das Entdecken einer Sache verbunden mit deren Ergreifung verstehen. S. 18. I. de rer. div. (2. 1.) Item lapilli et gemmae et caetera, quae in litore inveniuntur, iure naturali statim inventoris fiunt. L. 31. §. 1. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Erst da, wo Mehrere dieselbe Sache zugleich entdecken, macht sich der allerdings mögliche Gegensaz des Inventor und Is, qui primus possessionem nanctus est, geltend, unter denen dann der leßtere den Vorzug hat. L. 1. §. 1. D. de adq. rer. am. poss. (41. 2.)

Schaffindungstheorie der Römer.

Cod. X. 15. De thesauris; Theod. Cod. X. 18. De thesauris. §. 39. I. De rer. div. (2. 1.) Köch y, Civilistische Erörterungen. I. Nro. 7. Ortloff Comment. iur. Rom. de thesaur. Erlang. 1818. W. Sell Versuche I. 3. 4: Ueber das Finden der in beweglichen Gegenständen befindlichen Sachen, und: Auf welche Weise erwirbt der Finder ein Recht an der gefundenen Sache, namentlich an dem Schaß, und welches Recht erlangt er an derselben?

Unter einem Schage, Thesaurus (im prägnanten Sinne), versteht man in einem Grundstücke*) vor langer Zeit verborgene oder vergrabene bewegliche Sachen von Werth, deren Eigenthümer sich nicht mehr ermitteln läßt, oder, wie Paulus in L. 31. §. 1. D. de adq. rer. div. (41. 1.) sagt: Thesaurus est vetus quaedam depositio pecuniae, cuius non extat memoria, ut iam dominum non habeat L. un. C. h. t. (10. 15.) verb.: thesaurum, id est, condita ab ignotis dominis tempore vetustiori mobilia. Cf. Virg. Aen. I. 359. Thesauros, ignotum argenti pondus et auri **).

Die älteste Auffassungsweise der Römer in Betreff gefundener Schäße scheint die gewesen zu sein, daß fie dem Eigenthümer des Grundes und Bodnes gehörten, in dem sie verborgen. Vergl. Plautus †) Aulul. II. 2. 63. Trinumm. I. 2. 113. ff. Horatius ++) Sat. II. 6. 10. Unter den auf Bereicherung des Fiscus ausgehenden Kaisern kam der Grundsaß auf,

*) Die Geseze sprechen nämlich nur von Fundus, Praedium, Terra, Terrula, Ager, Solum und Locus in dem Sinne von Solum, wenn sie den Ort bezeichnen wollen, in dem der Schaß verborgen wurde. Vergl. W. Sell a. a. D. S. 146. **) Vergl. auch, den vorzugsweise unter Theodorich wirkenden Cassiodorus (geb. 480. † 575.) Var. VI. 8. Depositivae pecuniae, quae longa vetustate competentes dominos amiserunt.

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†) Plaut. Aul. 1. c. Eo, dico, ne me thesauros reperisse censeas. Trin. 1. c. Si taceas, loquar, Quoniam hinc est profectus peregre Charmides, Thesaurum mihi demonstravit in hisce aedibus, Hic in conclavi quodam ; sed circumspice etc. Quid fuit officium meum me facere, face sciam. Utrum indicare me ei thesaurum aequum fuit, .. an ego alium dominum paterer fieri hisce aedibus? Qui emisset, eius essetne ea pecunia? Emi egomet potius aedes, argentum dedi thesauri causa etc.

++) Horat. 1. c. O si urnam argenti fors quae mihi monstret, ut illi Thesauro invento, qui mercenarius agrum Illum ipsum mercatus aravit, dives amico Hercule!

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