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omnium bonorum omnes res, quae coëuntium sunt, continuo communicantur; (L. 2. Gaius:) quia, licet specialiter traditio non interveniat, tacita tamen creditur intervenire.

e. Das Vorhandensein einer Iusta causa.

Ist in Folge des zusammentreffenden Animus tradendi und adquirendi der juristische Besiß einer Sache übertragen worden, so folgt daraus noch keineswegs, daß nunmehr auch das Eigenthum auf den Empfänger übergegangen sei; vielmehr ist hierzu wesentliche Vorausseßung, daß der Tradition eine Iusta causa u Grunde liege. Nunquam, fagt Paulus in L. 31. D. de adq. rer. dom, (41. 1.), nuda traditio transfert dominium, sed ita, si venditio aut aliqua iusta causa praecesserit, propter quam traditio sequeretur. Vergl. Ulp. XIX. 7. Gaius II. 29. L. 13. pr. L. 20. §. 2. D. de adq. r. dom. (41. 1.) Unter Iusta causa hat man aber einen jeden rechtsgültigen Erwerbtitel des Eigenthums zu verstehen, wie Kauf, Schenkung, Tausch, Dotalbestellung, Legat, Zahlung, Darlehn, u. f. w. §. 4. I. de action. (4. 6.) Wird irrthümlich das Vorhandensein einer solchen lusta causa angenommen, ohne daß sie in der That vorhanden, so steht dieser Umstand dem Uebergange des Eigenthums nicht entgegen. Denn da alle Condictionen, mit Ausnahme der Condictio furtiva, verlornes Eigenthum vorausseßen, L. 12. i. f. D. usufruct. quemadm. cav. (7. 9.) §. 14. I. de action. (4. 6.), der auf eine vermeintliche Iusta causa hin Tradirende aber mit einer Condictio indebiti die Zahlung repetiren darf, §. 6. I. de obl. q. q. e. c. n. (3. 28.), so geht daraus hervor, daß auch schon eine lusta causa putativa zur Tradition hinreicht. Dagegen erscheint ein jedes wider verbietende

gegen den Grundsaß, daß Ausnahmen von der Regel nur bei gehörigem Nachweise angenommen werden dürfen. Ein solcher liegt aber hier in keiner Weise vor. Wenn nämlich Juftinian in der angegebenen Stelle ausspricht, Kirchen und milde Stiftungen follten aus angefallenen Erbschaften, Legaten, abgeschlossenen Verkäufen und Schenkungen ihre persönlichen wie dinglichen Klagen hundert Jahre anstellen dürfen, so ist dies selbstredend nur von rechtsbegründeten dinglichen Klagen, d. h. von solchen Klagen zu verstehen, denen, wo Tradition zu ihrer Begründung erforderlich war, wie eben bei Kauf und Schenkung, diese auch in der That vorausgegangen. Wer einen Transitus legalis in L. 23. §. 1. cit. erkennt, präsumirt die Ertheilung eines Privilegiums; Privilegien werden aber bekanntlich nicht präsumirt.

Geseze abgeschlossene Rechtsgeschäft unfähig, als Iusta causa traditionis. zu dienen, und in Følge dessen unterliegen denn auch die hingegebenen Gegenstände, so lange sie noch vorhanden sind, der Vindication. *) L. 3. §. 10. L. 5. §. 18. L. 36. pr. D. de don. i. v. et u. (24. 1.) Haben die beiden Theile verschiedene, aber auf Eigenthumsübertragung gehende Geschäfte im Sinne, z. B. der Eine Kauf, der Andere Tausch, so schadet dieses dem Eigenthumsübergange so wenig, L. 36. D. de adq. r. dom. (41. 1.) **), wie etwaige Fehlerhaftigkeit der Iusta

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*) Puchta in feinen Vorlesungen. 1. S. 293. erkennt das wider ein verbietendes Gesez abgeschlossene Rechtsgeschäft z. B. den verbotenen Spielvertrag als Iusta causa traditionis an, weil jenes nur als Motiv des Willens erscheine, ein falsches Motiv aber den Willen nicht ausschließe. Allein diese Argumentation ist deshalb unrichtig, weil ein verbotenes und in Folge dessen nichtiges Rechtsgeschäft als juristisch gar nicht existent zu betrachten und zu behandeln ift. L. 5. C. de leg. (1. 14.) verb. pro infectis etiam habeantur. Vergl. C. S ell in den Sell'schen Jahrbüchern 1. S. 146 ff. Geschieht dies aber, so liegt in einem solchen Falle dem Willen der Eigenthumsübertragung nicht ein falsches, sondern gar kein juristisches Motiv zu Gründe, d. h. es fehlt eine jede lusta causa, und ohne eine solche ist die Traditio wirkungslos. Nunquam nuda traditio transfert dominium, sed ita si . aliqua iusta causa praecesserit, propter quam traditio sequeretur. L. 31. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) **) L. 36. D. cit, Iulianus: Cum in corpus quidem, quod traditur, consentiamus, in causis vero dissentiamus: non animadverto, cur inefficax sit traditio. Veluti si ego credam, me ex testamento tibi obligatum esse, ut fundum tradam, tu existimes, ex stipulatu tibi eum deberi. Nam et si pecuniam numeratam tibi tradam donandi gratia, tu eam quasi creditam accipias: constat proprietatem ad te transire; nec impedimento esse, quod circa causam daudi atque accipiendi dissenserimus. Dem lezteren Theile dieser Stelle scheint die Ulpian'sche L. 18. D. de reb. cred. (12. 1.) direct zu widersprechen: Si ego pecuniam tibi quasi donaturus dedero, tu quasi mutuam accipias: Iulianus scribit, donationem non esse. Sed an mutua sit, videndum. Et puto, nec mutuam esse: magisque nummos accipientis non fieri, cum alia opinione acceperit, Quare, si eos consumpserit, licet condictione teneatur, tamen doli exceptione uti poterit: quia secundum voluntatem dantis nummi sunt consumpti. Daß, wenn diese beiden Stellen sich in der That widersprechen, der Julian's der Vorzug zu geben ist, unterliegt, da sie unter Anführung von Gründen in hohem Grade bestimmt spricht, keinem Bedenken. — Indessen lassen fich beide Stellen vereinigen. In L. 40. i. f. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) wird der Ausdruck: Bonae fidei pessessor fructus praediorum consumtos

causa, (z. B. durch untergelaufenen Dolus), wenn sie gleich deßhalb später angefochten werden kann. L. 7. D. de dolo malo (4. 3.) L. 10. C. de rescind. vend. (4. 44.) Als abnorme, bis in die XII Tafeln hinaufreichende Strenge beim Kaufcontrakte ist zu merken, daß, um darauf hin Eigenthumsübergang zu bewirken, der Kaufpreis bezahlt oder creditirt sein muß, so daß es also, wenn beides nicht der Fall, um den Eigenthumsübergang zu verhindern, eines besonderen Pacti reservati dominii nicht einmal bedarf.

Varro de re rust. II, 2. 6. Quinctil. Declam. 336. §. 41. I. de rer. div. (2. 1.) L. 19. 53. D. de contrah. empt. (18. 1.) L. 13. §. 8. D. de act. empt. (18. 1.) etc.

In der Regel geht die Iusta causa der Einräumung des juristischen Besizes voraus und daher pflegen denn auch die Römer jene als Iusta causa praecedens zu bezeichnen. Absolut nothwendig ist aber darum das Vorausgehen dieser Iusta causa feineswegs, vielmehr kann sie auch fehr wohl dem Innehaben dieser Sache von Seiten des Erwerbers nachfolgen, z. B. wenn der Commodatarius, Conductor, oder Depositarius einer Sache dieselbe durch Kauf erwirbt oder der Erwerber aus einem sonstigen Grunde die Sache bereits inne hat.

suos facit, gebraucht, um auszudrücken, daß für den Bonae fidei possessor, der schon im Augenblicke der Separation das Eigenthum der Früchte erwirbt,s. S. 63 ff., mit der Consumtion die Ersaßpflicht erlösche. Mit demselben Rechte kann man nun auch umgekehrt die Worte: magisque nummos accipientis non fieri, so verstehen, daß, wenn animó donandi Geld gegeben, dasselbe aber quasi mutuum empfangen wird, die durch eine Condictio geltend zu machende Reftitutionspflicht sofort eintritt. Der Empfänger darf nicht, wie sonst beim Mutnum erst nach einer gewiffen Zeit reftituiren, sondern muß die Restitution sogleich vornehmen. Was aber der Geber, wenn er auch das Eigenthum übertragen, sofort klagend zurückverlangen kann, das hat er juristisch noch gar nicht verloren. (Nam) meorum et tuorum appellatione actiones quoque contineri dicendum est. (Paulus.) L. 91. D. de V. S. (50. 16.) Ist das Geld consumirt, so find nun in dem obigen Sinne Nummi accipientis geworden, d. h. er kann den condicirenden Geber durch eine Exceptio doli zurückschlagen, quia secundum voluntatem dantis nummi sunt consumti, Der Vereinigungsversuche obiger Stellen sind schon seit den Gloffatoren sehr viele gemacht worden. Vergl. Vinnii Sel. quaest. II, 35. Averanii Interpr. I. 17. Regenbrecht Comm. ad L. 36. D. de adq. r. dom. et L 18. D. de R. C. Berol. 1820. v. Vangerow Leitfaden I. S. 503. v. Savigny System. IV. S. 156.

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manu.

L. 9. §. 5. L. 21. §. 1. D. de adq. r. dom. (41. 1.) Pompon. Si rem meam possideas, et eam velim tuam esse: fiet tua, quamvis possessio apud me non fuerit.

So oft ein solcher Fall eintritt, spricht man von einer Traditio brevi L. 43. §. 1. D. de iure dot. (23. 3) verb.,,brevi manu acceptum." vergl. L. 79. D. de solut. (46. 3.) verb.,,manu longa tradita."

3. Wirkung.

Unter Vorausseßung aller Erfordernisse wird durch die Tradition Uebergang des Eigenthums des Tradenten, und zwar mit allen darauf ruhenden Lasten bewirkt.

S. 40. I. de rer. div. (2. 1.) L. 9. §. 4. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) L. 20. §. 1. D. eodem. Quotiens autem dominium transfertur, ad eum, qui accipit, tale transfertur, quale fuit apud eum, qui tradit. L. 67. D. de contr. emt. (18. 1.) Gehemmt wird indeffen der Eintritt dieser Wirkung der Tradition durch einen dabei vorkommenden Irrthum, insofern er die Identität der Sache oder das Eigenthum des Tradenten betrifft.

L. 34. pr. D. de adq. am. poss. (41. 2.) Ulp. Si me in vacuam possessionem fundi Corneliani miseris, ego putarem me in fundum Sempronianum missum, et in Cornelianum iero: non adquiram possessionem, nisi forte in nomine tantum erraverimus, in corpore consenserimus etc. L. 35. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Ulp. Si procurator meus vel tutor pupilli rem suam quasi meam vel pupilli alii tradiderit, non recessit ab eis dominium, et nulla est alienatio; quia nemo errans rem suam amittit.

S. 17.
Fortseßung.

B. Von dem Eigenthumserwerbe durch die nach erhobenem Theilungsprozesse erfolgende Adjudication des Richters.

Gaius IV. 22: Adiudicatio est ea pars formulae, qua permittitur iudici rem alicui ex litigatoribus adiudicare: velut si inter coheredes familiae erciscundae agatur, aut inter socios communi dividundo, aut inter

vicinos finium regundorum; nam illic ita est: QUAN

TUM ADIUDICARI OPORTET IUDEX TITIO ADIUDICATO.

Ulp. XIX. 16. Adiudicatione dominia nanciscimur per formulam familiae herciscundae, quae locum habet inter coheredes; et per formulam communi dividundo, cui locus est inter socios; et per formulam finium regundorum, quae est inter vicinos; nam si iudex uni ex heredibus aut sociis aut vicinis rem aliquam adiudicaverit, statim illi adquiritur, sive mancipi, sive nec mancipi sit.

Beginnen zwei Partheien einen Rechtsstreit vor Gericht, so ist ihr Zweck, wenn sie es redlich meinen, nicht der, daß einer darunter ein Recht zugesprochen werde, welches sie bisher noch nicht gehabt hat, sondern daß der bereits bestehende streitig gewordene Rechtszustand ermittelt und durch Ausspruch des Richters festgestellt werde*). Zwar wird der Richter nicht selten irren, und in Folge dessen fälschlich gerade derjenigen Parthei den Sieg verleihen, welcher bisher in der Wirklichkeit kein Recht zustand. Allein hier sind doch nicht wissentlich vom Richter neue Rechte begründet, sondern nur in Folge allgemeiner menschlicher Unvollkommenheit. - Ausnahmsweise giebt es aber eine Gattung von Fällen, in denen der Richter auch wissentlich neue Rechte unter den streitenden Theilen begründet, und dies find die s. g. Theilungsflagen, bei denen statt des bisherigen Condominium pro- indiviso an allen Sachen jedem Einzelnen solidarisches Eigenthum an bestimmten Sachen, oder an bestimmten Theilen derselben, oder auch, wenn untheilbare Sachen in Frage stehen, Einem das Ganze gegen angemessene Ent schädigung des Andern richterlich zugesprochen wird. (Actio communi dividundo, Dig. X. 3. Cod. III. 37., und Actio familiae herciscundae, Dig. X. 2. Cod. III. 36.) Sooft einem der Miteigenthümer, dem etwas zugesprochen worden, zur Ausgleichung aufgegeben wird, den oder die andern zu entschädigen, trifft die Adiudicatio mit der Condemnatio zusammen. L. 2. §. 1. L. 4. §. 1. 2. D. fin. reg. (10. 1.) — Handelt es sich um Grenzverwirrungen, so kann erforderlichen Falles *) L. 8. §. 4. D. si serv. vind. (8. 3.) Ulpian: per sententiam non debet servitus constitui, sed, quae est, declarari.

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