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hat sich dies erst in späterer Zeit nach vermehrtem Verkehre, wie für die Traditio einer Res nec mancipi, so auch für die andern naturalen Erwerbarten geändert, nur mit dem Unterschiede, daß für leßtere eine Beschränkung dieser Wirkung auf Res nec mancipi unnachweisbar ist, wiewohl das Gegentheil öfter behauptet wird.

Mit Vereinigung der Edikte des Praetor urbanus und peregrinus unter Hadrian mußte der Unterschied der civilen und naturalen Erwerbarten im Wesentlichen verschwinden. Gleichwohl wird seiner als eines fortbestehenden auch noch in den spätern Rechtsquellen gedacht, bis Justinian durch formelle Identification der materiell längst gleichstehenden Res mancipi und nec mancipi und durch Verschmelzung des Dominium und In bonis hierzu auch jede nur denkbare Veranlaffung aufhob. Das neueste römische Recht weiß von der Mancipatio und In jure cessio nichts mehr.

2. Noch im justinianeischen Rechte wirksam anerkannte Erwerbarten des Eigenthums sind, jenachdem nur einzelne Sachen als solche erwor= ben werden, oder ein ganzes Vermögen in Folge einer Sucessio per universitatem, die Adquisitiones rerum singularum † und die Adquisitiones per universitatem.

Gaius II. 97. Hactenus tantisper admonuisse sufficit, quemadmodum singulae res nobis adquirantur. . . Videamus itaque nunc, quibus modis per universitatem nobis adquirantur. §. 98. Si cui heredes facti sumus, sive cuius bonorum possessionem petierimus, sive cuius bona emerimus, sive quem adrogaverimus, sive quam in manum ut uxorem receperimus, eius res ad nos transeunt. §. 6. I. per quas pers. cuique adq. (2. 9.) §. 2. I. de acquis. per arrog. (3. 10.) pr. §. 1. I. de success. subl. (3. 12.) Theophilus ad h. ll. Schwanert, Enumeratio per universitatem successionum quae extant in iure Romano praeter hereditatem et bonorum possessionem. Gott. 1846. 4o.

Was jene, die Adquisitiones rerum singularum, betrifft, welche uns, da die Successiones per universitatem an andern Orten, namentlich im Erbrechte, in Betracht kommen, hier allein interessiren, so läßt sich eine Uebersicht derselben, insoweit ste, abgesehen von den erbrechtlichen Singularsuccessionen, Gaius. II. 97. noch im justinianeischen Rechte vorkommen, dadurch gewinnen, daß man den Fall:

A. in welchem Eigenthum ohne Rücksicht auf das bereits erworbene Eigenthum an einer anderen Sache ents steht, von dem trennt,

B. in welchem durch das Eigenthum an einer Sache das an einer anderen begründet wird.

Ad A. Die hierher gehörigen Entstehungsgründe des Eigenthums find entweder:

AA. Zweifeitige Rechtsgeschäfte, oder:

BB. Einseitige Handlungen des Erwerbenden, oder endlich :

CC. Einseitige Handlungen des Verlierenden und zufällige Umstände.

Ad. B. Dahin gehören die Acceffion, Confusion, Commirtion und der Erwerb der Erzeugnisse.

S. 16.

V. Erwerb des Eigenthums im Einzelnen.

A. Eigenthums-Erwerb ohne Rücksicht auf das bereits erworbene Eigenthum an einer anderen Sache.

AA. Eigenthums-Erwerb durch zweiseitige RechtsGeschäfte.

A. Von der Traditio.

1. Begriff.

Unter Traditio versteht man die Einräumung des juristischen Besizes in Gefolge einer Iusta causa. §. 40. I. de rer. div. (2. 1.) L. 9. §. 3. L. 31. D. de adquir. rer. dom. (41. 1.) L. 20. C. de pactis (2. 3.). Nimmt man auf die Stellung Rücksicht, in der hier von Traditio geredet wird, (unter den Eigenthumserwerbarten,) so darf man sie auch als Uebertragung des Eigenthums in Gefolge einer Iusta causa definiren.

L. 9. §. 3. D. cit. Gaius: Hae quoque res, quae traditione nostrae fiunt, iure gentium nobis adquiruntur; nihil enim tam conveniens est naturali aequitati, quam voluntatem domini volentis rem suam in alium transferre ratam haberi. LL. citt. Dabei wird aber dann stillschweigend vorausgeseßt, daß sich in der Tratditio alle zur Eigenthums-Begründung auf Seiten des Empfängers nőhigen Requisite vereinigen, L. 20. pr. D. de adq. rer. dom. (41. 1.),

die, um den Begriff der Tradition ins Dasein zu rufen, nicht gerade vorhanden sein müssen, wie man daraus ersieht, daß der Gegenstand des Kaufes ein tradere ist, gleichviel, ob dadurch Eigenthum begründet wird oder nicht, weshalb der Verkäufer noch außerdem verpflichtet ist, ut praestet licere habere rem, quam vendidit.

L. 8. D. de evictionibus (21. 2.) L. 11. §. 2. D. de act. emt (19. 1.) Ulp. Et inprimis ipsam rem praestare venditorem oportet, id est, tradere; quae res, siquidem dominus fuit venditor, facit et emptorem dominum: si non fuit, tantum evictionis nomine venditorem obligat.

2. Erfordernisse.

a. Fähigkeit der Subjecte; und zwar

a. des Tradenten. In der Regel. tradirt rechtsgültig nur der Eigenthümer; traditio enim nihil amplius transferre debet ve potest ad eum, qui accepit, quam est apud eum, qui tradit. L. 20. pr. D. de adq. r. dom. (41. 1.) Indessen leidet diese Regel doch eine doppelte Modification, indem es Fälle giebt, in denen nicht einmal der Eigenthümer traditionsfähig ist, - wenn ihm nämlich die Dispositions befugniß fehlt, L. 6. D. de verb. obl. (45. 1.) — und solche, in denen auch ein anderer, als der Eigenthümer zu tradiren befugt erscheint. L. 46. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) §. 1. I. quibus alienare licet vel non. (2. 8.) Dahin gehört a) der Fiscus, der Regent und die Regentin, L. 2. 3. C. de quadr. praescr. (7. 37.), vergl. oben §. 6. S. 14. b) der zur Veräußerung berechtigte Procurator, L. 9. §. 4. D. de adq. r. dom. (41. 1.) §. 42. 43. I. de rer. div. (1. 2.) c) der Pfandgläubiger, dessen Recht ja gerade auf Veräußerung, resp. Uebertragung gerichtet ist. §. 1. I. quib. al. lic. (2. 8.) L. 46. D. de adq, r. dom. (41. 1.) d) der Vater und Vormund im Namen des Haussohns, Mündels, wenn auch nicht ohne. Beschränkungen. L. 1. 2. C. de bonis matern. (6. 60.) vergl. m. L. 8. §. 4. 5. C. de bon. quae lib. (6. 61.) L. 22. L. 28. §. 5. C. de adm. tut. (5. 37.) L. 4. C. quand. decret. (5. 72.) Dig. XXVII. 9. De rebus eorum, qui sub tutela .. sunt, sine decreto non alienaudis . . Cod. V. 71. De praediis et al. reb. minorum sine decr. non alienandis.

B. dessen, dem tradirt wird. Jeder, der für sich oder Andere Eigenthum erwerben kann, ist fähig, eine Sache tradirt zu erhalten; nur muß es regelmäßig eine bestimmte Person sein. Indessen sehen doch

L. 9. §. 7. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) und §. 46. I. de rer. div. (2. 1.) die Missilia, (den f. g. Iactus missilium), das Auswerfen von Geld unter die Menge*) als eine Traditio an eine Persona incerta an, (vergl. §. 25. I. de legat. 2. 20.), wiewohl man sie, wie auch Justinian in §. 47. I. de rer. div. (2.1.) selbst bemerkt, noch cons fequenter als eine Dereliction und darauf folgende Occupation betrachten kann und muß.

L. 5. §. 1. D. pro derelicto (41.7.) §§. 46. 47. I. citt. Hoe amplius interdum et in incertam personam collata voluntas domini transfert rei proprietatem: ut ecce, Praetores et Consules, cum missilia iactant in vulgus, ignorant quod eorum quisque sit excepturus; et tamen quia volunt quod quisque acceperit, eius esse statim, eum dominum efficiunt. Qua ratione verius esse videtur, si rem pro derelicto a domino habitam occupaverit quis, statim eum dominum effici etc. b. Fähigkeit des Objects.

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Tradirt werden kann jede körperliche, des Eigenthums fähige, gleicyviel ob bewegliche oder unbewegliche Sache. §. 40. I. de rer. div. (2. 1.) verb. cuiusque generis sit corporalis res tradi potest et a domino tradita alienatur. Gaius. II. 28. Incorporales (res) traditionem non recipere manifestum est.

C. Gehörige Willens bestimmung beider Theile.

Der Tradent muß die Absicht haben, das Eigenthum der tradirten Sache, aber auch gerade dieser, nicht etwa in Folge untergelaufenen Irrthums einer andern, (vergl. L. 34. pr. D. de adq. v. am. poss. 41. 2. L. 35. D. de adq. r. dom. 41. 1.), auf den Empfänger, oder durch ihn, den Stellvertreter, auf dessen Principal zu übertragen. §. 40. I. cit. L. 9. §. 3. L. 13. pr. L. 20. §. 2. D. de adq. r. dom. (41. 2.) Demjenigen dagegen, für welchen der Tradent das Eigenthum bestimmt hat, muß der Animus sibi adquirendi innewohnen.

L. 55. D. de O. et A. (44.7.) Iavolenus: In omnibus rebus, quae dominium transferunt, concurrat oportet affectus ex utraque parte contrahentium etc.

*) Cf. Cic. de off. II. 16. 17.

Suet. Aug. 98. Ner. 11. Calig. 18. L. 13. 25. Th. C. de praet. (6.4.) L. 36. pr. D. de condit. (35. 1.) verb: munus edidit. L. 2. 3. C. de consul. (12. 3.) Nov. 105. praef. c. 1.

Trifft beides zusammen, so steht des Procurators Absicht, die übergebene Sache für sich zu erwerben, dem Eigenthumsübergange auf seinen Principal in keiner Weise im Wege, L. 13. i. f. D. de donat. (39. 5.), selbst wenn der leztere von der geschehenden Tradition keine Kunde hat. L. 13. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) verb: adquirit etiam ignorantibus.

Das römische Recht kennt der Fälle mehrere, in welchen dem Eigenthümer des Geldes, mit dem ein Dritter für sich eine Sache anschafft die Wahl gelaffen ist, ob er sich mittelst einer persönlichen Klage schadlos halten, oder die angeschafften Sachen selbst mit der Rei vindicatio utilis herausverlangen wolle. (S. unten die Lehre von der Rei vindicatio.) Diese Fälle als Fälle unfreiwilliger Repräsentation hierherzuziehen, wie Puchta Pandekten §. 149. thut, ist deshalb nicht zu rechtfertigen, weil der, mit dessen Gelde die Sache angeschafft wurde, nicht wirklicher Eigenthümer, sondern zu seinen Gunsten, wenn er will, nur als solcher behandelt, fingirt wird. Dafür zeugt der Umstand, daß ihm nicht die Rei vindicatio directa, sondern nur die utilis zusteht.

d. Gehörige Willensäußerung.

Diese besteht in der reellen Uebergabe der Sache, in der Einräumung des juristischen Besizes.

L. 50. pr. D. de rei vind. (6. 1.) L. 20. C. de pactis (2. 3). Diocl. et Max.: Traditionibus et usucapionibus dominia rerum, non nudis pactis transferuntur. cf. L. 59. D. de adq. r. dom. (41. 1.)

Daß sich der Wille der Eigenthumsübertragung in gedachter Weise äußerlich bethätigen muß, um Erfolg zu haben, leidet im Falle der Societas omnium bonorum eine Ausnahme, in welchem auch ohne vorherige Traditio die Sachen jedes einzelnen Socius fofort nach abgeschlossenem Vertrage ins Miteigenthum der andern übergehen. (S. g. Transitus legalis dominii)*). L. 1. §. 1. D. pro socio (17, 2.) Paulus: In societate

*) Wenn die älteren Juristen ganz allgemein unter Vezugnahme auf L. 23. §. 1. C. de sacros. eccl. (1. 2.) einen weiteren Fall eines s. g. Transitus legalis dominii bei Schenkungen und Verkäufen an Kirchen und milde Stiftungen annehmen, eine Ansicht, die noch neuerdings in Thibaut so verstößt dies

(Civ. Archiv XX. S. 1, ff.) einen Vertreter gefunden hat,

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