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dem B zu drei Viertheilen das Eigenthum an einem Pferde, so ist dadurch die im Condominium plurium in solidum liegende Collision vermieden und der Begriff des von den Römern anerkannten Condominium pro indiviso veranlaßt.

L. 5. §. 15. D. commod. (13. 6.) L. 4. §. 5. 6. D. fin. reg. (10. 1.) L. 5. D. de stip. serv. (45. 3.) Ulp. Servus communis sic omnium est, non quasi singulorum totus, sed pro partibus utique indivisis, ut intellectu magis partes habeant, quam corpore. Et ideo si quid stipulatur, vel quaqua alia ratione acquirit, omnibus acquirit pro parte, qua dominium in eo habent.

Characteristisch für diese ideale Gemeinschaft des Eigenthums sowie dinglicher Rechte an fremder Sache, (Communio), welche durch Vertrag (Societas) oder sonstige Gründe z. B. testamentarische Disposition entsteht, (Communio incidens), erscheint es, daß jeder Einzelne seinen Rechtsantheil selbstständig ausüben, gerichtlich verfolgen und veräußern fann. L. 68. pr. D. pro soc. (17. 2.) L. 3. C. de comm. rer. al. (4. 52.) Nur darf Lezteres nicht arglisstig geschehen, indem sonst einer Lex Licinia zufolge das Recht des Veräußernden, ohne daß es der Käufer erwirbt, verloren geht. L. 12. D. de al. iud. mut. c. (4. 7.) Ift bereits von einer Seite vor Gericht auf Theilung angetra gen und Lis contestirt, so erscheint zur rechtsgültigen Veräußerung der Consens der übrigen Theilhaber erforderlich. L. 1. 3. C. comm. div. (3.37.) Uebrigens bleibt es jedem Einzelnen unbenommen, auf Trennung der Rechtsgemeinschaft anzutragen, weil die Römer davon ausgehen, daß daraus leicht Rechtsstreitigkeiten entstehen könnten. (Communio est mater rixarum.)

L. 5. C. comm. div. (3. 37.) Diocl. et Max. In communione vel societate nemo compellitur invitus detineri: quapropter aditus praeses provinciae ea, quae communia tibi cum sorore perspexerit, dividi providebit.

Ueber das Ganze zu disponiren, ist nicht einmal durch Stimmenmehrheit möglich, L. 10. pr. §. 1. D. de aqua et aq. pluv. (39. 3.), geschweige daß ein Einzelner dazu das Recht hätte. L. 28. D. comm. div. (10. 3.) Geschieht es dennoch, so erscheint eine solche Disposition für alle Andere null und nichtig, sie müßte denn für sie ohne Nachtheil sein, L. 13. §. 1. D. de serv. pr. urb. (8. 2.), oder zur Erhaltung der Sache

dienen. Aus dem legteren Gesichtspunkte erklärt es sich auch, daß einer von mehreren Miteigenthümern selbst gegen den Willen der Andern nothwendige Reparaturen vornehmen darf. L. 32. D. de damn. inf. (39, 2.) L. 4. C. de aed. priv. (8. 10.)

2. Plena proprietas, Dominium plenum †) ist das Eigenthum, von dem das Nuzungsrecht der Sache nicht getrennt ist, während durch Nuda proprietas, Dominium minus plenum†) das Eigenthum bezeichnet wird, von dem das Nugungsrecht losgelöst und auf einen Andern übertragen ist.

L. 4. L. 78. pr. D. de iure dot. (23. 3.) L. 2. pr. L. 17. D. quib. mod. ususfr. amitt. (7. 4.) §. 4. I. de usufr. (2. 4.) L. 72. D. eodem (7. 1.) L. 33. D. de rei vind. (6. 1.) 3. Unbeschränktes und beschränktes Eigenthum, Dominium illimitatum und limitatum † unterscheiden die Neueren, jenachdem die Dispositionsbefugniß des Eigenthümers, abgesehen von den in der Natur des Eigenthums an sich oder in allgemeiner gefeßlicher Vorschrift ihren Grund habenden Beschränkungen, frei ist oder nicht. Siehe indessen abweichende Begriffsbestimmungen bei Glück a. a. D. VIII. S. 69 und Thibaut System der Pandecten §. 269. (9te Aufl.)

4. Widerruflich, Dominium revocabile † ist das Eigenthum, wenn es der frühere Eigenthümer aus gewiffen Gründen wieder rücklings aufheben kann, im Gegenfalle, der die Regel bildet, [Arg. L. 11. D. de R. I. (50. 17.) L. 11. C. de contr. emt. (4. 38.)], unwiderrufliches Eigenthum, Dominium irrevocabile†.

5. Von einem Dominium directumt und utilet, auch wohl nugbares Eigenthum genannt, sprach man bis in neuerer Zeit nach dem Vorgange der Gloffatoren. Allein diese Eintheilung ist dem römischen Rechte völlig fremd und beruht ihrem Ursprunge nach auf der verwerflichen Ansicht, daß der Emphyteuta und Superficiar, weil ihnen die Rei vindicatio utilis des Eigenthümers zusteht, analoges Eigenthum, ein f. g. Dominium utile hätten, der Dominus emphyteuseos und der Eigenthümer des superficiarischen Grundes und Bodens dagegen ein Obereigenthum, ein f. g. Dominium directum, während doch gerade die Nothwendigkeit von Seiten der Römer dem Emphyteuta und Superficiarius eine Utilis rei vindicatio zu ertheilen, der sicherste Beweis hätte sein können und müssen, daß sie kein Eigenthum haben, indem ja sonst die Rei vindicatio directa begründet gewesen sein würde.

Thibaut Versuche über einzelne Theile der Theorie des Rechts. II. Nro. 3. Seuffert Erörter. einzeln. Lehren des röm. Brivatrechts. Abth. 2. Nro. 1.

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S. 15.

IV. Erwerb des Eigenthums im Allgemeinen.

Gaius II. 1-97. Ulp. tit. XIX. Inst. II. 1. De rerum divisione et adquirendo ipsarum dominio.

Dig. XLI. 1. De adquirendo rerum dominio.

Haenel de adquir. rer. dom. diss. iur. civ. Lips. 1817. 4. Damit Eigenthum entstehe, ist erforderlich:

A. eine des Eigenthumserwerbes fähige Person, Gaius II. 87. 96. Ulp. XX. 10. §. 3. I. per quas nobis adq. (2. 9.) L. 10. §. 1. D. h. t. B. eine Sache, woran, weil sie in commercio, überhaupt, aber auch gerade von der fraglichen Person Eigenthum erworben werden fann, S. 4. I. de legatis (2. 20.) L. 49. §. 2. eodem II. (31.) Theophil. III. 19. §. 1. L. 1. C. Ne christianum mancipium haereticus vel iudacus vel paganus habeat. (1. 10.)*) L. 2. C. eod., und endlich

C. eine rechtmäßige Erwerbart, (Adquisitio), von den Neueren Modus adquirendi genannt. – - Was dieses leßtere Erforderniß betrifft, so hat man:

1. für das vorjustinianeische Recht die Adquisitiones iuris civilis und naturales, d. h. die im römischen Civilrechte und im Ius gentium gegründeten von einander zu unterscheiden.

Gaius II. 65. §. 11. I. h. t. und Theophil. ad h. 1. L. 23. pr.
D. de rei vind. (6. 1.) L. 1. D. pr. h. t. Gaius: Quarundam
rerum dominium nanciscimur iure gentium, quod ratione
naturali inter omnes homines peraeque servatur: quarundam
iure civili, id est, iure proprio civitatis nostrae.
Vergl. Unterholzner im Rhein. Museum I. S. 132 ff.
Pugge ebendaselbst. II. S. 298. ff.

Zimmern ebendaselbst. III. S. 318. ff. 348 ff.

Zu den ersteren, die Zweifelsohne von jeher Dominium ex iure Quiritium, insbesondere auch bei Rebus mancipi zu begründen im Stande waren, gehörten die Mancipatio, in alter Zeit Mancipium genannt, Gaius

*) L. 1. C. cit. Hon. et Theod. Iudaeus servum christianum nec comparare debebit, nec largitatis vel alio quocunque titulo consequetur.

I. 113. 119. II. 102. 103. 194. Ulp. XIX. 3. XX. 2. v. Scheurl, Vom Nerum. Erlangen. 1839. 8. C. Sell, De iuris Romani nexo et mancipio, Brunsvici. 1840. 8.) Bachofen, Das Nerum, die Neri und die Lex Petillia. Basel 1843. 8. Huschke, Ueber das Recht des nexum und das alte römische Schuldrecht, Leipzig. 1846. 8.), die In iure cessio, (Gaius II, 24. 29. 30. Ulp. XIX. 9. 10.), Usucapio, (Paulus. V. 2. Ulp. XIX. 8.), Adiudicatio, (Ulp. XIX. 2., §. 7. I. de off. iud. 4. 17. Vergl. indessen oben S. 36. e.), der Erwerb durchs Gesez, (Lege), (Ulp. XIX. 2. 17.), und endlich die Uebertragung von Seiten des römischen Staates, wie bei der Emptio sub corona (Gellius VII. 4.) und Sectio bonorum. (Gaius. IV. 146. Festus s. v. Sectores. Gellius. XIII. 24.)

Varro de re rust. II. 10. In emptionibus dominum legitimum sex fere res perficiunt: si hereditatem iustam adiit: si ut debuit, mancipio ab eo accepit, a quo iure civili potuit: aut si in iure cessit, cui (qui) potuit cedere et id ubi oportuit: aut si usu cepit: aut si e praeda sub corona emit: tumve cum in bonis sectioneve cuius publice venit. Ulp. XIX. 2. Singularum rerum dominia nobis adquiruntur mancipatione, traditione, usucapione, in iure cessione, adiudicatione, lege.

Als Adquisitiones naturales merke man die Traditio, Occupatio, Accessio, Specificatio und den Erwerb der Früchte einer fremden Sache.

Während die civilen Erwerbarten nur auf Cives, Latini und verbündete Peregrinen Anwendung litten, konnten die naturalen auch bei Peregrinen, die kein Commercium hatten, vorkommen. Ulp. XIX. 4. 6. Fragm. vat. 47. f. Gaius. II. 65. Ob die naturalen Erwerbarten im alten römischen Rechte fähig waren, Dominium ex iure Quiritium zu begründen, oder nur ein In bonis, ist eine unter den Juristen höchst beftrittene Frage. Vergl. Bluntschi in den Sell’schen Jahrbüchern. I. Nro. 7. Nur von der Traditio wird es uns ausdrücklich gesagt, daß sie Rebus nec mancipi gegenüber zum Dominium ex iure Quiritium führte. Cic. Top. 5. Gaius. II. 19. 20. Ulp. XIX. 7. vergl. m. Gaius. II. 41. Ulp. I. 16. Und auch in Betreff der Accessio fann der gleiche Erfolg nicht bezweifelt werden, da das, was vom Eigenthume einer Sache nachgezogen wird, den Charakter der Hauptsache, nach Civilrecht wie nach lus gentium, theilt. War also die Hauptsache im Dominium ex iure Quiritium, so mußte dasselbe auch von der Nebensache gelten.

L. 19. §. 13. D. de auro, argento (34. 2.) L. 2. D. de superf. (43. 18.) Gaius: (Superficiariarum aedium) proprietas et civili

et naturali iure eius est, cuius et solum.

Das Leztere kann der Natur der Sache nach nicht erst im Laufe der Zeit aufgekommen sein. Wohl aber erscheint es wahrscheinlich, daß nicht gleich von Anfang an, wie allerdings schon zu Ciceros Zeit der Fall, Cic. 1. c., die Traditio einer Res nec mancipi zum Dominium ex iure Quiritium geführt hat. Wie uns Gaius (II. 25.) berichtet, kam zu seiner Zeit die In iure cessio deshalb nur noch höchst selten vor, weil man, die Unbequemlichkeit vor die Obrigkeit zu gehen vermeidend, die immerhin noch sehr umständliche Mancipatio vorzog. Was hätte also in alter Zeit dazu bewegen sollen, bei Res nec mancipi zur In iure cessio zu greifen, wenn die einfache Taditio ganz und gar dieselbe Wirkung gehabt hätte? Der durch jene von selbst gegebene Beweis würde durch die Anwesenheit zweier gewöhnlicher Zeugen vollkommen ebenso ge= sichert gewesen sein. Ueberdies entspricht es aber auch dem Geiste des ältesten römischen Civilrechts, zur Entstehung eines selbstständigen Dominium ex iure Quiritium Deffentlichkeit des Erwerbgrundes zu verlangen, indem dasselbe entweder vom Populus selbst übertragen wurde, wie bei der Emptio sub corona und Sectio bonorum, oder der Eigenthumsübergang vor Vertretern des Populus vor sich ging, wie bei der Mancipatio mit ihren fünf Zeugen*), oder endlich die Obrigkeit den Eigenthumsübergang selbst vermittelte, wie bei der In iure cessio und Adiudicatio. Bei der Usucapio wurde die Oeffentlichkeit dadurch ersetzt, daß der Besiz Ein Jahr resp. zwei Jahre fortdauerte, während deren der betheiligte Eigenthümer vollauf Zeit hatte, seine Rechte zu wahren, wollte er sie nicht verlieren; cum sufficeret domino ad inquirendam rem suam anni aut biennii spatium, quod tempus ad usucapionem possessori tributum est. Gaius. II. 44. Von diesem Gesichtspunkte ausgegangen darf man annehmen, daß in ganz alter Zeit, sowenig wie durch Traditio, auch durch Occupatio, Specificatio, furz, von der Accessio abgesehen, durch die Adquisitiones naturales überhaupt sofort Dominium ex iure Quiritium entstand. Wahrscheinlich

*) Dies schlägt auch ein bei der Entstehung des Eigenthums durch's Legatum per vindicationem, das in einem Testamentum per mancipationem et nuncupationem angeordnet war.

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