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a. Hat Jemand im Auftrage eines Anderen seine eigene Sache veräußert, sie nicht als solche kennend, so steht seiner Rei vindicatio eine Exceptio doli entgegen. L. 49. D. mand. (17. 1.) Desgleichen soll der Pfandgläubiger wegen eines von ihm in dieser Eigenschaft veräußerten Grundstücks, wenn er es später ex alia causa reclamirt, fein Gehör finden. L. 10. D. de distr. pign. (20. 5.) Würde er daher auch nachweisen können, daß das Grundstück ihm und nicht dem Pfandschuldner vor der Veräußerung gehört hat, so müßte er doch mit der Exceptio doli zurückgewiesen werden.

B. Ist eine Dos vor Abschluß der Ehe unter der Bedingung bestellt worden, daß erst mit demselben Eigenthum übergehen solle, so hat der Besteller nach aufgelöstem Verlöbnisse die Rei vindicatio; stellt er sie aber vorher an, so wird er mit der Exceptio doli oder in factum *) zurückgewiesen. L. 7. §. 3. D. de iure dot. (23. 3.)

7. Wer sich für den Verkäufer auf den Fall der Eviction dem Käufer verbürgt, kann von diesem später das Kaufobject nicht als sein Eigenthum vindiciren. L. 11. C. de evict. (8. 45.) Ein solcher Vindicant, qui venditioni adeo consensum dedit, ut se etiam pro evictione obligaverit, würde mit sich selbst in Widerspruch treten, und daher steht ihm die Exceptio doli entgegen. Nimmt der Erbe des Bürgen ex sua persona das Eigenthum mit der Rei vindicatio in Anspruch, so fällt jene Einrede hinweg, indessen macht sich dafür jezt die persönliche Verbindlichkeit seines Erblaffers aus der Bürgschaft auf den Fall erfolgender Eviction für ihn geltend. L. 31. C. cod..

Eine generelle Vorausseßung für die Wirksamkeit der Exceptio rei venditae et traditae ist, wie sich schon an Beispielen gezeigt hat**), (f. oben ad a. y.), daß das die Eigenthumsübertragung begründende Rechtsgeschäft, auf welches sich die Einrede ftügt, an und für sich zu Recht besteht. Denn sonst wird sie durch die Replicatio doli wieder elidirt. Et si tradiderit possessionem, fuerit autem iusta causa vindicanti, replicatione adversus exceptionem utetur. L. 1. §. 5. D. h. t. (21.3.)

Einen weiteren, heutzutage nicht mehr practischen Fall einer Exceptio in factum f. L. 1. S. 4. D. h. t. (21. 3.)

**) Ein hierhergehöriges weiteres Beispiel verdanken wir Pomponius in L. 82. D. ad 'S. C. Vell. (16.1.) Item si mulier creditori viri fundum vendidit et tradidit ea conditione, ut emptor acceptam pecuniam viro referret, et hunc fundum

Kommt der eine Sache auf einen Anderen Uebertragende, welchem die Exceptio rei venditae et traditae entgegenstehen würde, wenn er sie vindicirte, später wieder in den Bestß dieser Sache, so kann der frühere Erwerber dieselbe mit der Rei vindicatio herausverlangen, und die ihm entgegengestellte Exceptio dominii durch die Replicatio rei venditae et traditae entkräften. L. 72. D. h. t. (6. 1.) Vergl. auch L. 4. §. 32. D. de dol. mal. exc. (44. 4.)

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Schließlich ist noch zu bemerken, daß, wenn die Exceptio rei venditae et traditae begründet und wirksam ist, sie activ wie paffiv auf die juristischen Nachfolger, einerlei ob Universal- oder Singular-Succefforen, übergeht. L. 2. 3. D. h. t. (21. 3.) Hermogen. Exceptio rei venditae et traditae non tantum ei cui res tradita est, sed successoribus etiam eius et emptori secundo, etsi res ei non fuerit tradita, proderit: interest enim emptoris primi, secundo rem non evinci. §. 1. Pari ratione venditoris etiam successoribus nocebit: sive in universum ius sive in eam duntaxat rem successerint.

S. 98.

BB. Von der negatoria s. negativa in rem actio.

Dig. VII. 6. Si ususfructus petatur vel ad alium pertinere negetur. VIII. 5. Si servitus vindicetur vel ad alium pertinere negetur. Donellus, Comment. de iure civ. Lib. XI. Cap. 16. Ed. Bucher. Tom. VI. pag. 406. Voet ad Pand. VIII. 5. §. 5. Glück Pand. Comm. X. §. 685. Vergl. auch Reinhard, Ueber das Recht des Eigenthümers, gegenüber dem Nachbarrecht und dem Recht auf Entschädigung; dabei insbesondere von der Cautio damni infecti und der actio negatoria; im Arch. f. civ. Prar. XXX. S. 216. ff.

1. Begriff, Grund und Namen. Negatoria in rem actio ist die im Civilrechte begründete dingliche Klage, womit partielle Ver=

vindicat: exceptio quidem opponitur ei de re empta et tradita, sed replicabitur a muliere, auT SI EA VENDITIO CONTRA SENATUSCONSULTUM FACTA SIT. Vergl. auch L. 16. C. de praed. et al. reb. (5. 71.) L. 42. D. de usurp. (41. 3.)

legungen des Eigenthums, insbesondere durch Anmaßung von Servituten, zurückgewiesen werden. Der Grund der Negatorienklage ist, wie der der Rei vindicatio, das Eigenthum, welches seinem Begriffe und Wesen nach zur vollständigen und ausschließlichen Herrschaft über die Sache berechtigt; ihr Zweck Anerkennung der natürlichen Freiheit desselben. Durch eine Verwechselung dieses Zweckes mit dem Grunde ist man zu der nicht ohne nachtheilige Folgen bleibenden Behauptung gelangt, leßterer sei die Unbeschränktheit oder Freiheit des Eigenthums *). Allein ein bloßes NichtRecht des Beklagten und weiter heißt dies nichts — kann noch kein Recht des Klägers begründen. L. 5. pr. D. h. t. (7.6.) Ulpian. Actio negativa domino competit adversus fructuarium .... Quodsi forte qui agit dominus proprietatis non sit, quamvis fructuarius ius utendi non habet, vincet tamen iure, quo possessores sunt potiores, licet nullum ius habeant **).- Ihren Namen hat die negatoria actio von der negativen Fassung der Intentio: lus non esse adversario utendi fruendi, eundi, agendi, cet.; Ius illi non esse tigna in parietem meum immissa habere; Ius tibi non esse parietem illum ita habere ***).

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*) Dies hat neuerdings noch Duroi im Arch. f. civ. Praris VI. S. 298. vertheidigt, und Friß (in f. Erläuterungen zu Wening I. S. 365.) hat nichts dagegen zu erinnern, wenn man das Charakteristische der Actio negatoria darin findet, daß fie „eine Klage aus der Freiheit des Eigenthums“ sei Hiergegen f. besonders Puch ta im Rhein. Muf. I. S. 178. Cursus der Just. II. §. 232. S. 565. Vorlesungen Ï. §. 172.

**) Vergl. Theophil. ad §. 2. I. de act. (4. 6.) "Exaoros èrάywv òpeilei neqinoi, εἴν αὑτῷ τὴν νίκην ἐκ τῶν προσόντων αὐτῷ· οἷον, Εί φαίνεται, τόνδε τὸν ἀγρὸν τῆς ἐμῆς εἶναι δεσποτείας· οὐ μὴν ὀφείλει κινῶν λέγειν, Εἰ φαίνεται, τόνδε τὸν ἀγρὸν μn εivaι τns Toũ ávτidínov dεonovelas. Vers. Reitz. Quisquis agit, victoriam sibi parare debet ex iuribus ipsi suppetentibus; veluti, Si apparet hunc agrum mei esse dominii: non autem dicere debet actor: Si apparet, hunc agrum non esse in dominio adversarii.

***) Von der Actio negatoria ist wohl zu unterscheiden die Actio confessoria auf Anerkennung einer negativen Servitut, weil sie gleichfalls negativ concipirt wird. 3. B. Es ist zu Gunsten des Gebäudes des Annius an dem Grundftücke des Gaius Sejus die Servitut begründet, ut in eo loco positum habere ius Seio non esset. Gleichwohl legt Sejus an dem Orte dieser Servitut ein Gehölz an und errichtet darin ein Wasserbehälter mit metallenen Röhren. Hier macht Annius seine Actio confessoria dahin geltend, ius Seio non esse, in eo loco ea posita habere invito se. L. 17. §. 1. D. h. t. (8. 5.) Vergl. auch

§. 2. I. de act. (4. 6.) Gaius IV. 3. L. 5. pr. D. h. t. (7. 6.) L. 2. pr. L. 12. 13. 14. §. 1. D. h. t. (8. 5.). — Soll der Gegensatz zur Actio confessoria hervorgehoben werden, so heißt die Actio negatoria auch Actio contraria, L. 8. i. f. D. si serv. vind, (8. 5.), oder, insoferne

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L. 6. pr. D. eod. Das Zusammenwerfen der Actio negatoria und Actio confessoria auf Anerkennung einer negativen Servitut hat Veltheim (G. F.) de act. confess. et negator. Kil. 1822. zu der Ansicht vermocht, daß Actio negatoria bei den Römern wegen ihrer negativ gefaßten Intentio sowohl diejenige sei, wodurch man die Freiheit einer Sache von einer affirmativen Servitut als auch die, womit man für eine Sache eine negative Servitut in Anspruch nehme; und Actio confessoria soll umgekehrt sowohl diejenige dingliche Klage sein, womit man eine affirmative Servitut, als auch diejenige, womit man die Freiheit von einer negativen in Anspruch nimmt; denn das Wort confessoria gehe eben nur auf die affirmative Faffung der Intentio. Dieser Auffassungsweise ist auch Friß in f. Erläutr. I. S. 363. ff. u. in s. Ausg. v. Wening's Civilr. II. §. 151. beigetreten. Allein Theophilus a. a. D., auf den sich die Anhänger vorstehender Ansicht vorzugsweise stüßen, spricht gar nicht von der Actio confessoria des Servitutberechtigten und der Actio negatoria als der Klage zum Schuße der Freiheit des Eigenthums, sondern von allen Actiones in rem überhaupt und ihrer möglichen Fassung der Intentio, die allerdings affirmativ (xoupeσooglws) und negativ (veyaropiws) sein kann. Wie wenig dadurch aber die scharfe Verschiedenheit der Rei vindicatio, Actio confessoria und Actio negatoria in ihrer technischen Bedeutung der justinianeischen Rechtsquellen afficirt wird, geht am Deutlichsten daraus hervor, daß Theophilus felbft die Actio confessoria durch die Rei vindicatio erläutert: Confessoria autem actio est, ubi quis ius sibi competens profitetur dicens: Si apparet, agrum mei esse dominii. Unter diesen Umständen läßt sich zwar nichts dagegen einwenden, wenn man mit Theophilus alle Actiones in rem in solche mit affirmativer und solche mit negativer Faffung eintheilt, allein für ihr Wesen erwächst daraus kein Gewinn; und wenn man fie Veranlassung sein läßt, die klaren Begriffe der justinianei= fchen Rechtsquellen zu verwirren, so ist dies geradezu verwerflich. Die Actio negatoria hat darin nur der die Beschränkung der Freiheit des Eigenthums läugnende Eigenthümer, die Actio confessoria nur der eine Servitut (ohne Unterschied ihrer Fassung) Ansprechende. L. 2. pr. D. h. t. (8. 5.) Ulp. De servitutibus in rem actiones competunt nobis ad exemplum earum, quae ad usumfructum pertinent, tam confessoria quam negatoria; confessoria ei, qui servitutes sibi competere contendit, negatoria domino, qui negat. Cf. Rubr. Dig. VIII. 5. Si servitus vindicetur vel ad alium pertinere negetur.

die Störung des Eigenthums in Anmaßung einer Servitut besteht, die durch sie zurückgewiesen werden soll, gleich der zur Geltendmachung derselben bestimmten confefforischen Klage, Actio de servitute. L. 4. §. 7. D. eod.

2. Kläger bei der Negatorienklage ift directe nur der Eigenthümer, der eine Beschränkung seines Eigenthums durch den Beklagten als widerrechtlich zurückweist. L. 2. pr. L. 4. §. 7. D. h. t. (8. 5.). Ob jener Dritten gegenüber zur Anerkennung einer Eigenthums-Beschränkung verpflichtet ist, erscheint dabei gleichgültig *); ja, ob er es dem Beklagten felbst gegenüber ist, insoferne dieser sich nur eine größere oder eine andere Beschränkungs-Befugniß anmaßt, als ihm in der That_zukommt **).— Utiliter fann sich der Actio negatoria auch der Emphyteuta, Superficiar und der im Befiße der Sache befindliche Pfandgläubiger bedienen, arg. L. 16. D. de serv. (8. 1.) L. 3. D. de op. nov. nunc. (39. 1.) cf. L. 9. D. eod., der Servitut-Berechtigte dagegen nicht, vielmehr vindicirt derselbe, wenn er gestört wird, seine Servitut, d. h. er stellt die Actio confessoria an. L. 1. pr. L. 5. §. 1. D. h. t. (7. 6.) L. 1. §. 20. L. 2. D. de op. nov. nunc. (39. 1.) ***). L. 1. §. 4. D. de remiss. (43. 25.)

3. Beklagter ist ein Jeder, der die Freiheit des klägerischen Eigenthums nicht, wie Recht ist, anerkennt, gleichviek, ob er sich eine Ser

*) L. 4. §. 7. D. h. t. (8. 5.) Ulp. verb. in rem actione experiar, licet enim serviant aedes meae, ei tamen, cum quo agitur, non serviunt.

**) L. 9. D. h. t. (8. 5.) Paulus: verb. Contra si in itinere, quod per fundum tibi debeo, aedifices, recte intendam, ius tibi non esse aedificare vel aedicatum habere: quemadmodum si in area mea quid aedifices.

***) Aus diesen beiden Stellen schließt Schilling Lehrbuch für Inft. u. Gesch. des Röm. Privatrechts II. §. 202. Note u., (vergl. auch Seuffert Pandectenrecht I. §. 183.), daß auch dem Nsufructuar die Actio negatoria utilis zuftehe; allein die Worte in L. 2. D. cit. neque enim (usufructuarius) sicut adversus vicinum, ita adversus dominum agere potest, jus ei non esse invito se altius aedificare: sed si hoc facto ususfructus deterior fiet, petere usumfructum debebit, cf. L. 1. §. 4. D. cit., beziehen sich nicht auf die Negatorienklage, vielmehr braucht Julian agere, actio in der weiteren Bedeutung eines jeden Rechtsverfolgungsmittels, L 37. D. de O. et A. (44. 7.) L. 10. §. 3. D. de comp. (16. 2.) L, 39. D. de damn. inf. (39. 2.), um damit die Operis novi nuntiatio zu bezeichnen.

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