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Die vorstehend entwickelten Rechtsregeln über Restitution der Früchte leiden auch auf Fructus civiles Anwendung, L. 5. C. h. t. L. 62. pr. D. h. t. L. 19. pr. D. de usur. (22. 1.), der Gegenstand der Rei vindicatio müßte denn Gelb sein, das der Besizer nicht gebraucht hatte. In diesem Falle sind davon keine Zinsen zu entrichten, weil den Beklagten wenn er, um das Periculum zu vermeiden, das Geld nicht ausgåb, keine Schuld trifft. L. 62. pr. D. h. t. Papinian. verb. de pecunia deposita, quam heres non attingit, usuras praestare non cogitur, cet. L. 20. §. 14. C. de her. pet. (5. 3.) Ulp. Papinianus autem lib. 3. Quaestionum, si possessor hereditatis pecuniam inventam in hereditate non attingat, negat eum omnino in usuras conveniendum.

Schließlich bemerke man noch, daß der Vindicant unter keinerlei Vers

petitor frui potuerit, si ei possidere licuisset: quam sententiam Iulianus quoque probat. ». Savigny a. a. O. S. 115. h. möchte statt der Florentinischen Lesart: fruiturus sit mit der Vulgata lesen: fruitus sit. Allein es bedarf dessen nicht einmal; auch ohne dies verträgt fich L. 62. §. 1. cit. mit der hier vertheidigten Auficht sehr wohl. Man gehe nur bei deren Auslegung von dem anerkannten Saße aus (vergl. S. 376.), daß der Kläger unter keinerlei Verhältnissen die Früchte erhalten kann, welche er, wenn er im Besize geblieben, selbst nicht erhalten haben würde, L. 33. i. f. L. 35. pr. D. h. t., und man wird dann in L. 62. §. 1. cit. nur eine Bestätigung dieses Saßes finden. Selbst der malae fidei possessor muß die (nach dem Maaßstabe eines diligens paterfamilias) von ihm zu ziehenden Früchte nicht herausgeben, si petitor frui (non) potuerit, falls er im Befiße geblieben wäre. Vergl. L. 19. pr. D. de usur. (22. 1.) Schließlich ist noch des Begriffes der Fructus percipiendi zu gedenken, wie ihn Heimbach a. a. D. S. 171., freilich nicht im Einklange mit sich selbst S. 168., aufstellt. Ihm find Fructus percipiendi, wegen ihres gewöhnlichen Gegensaßes Fructus percepti, bereits gezogene Früchte, deren Einsammlung und Besißergreifung unterblieben ist, und die deshalb zu Grunde gegangen sind, nicht, wie wir es nehmen, die durch unterbliebene Bestellung und Nichtanwendung des gehörigen Fleißes unerzeugt gebliebenen Früchte. Am Wenigsten paßt dieser Begriff Heimbach's zu seiner eignen Auffassung, wornach nicht die vom Beklagten, sondern vom Kläger zu percipirenden Früchte nach der L. C. durch den malae fidei possessor erseßt werden sollen. Wenn einmal die Früchte gezogen sind, find doch wohl beide, denken wir sie uns als Befizer, auch in gleicher Weise im Stande, fte zu sammeln. Für was also jener Unterschied zwischen Kläger und Beklagten? Vergl. übrigens auch Interpretatio ad L. 1. Th. C. de fruct. (4. 18.), worin die Fructus percipiendi als solche charakterisirt werden, quales per diligentem culturam consequi potuisset; ferner L. 19. pr. i. f. D. de usur. (22. 1.) L. 5. C. h. t.

hältnissen auf solche Früchte Ansprüche machen kann, die er selbst dann nicht erhalten haben würde, wenn er im Besize der vindicirten Saché geblieben wäre. Und als Folge hiervon erscheint denn, daß der Eigens thümer einer Sache, wenn er daran einen Nießbrauch constituirt hat, von der Zeit an gar keine Früchte fordern darf. L. 35. pr. D. h. t. Paulus: Si petitor lite contestata usumfructum legaverit, ex eo tempore, ex quo discessit a proprietate, fructuum rationem non habendam, quidam recte putant. L. 33. i. f. D. h. t. I. 19. pr. D. de usur. (22. 1.)

Der Anspruch auf Früchte muß übrigens gegen den bonae fidei possessor mit der Vindication der Hauptsache geltend gemacht werden, weil er auf keinem selbstständigen Klagefundamente beruht. L. 3. C. de fruct. et lit. exp. (7. 51.) verb. Post absolutum enim dimissumque iudicium nefas est, litem alteram consurgere ex litis prima materia. Von dem malae fidei possessor können dagegen die Fructus extantes allein vindicirt, die Fructus consumti condicirt werden. L. 22. §. 2. D. de pign. act. (13.7.) verb. a praedone enim fructus et vindicari extantes possunt et consumti condici,

S. 96.

IV. Mittel die Rei vindicatio in ihrem Erfolge zu vereiteln.

A. Von dilatorischen Einreden.

Bei der Frage, wie der Zweck der an sich begründeten Rei viadicatio vereitelt werden könne, kommt es darauf an,

A. ob er für jeßt, oder

B. ob er für immer vereitelt werden soll.

Jener Fall tritt ein:

1. wenn der bisherige Besizer vermöge eines lus in re aliena, z. B. Ufusfructus, Pfandrechts, oder in Folge einer Forderung, z. B. aus einem Miethvertrage, Anspruch auf zeitige Fortseßung des juristischen oder natürlichen Besizes hat *). Arg. L. 20. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) verb. si alia quaepiam fuit iusta et rationabilis causa non reddendi.

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Davon, daß ein derartiger Einwand nach Nov. XVIII. c. 19. dem Beklagten verloren geht, wenn er zuerst das Eigenthum des Klägers läugnet, diesen dadurch zum

2. wenn der Beklagte Gegenforderungen zu bilben berechtigt ist. Das Mittel, wodurch diese Berechtigung der Rei vindicatio gegen über geltend gemacht wird, ist die Exceptio retentionis s. doli. L. 27. §. 5. L. 48. D. h. t. L. 14. D. de exc. dol. (44. 4.) L. 14. 16. C. de praed. et al. reb. min. (5. 71.)

Die Gegenforderungen können aber zu ihrem Objecte haben:

a. die Erstattung der vom Beklagten oder seinem Auctor *) ge# machten Verwendungen, bei denen man übrigens die auf Gewinnung der Früchte verwendeten Ausgaben von den auf oder für die Sache ges machten unterscheiden muß. L. 3. §. 1. D. de impensis in res dot. fact. (25. 1.) Jene trägt stets der die Früchte Genießende, und eine Folge davon ist denn, daß, wenn der die Früchte Ziehende sie auch bes halten und ohne Ersaß genießen darf, wie der bonae fidei possessor vor der Litiscontestation, von Wiedererstattung der Bestellungskosten nicht die Rede sein kann. L. 16. D. eod. L. 48. D. h. t. Müssen dagegen die gezogenen Früchte an einen Anderen herausgegeben werden, so kommen die Bestellungskosten, einerlei ob der ste Aufwendende bonae oder malae fidei possessor war, insoferne sie nur iusti sumptus sind, jedesmal in Abzug. L. 46. D. de usur. (22. 1.) L. 3. §. 1. D. de impens. (25. 1.) L. 36. §. 5. L. 37. D. de her. pet. (5. 3.) Paulus: Fructus intelliguntur deductis impensis, quae quaerendorum, cogendorum conservandorumque eorum gratia fiunt. Quod non solum in bonae fidei possessoribus naturalis ratio expostulat, verum etiam in praedonibus: sicut Sabino quoque placuit. L. 1. C. de fruct. et lit. expens. (7. 51.) Diocl. et Max. Hoc fructuum nomine continetur, quod iustis sumptibus deductis superest.

In Betreff der auf oder für die Sache gemachten Verwendungen muß man, abgesehen von den mit Genehmigung des Eigenthümers geschehenen, oder unter den Gesichtspunct der Negotiorum gestio fallenden und deshalb immer zu ersezenden, L. 5. C. h. t., zwischen Impensae necessariae, utiles und voluptuariae unterscheiden. L. 79. D. de V. S. Die Impensae necessariae, d. h. solche, welche dazu gedient,

Beweise nöthigt, und nun erst jenen Einwand geltend machen will, davon war bereits oben S. 93. die Nede.

*) L. 14. §. 1. D. comm. div. (10. 3.)

die Sache vor dem Untergange zu bewahren, oder sonst durch den Zustand der Sache geboten waren*), kann jeder Besizer, einerlei ob bonae oder malae fidei possessor **), mittelst der Exceptio doli erfeßt verlangen, L. 5. C. h. t., vergl. oben S: 268. 269., ste müssten denn bloße Unterhaltungskosten gewesen sein und der Besizer in der Zwischenzeit den unentgeltlichen Genuß gehabt haben. L. 18. §. 2. D. commod. (13. 6.) verb. cibariorum impensae naturali scilicet ratione ad eum pertinet, qui utendum (servum) accepisset. L. 7. §. 2. D. de usufr. (7. 1.) Nur Diebe und Räuber können auf Erfaß der nothwendigen Verwendungen keinen Anspruch machen ***). L. 1. C. de infant. expos. (8. 52.)

*) L. 79. pr. D. cit. Paulus: Impensae necessariae sunt, quae si factae non sint, res aut peritura aut deterior futura sit. L. 14. D. de imp. (25. 1.) Ulp. Impensae necessaria e sunt, quibus non factis dos imminuitur; velut, aggeres facere, flumina avertere, aedificia vetera fulcire itemque reficere, arbores in locum mortuarum reponere. L. 1. §. 3. D. eod. Ulp. Inter necessarias impensas esse Labeo ait, moles in mare vel flumen proiectas: sed et si pistrinum vel horreum necessario factum sit, in necessariis impensis habendum ait . Proinde Fulcinius inquit, Si aedificium ruens.. refecerit, aut si oliveta reiecta restauraverit, vel ex stipulatione damni infecti, ne committatur, praestiterit, L. 2. Paulus: vel in v aletudinem servorum impenderit, L. 3. Ulp., vel si vites pro~ pagaverit vel arbores curaverit, vel seminaria pro utilitate agri fecerit, necessarias impensas fecisse videbitur. Wie L. 1. §. 3. i. f. cit. hervorhebt, gehört auch der in Folge bestellter und verfallener Cautio damni infecti gemachte Aufwand zu den Impensis necessariis, desgleichen das zur Abfindung eines Pfandgläubigers vom Beklagten Ausgegebenen, L. 65. pr. D. h. t. L. 28. D. de pign. act. (13, 7.), ferner si noxali iudicio servum defendit et damnatus praestitit pecuniam. L. 27. §. 5. D. h. t.

**) Die bonae oder malae fidei possessio ist nach dem Momente der Verwendung zu beurtheilen, L. 37. D. h. t.; der frühere bonae fidei possessor gilt aber auch in Betreff der Verwendungen mit der Litiscontestatio als malae fidei possessor. L. 25. §. 7. D. de her. pet. (5. 3.)

**) Daß Diebe und Näuber sogar den höheren Werth, den die Sache durch ihre Im

pensen erlangt, dem Eigenthümer vergüten müssen, wenn sie außer Stande find, die Sache selbst zu restituiren. L. 13. D. de cond. furt. (13. 1.), (f. oben S. 108.), macht sich nur geltend, wenn die Condictio furtiva wider sie angestellt ist nicht bei angestellter Rei vindicatio.

verb, si non a fure vindicaveris; cf. L. 14. §. 12. D. quod met. c. (4. 2.) Impensae utiles d. h. solche, welche den Werth der Sache er höhen, ohne durch die Noth oder concrete Sachlage_geboten zu sein *), L. 5. §. 3. L. 14. §. 1. D. de impens. (25. 1.), und Impensae voluptuariae d. h. solche, die blos zur Zierde, Ausschmückung der Sache dienen, ohne zur eigentlichen Wertherhöhung beizutragen **), L. 79. §. 2. D. de V. S., haben, der sie Aufwendende mag bonae øder malae fidei possessor fein, L. 37. 38. D. h. t., dies miteinander gemein, daß, wenn sich das Ergebniß des Aufwandes, die Verbesserung oder Verzierung, ohne die Hauptsache zu beschädigen, wegnehmen läßt, und weggenommen noch Werth für den Verwendenden hat, leßterem das Ius tollendi zusteht. L. 27. §. 5. L. 37. 38. D. h. t. L. 5. C. h. t. Indessen kann der Vindicant der Hinwegnahme immer dadurch begegnen, daß er sich bereit erklärt, dem Beklagten den Werth der Verbesserung, Verzierung zu erseßen. L. 38. D. h. t. Celsus: Constituimus vero, ut, si paratus est dominus tantum dare, quantum habiturus est possessor, his rebus ablatis, fiat ei potestas cet. Vergl. oben §. 74. S. 274–276. Ist keine Trennung möglich, so hat nun zwar der malae fidei possessor keinen Anspruch auf Vergütung ***), wohl aber steht dem bonae fidei possessor bis zu erfolgter Entschädigung wegen seiner Impensae utiles eine Exceptio doli zur Seite, L. 7. §. 5. L. 38. D. h. t. L. 38. D. de her.

*) L. 79. §. 1. D. de V. S. Paulus: Utiles impensas esse Fulcinius ait, quae meliorem dotem (rem) faciant, deteriorem esse non sinant. L. 6. D. de imp. (25. 1.) Idem: Veluti si novelletum in fundo factum sit, aut si in domo pistrinum, aut tabernam adiecerit, si servos artes docuerit. L. 14. §. 1. eod. Ulp. Utiles sunt, veluti pecora praediis imponere id est stercorare.

**) L. 79. §. 2. D. cit. Paulus: Voluptuariae sunt, quae speciem duntaxat ornant, non etiam fructum augent, ut sunt viridia et aquae salientes, incrustationes, loricationes, picturae. L. 14. §. 2. D. de imp. (25. 1.). Voluptuosae sunt, balinea exstruere. Der gewöhnliche Begriff der Impensae voluptuariae geht übrigens bei Sachen, die zum Verkaufe bestimmt find, in den der Impensae utiles über, weil sie da eine Steigerung des Werthes bewirken. L. 10. D. eod. L. 28. 29. D. h. t.

***) In Bezug auf Impensae utiles ist dies anders bei der Hereditatis petitio, L. 30. D. de her. pet. (5. 3.), aber auch nur bei dieser. Vergl. oben S. 269. Note*.

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