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dicatio vorher angestellt, so ist ihr freilich eine Exceptio (doli generalis) entgegen zu seßen. Beschränkungen des Eigenthums durch Iura in re aliena hindern den Eigenthümer nicht, seine Sache jeder Zeit von Dritten zu vindiciren. L. 33. D. h. t. verb. si nudae proprietatis dominus. Hat Jemand widerrufliches Eigenthum, so erscheint er, solange dieses besteht, zur Rei vindicatio berechtigt, später dagegen natürlich nicht. L. 41. pr. L. 66. D. h. t. L. 24. D. rer. amot. (25. 2.) L. 29. D. de mort. c. don. (39. 6.) Hatte der Vindicant im Momente der Litiscontestation irrevocables Eigenthum, gieng er aber desselben, ohne daß der Beklagte erfaßpflichtig wäre, während des Processes verlustig, so kann er nun wegen mangelnden Interesses mit seiner Klage nicht durchdringen, vielmehr muß er fie fallen lassen. Arg. L. 21. D. h. t. L. 7. §. 7. D. ad exhib. (10. 4.) L. 14. pr. D. de cond. furt. (13. 1.). Vergl. auch §. 6. I. de nox. act. (4. 8.) Voet Comment. ad Dig. VI. 1. De rei vind. §. 4. Glück Pandecten-Commentar VIII. S. 151.Ist der die Rei vindicatio Anstellende zwar Eigenthümer, war er es aber nicht schon bei Beginne des Processes, sondern wurde er es erst nach erfolgter Litiscontestation, so mußte nach römischem Rechte Abweisung der Klage erfolgen *), L. 23. D. de iud. (5. 1.) **), dagegen konnte der abgewiesene Vindicant aus der nova s. adiecta causa von Neuem

de adq. v. am. poss. (41. 2.): non enim videtur possessioni renunciasse, qui rem vindicavit, nicht gegen P uchta gebraucht werden, wie von Friß a. a. D. S. 83. geschieht, weil sie sich nur auf das Interdictum Uti possidetis und die dabei eigenthümlich gestaltete Possessio im Verhältnisse zur Rei vindicatio beziehen, so widerlegt sich doch die Puchta'sche Ansicht dadurch, daß unsere Quellen zur Rei vindicatio nur zwei Dinge erfordern, einmal, daß der Kläger intendirt, rem suam esse, §. 1. i. f. I. de act. (4. 6.), dann, daß der Beklagte rem teneat, et habeat restituendi facultatem, L. 9. i. f. D. h. t., und beide Requifite in den Fällen des Tertes ohne vorheriges Aufgeben des juristischen Besißes von Seiten des Vindicanten vorhanden sind.

*) v. Savigny System VI. S. 65-70. Unter den älteren Juristen herrschte darüber viel Streit. Vergl. Glück Pand. Comm. VIII. S. 147. ff.

**) L. 23. D. cit. Paulus: Non potest videri in iudicium venisse id, quod post iudicium acceptum accidisset: ideoque alia interpellatione opus est. Interpellare aliquem im Sinne von: Einen verklagen kommt öfter vor. L. 1. D. de distr. pign. (20. 1.) L. 3. D. si propter publ. pens. (4. 46.) L. 20. C. de don. a. n. (5. 3.)

flagen, ohne die Exceptio rei iudicatae fürchten zu müssen. L. 11. §. 4. D. de exc. rei iud. (44. 2.) *). Das canonische Recht unterscheidet unter den gegebenen Verhältnissen, ob der Kläger gleich von Ans fang an auf einen bestimmten Grund hin, z. B. Tradition in Folge einer Schenkung, auf ein Legat, die erfolgte Ufucapion hin, das Eigenthum in Anspruch nahm, oder ob er nur im Allgemeinen Eigenthum zu haben behauptete **). Im ersteren Falle ist der Kläger, sollte er auch nach der Litiscontestation aus einem anderen Grunde Eigenthümer geworden sein, wie im römischen Rechte, gleichwohl abzuweisen, und es steht ihm frei, eine neue Klage anzustellen; im zweiten Falle dagegen bedarf es dessen nicht; vielmehr genügt zur Durchführung der angestellten Klage der Beweis des während des Processes erworbenen Eigenthums. Cap. 3. VI. de sent, et re iud. (2. 14.)***).

*) L. 11. §. 4. D. cit. Ulp. Eandem causam facit etiam origo petitionis. Ceterum si forte petiero fundum vel hominem, mox alia causa nova post petitionem mihi accesserit, quae mihi dominium tribuat: non me repellet ista exceptio.... si ex alia causa dominium fuerim nactus, non nocebit exceptio. Et ideo si forte sub conditione res legata mihi fuerit, deinde medio tempore adquisito dominio petam, mox existente conditione legati rursus petam: putem exceptionem non obstare: alia enim causa fuit prioris dominii: haec nova nunc accessit,

**) Ob die Bestimmung des römischen oder die des canonischen Rechtes in der deutschen Praxis Anerkennung gefunden hat, ist unter den Juristen bestritten. Mühlenbruch Pand. R. II. §. 269. Note 4. Sintenis Civilrecht I. 52. N. 8. find für jenes, Göschen Vorl. II. 1. §. 234. Nro. 1. für dieses. Wie es der Theorie der Reichsgefeße zufolge sein soll, darüber s. unten S. 345. Note †.

***) Cap. 3. VI. cit. Nach einem Auszuge aus den Proceßacten, in dem die Verhands lungen beider Theile referirt werden, folgen die nachstehenden, entscheidenden Worte des Richters, die am Ende der Decretale vom Papste Innocentius IV. bestätigt werden. Ex iis enim, quae post inchoatum iudicium eveniunt, quando causa fuit exposita specialis, nec debet nec potest iudicis animus ad proferendam sententiam informari, quia, quum certae causae facta est mentio, utpote donationis vel venditionis aut alterius specialis, oportet incepti iudicii tempus attendi, ut liquido cognoscatur, an tunc interfuerit actoris, propter illa, quae specialem comitantur causam et necessario adesse debent, veluti locus et tempus et huiusmodi, quae sunt sollicite attendenda, et sine quibus causa vacua et invalida censeretur. Sed quum est in genere absque alicuius causae declaratione petitum, non sic oportet accepti iudicii tempus inspici,

Wohl zu unterscheiden von der vorverhandelten Frage, wie es sich verhalte, wenn zwar im Momente der Litiscontestation kein Eigenthum des Klägers begründet, dasselbe aber aus einem späteren Grunde (Causa superveniens) entstanden war, ist die andere, ob und inwieferne nach römischem Rechte der abgewiesene Vindicant von Neuem klagend auftreten könne, um sein schon einmal geltend gemachtes Eigenthum auf andere, übrigens nicht erst neuerdings entstandene Gründe hin abermals geltend zu machen? Soviel ist in dieser Beziehung gewiß und unbe ftritten, daß, wenn der abgewiesene Vindicant früherhin das Eigenthum im Allgemeinen in Anspruch nahm, ohne den ihm dabei vorschwebenden Erwerbgrund, wie Usucapion, Tradition in Folge Schenkung, speciell geltend zu machen, er nun nicht noch einmal mit der Rei vindicatio zugelassen wird, um gegenwärtig einen anderen Erwerbgrund geltend zu machen. (Nam) cum in rem ago, non expressa causa, ex qua rem meam esse dico, omnes causae una petitione apprehenduntur. Neque enim amplius, quam semel, res mea esse potest. (Paulus.) L. 14. §. 2. D. de exc. rei iud. (44. 2.) L. 11. §. 5. *) L. 14. §. 1. L. 21. §. 3. L. 25. pr. D. eod. Dagegen herrscht darüber in neuerer Zeit großer Streit, ob nach römischem Rechte auch der zum Zweitenmale als Vindicant Auftretende abgewiesen werden müsse, welcher früher auf einen bestimmten Erwerbgrund hin (Causa adiecta s. expressa) das Eigenthum in Anspruch nahm, ohne damit durchzudringen, und nunmehr dasselbe auf einen anderen, noch nicht gerichtlich erörterten, aber bereits früher vorhandenen Grund hin abermals geltend zu machen versucht. Ein Theil der Juristen legt der Exceptio rei iudicatae bei Actiones in rem, im Gegensaße der Actiones in personam, L. 14. §. 2. D. eod., eine so umfangsreiche Wirkung bei, daß er, unbekümmert um die veränderte Origo petitionis, den Vindicanten auf besagte Ein

quia non requiruntur, nec sunt opportuna, nec attendi possunt huiusmodi comitantia in hoc casu. v. Savigny System VI. S. 71–73. *) L. 11. §. 5. D. cit. Ulp, Itaque adquisitum quidem postea dominium aliam causam facit, mutata autem opinio petitoris non facit. Utputa opinabatur ex causa hereditaria, se dominium habere; mutavit opinionem et coepit putare ex causa donationis: haec res non parit petitionem novam; nam qualecunque et undecunque dominium adquisitum habuit, vindicatione prima in iudicium deduxit. v. Savigny a. a. D. S. 455 ff.

rede hin abweist, weil es immerhin dasselbe Eigenthum sei, was bereits in iudicium deducirt gewesen*), während ein anderer Theil die Rei vindicatio auf einen neuen Erwerbgrund unter der angegebenen Vorausseßung zuläßt **), und folgeweise dieselbe als noch nicht durch die frühere Vindication in iudicium deducirt resp. confumirt betrachtet ***). Daß von

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*) Nur auf dem Wege der Restitution sei dagegen aufzukommen, meint dieser Theil der Juristen. Gedachte Ansicht ist zuerst vertheidigt worden von Buchta im Rhein. Mus. II. S. 251–270. (a. 1828), und dann gegen Heffter nochmals von demselben ebendas. III. S. 467-487. Vergl. auch Puchta Cursus der Institutionen U. §. 175. Gefolgt find Buchta seitdem vorzugsweise Zimmern Röm. Rechtsgeschichte III. S. 152. 422. v. Vangerow Leitf. I. S.{207., Buchka, die Lehre vom Einfluß des Processes auf das materielle Rechtsverhältniß. I. S. 145. **) Dahin gehören Heffter im Rhein. Mus. III. S. 222–238. Nichelmann Einfluß des Irrthums auf Vorträge. S. 116-118. Brackenhoeft Identität der Rechtsverhältnisse S. 116–118. v. Wächter Handbuch des in Würtemberg geltenden Privatrechts II. S. 445. v. Savigny System VI. S. 465. und Beilage XVII. Causa adiecta s. expressa. (S. 514–535.) Vergl. auch Keller Ueber Litis Contestation und Urtheil S. 287. ff.

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***) Daß es bei persönlichen Klagen dem Kläger unverwehrt war, den Grund feiner Forderung in die Intentio zu seßen, um nur über ihn richterlich aberkennen zu laffen, ist unbestritten. Vergl. Gaius IV. 55. Item palam est, si quis aliud pro alio intenderit, nihil eum periclitari eumque ex integro agere posse, velut... si quis ex testamento dare sibi oportere intenderit, cui ex stipulatu debebatur. Dagegen läugnen Puchta (Inst. S. 129-192.) und seine Anhänger, daß bei den Actiones in rem (mit der Formula petitoria) die Erwähnung des Erwerbgrundes, z. B. bei der Rei vindicatio die der Mancipation, Usucapion, in der Intentio hätte vorkommen können. Einmal finde fich davon keine Spur und dann nehme in der That einer solchen Erwähnung in der Intentio das : Ex iure Quiritium den Plaß weg. Allein will man selbst eine solche Spur von Darlegung der Causa petendi zur Zeit des Formelverfahrens nicht in der Frage aus der Zeit der Legis Actiones finden: Postulo anne dicas qua ex causa vindicaveris? Gaius IV. 16. Cic. pro Mur. 12. §. 26., und eine solche auch nicht in L. 11. §. 2. D. de except. rei iud. (44. 2.) erkennen, wenn es darin heißt: Si quis autem petat fundum suum esse eo, quod Titius eum sibi tradiderit cet.; vergl. Brissonius de form. V. 22. Keller a. a. D. S. 291, so ist bei dem mangelhaften Zustande unserer Quellen in Betreff der petitoria formula daraus doch noch kein Schluß zu Gunsten der Gegner zu machen, und eben so wenig einzusehen, warum die Angabe der Causa mit den Worten Ex iure Quiritium unverträglich gewesen. Vergl. Heffter a. a. D. S. 234. Demnach

diesen beiden Ansichten die lettere die richtige sei, ergiebt sich aus einer ungezwungenen Interpretation der oben bereits angeführten Stellen. L. 14. §. 2. D. de exc. rei iud. (44. 2.) und L. 11. §. 1. 2. D. eod.*). Eine ganz andere Frage ist freilich die, ob und inwieweit die vorstehend entwickelten Rechtssäße auch die heutzutage noch practisch an

muß die Behauptung, daß bei der Formula petitoria die Erwähnung des Erwerbgrundes in der Intentio unmöglich gewesen sei, als unerwiesen betrachtet werden. Wie v. Savigny a. a. D. S. 524. ff. dargethan hat, ist es aber allerdings wahrscheinlicher, daß die Präscriptionen (Gaius IV. 132–137.) das geeig= netere Mittel abgaben, um die Eigenthumsklage auf einen bestimmten Erwerbgrund zu beschränken, Cangedeutet wurde dies schon früher von Keller a. a. D. S. 290. Note 9.) z. B. in der Form: Ea res agatur de fundo mancipato; vergl. Gaius IV. 131.) ea res agatur de fundo usucapto; ea res agatur de eadem re alio modo. Cic. ad fam. XIII. 27. de finib. V. 29. Von römisch processua lischer Seite dürfte hiernach der im Texte vertheidigten Ansicht ganz sicherlich nichts entgegenstehen.

*) L. 11. §. 1. D. cit. Ulp. Denique et Celsus scribit: si hominem petiero, quem ob eam rem meum esse existimavi, quod mihi traditus ab alio est, cum is ex hereditaria causa meus esset: rursus petenti mihi obstaturam exceptionem. §. 2. Si quis autem petat fundum suum esse, eo quod Titius eum sibi tradiderit, si postea alia ex causa petat, causa adiecta, non debet summoveri exceptione. In S. 1. stellt Ulpian in vollster Uebereinstimmung mit L. 11. §. 5. D. eod. den Saß auf, daß, wenn Jemand einen Sclaven in der Meinung, ihn durch Tradition erworben zu haben, (ohne dies auszusprechen,) vindicirt, und abgewiesen wird, später aber nach erlangter Ueberzeugung von dessen Erwerbe ex hereditaria causa wieder vindiciren will, demselben die Exceptio rei iudicatae im Wege steht. Der §. 2. zeigt, wie das gegentheilige Resultat dann er folgt, wenn der Kläger das Erstemal adiecta causa vindicirt, also ausdrücklich auf Tradition sein Eigenthum geftüßt hat, und, abgewiesen, ex alia causa klagend von Neuem auftritt, (nam) non debet summoveri exceptione. Mit den Gegnern unter der adiecta alia causa einen nachherigen Erwerb des Eigenthums zu verstehen, ist rein willkührlich, gegen den Sprachgebrauch, vergl. L. 1. §. 2. D. h. t. Vat. fragm. 52., und widerlegt sich überdies durch §. 4. desselben Geseßes, worin erst der Fall einer alia causa nova behandelt wird, den die Gegner als unnüß wiederholt ansehen müssen, während dann der in §. 2. wirklich enthaltene Fall übergangen wäre. Vergl. v. Savigny a. a. D. S. 528. 529. Daß die Worte des Paulus in L. 14. §. 2. D. eod. at cum in rem ago, non expressa causa, ex qua rem meam esse dico, omnes causae una petitione apprehenduntur, für unsere Ansicht sprechen, leuchtet ein. Die durch den Druck hervorgehobenen Wo rte dürften nicht dastehen, wenn unsere Gegner Recht hätten.

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