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gehabt hat, welcher nicht. Gaius IV. 150. 151.—Mislang dem bei der Fructuum licitatio Meistbietenden dieser Beweis, so wurde er nun von dem Juder 1) aus der Sponfto, die er mit seinem Gegner eingegangen hatte, in die Sponsionssumme, 2) aus der Restipulation, welche auf die Sponfio gefolgt war, in die Restipulationssumme verurtheilt, und die Gegen-Parthei von beiden freigesprochen. War eine fructuaria stipulatio eingegangen worden, so erfolgte 3) auch aus dieser die Condemnation des interimistischen Besizers zur Zahlung der Licitationssumme, gegenfalls verurtheilte ihn der Iudex ex iudicio fructuario s. secutorio dazu. Kamder unterliegende interimistische Besizer der Aufforderung zur Restitution der Sache nebst Früchten nicht nach, so erfolgte nun auch noch 4) feine Verurtheilung zur Zahlung des Werthes *).

Mißlang der Beweis des erforderlichen Besizes dem bei der Fructuum licitatio Wenigstbietenden, so wurde er, der ja den intermistischen Besiz der Sache nicht hatte, nur in die verfallene Sponsions- und Reftipulationssumme verurtheilt, der fiegende Gegner von deren Zahlung absolvirt **).

*) Gaius IV. 166. Cum iudex id exploraverit, et forte secundum me iudicatum sit, adversarium quidem et sponsionis et restipulationis summas, quas cum eo feci, condemnat et convenienter me sponsionis et restipulationis, quae mecum factae sunt, absolvit; et hoc amplius si apud adversarium meum possessio est, quia is fructus licitatione vicit, nisi restituat mihi possessionem, Cascelliano sive secutorio iudicio condemnatur. 167. Ergo is qui fructus licitatione vicit, si non probat ad se pertinere possessionem, sponsionis et restipulationis et fructus licitationis summam poenae nomine solvere et praeterea possessionem restituere iubetur; et hoc amplius fructus, quos interea percepit, reddit: summa enim fructus non pretium est fructuum, sed poenae nomine solvitur, quod quis alienam possessionem per hoc tempus retinere et facultatem fruendi nancisci conatus est. S. 169. Admonendi tamen sumus, liberum esse ei qui fructus licitatione victus erit, omissa fructuaria stipulatione, sicut Cascelliano sive secutorio iudicio de possessione reciperanda experitur, ita fructus licitatione agere: in quam rem fructuarium, quo nomine actor iudicatum solvi satis accipiet: dicitur autem et hoc iudicium secutorium, quod sequitur sponsionis victoriam, sed non aeque Cascellianum vocatur.

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**) Gaius IV. 168. Ille autem qui fructus licitatione victus est, si non probaverit, ad se pertinere possessionem, tantum sponsionis et restipulationis summam poenae nomine debet.

War in der einen oder anderen Weise der Befiß unter den Partheien festgestellt, so hatte der als solcher anerkannte Nichtbesiger, wenn er dem Besigprocesse den über das Eigenthum wollte folgen lassen, in leßterem als Kläger wider den im Interdictsprocesse festgestellten Besizer als Beklagten aufzutreten *), und dann entwickelte sich das Verfahren, abge= sehen von der Deductio, die bei gleich anfänglich unbestrittenem Besize gerade das war, was das Interdictum Uti possidetis bei bestrittenem, ganz so, wie es theils oben §. 82. bereits geschildert worden ist, theils weiter unten bei der Sponsio praeiudicialis und bei der Formula petitoria noch näher geschildert werden wird. Vergl. §§. 85. 86.

S. 84.

c. Von dem Falle, in welchem der Beklagte seinen vom Kläger behaupteten Befig läugnete.

Wollte der nichtbesigende Eigenthümer die Rei vindicatio anstellen, so hatte er sich vorerst des Besizes des Beklagten oder darüber zu versichern, ob etwa leßterer den ersteren böswillig aufgegeben habe. L. 36. pr. D. de rei vind. (6. 1.) Gaius: Qui petitorio iudicio utitur, ne frustra experiatur, requirere debet, an is, cum quo instituat actionem, possessor sit vel dolo desiit possidere. Da die Rei vindicatio vom nichtbesißenden Eigenthümer gegen den besigenden Nichteigenthümer angestellt wird, so scheint der Gedanke nahe zu liegen, daß der vindicirende Kläger durch Anstellung dieser Klage den Beklagten als Bes fizer anerkenne, und folgeweise darauf verzichte, selbst Besizer zu sein. Allein dem lezteren ist nach römischen Rechte nicht also. Vielmehr konnte der Vindicant vor der Litiscontestation unbedenklich zum Interdictum Uti possidetis zurückgreifen. L. 12. §. 1. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) Ulp. Nihil commune habet proprietas cum possessione et ideo non denegatur ei Interdictum Uti possidetis, qui coepit rem vindicare; non enim videtur possessioni renunciasse, qui rem vin

*) L. 35. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) Ulp. Exitus controversiae possessionis hic est tantum, ut prius pronunciet iudex, uter possideat: ita enim fiet, ut is qui victus est de possessione, petitoris partibus fungatur et tunc de domino quaeratur.

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dicavit. Dies erklärt sich daraus, daß, wie wir sahen, derjenige beim Interdictum Uti possidetis den Sieg davon trug, welcher zur Zeit des erlaffenen Interdicts nec vi nec clam nec praecario ab adversario besaß, und daß in Folge dessen hierbei die vitiosa possessio des Einen dem Gegner zu Gute fam. Stellte nun der Eigenthümer bei also vorhandener vitiosa possessio feines Gegners die Rei vindicatio an, so sah er zunächst von der Fehlerhaftigkeit des gegnerischen Besthes ab, ohne ihn aber darum als fehlerlos anzuerkennen; griff er vor der Litiscontesta= tion, die Rei vindicatio fallen lassend, zum Interdictum Uti possidetis zurück, so lag darin die thatsächliche Erklärung des Klägers, das Vitium des gegnerischen Besizes zu seinen Gunsten ausbeuten zu wollen *). Hier interessirt uns nur der Fall der fortgefeßten Rei vindicatio. —

Beharrte dabei der Beklagte dem vindicirenden Kläger gegenüber auf seiner Behauptung, nicht zu besigen, so kam er demjenigen gleich, welcher erklärte, sich nicht in den Streit einlassen zu wollen, und dadurch ferner in die Kategorie eines Indefensus, dem der Prätor mittelst des Interdictum Quem fundum zur Pflicht machte, den Besitz der Sache, falls er ihn troß seines Läugnen's dennoch haben sollte, auf den Kläger

*) In anderer Weise erklärt v. Savigny Das Recht des Besißes S. 422. 423. die L. 12. §. 1. D. cit. (und ihm folgen Bayer Summ. Proc. §. 75. und Schmid Handbuch S. 277. Note 31.,) indem er davon ausgeht, in der Anstellung der Rei vindicatio sei man deshalb nicht genöthigt einen freiwilligen Verzicht auf den Besit zu finden, weil es leicht möglich wäre, daß der Besizer entweder seinen Befiß ignorire, oder den Rechtssaß, worauf sich die Unmöglichkeit gründet, daß der vindicirende Kläger Besizer und Nichtbestßer zugleich sei. Allein es ist nicht einzusehen, warum die Geseße gerade die Handlung desjenigen, der ein eigenes Factum, seinen Besit, ignorirt, oder der sich im Rechtsirrthume befindet, so günstig interpretiren sollten, wie v. Savigny a. a. O. will. Ueberdies wird dabei auch keine Rücksicht auf die Worte: non denegatur ei Interdictum Uti possidetis, qui coepit rem vindicare, gé: nommen. Ich läugne auf Grund derselben, daß, wenn nach angestellter Rei vindicatio Lis conteftirt ist, zum Interdictum Uti possidetis zurückgegriffen werden kann; nur dem wird dies Juterdict nicht versagt, qui coepit vindicare. Neber das von Remediis recuperandae und adipiscendae, nicht auch retinendae possessionis, in ihrem Verhältnisse zum Petitorium handelnde canonische Recht vergl. Cap. 5. X. de causa possessionis et proprietatis (2. 12.) in Verbindung mit Bayer a. a. D. und Schmid a. a. O., die beide Cap. 5. X. cit. verschieden auffaffen. Ueber die heutige Praxis fiehe gleichfalls die beiden zulezt angeführten Autoren.

zu transferiren. Wurde vom Beklagten diesem prätorischen Befehle Ge= horsam geleistet, so war die Sache abgethan. Blieb derselbe dagegen ohne Erfolg, indem Beklagter seinen Besiß zu läugnen fortfuhr, so hieng das Weitere wieder davon ab, ob er, ohne einen Arbeiter erbeten zu haben, den Prätor verließ oder nicht. In jenem Falle kam es zu dem geschilderten pönalen Sponsionsverfahren, in diesem zur sofortigen Bestellung eines Juder und zur Conception einer Formula arbitraria. Vergl. oben S.313, In beiden Fällen hatte aber der Kläger in iudicio nicht etwa sein Eigenthum, sondern nur den geläugneten Besiß des Beklagten, mochte es nun juristischer Befiß oder bloße Detentio sein, L. 9. D. de rei vind. (6. 1.), zu beweisen, um die Translation des Besizes ansprechen zu können. L. 80. D. rei vind. (6. 1.) Furius Anthianus: In rem actionem pati non compellimur: quia licet alicui dicere, se non possidere: ita ut si possit adversarius convincere, rem ab adversario possideri, transferat ad se possessionem per iudicem, licet suam esse non adprobaverit. Rudorff a. a. D. S. 28. u. f. w.

Erfolgte die Besizes-Translation nicht freiwillig, so wurde der Beflagte in das quanti interest verurtheilt, bei eingetretenem Sponsionsverfahren cum poena, d. h. unter gleichzeitiger Condemnation in die verfallenen Stipulationssummen, nach rechtzeitiger Bitte um einen. Arbeiter, sine poena. Gaius IV. 141, 163. 164. 165. L. 80. D. de rei vind. (6. 1.)

War in Folge des Interdictum Quem fundum der Besit vom Bes flagten auf den vindicirenden Kläger transferirt worden, so blieb es nunmehr dem ersteren überlassen, als Vindicant wider lezteren aufzutreten. Denn über das Eigenthum war durch die vom Prätor angeordnete Translation des Besizes noch nichts entschieden.

§. 85.

3. Die Rei vindicatio unter Anwendung der Sponsio
praeiudicialis.

In dem Bisherigen wurde gezeigt, wie sich der Vindicationsproceß gestaltete, wenn die Bestßfrage unter den Partheien bestritten (§. 88. 84.) oder der Besiz des Beklagten zwar zugegeben war, lezterer sich aber geweigert hatte, die ihm obliegende Satisdation zu leisten. (§. 82.) Gegenwärtig gehen wir von der dreifachen Vorausseßung aus, 1) daß der Kläger erklärt

hatte, die Rei vindicatio in Gestalt der Sponsio praeiudicialis geltend machen zu wollen, 2) daß der Befiß des Beklagten festgestellt war, sei es, weil von Anfang an unbestritten, und folgeweise bei Immobilien unter Anwendung der Deductio, sei es, auf Grundlage der siegreichen Durchführung eines der Interdicta retinendae possessionis, und endlich, 3) daß der Beklagte die ihm obliegende Satisdation (Stipulatio pro praede litis et vindiciarum) in iure geleistet hatte. Gaius IV. 91. 94. Waren diese Vorausseßungen sämmtlich vorhanden, so kam es nun vor dem Prätor zu dem präjudicialen Sponfionsverfahren selbst*), das, wie bereits beiläufig erwähnt, der Legis actio Sacramento sichtlich nachgebildet war. War nämlich bei letterer das geseßliche Succumbenzgeld von beiden Seiten Anfangs wirklich hinterlegt, später durch Bürgen ficher gestellt, Gaius IV. 13., so gieng nun die Urtheilsfrage nicht mehr unmittelbar auf das Begründetsein oder Nichtbegründetsein der Intentio des Klägers, sondern dahin, auf weffen Seite das Sacramentum ein iustum, auf weffen ein iniustum sei, was freilich von der Begründung oder Nichtbegründung der Intentio abhieng, über die folglich durch das Urtheil über das Sacramentum mitentschieden wurde. Daraus erklären sich die Ausdrüce: Justum sacramentum iudicare, iusto sacramento contendere, iniustis sacramentis petere **). Ganz ähnlich verhält sich die Sache bei der Sponsio, dem Sponsione contendere, indem hierbei auf Geheiß des Prätor's der Beklagte dem Kläger eine Summe Geldes für den Fall versprach, daß leßterer mit seinem Anspruche durchdringen würde. Nach also geleistetem Versprechen war auch hier die Frage, von deren Lösung das zu fällende Urtheil zunächst abhieng, nicht die, ob die Intentio des Klägers begründet, sondern ob das geleis

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*) Diesen Gang des Verfahrens bezeugt Cicero (in Verr. I. 45.) durch die Worte: Si quis testamento se heredem esse arbitraretur, quod tum non extaret, lege ageret in hereditatem: aut pro praede litis vindiciarum quum satis accepisset, sponsionem faceret, ita de hereditate certaret. Hoc, opinor, iure et maiores nostri et nos semper usi sumus.

**) Vergl. Cic. pro dom. c. 29. pro Caec. c. 33. Sacramentum iustum v. iniustum iudicare; pro Mil. c. 27. non iniustis vindiciis ac sacramentis alienos fundos petebat; de or. c. 10. iusto sacramento contendere. Arnobius adv. gentes. Ed. Elmenh. p. 81. sacramenta non iusta pronuntiare.

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