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schweißen, Anlöthen, Anleimen u. dergl. L. 26. §. 1. D. eod. Paulus: Proculus indicat, hoc iure nos uti, quod Servio et Labeoni placuisset: In quibus propria qualitas exspectaretur, si quid additum erit, toto cedit, ut statuae pes, aut manus, scypho fundus, aut ansa, lecto fulcrum, navi tabula, aedificio caementum : tota enim eius sunt, cuius ante fuerant. L. 19. §. 13. D. de auro cet. (34. 2.) Ulpian. Semper enim cum quaerimus, quid cui cedat, illud spectamus, quid cuius rei ornandae causa adhibetur: ut accessio cedat principali. Cedent igitur gemmae phialis vel lancibus, inclusae auro argentove. §. 14. Sed et in coronis mensarum gemmae coronis cedent et hae mensis. L. 23. §. 1. D. eod. Idem: Vestimentorum sunt omnia lanea lineaque, cet. et quae his accessionis vice cedunt, quae sunt insitae picturae, clavique, qui vestibus insuuntur.

Nur als eine Folge des angegebenen Criteriums, die Nebenbestandtheile einer Sache zu bestimmen, erscheint es, daß je nach Verhältniß daffelbe Object bald Hauptsache, bald Nebenbestandtheil sein kann. Dies zeigt sich z. B. bei Edelsteinen. Werden ste in Gold gefaßt, um leichter getragen werden zu können, so sind sie die Hauptsache, dienen sie nur dazu, den Reiz eines Goldschmuckes zu erhöhen, so ist es der leßtere. L. 20. D. eod. Paulus. Si, ut habiliter gemmae geri possint, inclusae auro fuerint, tum aurum gemmis dicimus cedere. L. 19. §. 15. D. eod. Ulpian. In margaritis quoque et auro idem est: nam si margaritae auri ornandi gratia adhibitae sunt, auro cedent, si contra, aurum margaritis cedet. Ob der also gefundene Nebenbestandtheil kostbarer ist, als die Hauptsache, bleibt für deffen Beftimmung ohne Einfluß. L. 19. §. 20. D. eod. verb. quoniam hot spectamus, quae res, cuius rei ornandae causa fuerit adhibita, non, quae sit pretiosior. So ist z. B. das Gewand auch dann die Hauptsache, wann die darin eingewirkten fremden Goldfäden bei Weitem werthvoller sein sollten. §. 26. I. de rer. div. (2. 1.) Si tamen alienam purpuram quis intexuit suo vestimento, licet pretiosior est purpura, accessionis vice cedit vestimento.

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3. Giebt auch die Zweckbestimmung zweier mit einander verbundener Sachen keinen Anhaltspunct dafür, welche darunter die Hauptsache, welche Nebenbestandtheil sei, so soll nun darüber die Größe, Masse, der

Umfang und Werth der Sachen entscheiden. L. 19. §. 13. D. de auro cet. (24,2.) Ulpian. Ei enim cedit, cuius maior est species; quod recte expressum. Werden also z. B. zwei verschiedenen Eigenthümern gehörige Eisenstangen aneinandergeschmiedet, so erwirbt das Ganze derjenige, dem der größere werthvollere Theil gehört hat. Stehen sich beide darin gleich, so geht gar kein Eigenthumswechsel vor, sondern ein Jeder behält, was er vorher hatte. L. 27. §. 2. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Pompon. Cum partes duorum dominorum ferruminatione cohaereant, hae, cum quaereretur, utri cedant, Cassius ait, pro portione rei aestimandum et pro pretio cuiusque partis. Sed si neutra alteri accessioni est, videamus, ne aut utriusque esse dicenda sit, sicuti massa confusa, aut eius, cuius nomine ferruminata est? Sed Proculus et Pegasus existimant, suam cuiusque remanere.

4. Macht sich keiner der angegebenen Gesichtspuncte geltend, so bleibt es nun dem Richter überlassen, unter Berücksichtigung der gewöhnlichen Betrachtungs- und Gebrauchsweise eines bonus pater familias je nach dem concreten Verhältnisse zu bestimmen, was Hauptsache, was Nebenbestandtheil sei. L. 29. §. 1. D. de auro cet. (34. 2.) Florentinus: Utra autem utrius materiae sit accessio, visu atque usu rei consuetudinis patrisfamilias aestimandum est.

5. Sollte sich auch hiernach keinerlei Anhaltspunct für Entscheidung unserer Frage darbieten, so verbleibt, wie bereits an einem Beispiele unter Nro. 3. gezeigt, einem Jeden sein bisheriges Eigenthum, und das Accessionsrecht kommt folglich gar nicht zur Anwendung. Arg. L. 27. S. 2. i. f. D. cit.

So oft der Fall einer accessorischen Verbindung beweglicher Sachen mit beweglichen vorliegt, erscheint es für den Erwerb der Nebenbestandtheile durch den Eigenthümer der Hauptsache gleichgültig, wer diese Verbindung bewirkt hat, ob der Eigenthümer der lezteren oder der ersteren oder ein Dritter, desgleichen der Umstand, ob der diese Verbindung Bewirkende bona oder mala fide war. Nur für die Entschädigungs-Ansprüche sind diese verschiedenen Fragen von Einfluß.

Damit, daß der Eigenthümer der Hauptsache iure accessionis Eigenthümer der Nebenbestandtheile geworden, ist nun aber freilich noch keineswegs gesagt, daß er dies auch bleibe. Vielmehr ist die Unwider ruflichkeit eines solchen Eigenthums-Erwerbes dadurch bedingt, daß sich

die verbundenen Sachen, ohne dadurch vernichtet oder unbrauchbar zu werden, nicht wieder trennen lassen, wie z. B. beim Einweben, AnschweiBen *), Schreiben, Malen, der Fall. Erscheint dagegen eine derartige Trennung möglich, wie wenn ein Diamant in fremdes Gold gefaßt ist, so klagt der seines Eigenthums Verlustige gegen den Eigenthümer der Hauptsache, welcher die Adjunction vorgenommen, mittelst der Actio ad exhibendum auf diese Trennung, mit deren Erfolgtsein dann an der getrennten, nunmehr selbstständigen Sache das frühere Eigenthum, welches durch die Verbindung suspendirt gewesen, wieder auflebt, und daher jest vermöge der Rei vindicatio in Anspruch genommen werden kann. L. 6. D. ad exhib. (10. 4.) Paulus: Gemma inclusa auro alieno vel sigillum candelabro vindicari non potest, sed, ut excludatur, ad exhibendum agi potest. L. 7. §. 1. 2. D. eod. L. 23. §. 5. D. de rei vind. (6. 1.) Paulus: Item quaecunque aliis iuncta, sive adiecta, accessionis loco sunt, ea, quamdiu cohaerent, dominus vindicare non potest: sed ad exhibendum agere potest, ut separentur, ut tunc vindicentur.

S. 76.
Fortseßung.

Von den Entschädigungs á n sprüchen nach Stattgehabter Accession.

Hier muß man die Fälle,

1. in welchen der Eigenthümer der Hauptsache die Verbindung vorgenommen, von denen unterscheiden,

2. in welchen dies vom Eigenthümer des Nebenbestandtheil's geschehen.

*) Beim Anschweißen, Anschmieden sollte man eine Trennung für möglich halten. Allein die Römer gehen bei der Ferruminatio im Gegensaße des bloßen Anlöthens, Plumbatura, von der Ansicht aus, daß keine Trennung folle verlangt werden können. L. 23. §. 5. D. de rei vind. (6. 1.) Paulus: ad exhibendum agere potest, ut separentur et tunc vindicentur: scilicet excepto eo quod Cassius de ferruminatione scribit. Dicit enim, si statuae suae ferruminatione iunctum brachium sit, unitate maioris partis consumi: et quod semel alienum factum sit, etiamsi inde abruptum sit, redire ad priorem dominum non posse. Non idem in eo, quod adplumbatum sit: quia ferruminatio per eandem materiam facit confusionem: plumbatura non idem efficit.

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Ad. 1. Sooft der Eigenthümer der Hauptsache die Adjunetion vorgenommen, hat der seines Eigenthums an den Nebenbestandtheilen Verlustige als Bestzer der zu Einer verbundenen Sachen, z. B. des goldgestickten Gewebes, dem vindizirenden Eigenthümer bis zu erfolgter Entschädigung die Exceptio doli mali entgegenzustellen. L. 23. §. 4. D. de rei vind. (6. 1.) Paulus: In omnibus igitur istis, in quibus mea res per praevalentiam alienam rein trahit, meamque efficit, si eam rem vindicem, per exceptionem doli mali cogar pretium eius, quod accesserit, dare. Ist dagegen der Eigenthümer der Hauptsache im Besize der verbundenen Sachen, so hängt es nun, falls eine Trennung derselben möglich ist, nicht etwa von dem Willen des der Nebenbestandtheile Verlustigen ab, ob er diese Trennung beantragen oder statt dessen Entschädigung fordern wolle, sondern der einzige ihm dargebotene Weg ist vielmehr der erstere, Anstellung der Actio ad exhibendum und dann der Rei vindicatio. Erst wenn keine Trennung der verbundenen Sache möglich erscheint, ist ein Anspruch auf Entschädigung für ihn begründet, und zwar wird derselbe durch eine Actio in factum geltend gemacht. L. 23. §. 5. D. de rei vind. (6. 1.) Paulus; Ideoque in omnibus his casibus, in quibus neque ad exhibendum neque in rem locum habet, in factum actio necessaria est,

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Eine ganz besondere Klage steht noch überdies dem Eigenthümer des Stoffes zu, auf dem von einem Anderen ein Gemälde gefertigt ist. Denn geht auch das Eigenthum an jenem durch dieses in der Art verloren, daß der Maler das Bild von einem Jeden, selbst von dem früheren Eigenthümer des Stoffes, mit der Rei vindicatio directa herauszuverlangen im Stande ist, L. 9. §. 2. i. f. D. de adq. rer. dom. (41. 1.), so kann er doch, falls er den Werth des Stoffes nicht zahlt, von dessen früherem Eigenthümer durch eine utilis in rem actio (Rei vindicatio utilis) auf Herausgabe des leßteren belangt werden, soferne der Kläger nur bereit ist, die durch das Gemälde veranlaßten Kosten zu erseßen. Gaius II. 78. Magis enim dicitur tabulam picturae cedere: . certe secundum hanc regulam si me possidente petas imaginem tuam esse, nec solvas pretium tabulae, poteris per exceptionem doli mali summoveri: at si tu possideas, consequens est, ut utilis mihi actio adversus te dari debeat; quo casu, nisi solvam impensam pi

cturae, poteris me per exceptionem doli mali repellere, utique si bonae fidei possessor fueris. L. 9. §. 2. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) §. 34. I. de rer. div. (2. 1.) Theoph. ad h. l.

Eind die mit der Hauptsache in accessorische Verbindung gebrachten Nebenbestandtheile fraudulöser Weise contrectirt worden, so ist wider den Contrectanten sowohl die Condictio furtiva als auch die Actio furti nach den gewöhnlichen Regeln begründet, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob Trennung der verbundenen Sachen möglich ist oder nicht, ob der Contrectant selbst die Verbindung bewerkstelligt hat oder ein Anderer. Gaius II. 78. i. f. illud palam est, quod sive tu subripuisses tabulam sive alius, competit mihi furti actio. Indessen versteht sich von selbst, daß, wenn der Eigenthümer der iure accessionis verlorenen Sache dieselbe auf dem Wege der Actio ad exhibendum und Rei vindicatio vom Eigenthümer der Hauptsache bereits zurückerhalten hat, er bei vorliegendem Furtum zwar noch die Actio furti, nicht aber auch noch die Condictio furtiva mit Erfolg anstellen kann, da die Concurrenz der Rei vindicatio und Condictio furtiva nur eine elective ist. L. 9. §. 1. D. de furt. (47. 2.) §. 26. I. eod. Si alienam purpuram vestimento suo quis intexuerit, qui dominus fuit purpurae, adversus eum, qui subripuit, habet furti actionem et condictionem', sive ipse sit, qui vestimentum fecit, sive alius: nam extinctae res, licet vindicari non possunt, condici tamen a furibus et quibusque aliis possessoribus possunt. §. 34. i. f. I. eod. Gaius. II. 78. i. f.

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Ad 2. Hat der Eigenthümer des Nebenbestandtheils dessen accessorische Verbindung mit einer anderen Sache hervorgerufen, in Folge deren er feines Eigenthums verlustig gieng, wie bei der Schrift der auf fremdes Papier, Pergament Schreibende, bei der Intextura der seine Goldfäden in ein fremdes Kleid Einwebende', bei der In lusio der seinen Stein in fremdes Gold zum Ringe Fassenden, so steht ihm, wenn er sich nicht im Besitze der verbundenen Sache befindet, weder die Actio ad exhibendum und Rei vindicatio auf Trennung und Herausgabe, selbst wo sie möglich, noch auch eine Actio in factum auf Entschädigung zu*).

*) Mit dieser Actio in factum auf Entschädigung verwechsele man nicht die in L. 3. §. 14. D. ad exhib. (10. 4.) von Paulus ftatt der Actio ad exhibendum und Rei vindicatio da zuerkannte Actio in factum auf Herausgabe

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