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gewendeten Stoffes und der Größe des Arbeitslohnes, §. 30. I. cit., infoferne um Beides das bebaute Grundstück auch wirklich werthvoller geworden ist. Beläuft sich die Werthvermehrung des lezteren noch höher als der Kostenbetrag, so ist gleichwohl nur der lettere zu erseßen. L. 38. D. eod. (6. 1.). Celsus: In fundo alieno, quem imprudens emeras, aedificasti aut conseruisti: deinde evincitur: bonus iudex varie ex personis causisque constituet. Finge et dominum eadem facturum fuisse: reddat impensam, ut fundum recipiat, usque eo duntaxat, quo pretiosior factus est, et si plus pretio fundi accessit, solum, quod impensum est. Steht eine bauliche Einrichtung in Frage, die der Reivindicant selbst, z. B. weil er arm ist, nicht gemacht haben würde, so kann der ste Bewerkstelligende nicht einmal die gedachte Entschädigung in Anspruch nehmen, vielmehr hat er sich mit dem Ius tollendi zu begnügen. L. 38. D. cit. Finge pauperem, qui, si reddere id cogatur, laribus, sepulchris avitis carendum habeat: sufficit tibi permitti tollere ex his rebus, quae possis; dum ita, ne deterior sit fundus, quam si initio non foret aedificatum. Liegt ein Fall vor, in dem der Reivin dicant von Entschädigungspflicht frei und statt deffen das Ius tollendi begründet ist, so kann er gleichwohl die Ausübung dieses immer noch dadurch verhindern, daß er sich aus freien Stücken zur Entschädigung erbietet. L. 38. D. cit. Constituimus, ut si paratus est dominus tantum dare, quantum habiturus est possessor, his rebus ablatis, fiat ei potestas. Und umgekehrt bleibt der Reivindicant von der für ihn dadurch begründeten Entschädigungspflicht, daß er den Boden mit dem Gebäude zugleich vindicirt, befreit, wenn er die Area allein herausverlangt, dem Bauenden überlassend, das Ius tollendi auszuüben. L. 27. §. 5. D. eod. Paulus: In rem petitam, si possessor ante litem contestatam sumptus fecit: per doli mali exceptionem ratio eorum haberi debet, si perseveret actor petere rem suam, non redditis sumptibus. Idem est etiam si ... in area, quae fuit petitoris, per errorem insulam aedificavit, nisi tamen paratus sit petitor pati tollere eum aedificium.

Wird das auf fremdem Boden errichtete Gebäude später wieder ge, trennt, ohne daß der bona fide Bauende dafür eine Entschädigung erhalten hat, so steht ihm ein Vindicationsrecht seiner Materialien zu.

Arg. §. 30. I. cit. L. 7. §. 12. D. cit. Dagegen ist ihm eine jede Klage auf Ersatz versagt, weil es eben Bestimmung der Gefeße ist, daß er zu diesem nur auf dem Wege der Retention resp. der Exceptio doli mali soll gelangen können. L. 33. D. de cond. ind. (12. 6.) Iulianus: Si in area tua aedificassem et tu aedes possideres, condictio locum non habebit: quia nullum negotium inter nos contraheretur; nam is qui non debitam pecuniam solverit, hoc ipso aliquid negotii gerit: cum autem aedificium in area sua ab alio positum dominus occupat, nullum negotium contrahit. L. 14. D. de doli exc. (44. 4.) Paulus: Paulus respondit, eum qui in alieno solo aedificium extruxerit, non alias sumptus consequi posse, quam si possideat et ab eo dominus soli rem vindicet: scilicet opposita doli mali exceptione.

2. Von dem mala fide auf fremden Boden Bauenden.

Wußte der ein Gebäude Errichtende, daß der Boden, den er bebaute, ein fremder sei, so geschah dies entweder in Folge contractlicher, quasicontractlicher Verhältnisse, die dann den Maaßstab der Betrachtung an die Hand geben, L. 5. C. de rei vind. (3. 32.) verb. eorum negotium gerentes, oder es war dem nicht also. Unter leßterer Voraussegung gehen unsere Quellen davon aus, wer wissentlich auf fremden Boden baue, sei als ein solcher zu betrachten, der sein Eigenthum an den Baumaterialien freiwillig habe aufgeben wollen, und in Folge deffen versagen sie ihm nicht nur jede Ersazklage, sondern auch bei erfolgender Trennung das Vindicationsrecht*), sowie während des Besizes des Grund

*) L. 7. §. 12. D. de adq. r. dom. (41. 1.) Gaius: Ex diverso si quis in alieno solo sua materia aedificaverit, illius fit aedificium, cuius et solum est: et si scit alienum solum esse, sua voluntate amisisse proprietatem materiae intelligitur; itaque neque diruto quidem aedificio vindicatio eius materiae competit. Certe si dominus soli petat aedificium nec solvat pretium materiae et mercedes fabrorum, poterit per exceptionem doli mali repelli: utique si nescit, qui aedificavit, alienum esse solum, et tanquam in suo bona fide aedificavit: nam si scit, culpa ei obiici potest, quod temere aedificavit in eo solo, quod intelligeret alienum. §. 30. I. de rer. div. (2. 1.) Troßdem, daß, wie gezeigt, bei dem mit seinen Materialien wissentlich auf fremden Boden Bauenden der Animus donandi vermuthet werden soll, kann es doch leicht Fälle

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stückes die Exceptio doli mali und die darauf gestüßte Retention wegen Entschädigung *), es sei denn, der fragliche Bau lasse sich unter den Gesichtspunct von Impensis necessariis ftellen. L. 5. C. cit. verb. cum malae fidei possessores eius, quod in rem alienam impendunt, nullam habeant repetitionem, nisi necessarios sumptus fecerint. Man nehme beispielsweise den Fall, der malae fidei possessor eines Ufergrundstücks führt zum Schuße des bedrohten Landes Uferbauten aus, eine starke Steinmauer, einen Steindamm. Macht sich der Gesichtspunct der Impensae necessariae bei den baulichen Einrichtungen des malae fidei possessor nicht geltend, so kann er nur das Ius tollendi ansprechen **). L. 5. C. cit. verb. Sin autem utiles (sumptus,) licentia eis permittitur sine laesione prioris status rei eos aufferre. L. 37. D. de rei vind. (6. 1.) verb. Sed hoc ei (sc. qui iam alienam aream esse certus aedificium posuit,) concedendum est, ut sine dispendio domini areae tollat aedificium, quod posuit,

geben, in denen diese Präsumtion und folgeweise auch der daran geknüpfte Ver= lust des Eigenthums der Materialien, leßtere als selbstständige Sachen gedacht, nicht Plaß greift, weil sich die gegentheilige Absicht des Bauenden aus den con= creten Verhältnissen ergiebt, wie z. B. wenn der auf fremdem Boden Bauende im nachweislichen Vertrauen baute, das Grundstück später käuflich überlassen zu erhalten. Dies ins Auge gefaßt, macht auch das Rescript Antonin's keine weitere Schwierigkeit, worin ausgesprochen wird, sobald der Animus donandi bej Errichtung eines Gebäudes auf fremdem Boden mit eigenen Materialien nicht vorliege, fielen diese letteren im Falle der Trennung wieder an den früheren Eigenthümer zurück, das Gebäude möge nun bona oder mala fide errichtet sein, L. 2. C. de rei vind. (3. 32.) Sed et id quod in solo tuo aedificatum est, quod in eadem causa manet, iure ad te pertinet. Si vero fuerit dissolutum: eius materia ad pristinum dominum redit: sive bona fide sive mala aedificium extructum sit, si non donand i animo aedificia alieno solo imposita sunt.

*) L. 7. §. 12. D. cit. verb. utique si nescit, cet. §. 30. I. cit. verb. posse eum per exceptionem doli mali repelli: utique si bonae fidei possessor fuerit, qui aedificavit. L. 37. D. de rei vind. (6. 1.) verb. Puto autem, huic exceptionem non prodesse: nec enim debuit, iam alienam certus, aedificium ponere.

**) Natürlich hängt es auch hier von dem Eigenthümer des Bodens ab, ob er durch zu leistende Entschädigung der Ausübung des Ius tollendi begegnen will.

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S. 75.

CC. Verbindung beweglicher Sachen mit beweglichen.

Hierher gehört nur die nebensächliche (accessorische) Adjunction be= weglicher Sachen mit beweglichen, d. h. diejenige, wobei die eine der verbundenen Sachen als Nebenbestandtheil der anderen erscheint und deshalb im Eigenthume von lezterer an- und nachgezogen wird *). L. 23. §. 4. D. de rei vind. (6. 1.) Paulus: Res mea per praevalentiam alienam rem trahit meamque efficit. Die wichtigsten Fälle, in denen fich die hierhergehörige Gestaltung der Accession geltend macht, dürften sein das Schreiben (Scriptura), Malen (Pictura), Anstreichen, Färben, Anschweißen (Adferruminatio), Anlöthen (Plumbatura), Anleimen, Einfaffen (Inclusio), Vergolden, Einweben (Intextura) u. dergl.

In Bezug auf die Lösung der Frage, welche von mehreren mit einander verbundenen Sachen als Hauptsache, welche als Nebenbestandtheil derselben zu betrachten sei, enthalten unsere Quellen nur zerstreute Andeutungen, als deren Gesammtresultat sich die folgenden Säße betrachten lassen :

1. Kann eine Sache nicht ohne die andere bestehen, so erscheint die leztere in der Regel als das Principale. L. 23. §. 3. D. eod. Paulus: necesse est ei rei cedi, quod sine illa esse non potest **). L. 4. D. de penu leg. (33. 9.). Unter diesen Gesichtspunct fällt das Anstreichen, Färben, Vergolden beweglicher Sachen, insbesondere aber die Schrift, welche unter allen Verhältnissen dem Eigenthümer des Stoffes gehört,

*) Die Confusion und Commixtion werden hierdurch von der Acceffion ausgeschlossen.

**) Puchta Pand. §. 37. Note 1. hält dieses Princip des Paulus für höchft be= denklich, weil es dahin führen müßte, daß z. B. das Schiff als Accession der Nägel und Klammern zu betrachten sei. Allein vorstehender Auffassung liegt offenbar ein Mißverständniß des Principes selbst zu Grunde, indem damit nur gefagt sein soll, daß, wenn von beiden verbundenen Sachen nach ihrer Verbindung die eine ohne die andere nicht mehr selbstständig existirend gedacht werden kann, dann diejenige per praevalentiam alienam rem trahit, welche die Existenz der anderen vermittelt. Nun können aber die Schiffsbalken geradefogut für sich bestehen, wie die Nägel, Klammern u. s. w., ein Zeichen, daß das fragliche Princip hier gar nicht zur Anwendung kommt, sondern das unter Nro. 2. ausgeführte.

auf den geschrieben worden. §. 33. I. de rer. div. (2. 1.) Literae quoque, licet aureae sint, perinde chartis membranisve cedunt, ideoque, si in chartis membranisve tuis carmen vel historiam vel orationem Titius scripserit, huius corporis non Titius, sed tu dominus esse iudiceris. Gaius II. 77. L. 9. §. 1. D. de adq. r. dom. (41. 1.) L. 23, §. 3. D. de rei vind. (6. 1.). Confequenter Weise sollte man hiernach glauben annehmen zu dürfen, daß auch das Gemälde dem Eigenthümer des Stoffes gehöre, auf welchem es ausgeführt ist, nicht dem Maler. Allein schon vor Justinian herrschte darüber, ob dem so sei, unter den römischen Classikern Streit, Gaius II. 78. L. 23. §. 3. D. de rei vind. (6. 1.)*), der von gedachtem Kaiser dahin entschieden wurde, daß der Stoff dem Bilde folgen solle, nicht umgekehrt **). Sed nobis videtur melius esse, sagt er in §. 34. I. de rer. div. (2. 1.), tabulam picturae cedere: ridiculum est enim, picturam Apellis vel Parrhasii in accessionem vilissimae tabulae cedere. L. 9. §. 2. D. de adq. rer dom. (41. 1.).

2. Können beide verbundene Sachen in gleicher Weise für sich bes stehen, so erscheint diejenige als Nebenbestandtheil der anderen, welche deren Zweck fördern hilft, nur ihretwegen da ist, z. B. um sie zu verfchönern, dagegen keinen selbstständigen Zweck hat***). Unter diesen Ge= fichtspunct fällt das Einfassen, Einwirken, unter Umständen das An

*) Gaius 1. c. Sed si in tabula mea aliquis pinxerit velut imaginem, contra probatur: magis enim dicitur tabulam picturae cedere: cuius diversitatis vix idonea ratio redditur. L. 23. §. 3. D. cit. Paulus: Sed et id, quod in charta mea scribitur, aut in tabula pingitur, statim meum fit: licet de pictura quidam contra senserint, propter pretium picturae: sed necesse est, ei rei cedi, quod sine illa esse non potest. **) Daß bei Daguerreotypbildern die Silberplatte als Hauptsache das Bild

nach sich ziehe, ist ausgeführt von v. Madai im Civ. Arch. XXVI, 8. Nro. II. ***) Da Puchta Vand. §. 164. (Inftit. II. S. 661.) diesen unter Nro. 2. ange= geführten Gefichtspunct für die Frage, was Hauptsache, was Nebenbestandtheil sei, ausschließlich entscheiden läßt, so kommt er, abgesehen von ¡dessen vollstän= diger Unzureichendheit an sich, dadurch auch noch zu dem mit vorstehenden Quellen (Gaius 1. c. L. 23. §. 3. D. cit.) in Widerspruch stehenden Resultate, die römische Entscheidung in Betreff der Schrift sei fachwidrig, die in Betreff des Gemäldes sachgehörig, statt daß es sich gerade umgekehrt verhält. Vergl. Gaius 1. c. verb. cuius diversitatis vix idonea ratio redditur.

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