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das Recht, die in seinen Boden eindringenden Wurzeln abzuhauen, sondern er muß mit der Actio negatoria flagen, non esse eius (vicini), immissum habere. Vergl. oben S. 22. i. L. 6. §. 2. i. f. D. arb. furt.

(2. 1.) [ftatt: si vicini arborem ita presserim, ut in meum radices egerit, heißt es darin: si vicini arbor ita terram Titii presserit, ut in eius fundum radices egerit,] annehmen zu müssen, indem diese das Eigenthum eines Baumes von dem Umftande abhängig machten, in wessen Grundftück er seine Wurzeln getrieben, L. 6. §. 2. D. cit. dagegen von dem, wo der Stamm dem Boden entwachsen sei. Allein ein solcher Widerspruch eristirt in der Wirklichkeit gar nicht, da L. 7. §. 13. D. cit. vielmehr also zu nehmen ist: Dem Principe, wornach ich durch Verseßung einer Pflanze auf meinen Boden das Eigenthum an ihr erst in dem Augenblicke erwerbe, in welchem fie angewurzelt ift, (radices egerit,) früher aber nicht, entspricht es vollkommen, (His conveniens est,) daß meines Nachbar's Baum, wenn ich ihn im Boden herüberziehe und derselbe nunmehr auf dem meinigen angewurzelt ist, aus dem bisherigen Eigenthume des Nachbars in das meinige übergeht. [Dasselbe sagt L. 22. pr. D. quod vi aut cl. (43. 24.] Denn die Vernunft gestattet nicht, daß der Baum einem Anderen gehöre, als in wessen Grund und Boden er angewurzelt ist. Und daher gehört denn ein dicht an der Grenze gepflanzter Baum, wenn er auch zugleich in des Nachbars Grundstück angewurzelt ist, beiden Angrenzern pro regione cuiusque praedii d. h. je nach der erlangten Ausdehnung des Stammes auf dem einen oder anderen Grundstücke gemeinschaftlich. Wie aus den Schlußworten: pro regione cuiusque praedii hervorgeht, wird also vorausgeseßt, daß der prope confinium gepflanzte Baum mit seinem Stamme die Grenze überschritten habe. Vergl. L. 19. pr. D. comm. div. (10. 3.) — Wenn d'Arnaud Conj. lib. I. c. 1. die Worte der L. 7. §. 13. D. cit, si vicini arborem terra presserim von dem Ablegen der Weinreben und anderer Zweige und von Anlegung der Senker versteht, so ist diese Auslegung als zu gekünftelt und überdies überflüssig zu verwerfen. Ebenso kann man aber auch dem Saße Schmid's a. a. D. S. 153. „Das Eigenthum an einem Baum steht immer demjenigen zu, aus dessen Grundstück derselbe herauswächst und seine Nahrung zieht“, nicht beistimmen, da L. 6. §. 2. i. f. D. arb. furt. caes. (47. 7.) in den Worten: Si radicibus vicini arbor aletur, tamen eius est, in cuius fundo origo eius fuerit, diese beiden Momente-das Nahrung-Ziehen des Baumes und das Heraustreten des Stammes aus dem Boden – geradezu entgegenseßt, und für einen solchen Fall das Eigenthum demjenigen zuspricht, auf dessen Boden er heraustritt, nicht demjenigen, in dessen Boden die ihn nährenden Wurzeln find. Damit steht also auch das von Schmid S. 154. gefundene Resultat: „ein auf der Grenze aus der Erde hervortretender, aber nur in einem der genannten Grundstücke angewurzelter Baum gehört ausschließlich demjenigen, aus dessen Grundstück derselbe seine Nahrung zieht" in offenbarem Widerspruche.

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caes. (47.7.) Pomponius: Si arbor in vicini fundum radices porrexit, recidere eas vicino non licebit: agere autem licebit, non esse eius sicuti tignum aut protectum immissum habere. Si radicibus vicini arbor aletur, tamen eius est, in cuius fundo origo eius fuerit. Auf der Grenze selbst stehende Bäume gehören beiden Nachbarn e regione cuiusque finium pro diviso*) und als Folge davon ist das Iudicium communi dividundo nicht begründet, nach ihrer Loslösung vom Boden entsteht dagegen Dominium pro indiviso, Miteigenthum zu ideellen Theilen nach Verhältniß der früheren reellen**), und daher kann nunmehr die Actio communi dividundo angestellt werden. Ganz dasselbe gilt von Steinen, die auf der Grenze liegen. L. 19. pr. D. comm. div. (10. 3.) L. 7. §. 13. i. f. L. 8. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Wird der einmal angewurzelte Baum späterhin wieder aus der Erde genommen, so fällt er nun nicht an seinen früheren Eigenthümer zurück sondern verbleibt dem lezten; wie Calliftratus in L. 26. §. 2. D. eodem fagt, nam credibile est, alio terrae alimento aliam factam. — Eolange die Pflanzen, Bäume mit Grund und Boden organisch verbunden, sind sie zwar auch ohne den letteren bereits Gegenstände rechtsgültiger Veräußerung, allein das Eigenthum daran kann nicht eher auf den Erwerbenden übertragen werden, als bis sie vom Boden losgetrennt sind. L. 40. D. de act. empt. (19. 1.) Pomponius: Quintus Mucius scribit: Dominus fundi de praedio arbores stantes vendiderat et pro his rebus pecuniam accepit, et tradere nolebat. Emptor quaerebat, quid se facere oporteret: et verebatur, ne hae arbores eius non viderentur factae? Pomponius: Arborum, quae in fundo continentur, non est

*) Sicul. Flacc. de cond. agr. Ed Lachm. p. 144. Si vero nótatae sunt arbores in regionibus finales observabuntur, intuendae sunt notae, si enim communes sint mediae, utrimque notatae per totas esse debebunt. p. 145. quidam tamen quotiens circa extremos fines suos alicuius generis arbores disponunt, incidunt per errorem intra vicinorum fines.

**) Dies ist der Sinn der Worte: Sed naturali convenit rationi, et postea tantam partem utrumque habere, tam in lapide quam in arbore, quantam et in terra habebat, in L. 83. D. pro soc. (17. 2.), welche Gefterding Lehre vom Eigenthum S. 243. ganz mit Unrecht dem im Texte Vorgetragenen widersprechend hält. Daffelbe gilt von L. 8. S. 1. D. de adq. r. d. (41, 1.) Vergl. v. Vangerow a. a. D. I. S. 564. 565. Schmid a. a. D. S. 156. Anm.

separatum corpus a fundo: et ideo, ut dominus, suas specialiter arbores vindicare emptor non poterit, sed ex empto habet actionem.

S. 71.

Fortseßung.

Von den Rechtsmitteln des Eigenthümers des Saamens, der Pflanzen und Bäume.

Was die Frage betrifft, ob und inwieferne sich der bisherige Eigenthümer des Saamens, der Pflanzen und Bäume, welcher sein Eigenthum daran iure accessionis verloren, schadlos halten könne, so steht unter allen Verhältnissen fest, daß ihm, sobald sie gekeimt, Wurzel geschlagen haben, deren Herausgabe zu bewirken unmöglich und daher sowohl die Actio ad exhibendum als Rei vindicatio versagt ist. L. 9. §. 2. D. de damn. inf. (39. 2.) Ulp. Nec arbor potest vindicari a te, quae translata in agrum meum cum terra mea coaluit. Ob ihm aber nicht auf anderem Wege geholfen werden kann, dies klar zu stellen, muß man 1. den Fall, in welchem Jemand mit seinem Saamen, seinen Pflanzen, Bäumen fremden Boden besäet, bepflanzt, von dem anderen unterscheiden,

2. in welchem dies auf eigenem Boden mit fremder Saat, fremden Pflanzen, Bäumen geschieht *).

*) In Betreff der Fälle, in denen ein Dritter ihm nicht eigenthümlich gehörende Sachen mit anderen, gleichfalls ihm nicht zugehörigen Sachen accessorisch ver= bindet, feien jenes nun Pflanzen, Sämereien, Baumaterialien oder sonstige Ge= genstände, wie wenn Jemand fremden Goldstoff in ein fremdes Kleid webt, einen fremden Stein in fremdem Golde zum Ringe faßt, u. dergl., möge Ein für Allemal bemerkt sein, 1. daß der Eigenthümer der also verlorenen Sachen, da wo Trennung möglich ist, mit der Actio ad exhibendum auf diese Trennung klagen kann, um dann die Rei vindicatio folgen zu lassen. L. 23. §. 5. D. de rei vind. (6. 1.) 2. Daß er dagegen da, wo eine Trennung unmöglich und folgeweise auch gedachte Klagen unanwendbar find, keine Ersaßklage wider denjenigen hat, der sie ohne sein Zuthun accessorisch erworben, wohl aber 3. eine Actio in factum (Legis Aquiliae) wider den Dritten, der die Acceffion bewerkstelligt. L. 43. D. eod. - 4. Findet sich der seiner Sache Verluftig-Gegangene im Befiße der diese nach sich ziehenden Hauptsache, so hat er bis zu erfolgter Entschädigung die Exceptio doli resp. Retention. L. 23. §. 4. D. eod. 5. Werden die verbundenen Sachen wieder getrennt, so lebt das Eigenthum an den durch die Verbindung

Ad 1. Dem bona fide auf fremden Boden mit seinen Sämereien, Pflanzen, Bäumen Säenden, Pflanzenden steht, falls er im Besize des betref= fenden Grundstückes ist, bis zu erlangter Entschädigung *) gegen den vindicirenden Eigenthümer in der Regel die Exceptio doli schüßend zur Seite. §. 32. I. de rer. div. (2. 1.) verb. ita eiusdem exceptionis (doli mali) auxilio tutus esse potest is, qui alienum fundum sua impensa bona fide consevit. L. 11. C. de rei vind. (3. 22.) **). Ift er dagegen nicht im Besize des betreffenden Grundstückes, so versagt ihm das römische Recht einen klagbar zu verfolgenden Anspruch auf Entschädigung, die eben nur auf dem Wege der Retention soll erlangt werden können. Arg. L. 33. D. de cond. ind. (12. 6.) L. 14. D. de doli exc. (44. 4.) Hat Jemand mit eigenen Säm ereien, Pflanzen, Bäumen wissentlich fremden Boden besäet, bepflanzet, und es ist dies animo donandi geschehen, so kann sowenig Klage- wie Erceptionsweise ein EntschädigungsAnspruch geltend gemacht werden, arg. L. 2. i. f. C. de rei vind. (3. 32.) L. 14. D. de don. (39. 5.), wohl aber ist beides dann der Fall, wann das Ansäen, Anpflanzen als Ausfluß eines contractlichen oder quaficontractlichen Verhältnisses erscheint, z. B. eines Mandates, einer Negotiorum gestio, L. 5. C. de rei vind. (3. 32.) verb. non eorum negotium gerentes, und in der Form der Retention auf Grund der Exceptio doli mali hin,

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verlorenen Sachen wieder auf, und der frühere Eigenthümer kann sie vindiciren. Arg. §. 29. I. de rer. div. (2. 1.) L. 7. §. 10. D. de adq. rer. dom. (41.1.) *) Unter Umständen muß sich indessen der bona fide Säende, Bauende mit dem bloßen lus tollendi begnügen. L. 38. D. de rei vind. (6.1.) Celsus: In fundo alieno, quem imprudens emeras, aedificasti aut conseruisti; deinde evincitur bonus iudex varie ex personis causisque constituet. Finge et dominum eadem facturum fuisse reddat impensam, ut fundum recipiat, usque eo duntaxat, quo pretiosior factus est. ... Finge pauperem, qui si reddere cogatur, laribus, sepulchris avitis carendum habeat: sufficit tibi permitti tollere ex his, quae possis.

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**) L. 11. C. cit. Diocl. et Max. Si quis sciens alienum agrum sevit vel plantas

imposuit: postquam hae radicibus terram fuerint amplexae, solo cedere rationis est. Domini enim magis segetem vel plantas, quam per huiusmodi factum solum suum facit. Sane eum, qui bona fide possidens, hoc fecerit, per doli mali exceptionem contra vindicantem dominium servare sumptus, iuris auctoritate significatum

est.

sessores...

wenn das Anfäen und Anpflanzen des malae fidei possessor unter den Gesichtspunct der Impensac necessariae fällt. Man nehme den Fall, der Bestßer eines fremden Ufergrundstückes bepflanzt dasselbe mit Weiden und Schilfrohr, um den daselbst unausbleiblichen Verwüstungen des Flusses ein Ziel zu sehen. L. 5. C. cit. verb. Malae fidei posnon eorum negotium gerentes, quorum res est, nullam habeant repetitionem, nisi necessarios sumptus fecerint. Stellt sich das Pflanzen und Säen auf fremdem Grundstücke blos als Sumptus utilis dar, so ist für den malae fidei possessor nur das Ius tollendi begründet *). L. 5. C. cit. Sin autem utiles (sumptus,) licentia eis permittitur sine laesione prioris status rei eos aufferre.

Ad 2.) Pflanzt Jemand auf eigenem Boden bona fide fremde Bäume, Gesträuche, so hat deren ursprünglicher Eigenthümer wegen Verlustes seines Eigenthums Anspruch auf Entschädigung, den er nicht nur als Besizer des Grundstücks gegen den Vindicanten mit der Exceptio doli, L. 23. §. 4. D. de rei vind. (6. 1.), sondern auch als Nichtbefizer mittelst der Actio in factum (ex Lege Aquilia) geltend macht. L. 23. §. 5. D. eod. Paulus: Ideoque in omnibus his casibus, in quibus neque ad exhibendum neque in rem locum habet, in factum actio necessaria est. — Wider den mala fide auf eigenen Boden fremde Bäume, Gefträuche Pflanzenden ist, insoferne er ein Furtum dabei begangen, die Condictio furtiva und Actio furti begründet **), aber auch, wenn diese Klagen nicht Plaß greifen, kann sich der ursprüngliche Eigenthümer wegen Ersaßes mit einer utilis in rem actio d. h. mit einer Rei vindicatio utilis an den Pflanzenden, Säenden halten, den die Römer wie einen fictus possessor behandeln, qui dolo malo desiit possidere. L. 5. §. 3. D. eod. Ulp. De arbore, quae in alienum agrum translata coaluit et radices immisit, Varus et Nerva utilem in rem actionem dabant:nam si nondum coaluit, mea esse non desinet.

*) Daß der malae fidei possessor bei der Hereditatis petitio auch wegen Impensas utiles ein Retentionsrecht hat, L. 38. D. de her. pet. (5. 3.), ist eine über diese Klage hinaus nicht auszudehnende Singularität.

**) Hierher gehört das, was oben S. 103. 107. 108. darüber gesagt worden ist, daß nicht jeder mala fide Specificirende deshalb auch schon ein Fur sei, wie in der Regel behauptet wird.

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