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sident, pro modo scilicet latitudinis cuiusque praedii, quae latitudo prope ripam sit. §. 23. I. de rer. div. (2. 1.) Das neue Flußbett hört, wenn es bisher Privateigenthum war, auf, dies zu sein, indem es sich in eine Res publica verwandelt. §. 23. I. cit L. 7. §. 5. D. cit. Novus alveus eius iuris esse incipit, cuius et ipsum flumen, id est, publicus iuris gentium. Sucht der Fluß später sein altes Bett wieder auf, so behält das jüngst verlassene, wenn es früher eine Res publica war, z. B. ein öffentlicher Weg, diesen Character auch jeßt bei, L. 38. D. de adq. r. dom. (41. 1.) *) war es dagegen vorher Privateigenth um, so fällt es nun nicht an die früheren Eigenthümer zurück, wie man, wenn auch nicht nach der Consequenz, doch nach der Billigkeit erwarten sollte, sondern

*) L. 38. D. cit. Alfenus Varus: Attius fundum habebat secundum viam publicam, ultra viam flumen erat et ager Lucii Titii; fluit flumen paulatim, primum omnium agrum, qui inter viam et flumen esset, ambedit et viam sustulit, postea rursus minutatim recessit, et alluvione in antiquum locum rediit; respondit, quum flumen agrum et viam publicam sustulisset, eum agrum eius factum esse, qui trans flumen fundum habuisset; postea quum paulatim retro rediisset, ademisse ei, cuius factus esset, et addidisse ei, cuius trans viam esset, quoniam eius fundus proximus flumini esset ; id autem quod publicum fuisset, nemini accessisse ; nec tamen impedimento viam esse ait, quominus ager, qui trans viam alluvione relictus est, Attii fieret; nam ipsa quoque via fundi esset. Der Fall dieser L. 38. ift folgender: Die Grundstücke des Attius und Lucius Titius werden durch die öffentliche Land= ktraße von einander getrennt, und auf der entgegengeseßten Seite des leßteren zieht sich ein Fluß her, Tritt dieser Fluß nach der Seite des Lucius Titius hin aus seinem Bette, und nimmt seinen Lauf über dessen (des Lucius Titius) Grund= ftück und über die öffentliche Landstraße, so wird der Alveus derelictus von dessen Angrenzer X auf der Uferseite, die der Fluß nicht überschritten hat, erworben, (eum agrum eius factum esse, qui trans flumen fundum habuisset). Weicht späterhin der Fluß in sein altes Bett zurück, so verliert natürlich der Antieger X sein bisheriges Eigenthum daran, und das jüngst verlassene Flußbett, welches früher theils dem Lucius Titius gehört hatte, theils öffentliche Landstraße gewesen war, fällt, soweit ersteres der Fall, dem Attius zu, soweit leßteres, wird es wieder, wie früher, öffentliche Landstraße. Auffallend könnte hierbei erscheinen, daß der Accessions-Erwerb des Attius nicht durch die zwischen seinem und dem früheren Grundflücke des Lucius Titius in der Mitte liegende öffentliche Landstraße gestört wird. Diesem Bedenken begegnet Alfenus durch die Bemerkung, daß der öffentliche Weg (zum Zwecke des Acceffions Erwerbes) wie eine Fortseßung des angrenzenden Grundstückes betrachtet werde; nam ipsa quoque via fundi esset.

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es wird abermals unter die Anlieger vertheilt. L. 7. §. 5. D. cit. Gaius: Quodsi post aliquot temporis ad priorem alveum reversum fuerit flumen, non tamen is, cuius is ager fuerat, stricta ratione quidquam in eo alveo habere potest, quia et ille ager, qui fuerat, desiit esse, amnissa propria forma; et quia vicinum praedium nullum habet, non potest ratione vicinitatis ullam partem in eo alveo haberc; sed vix est, ut id obtineat *). §. 23. i. f. I. cit. Vergl. L. 38. D. de adq. r. dom. (41. 1.) Schmid a. a. D. S. 134. Note 40. Ift inmitten des Flusses eine Insel entstanden, der eine Flußarm vereinigt sich aber spåterhin mit dem anderen, so daß nach der einen Inselseite hin das Bett trocken gelegt wird, so theilen sich die Eigenthümer dieser Inselseite und die gegenüberliegenden Eigenthümer je nach der Ausdehnung ihrer Grundstücke in den Alveus derelictus. L. 56. §. 1. D. eod. — Daß bloße Ueberschwemmung eines Ackers, wenn sie wieder aufhört, keine Aenderung im Eigenthume hervorruft, versteht sich von selbst. L. 7. §. 6. L. 30. §. 3. D. eod. §. 24. I. I. c. L. 1. §. 9. D. de flum. (43. 12.)

S. 69.

Fortseßung.

Von dem früheren Unterschiede der Agri limitati
und arcifinii,

Nach römischem Rechte konnten die bisher erörterten, vierfachen Gestaltungen neuen Eigenthumserwerbes nur bei Agris arcifiniis, nicht auch bei Agris limitatis vorkommen. L. 16. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) L. 1. §. 6. 7. D. de fluminibus (43. 12.) Fróntinus de controv. agr. p. 16. i. f. p. 17. Ed. Lachm. Und mit dieser Unterscheidung hatte es denn folgende Bewandtniß. In Roms ältester Zeit war das ganze Gebiet des Staates Ager publicus, nur die Possessio und der Usus der einzelnen Grundstücke wurde den römischen Bürgern bis auf eine etwaige Wiedereinziehung des Staates überlassen **). Späterhin bildete

*) Die Schlußworte des Gaius wollen sagen: „indessen möchte diese Argumentation kaum (vor einer gründlichen theoretischen Erwägung) Stich halten." Bergl L. 24. D. de adq. v. om. her. (29. 2.) L. 10. pr. D. de usurp. (41. 3.) u. a. m. Daß durch dieses Bedenken deren practische Geltung nicht alterirt wurde, dafür bürgt §. 23. i. f. I. cit.

**) Niebuhr Römische Geschichte, Zweite Aufl. S. 153 ff. Puchia Cursus der Inft. I. S. 40.

fich freilich das private Dominium ex iure Quiritium an Grundstücken aus, allein auch dieses wurde als vom Staate abgeleitet betrachtet, weil man es nur auf zwei Arten von diesem erlangen konnte, durch Assignation (Ager assignatus) oder kauf, (Ager quaestorius *). In dem einen wie in dem anderen Falle wurden die als Privateigenthum an einzelne römische Bürger überlassenen Agri publici von den Finitores (Anfangs waren dies die Augurn, später die Agrimensoren) nach den mit dem Ius sacrum in Zusammenhang stehenden Regeln ihrer Kunst, (Markscheidekunft,) welche Varro laut Frontinus (de limitibus. Ed. Lachm. p. 27.) von den Etruskern herleitet**), vermessen, und mittelst bestimmter Grenzzeichen (Grenzsteine und Grenzpfähle, Anfangs ganz einfach, späterhin in künstlicherer Weise gebildet) abgesteckt. Der Act einer derartigen Vermessung, wobei eine Feldmark durch darüber gezogene, rechtwinklicht auf einanderstoßende Linien von Süden nach Norden (Cardines) und von Often nach Westen (Decumani) in Centurien, welche die Gestalt gleiche großer Vierecke (nämlich von zweihundert Jugera) hatten, getheilt ward, hieß Limitatio ***), der also getheilte Acker Ager limitatus†). Festus s. v. Limitatus ager est in centurias dimensus. Es dauerte nicht lange, so gab es Agri privati, die nicht vom Staate in obiger Weise erworben, und also auch nicht limitirt waren, sondern ihre Grenzen in natürlichen Merkzeichen fanden, wie in Bergen, Bächen, Flüssen, Felsen, Bäumen, Wäldern, Abhängen, Schluchten, Gräben, u. dergl. Alle folche nicht limitirte, nur natürliche Grenzen habende Grundstücke hießen Agri arcifinii++). Isidor. Or. XV. 13. Arcifinius ager dictus est, quia certis linearum mensuris (non) continetur, sed arcentur fines eius

*) Sicculus Flaccus, de condicionibus agrorum, Ed. Lachm. p. 136. v. 14 seqq. pag. 151. v. 17. p. 152. v. 23. pag. 154. v. 9. **) Frontin. I. c. Limitum prima origo, sicut Varro descripsit, a disciplina Etrusca, quod aruspices orbem terrarum in duas partes diviserunt cet. ***) Sicc. Flacc. I. c. p. 154. 158. Vergl. Hyginus de limitibus constituendis. Ed. Lachm. p. 166 seqq. Frontinuside limit. Ed. Lachm. p. 26. seqq. +) Hyginus l. c. p. 199.

++) Ueber die Unterscheidung der Agri limitati und arcifinii vergl. auch noch Niebuhr a. a. D. II. S. 694 ff. Puchta a. a. D. II. §. 223. S.501. Rudorff in der Zeitschr. f. gesch. R. W. X. S. 360. 429. und Böcking Institutionen I. S 325 ff.

obiectu fluminum, montium, arborum; cet. Aggennius Urbicus de controv. agror. Ed. Lachm. p. 72. Sicculus Flaccus de condic. agror. Ed. Lachm. p. 138.

Gerade weil bei Agris arcifiniis die Grenzen in der Regel durch die Natur dargebotene waren, stand auch ihrer Veränderung durch Naturereignisse nichts im Wege, und daher kamen denn die oben geschilderten vier Accessions-Formen bei ihnen ganz unbedenklich zur Anwendung. Anders verhielt sich dies mit den Agris limitatis. Ihre Größe war durch die in den öffentlichen Kataster-Listen und Karten verzeichnete Zahl der Centurien Ein für allemal bestimmt, und diese Listen und Karten, bisweilen auf Bronze eingegraben, wurden in öffentlichen, namentlich den kaiserlichen Archiven verwahrt *). Ganz erklärlich also, daß man das auf solche Weise festgestellte Ergebniß einer Limitation nicht jedweder zufälligen Einwirkung der Natur Preis gab, und daher dem Ius alluvionis auf Agri limitati die Anwendung ebenso versagte, L. 16. D. de adq. r. dom. (41. 1.), wie man deren Eigenthümern das Recht absprach, die Insula in flumine nata und den Alveus derelictus iure accessionis als ihr Eigenthum anzusprechen. Vielmehr werden die beiden leßteren von Ulpian in L. 1. §. 6. 7. D. de flum. (43. 12.) als Res nullius, und folgeweise der Occupation anheimfallend bezeichnet. Heutzutage ist von der angeführten Unterscheidung der Agri limitati und arcifinii keine Rede mehr und daher das römische Ius accessionis auf alle Grundstücke anwendbar.

S. 70.

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BB. Verbindung beweglicher Sachen mit unbeweglichen.

Wird eine bewegliche Sache mit einer unbeweglichen in der Art verbunden, daß jene zu einem Bestandtheile dieser wird, so erwirbt der

...

*) Siculus Flaccus de cond. agror. Ed. Lachm. pag. 154. Quidam formas in acre scalpserunt, id est in aeris tabulis scripserunt. hi tamen quidquid instituerunt curandum erit ut fide aestimetur, nequis voluntario finem proferat. illa tantum fides videatur quae aereis tabulis manifestata est. quod siquis contradicat, sanctuarium Caesaris respici solet. omnium enim agrorum et divisorum et assignatorum formas, sed et divisionem et commentarios et principatus in sanctuario habet. qualescumque enim formae fuerint, si ambigatur de earum fide, ad sanctuarium principis revertendum erit.

Eigenthümer der Immobilie die also mit derselben verbundene Mobilie. Die Form, in welcher eine derartige Verbindung vorkommen kann, ist eine zwiefache, die der Satio oder Plantatio und die der Inaedificatio.

1. Satio und Plantatio.

Besteht die Verbindung einer beweglichen Sache mit einer unbeweglichen in Säen und Pflanzen, so erwirbt der Grundeigenthümer nach der Regel: Solo cedit, quod solo implantatur den Saamen und die gepflanzten Gegenstände, sobald sie organisch fest geworden sind, d. h. gekeimt, gewurzelt haben, und dabei erscheint es gleichgültig, ob der Grundeigenthümer fremden Saamen, fremde Pflanzen auf seinen Boden oder ob der Eigenthümer des Saamens, der Pflanzen diese auf fremden Boden säet und pflanzet. §. 31. I. de rer. div. (2. 1.) Si Titius alienam plantam in suo solo posuerit, ipsius erit, et ex diverso si Titius suam plantam in Maevii solo posuerit, Maevii planta erit, si modo utroque casu radices egerit; aute enim quam radices egerit, eius permanet, cuius fuerat. L. 26. §. 2. D. de adq. r. dom. (41.1.) L. 9. §. 2. D. de damn. inf. (39. 2.) L. 11. C. de rei vind. (3. 32.) Stehen Bäume in der Nähe einer Grenze, so entscheiden über deren Eigenthum nicht die Wurzeln, sondern der Ort, wo der Stamm dem Boden entwächst*). Auch hat der Nachbar in solchen Fällen nicht

*) Schwierigkeiten macht auf den ersten Blick Gaius in L. 7. §. 13. D. de adq r. dom. (41. 1.) durch die nachstehenden Worte, welche wohl zumerken unmittelbar auf den Saß folgen, der dem Grundeigenthümer die Pflanze zuspricht, so bald sie Wurzel getrieben, früher aber nicht: His conveniens est: quod si vicini arborem ita terra presserim, ut in meum fundum radices egerit, meam effici arborem. Rationem enim non permittere, ut alterius arbor intelligatur, quam cuius fundo radices egisset. Ed ideo prope confinium arbor posita, si etiam in vicinum fundum radices egerit, communis est, (L. 8. eod. Marcian.) pro regione cuiusque praedii. — Indem man übersehen hat, daß die vorstehenden Worte nur nähere Ausführung der unmittelbar vor= hergehenden sein sollen: (planta) illius erit, si modo radices egerit; antequam enim radices ageret, illius permanet, cuius et fuit, und folgeweise darin von der Frage die Rede ist, wann der Eigenthumswechsel der Pflanze eintritt, nicht, wo die Wurzeln getrieben haben müssen, um diesen zu bewirken, glaubte man einen Widerspruch der L. 6. §. 2. D. cit mit unserer L. 7. §. 13. D. cit. und dem beinahe gleichlautenden S. 31. I. de rer. div.

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