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est. L. 6. §. 2. D. cit.

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Daß der Erbe die Ufucapion einer vom Erblaffer bereits beseffenen Sache erst beginnt, kann nur dann vorkommen, wann ein Vitium ex re, z. B. die Eigenschaft einer Res furtiva, zu Lebzeiten des Erblassers der Ersizung im Wege gestanden hat, und dasselbe unter dem Erben hinweggefallen ist. L. 24. §. 1. D. de usurp. (41, 3.) -Hatte der Erblaffer die Detention oder den f. g. abgeleiteten juristischen Besiß einem Andern, z. B. dem Pachter, Emphyteuta übertragen, so sezen leztere die Usucapion auch für den Erben als deffen Stellvertreter ununterbrochen fort. L. 30. §. 5. i. f. D. de adq, v. am. poss. (41. 2.)

Schließlich zeigt sich die Behandlung des Ufucapionsbesizes des Erblaffers und Erben als eines und desselben darin wirksam, daß lezterer nach römischem Rechte troß eigener mala fides den bona fide begonnenen Ufucapions Befiz des ersteren fortsett *), umgekehrt dagegen selbst bei eigener bona fides nicht im Stande ist, eine neue Ersigung zu beginnen, sobald der Erblasser mala fide war. §. 12. I. de usuc. (2. 6.) Diutina possessio, quae prodesse coeperat defuncto, et heredi et bonorum possessori continuatur, licet ipse sciat praedium alienum, quod si ille iustum initium non habuit, heredi et bonorum possessori, licet ignoranti, possessio non prodest. L. 2. §. 19. D. pro empt. (41. 4.) L. 3. C. commun. usuc. (7. 30.) Hatte der Erblasser bona fide eine Sache erworben, der Besiz derselben wurde aber erst dem in mala fide befindlichen Erben übergeben, so blieb auch nach römischem Rechte die Usucapion ausgeschlossen. L. 43. pr. D. de usurp.

Hiernach konnte sich also der das Interdictum Utrubi anstellende Erbe den fehlerlosen Besitz seines Erblaffers im leßten Jahre nur dann anrechnen, wann er zugleich selbst Befizhandlungen ausgeübt hatte. Wie wir aus L. 13. §. 4. cit. ersehen, bestanden zwar einige römische Juristen auf diesem Erforderniß nicht, allein die gegentheilige Ansicht trug den Sieg davon. Im justinianeischen Rechte ist das Interdictum Utrubi bis auf das dazu erforderliche Object beweglicher Sachen dem auf Immobilien gehenden Interdictum Uti possidetis vollkommen gleichgestellt worden, und damit die Accessio possessionis bei ersterem außer Anwendung gekommen. Daß gleichwohl noch hierauf bezügliche Stellen in den Digesten Aufnahme gefunden haben, kann, dà Aehnliches nicht selten der Fall, unmöglich Wunder nehmen. Ueber L. 13. §. 4. D. cit. vergl. auch noch v. Vangerow Leitf. I. G. 530.

Nach canonischem Rechte darf natürlich der Erbe sowenig mala fide sein, wie der
Erblasser.

(41. 3.) Papinianus: Heres eius, qui bona fide rem emit, usu non capiet sciens alienam, si modo ipsi possessio tradita sit: continuatione vero non impedietur heredis scientia.

S. 59.
Fortseßung.

Von der Accessio possessionis s. temporis.
Dig. XLIV. 3. De diversis temporalibus praescriptionibus
et accessionibus possessionum; insbesondere L. 14. pr.
D. eod. Scaevola: De accessionibus possessionum nihil in
perpetuum, neque generaliter definire possumus: consistunt
enim in sola aequitate. Vergl. Denzinger, die Accessio pos-
sessionis nach dem römischen und canonischen Rechte. Würzburg
1842. 8.

Das Vorstehende hat gezeigt, wie der Erbe als Successor per universitatem in den Usucapionsbefiz des Erblaffers, diesen fortsegend, eintritt; die jeßige Darstellung soll zeigen, inwieferne sich ein Besizer als Singularfucceffor die Possessio seines Vorgängers bei Geltendmachung der Usucapion anrechnen dürfe. Während die Successio in den Besig des Erblaffers als Ausfluß der civilrechtlichen Personeneinheit zwischen lezterem und dem Erben (heredibus datur accessio testatoris, L. 14. §. 1. D. h. t.) sicherlich seit den ältesten Zeiten bei der Usucapio zur Anwendung kam*), kann mit derselben Bestimmtheit von der blos auf prätorischer Billigkeit beruhenden Accessio possessionis das Gegentheil behauptet werden. Vielmehr ist anzunehmen, daß fie mit Bezug auf die Praescriptio longi temporis entstanden, und erst allmälig in

*) Die Worte der Inftitutionen II. 6. §. 12.: quod nostra constitutio similiter et in usucapionibus observari constituit, ut tempora continuentur, stehen mit dieser unsrer Annahme nicht im Widerspruch, da Justinian in Anbetracht wiederholter Pandectenausfprüche, die den Erben ganz zweifellos in des Erblassers Befit fuccediren laffen, vergl. L. 30. pr. D. ex quib. caus. (4. 6.) L. 15. pr. L. 43. D. de usurp. (41. 4.), unmöglich die Successio heredis in usucapionem testatoris als von ihm neu eingeführt konnte bezeichnen wollen, vielmehr find obige Worte von der Usucapio transformata zu verstehen, wie sie aus der unter nostra constitutio gemeinten L. un. C. de usucapione transformanda (7. 31.) hervorgegangen.

einzelnen Fällen, nachweislich zuerst von den Kaisern Severus und Antoninus im Falle des Kaufs, §. 13. I. de usuc. (2. 6.), auf die Usucapio angewendet worden ist, L. 2. §. 16. 20. D. pro empt. (41. 4.), bis endlich Juftinian verordnet hat, bei jeder Ersizung solle Accessio possessionis Plaß greifen können. L. un. C. de usuc. transform. (7. 31.) verb. Hoc tantummodo observando, ut in his omnibus casibus ab initio eam bona fide capiat, secundum quod exigit longi temporis praescriptio: et ut continuetur ei possessio etiam anterioris iusti possessoris et connumeretur in decennium vel viginti annorum spatium vel tricennium. S. 12. i. f. I. de usuc. (2. 6.)

Damit im einzelnen Falle die Accessio possessionis zur Anwendung komme, ist erforderlich:

1. daß zwischen dem sich derselben Bedienenden und seinem Vorgänger oder seinen Vorgängern (L. 14. §. 3-5. L. 15. §. 1. 2. 6. D. h. t.) das Verhältniß einer Successio singularis obwalte, gleichviel, mag dies nun ein freiwillig hervorgerufenes sein, wie beim Kaufe, Tausche, der Schenkung, oder ein wider Willen des bisherigen Besigers eingetretenes, wie bei der zwangsweisen Veräußerung eines Pfandes. L. 14. §. 1. D. eod. Scaevola: (Accessiones possessionum) plane tribuuntur his, qui in locum aliorum succedunt sive ex contractu sive voluntate. §. 13. I. de usuc. (2. 6.) L. 7. §. 3. D. de iure dot. (23. 3.) L. 13. §. 10. 11. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) L. 14. §. 5. D. h. t. Scaevola: emptori accessio tui temporis dari debebit, licet invito te pignora distracta sint. L. 13. §. 9. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.).

Indessen muß das der Successio singularis zur Grundlage dienende Rechtsverhältniß auch juristischen Bestand haben, indem selbst da, wo auf einen Titulus putativus hin von dem ersten Empfänger der Sache usucapirt werden kann, eine Accessio possessionis nicht eintritt. L. 2. §. 16. D. pro empt. (41. 4.) Paulus: Si a furioso, quem putem sanae mentis, emero: constitit usucapere utilitatis causa me posse, quamvis nulla esset emptio; et ideo neque de evictione actio nascitur mihi, nec Publiciana competit nec accessio possessionis.

Ueberträgt der Erbe eine Res hereditaria z. B. in Folge Verkaufs,

Legats auf einen Andern, so macht sich ein Zusammentreffen der Successio per universitatem und singularis in der Art geltend, daß der Empfänger (der Käufer, Legatar,) feinen Besit zusammenrechnen darf mit dem des Erben und Erblaffers. L. 15. §. 6. D. h. t. Venuleius: Ei, cui heres rem hereditariam vendidit, et heredis tempus et defuncti debet accedere. L. 14. §. 1. D. de usurp. (41. 3.) Paulus: In re legata, in accessione temporis, qua testator possedit, legatarius quodammodo quasi heres est. L. 13. §. 10. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.)

Wird das eine Sache auf einen Andern übertragende Rechtsgeschäft wieder rücklings aufgehoben, so findet Accessio possessionis Statt; z B. ein Kauf wird durch die Actio redhibitoria rescindirt; hier rechnet sich der Rescindirende den Besiz des Käufers an. L. 13. §. 2. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) L. 19. D. de usurp. (41. 3.) L. 6. §. 1. D. h. t. Vergl. L. 13. §. 9. D. cit. Ulpian. Si iussu iudicis res mihi restituta sit, accessionem esse mihi dandam placuit. Erlangt dagegen der Auctor des Besizes, z. B. der Verkäufer, nach erfolgter Tradition die zu ersihende Sache wieder, ohne daß sich die iusta causa traditionis rücklings auflöst, so kann von einer Accessio possessionis so wenig die Rede sein, als wenn ein Dritter den Besiß erlangt hätte. L. 14. pr. D. de usurp. (41. 3.) L. 15. §. 5. D. h. t.

2. Der Successor singularis muß gleich dem Vorgänger in conditione usucapiendi, d. h. also sein Besit gerade so fehlerfrei sein, wie der feines Auctors *). L. 13. §. 1. 12. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) Ulpian. Accessiones in eorum persona locum habent, qui habent propriam possessionem: caeterum accessio nemini proficit, nisi ei qui ipse possedit. §. 13. Praeterea ne vitiosae quidem possessioni ulla potest accedere: sed nec vitiosa ei, quae vitiosa non est. L. 2. §. 17. D. pro empt. (41. 4.) Paulus: Si eam rem pro emptore

*) Die Ansicht Hameaur's a. a. D. S. 154. ff. S. 229., wornach bei der Usucapio felbft im Falle der Singularsucceffion der Succeffor, (auch bei dem Erwerbe ex causa lucrativa) nicht in bona fide zu sein braucht, wohl aber bei der Praescriptio longi temporis, ist zunächst eine Consequenz seiner unrichtigen Annahme der fortdauernden Verschiedenheit der Usucapio und longi temporis Praescriptio, würde aber, diese selbst zugegeben, aus L. un. C. de transf, usuc. (7, 31.) immer noch nicht folgen, sondern in Betracht der Worte: ut in his omnibus cet. vielmehr das im Texte Gesagte. Vergl. v. Madai a. a. D. S. 83. 84.

usucapiebas, scienti mihi alienam esse vendideris, non capiam usu. Indessen konnte der Singularsucceffor, wenn er selbst bona fide war, noch im justinianeischen Rechte troß der mala fides feines Vorgängers eine neue (ordentliche) Ersizung beginnen. L. 5. pr. D. h. t. L. 1. C. de praescr. 1. t. (7. 33.) Erst das Novellenrecht (Nov. CXIX. C. 7.) hat dies durch die Bestimmung beschränkt, daß von einem Possessor malae fidei veräußerte Immobilien — Mobilien waren unter der gleichen Voraussetzung als Res furtivae schon ohnehin der Ersizung entzogen, — falls der Eigenthümer keine Kunde von der Veräußerung und dem Besize des Dritten habe, erst in dreißig Jahren, nicht schon mit dem Ablaufe der ordentlichen Ersizungszeit sollten ersessen werden können.

3. Ein leztes Erforderniß zur Accessio possessionis besteht darin, daß sich der frühere Besit dem späteren unmittelbar anreihe, also weder der eines Dritten in der Mitte liege, noch der frühere eher aufhöre, als der spätere beginnt. L. 15. §. 1. D. de div. temp. praescr. (44. 3.) Venulejus: Accessio possessionis fit non solum temporis, quod apud eum fuit, unde is emit: sed et qui ei vendidit, unde tu emisti: Sed si medius aliquis ex auctoribus non possederit, praecedentium auctorum possessio non proderit, quia coniuncta non est: sicut nec ei, qui non possidet, auctoris possessio accedere potest. L. 16. D. eod.

S. 60.

E. Ablauf der gehörigen Zeit, Tempus.

Dig. XLIV. 3. De diversis temporalibus praescriptionibus cet. L. 3. D. de usurp. (41. 3.) Modestinus: Usucapio est adiectio dominii per continuationem possessionis temporis lege definiti.

Die ununterbrochen fortgesezte Possessio muß zum Zwecke der Erfizung auch die gehörige Zeit gedauert haben, und zwar ist diese nach neuestem Rechte bei beweglichen Sachen drei Jahre, bei unbeweg lichen je nach der An- oder Abwesenheit des Besthers und Eigen= thümers zehn und zwanzig Jahre.

L. un. C. de usuc. tranf. (7. 31.) Pr. I. de usuc. (2.6.) Iure civili constitutum fuerat, ut, qui bona fide ab eo, qui dominus non erat, cum crediderit, eum dominum esse, rem

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